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October 1884. .STAHL UND EISEN.“ Nr. 10. 615 Vortragenden gelungen, eine directe, und wie leicht nachzuweisen, die einzig mögliche directe Methode zur Messung von Geschwindigkeiten zu entwickeln, welche im wesentlichen darin besteht, dafs die zu messende Geschwindigkeit mit einer andern kekannten Geschwindigkeit verglichen und so die eine durch die letztere gemessen wird. Jede Geschwindigkeit v läfst sich auf den Umfang einer mit der Winkelgeschwindigkeit • rotirenden Scheibe vom Radius 0 abbilden und es besteht dann zwischen diesen Gröfsen die identische Relation v = o . Cl>. Läfst man nun (> constant und will die Ge schwindigkeit v durch die Winkelgeschwindigkeit co messen, so kommt man auf empirische Lösungen; hierin sind alle die Geschwindigkeitsmesser ein begriffen, die auf der Messung der Winkel geschwindigkeit durch die Centrifugalkraft be ruhen. Läfst man dagegen co constant — und eine constante Winkelgeschwindigkeit ist jederzeit durch ein Uhrwerk zu erzielen so wird die Geschwindigkeit durch den variablen Radius Q ge messen; wir erhalten demnach die zu messende Geschwindigkeit proportional einer Länge, die wir direct mit dem Mafsstab messen können. In der praktischen Ausführung führt diese Me thode auf die Combination einer mit constanter Winkelgeschwindigkeit rotirenden Scheibe mit einer Indicatorrolle, deren Umfangsgeschwindig keit proportional der zu messenden Geschwindig keit ist. Diese Combination mag durch nach folgende typische Skizze erläutert werden: Denkt man sich nun die Spindel mit der Welle oder dem Motor, dessen Geschwindigkeit ge messen werden soll, verbunden, so wird sich die selbe drehen, und es wird die Umfangs geschwindigkeit der Indicatorrolle G proportional der zu messenden Geschwindigkeit sein. Ist nun die Umfangsgeschwindigkeit der Scheibe im Berührungskreise nicht gleich der Umfangs geschwindigkeit der Indicatorrolle, so wird sich letztere längs der Spindel so lange verschieben, bis sie in einem Abstand X von dem Mittelpunkt der Scheibe angelangt ist, wo diese beiden Ge schwindigkeiten einander gleich sind; dieser Ab stand X, der ohne weiteres abgelesen werden kann, ist demnach das Mafs für die Geschwindig keit. Der Vortragende erläuterte seine Ausfüh rungen schliefslich durch einen sinnreichen Ap parat, der mit Interesse von den Anwesenden in Augenschein genommen wurde. Escfolgt der Vortrag des Herrn Prof. G. Herr mann-Aachen »über die graphische Be handlung der mechanischen Wärme- theorie.« Der durch seine »Graphische Statik der Ma schinengetriebe«, die »Graphische Theorie der Kreiselpumpen und Turbinen«, die Schrift über den »Reibungswinkel« sowie durch die Heraus gabe der »Weisbachschen Ingenieur- und Ma- schinenmechanik« rühmlichst bekannte Vortra gende findet den Grund für die Thatsache, dafs die mechanische Wärmetheorie, trotzdem sie gegenwärtig auf allen technischen Hochschulen gelehrt werde und Gegenstand einer gröfseren Anzahl neuerer Lehrbücher und Schriften sei, doch nicht als allgemein bekannt unter den Ingenieuren an gesehen werden könne, darin, dafs man bisher diese Wissenschaft fast ausschliefslich auf dem Wege der Analysis behandelt habe. Wenn die ser Weg auch ein vorzügliches Hilfs mittel genannt werden müsse, so sei 'derselbe doch wenig geeignet, von den betreffenden Vorgängen ein an schauliches Bild zu geben. Es erscheine die analytische Methode etwa wie ein geistiges Mikroskop, welches in vielen Fällen da noch Erscheinungen zu erkennen gestatte, wo für das unbewaffnete Auge das Sehen aufhört; wenn es sich aber A sei eine kreisrunde, ebene Scheibe, welche auf der verticalen Axe B befestigt ist und sich mit constanter Winkelgeschwindigkeit dreht; die Umfangsgeschwindigkeit dieser Scheibe wird pro portional der Entfernung vom Mittelpunkte der selben zunehmen. G ist die Indicatorrolle, deren Nabe als Mutter auf der mit Schraubengewinde versehenen Spindel D aufsitzt; die Rolle berührt die Scheibe A. darum handle, zu einem allgemeinen Ueber- blick über ein ganzes Gebiet zu gelangen, so verhalle sich die Analysis etwa wie eine Loupe, mit welcher ein Beschauer die Kunst werke einer Gemäldegallerie sondiren wollte. In dieser Beziehung scheine das graphische Ver fahren vorzüglicher geeignet, und so wolle der Redner es versuchen, die Grundregeln der mecha nischen Wärmetheorie im Lichte einer graphi-