602 Nr. 10. „STAHL UND EISEN.“ October 1884. suchsstrecken im tauben Gestein oder von Tage herbeigeschafft. Natürlich können Unregelmäfsig- keiten der Lagerstätte oder des Liegenden ein Abweichen von dieser regelmäfsigen Abbau- methode nothwendig machen. Die Querstrecken werden in der Regel nicht direct von den Schächten aus aufgefahren, um den Druck von den Schächten möglichst abzuhalten. Aus dem selben Grunde werden auch zuweilen die Haupt strecken einige Meter von denselben entfernt aufge fahren. Um die Schächte läfst man Sicherheits pfeiler von etwa 3 bis 5 m und an den Haupt strecken Pfeiler von etwa 2 bis 3 m Stärke stehen, die man erst nach Vollendung des Ab baues gewinnt. Die Länge der Haupt- und Quer strecken richtet sich nach der Beschaffenheit des Lagers und nach dem Drucke des Hangenden. Zuweilen erreicht die Gröfse des zu einem Schachte gehörigen Baufeldes nicht einmal 400 bis 500 qm, wogegen dasselbe hin und wieder bis auf etwa 4000 bis 5000 qm ausgedehnt werden kann. Die Förderung in den Strecken erfolgt mittelst Laufkarren. Die Abbaumethode wird durch Fig. IV. näher veranschaulicht. Ist der Gebirgsdruck stark, so werden die Schächte mit quadratischem Querschnitt von meist 1 m Seitenlange niedergebracht und in ganze Schrotzimmerung gesetzt, andernfalls aber Fig. IV. r als sog. Reifenschächte mit ca. 1 m Durch messer abgeteuft. Die Reifenschächte, welche unter ähnlichen Verhältnissen auch in der Rheinprovinz, in Hessen und Schlesien angewandt werden, ge währen durch ihre Einfachheit manche tech nische und ökonomische Vortheile und bieten auch keine aufsergewöhnliche Gefahr dar. Die Schachtrundung wird gewöhnlich dadurch fest gestellt, dafs der Arbeiter mit einer Lettenhaue als Halbmesser auf der zum Ansitz des Schachtes bestimmten Stelle einen Kreis beschreibt. Die Verbauung ist einfacher als bei einem quadra tischen oder rechteckigen Schachte, auch ist das Abteufen billiger, weil die Ecken nicht ausge hauen zu werden brauchen. Zu den Reifen werden gerne Rothbuchenstämmchen, welche vor Weifsbuchen- und Eichenstämmchen wegen ihrer gröfseren Stärke den Vorzug haben, von ca. 5 bis 10 m Länge und etwa 20 bis 25 mm mittlerem Durchmesser, verwandt. Diese werden mit dem dicken Ende nach unten gegen die Schachtwände spiralförmig angelegt und wird durch die so entstehende Spannung dem Drucke derselben entgegengewirkt. Führt ein Schacht viele Wasser, so werden die Reifen mit Stroh fest umwickelt und möglichst dicht aneinander gelegt, damit die Wasser keine Gebirgstheile loslösen. Auch wird in solchen Fällen an den nassen und druckhaften Stellen des Schachtes nöthigenfalls mehrfach verreift und hinter die Reifen Stroh und Moos gestopft. Kommen Fahrten zur Anwendung, so werden diese mittelst hakenförmiger Eisen (Häspen), welche in die Schachtstöfse und Reifen eingeschlagen werden, befestigt; aufserdem werden die Fahrten anein ander gehangen. An den Stellen, wo aus den Schächten ausgefahren wird, müssen diese mittelst Tragstempel unterfangen werden. Ge wöhnlich wird ein Reifenschacht in etwa 5 bis 6 Wochen bis zu 30 m Tiefe niedergebracht und kostet pro m incl. Reifen etwa 6 bis 8 6.