Volltext Seite (XML)
Referate und kleinere Mittheilungen. In unserer letzten Ausgabe versprachen wir, eine Beschreibung der vier grofsen Eisenwerke in Süd- Wales zu geben, welche von den Mechanical Engineers gelegentlich deren jüngst in Cardiff stattgehabten Meetings besucht wurden. Wir kommen heute diesem Versprechen nach, indem wir uns dabei der ausge zeichneten Berichte des Engineering bedienen. 1. Die Cyfarthfa-Eisenwerke. Die Gründung dieser Werke ist auf die ersten An fänge der Eisenindustrie von Süd-Wales zurückzuführen, und da in denselben noch manche Einrichtungen ver gangener Zeiten in Betrieb sind, bei ihren Neuanlagen aber die Fortschritte des Eisenhüttenwesens gebüh rende Berücksichtigung fanden, so bieten sie ein selt sames Gemisch von früherer und heutiger Hütten praxis. Die alten Hochöfen, deren ältester die Jahreszahl 1765 trägt, sind nicht mehr in Betrieb. Sie bilden jetzt eine etwa 6 m hohe Plattform zur Ablagerung der Beschickungsmaterialien für die neuen Hochöfen; die Plattform ist durch eine schiefe Ebene mit letzte ren verbunden. Die neuen drei Hochöfen, welche erst im Laufe des Jahres fertig geworden sind, messen je 21,33 m vom Bodenstein bis zur Gicht, der Durch messer ist oben 3,66, im Kohlensack 5,32 und im Gestell 2,28 m, der Rauminhalt ist 311 bis 339 cbm (11 bis 12 000 Cubikfufs). Der erforderliche Wind wird von drei verticalen , direct wirkenden Gebläse maschinen mit Gondensation mit 838 mm Dampf- cylinder-Dtr., 1829 mm Windcylinder-Dtr. und 1371 mm Hub geliefert; der zugeführte Dampf bat 5,6 kg und der Wind 0,24 bis 0,28 kg (event. auch bis 0,42 kg) Druck. Die Gichtgase bestreichen eine Reihe von neun flufseisernen Gallowaykesseln nebst zwei Greenschen Vorwärmern; hinter den Oefen liegen sieben Cowper- sehe Winderhitzer in einer Reihe, deren Heifsluft- Abführungen in einem gemeinsamen Rohr endigen. Jeder Ofen hat sechs wassergekühlte Formen von ge wöhnlichem Typus. Zwischen den Oefen und den Masselformen läuft ein Geleise, auf welchem sich die Wagen bewegen, die zur directen Ueberführung des flüssigen Roheisens zur neuen in der Vollendung be griffenen Bessemerei bestimmt sind. Letztere enthält gemäfs dem Projecte zwei Converter von je 8 t Fas sungsvermögen, die Böden derselben sind mittelst einer hydraulischen, fahrbaren Hebevorrichtung aus lösbar, und zwar soll die Auslösung eines alten und Einsetzung eines neuen Bodens zusammen nicht mehr als 20 Minuten in Anspruch nehmen. Hinter den Convertern liegen die Cupolöfen für Spiegel- und Ab falleisen ; die gefüllten Pfannen werden auf hydrau lischem Wege nach oben befördert. Die Gicht der Cupolöfen liegt in der oberen Plattform der Converter, so dafs die ganze Anlage unter eine Bedachung ge bracht werden kann, falls sich dies als erforderlich erweisen sollte. Die zugehörige Gebläsemaschine ist eine verticale Hochdruck-Compoundmaschine mit Gondensation von 1067 und 1981 mm Cylinder-Dtr. und 1524 mm Hub. Das Wasser für die Hebewerke wird durch ein Paar Pumpen von 457 mm Dtr. und 610 mm Hub geliefert. Gegenüber der Giefsgrube, welche 12 m Durchmesser hat und durch drei Krahnen bedient wird, liegen vier Wärmöfen, die mit je vier Beschickungsthüren ver sehen und zur Aufnahme von 9 Blöcken berechnet sind. Die Beschickung und das Ziehen der letzteren geschieht mittelst eines gemeinschaftlichen hydrau lischen Apparats. Von dort gelangen die Blöcke in die 36zölligen Blockwalzen, die durch eine Zwillings- Condensationsmaschine mit 1016 mm Cylinder-Dtr. und 1524 mm Hub und einer Uebersetzung von 2: 1 getrieben werden; über Rollen gehen sodann die Blöcke zu den 27zölligen Vorwalzen, von wo sie durch hydraulische Apparate zu den mit den Vorwalzen in einer Linie liegenden Fertigwalzen geschafft werden. Letztgenannte hydraulische Apparate besteht aus einem unter der Hüttenflur liegenden horizontalen Cylinder mit Kolben, parallel zu den Walzen. An der Kolbenstange ist eine umgekehrt liegende Zahnstange befestigt, die in ein auf einer Welle aufgekeiltes Trieb rad eingreift; die zu den Walzen natürlich senkrecht liegende Welle trägt drei Trommeln, auf welchen sich ebensoviele Drahtseile aufwickeln können. Letztere laufen unter der Hüttenflur her und sind mit über dem Boden hervorragenden Nasen versehen, welche die Rohschienen fassen und mitnehmen. Die Schienenwalzen werden durch eine Zug maschine mit Gondensation betrieben, deren Gylinder je 1270 mm Dtr. und 1372 mm Hub besitzen. Zum Betriebe der verschiedenen Walzenstrafsen sind zwölf Lancashire-Kessel mit einem 61 m hohen Schornstein vorhanden. Die von den Fertigwalzen kommenden Schienen gelangen auf Rollen nach einer Pendelkreissäge von 1,5 m Dtr., auf der sie mittelst sinnreicher Anord nungen genau auf die erforderlichen Längen geschnitten werden. Zur Herrichtung, Bohrung u. s. w. der Schie nen ist ein besonderes Gebäude mit den neuesten Einrichtungen gegenüber dem Walzwerk vorgesehen. Der Entwurf zur neuen Anlage ist von Edward Williams in Middlesbrough angefertigt worden; in der Ausführung ist er von E. Hambly, dem Betriebs ingenieur, unterstützt worden. Aufser der in Vorstehendem beschriebenen Anlage sind noch eine Reihe von Gebäulichkeiten aus älterer Zeit vorhanden. In einer derselben ist eine Stab- walzenstrafse, eine weitere hat 18 Puddelöfen mit den erforderlichen Walzenstrafsen, welche durch Wasser kraft in Bewegung gesetzt werden, weitere Gebäulich- keiten, in denen früher Puddel- und Walzwerksbetrieb war, sind zu Reparaturwerkstätten, zur Modellschrei nerei u. s. w. verwandt worden. Von der früheren Ausrüstung sind noch einzelne Theile erhalten, die wahre Reliquien der Eisenhüttenkunde bilden ; so ist z. B. eine Gebläsemaschine noch vorhanden, die wahrscheinlich die erste ihrer Art war, unter einer Reihe ausrangirter Kessel ist einer von kugelförmiger Gestalt! Um so interessanter wirkt natürlich der Gegensatz zu den jüngsten, theilweise noch im Bau begriffenen Einrichtungen. 2. Die Rhymney-Eisenwerke. Diese Werke liegen etwa 24 engl. Meilen von Cardiff zu beiden Ufern des Rhymney - Flusses. Der Gesellschaft gehörig sind aufser den Eisenhütten noch acht Kohlenzechen, und beschäftigt sie im ganzen an 7000 Arbeiter. Die Bezeichnung »iron works« ist hier insofern nicht zutreffend, als dort jetzt nur noch Stahl fabricirt wird. Bei einem Besuch der Werke stofsen wir zunächst