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aus Stahl, Locomotiven, Waggons, sowie fast alle Gegenstände für die von der Gesellschaft selbst bewirthschafteten Stations-Hotels herstellen. In Crewe werden Locomotiven mit Trieb rädern von 7 Fufs 6 Zoll = 2286 mm, zwei aufsen liegenden Dampfeylindern von 16 Zoll = 406 mm Dtr. und 24 Zoll = 610 mm Hub gebaut. Als neu wurden drei Cylinder - Compound- Locomotiven gezeigt, welche von dem Leiter der Werkstätten, Herrn Webb, angegeben sind. Diese haben zwei Aufsen-Cylinder von 13 Zoll = 330 mm Dtr. und 24 Zoll = 610 mm Hub, welche auf ein Paar Räder an der Feuerungsseite von 6 Fufs 6 Zoll = 1981 mm Dtr. wirken, während in wendig zwischen den Trägern ein dritter Cylinder von 26 Zoll = 660 mm Dtr. und 24 Zoll = 610 mm Hub angeordnet ist, welcher auf die gekröpfte Axe des mittleren Paares der Triebräder wirkt. Die London- und North-Western-Eisenbahn soll 21/2 Milliarden Mark Kapital haben und 2462 Locomotiven besitzen. Die Werkstätten von Grewe haben eine über dachte Fläche von 35 acres = 141634 qm, eine Hoffläche von 116 acres = 469417 qm und beschäftigen 6850 Arbeiter. Am dritten Tage der Versammlung wurde ein Vortrag des Lehrers der Technologie an Owens College in Manchester, Herrn Watson Smith, gehalten über „die Gewinnung der Nebenproducte aus Kohle, namentlich in Verbindung mit der Koks und Eisenindustrie." Es wurden fast nur die Ansichten deutscher, und nicht immer competenter Zeitschriften wieder gegeben. Der Vortrag sollte die Geschichte der Koks öfen mit Gewinnung der Nebenproducte liefern und war in manchen Theilen noch ausführlicher, aber weniger genau als der im vorigen Jahre in Düsseldorf gehaltene Vortrag über dasselbe Thema. Darauf hielt Herr Dr. Otto einen Vortrag über die von ihm erbauten und im Bau begrif fenen Hoffmann - Otto-Koksöfen mit Theer- und Ammoniakgewinnung, welcher in den Hauptzügen dem Inhalt seines Düsseldorfer Vortrages vom 15. Juni d. J. entsprach. In der Besprechung dieser Vorträge wurde von Herrn J. Lowthian Bell hervorgehoben, dafs die vortheilhafte Verbrennung der Gase mit heifser Luft in den Ottoschen Koksöfen mit Gewinnung der Nebenproducte eine bemerkenswerthe Erspar- nifs an Gas zur Folge habe, welche die Möglich keit der Dampferzeugung bei denselben ebenso grofs oder gröfser werden lassen, als bei bis herigen Koksöfen ohne Gewinnung der Neben producte. Herr Bell bemerkte dann noch, dafs bei seinen Versuchen von dem in englischen (Simon-Carves) Koksöfen mit Theer- und Am- X.4 moniakgewinnung erzeugten Koks im Hochofen pro Tonne Roheisen 125 Pfund mehr gebraucht worden seien. Von anderer, ebenfalls englischer Seite wurde dagegen festgestellt, dafs der Koks aus den Otto- Oefen auf Pluto, mit Gewinnung der Nebenpro ducte , ebenso hart und fest sei wie der beste Durham-Koks. Nachmittags wurden die Steinsalzgruben und Salzsiedereien bei Northwich besucht. Diese Steinsalzlager, welche schon von den Römern ausgebeutet wurden, haben eine Mächtigkeit von 23 Yard = 21 m und liegen in der von dem Institute besuchten Adelaide-Grube ca. 110 Yards oder 100 m tief. Die aufserdem gewonnene Salzsoole wird auf diesem Werk in 465 Pfannen abgedampft. Dasselbe producirt jährlich etwa 250 000 Ton nen Salz, während Cheshire im ganzen 1312 Salz pfannen hat und ca. 2 Millionen Tonnen Salz gewinnt. Abends gab der naturwissenschaftliche Verein Chesters in dem Stadthause (Town-Hall) eine »Gonversazione«, d. h. der Verein hielt in Gegen wart von ehesterer Damen und Herren und den Mitgliedern des Iron and Steel-Institute eine Sitzung ab, in welcher Preise für gelöste Aufgaben und gelieferte Sammlungen vertheilt wurden, während zugleich eine Ausstellung von mikroskopischen Objecten, Photographieen, Mineralien, Eiern, Blu men etc. zu besichtigen war. Am Freitag den 26. September fand ein Aus flug nach landschaftlich grofsartigen und schönen Theilen von North-Wales statt, welcher durch eine Eisenbahnrundfahrt ermöglicht wurde. Die Eisenbahn führt in dem schönen Dee- Thale aufwärts, durchbricht die Wasserscheide und gelangt nach Blaenan - Festiniog, wo eine grofsartige Schieferspalterei besucht wurde, in welcher Schieferblöcke von 4 bis 5 Tonnen Ge wicht, dank der natürlichen glücklichen Verhält nisse in einfachster Weise, zu den schönsten Dachschiefern gespalten, gesägt und geschnitten werden. Die Brüche liefern monatlich mit ca. 650 Ar beitern ca. 2000 Tonnen Dachschiefer. Die älteste, aus dem Jahre 1830 stammende schmalspurige Bahn führte uns von Festinoig in überaus interessanter und rascher Fahrt durch Curven mit geringen Radien nach der 700 Fufs = 213,35 m niedriger liegenden Mynfford - Sta tion, von wo uns wieder ein Zug der gewöhn lichen Eisenbahn nach der Ruine des Schlosses von Carnarvon (begonnen durch Eduard I.) und darauf durch die von Stephenson 1850 erbaute Röhren- oder sog. Britannia-Brücke führte. Es wurde uns gestattet, oben über die Brücke zurück zugehen und so die schöne Aussicht auf die Küste von Nord-Wales, die Menai-Strafse, die Insel Anglesey und die Brücke selbst zu geniefsen, 6