Volltext Seite (XML)
Für dünne Bleche nimmt die Minimalfestig- keit zu und die Dehnung ab. Bei Blechen über 20 mm Stärke ist die Bruchfestigkeit nicht gröfser als 44 kg, aber die Dehnung von 20 % bleibt dieselbe. Probe in der Hitze: Aus einem Blech stück wird eine halbkugelförmige Kalotte her gestellt mit flachem Rande, welcher in der ur sprünglichen Ebene des Blechs erhalten bleibt. Der innere Durchmesser der Halbkugel ist gleich der 40 fachen Blechstärke und der kreisförmige flache Rand hat diese 10 fache Dicke zur Breite. Aufserdem wird bei Blechen von mehr als 5 mm Dicke ein Kasten mit quadratischer Basis und winkelrecht vorstehenden Rändern hergestellt. Die Basis des Kastens hat die 30 fache Blech stärke zur Seite und die Breite der Ränder ist gleich der zehnfachen Stärke. Diese Stücke, mit allen Vorsichtsmafsregeln für Stahlarbeiten ausgeführt, dürfen weder Risse noch Sprünge zeigen. Die Härtungsversuche werden angestellt mit Stäben von 26 cm Länge und 4 cm Breite, sowohl der Länge wie der Quere nach heraus geschnitten. Gleichmäfsig erhitzt bis zum wenig dunkeln Kirschroth, nachher in Wasser von 28° gehärtet, sollen die Stücke unter der Wirkung der Presse ohne Spuren von Bruch zu zeigen, eine bleibende Krümmung annehmen können, deren kleinster, innerer Radius nicht gröfser sein soll als die Dicke des Stabes. Profi lirte Stücke: Die kalten Proben werden ausgeführt mit Probestäbchen von den selben Dimensionen wie bei den Versuchen der Bleche, aber nur der Walzrichtung nach heraus geschnitten. Die mittlere Bruchbelastung und die dazugehörige Dehnung sind folgende: Für Winkel und T-Profile: Minimalfestigkeit . . . 48 kg pro qmm Dehnung 22 % Für-Doppel T-Profile: Minimalfestigkeit .... 46 kg Dehnung 18 % Hitzeprobe für Winkel: Man fafst ein Ende und bildet einen Muff dergestalt, dafs, während der eine Schenkel des Winkels in seiner Ebene verbleibt, der andere Schenkel einen Gy linder bildet mit einem inneren Durchmesser gleich der 31/2 fachen Breite des Schenkels. Ein anderes Winkelstück wird so weit auseinander gebogen, bis die beiden inneren Flächen an nähernd in derselben Ebene liegen. Endlich wird ein drittes Stück so weit zusammengebogen, bis sich die beiden Schenkel berühren. Es dür fen sich bei diesen Versuchen weder Risse noch Sprünge zeigen. Bei T- und Doppel -T- Profilen werden ähnliche Versuche angestellt. Die Härtungsversuche bei den profilirten Stäben sind dieselben wie bei den Blechen, nur darf hierbei der Radius der Kurve nicht gröfser sein als die 11/2 fache Stabstärke. Seit mehreren Jahren sind die vorstehenden Bedingungen von den französischen Hütten so vollständig erreicht, dafs trotz der sorgfältigen Proben der Marinecontroleure wenig oder gar kein Material zurückgewiesen wird. Die Hütten besitzer sind dergestalt Meister in der Production der verlangten Qualitäten geworden, dafs sie sich dem Minimum der Festigkeit und Dehnung ge nähert haben, ohne dasselbe zu überschreiten. Am schwierigsten bleibt die Erfüllung der Be dingungen hinsichtlich der Härtung, besonders bei den mit vieler Sorgfalt untersucht werdenden Kesselblechen. Seit einiger Zeit liefern alle Stahlwerke der Marine Producte, welche eine vollständige Beständigkeit in der Qualität bei vollkommener Homogenität darbieten. Durch 2 Ministerialerlasse vom December 1882 und Januar 1883 hat die Marineverwaltung die oben erwähnten Submissionsbedingungen dahin abgeändert, dafs die Bleche und profilirten Balken für die im Bau begriffenen Schiffe statt der früheren Versuchsresultate die folgenden bei den Festigkeitsversuchen ergeben sollen: Bleche: Bruchfestigkeit 40 kg Dehnung nach der Querrichtung . 24% Profilirte Balken: Bruchfestigkeit 38 kg Dehnung nach der Längsrichtung . 26% bei 200 mm Länge des Probestabs. Man hat also 5 kg an Festigkeit geopfert (45 kg auf 40 kg), um eine Vergröfserung der Dehnung von 20% auf 24% zu erreichen. Dieses Vor gehen hat um so mehr überrascht, weil auf den Walzwerken angestellte Versuche bei der ver langten Festigkeit von 45 kg eine Dehnung von 22 bis 23 % ergeben haben. Der Marineingenieur Barrier-Fontaine in Toulon, dessen Meinung über diese Aenderung in den Submissionsbedingungen von Priss eingeholt wurde, hält die Vermin derung der Bruchfestigkeit auf Kosten einer gröfseren Dehnung nicht für angezeigt, weder im Interesse des Schiffsbaus, noch wegen der Sicher heit beim Stranden. Er glaubt, dafs man sich durch diese Bestimmungen einer gröfseren Ho mogenität des Materials versichern und sich gegen Unfälle, hervorgerufen durch den Mangel an Homogenität des Materials, schützen will. Bis jetzt hat die französische Admiralität die schärfsten Submissionsbedingungen. Die englische Admiralität verlangt 41 kg Bruchfestigkeit bei 20% Minimal dehnung, Lloyds Register 42,5 kg Festigkeit bei 20% Dehnung, Liverpool Underwriters Register 44 kg pro qmm Festigkeit, Dehnung nicht be kannt. Der Chefingenieur West der letztgenannten Gesellschaft verlangte in der Institution of naval architects unter Zustimmung der anwesenden