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Schienenlieferungen im Ausland. Von Kanada kommt die überraschende Nachricht, dafs bei einer Schienenlieferung von lOOOOt England durch das nordamerikanische Schienenwerk der Lacka- wanna Iron etc. Co. aus dem Sattel gehoben worden ist. Der pro Tonne ausgemachte Preis beträgt $ 26,50 oder K 106 in Kanada oder ungefähr K 102 loco Schienenwerk. Der einzige Umstand, der die Eng länder über diesen »Eingriff in ihre Rechte« tröstet, ist der, dafs sie sich sagen, dafs dieser niedrige Preis für das Werk selbst verlustbringend sein mufs. Aus Frankreich erschallen ebenfalls bittere Klagen über den steten Rückgang der Schienenpreise. Dor- lodot hat für Boucau 25 0001 für die Orleansbahn übernommen und zwar zu dem in Frankreich bis dahin nie annähernd dagewesenen Preis von 131 Fres. = circa 105 • an einem Bahnhof der Orleansbahn oder 116 Fres. = 93 K loco Werk. Unter diesen Umständen sind die Klagen ver ständlich ! Berichtigung. Nach den stenographischen Aufzeichnungen über die von dem Vorstande der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller berufene Versammlung vom 18. September hat Herr W. Funcke - Hagen dem Geheimen Commerzienrath Herrn Stumm die folgende Aeufserung in den Mund gelegt: „Die Eisenindustrie in Westfalen wird auf die Dauer nicht bestehen können, der Schwer punkt liegt an der Saar und Mosel.“ Von Herrn Stumm sind wir aufgefordert worden, zu erklären, dafs er diese, oder eine ähnliche Aeu fserung, die er als widersinnig bezeichnet, niemals gemacht habe. Die Redaction. M a r k t b Den 30. October 1884. Im Eisen- und Stahlgeschäft haben sich die Ver hältnisse seit unserm letzen Bericht kaum geändert; im allgemeinen ist der Markt recht still und gedrückt. Die Geschäftslage wird nach wie vor beherrscht von der in Roheisen noch immer andauernden Flaue, in deren Folge die Nachfrage zurückgehalten wird und nicht einmal diejenige Lebhaftigkeit sich zeigt, welche das Herbstgeschäft in normalen Jahren zu kennzeichnen pflegt. Indessen kann der Bedarf wohl hingehalten, jedoch nicht unterdrückt werden, und da alle sta tistischen Nachweisungen, welche von den Produc- tionsgruppen gesammelt worden, entschieden dahin deuten, dafs eine Ueberfüllung des Marktes — von einzelnen stärkeren Roheisenbeständen abgesehen — eigentlich nicht vorhanden ist, so kann wohl der Hoffnung Raum gegeben werden, dafs ein günstiger Aiistofs das Geschäft wieder in bessere Bahnen lenken wird. Beschäftigung ist für das Inland noch vorhan den, die Preise aber sind durch die ausländische Goncurrenz sehr gedrückt und eine Besserung scheint in dieser Beziehung nicht in Aussicht zu stehen. Das Kohlengeschäft ist, wie alljährlich im Herbste, so auch im abgelaufenen Monat recht leben dig gewesen, der Versandt leidet jedoch durch den niedrigen Wasserstand des Rheins. In den Preisen sind Aenderungen nicht zu verzeichnen. In Erzen sind Spathe stark angeboten und haben demgemäfs im Preise noch weiter nachgeben müssen, wodurch die Lage der deutschen Erzproduction sich noch ungünstiger gestaltet. Hier ist nur durch eine allgemeine Ermäfsigung der Eisenbahnfrachten für Erze Abhülfe zu schaffen. Es ist zu hoffen, dafs die auf eine solche gerichtete Petition des Vorstandes der nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-Industrielle, welche von den dieser Kör perschaft angehörigen Mitgliedern des Landeseisen bahnraths bei diesem als Antrag eingebracht ist und in der nächsten Sitzung desselben zur Verhandlung kommt, allgemeine Unterstützung finden wird, soweit Sonderinteressen dem nicht entgegenstehen. Somor- rostroerze haben infolge vertheuerten Rheintrans ports und erhöhtergSeefrachten etwas im Preise ange zogen. Das Geschäft in Qualitätspuddeleisen kann e r i c li t. sich, wie bereits eingangs bemerkt, von der leider bereits lange andauernden Flaue nicht erholen und auch inGi ef s ereiroheisen verläuft das Geschäft nur schleppend; sehr deprimirend wirkt die bereits seit längerer Zeit beobachtete Erscheinung, dafs Nr. 1 ganz aufserordentlich schwach gefragt wird. Für Spiegeleisen ist der Bedarf nach wie vor sehr ge ring. Englisches Bessemereisen ist zu dem sehr niedrigen Preise von 42 sh. 6d. f.o.b. Westküste zu kaufen und selbst auf diesen Preis scheinen die vorhandenen Vorräthe noch einen Druck auszuüben. Luxem burger Eisen folgt nicht ganz der weichenden Be wegung des westfälischen und englischen Roheisens; gegenwärtig werden kleinere Abschlüsse zu frs. 44 gemacht und sind gröfsere Posten kaum billiger zu haben. In Stabeisen bestätigt der Monatsausweis pro September, dafs der Versandt die entsprechende Ziffer in derselben Zeit des Vorjahres erheblich übersteigt und dafs gleichzeitig der Einlauf neuer Bestellungen der Monatsproduction gleichkommt. Auf die Preise vermag diese im allgemeinen günstige Lage indessen noch immer nicht einzuwirken; es scheint, dafs das vorhandene Arbeitsquantum ungleich vertheilt ist, und dieser Umstand wirkt einer Befestigung des Preises entgegen. Für Bleche laufet) die Aufträge leider nicht in genügender Menge ein, um alle Werke in voller Thä- tigkeit zu erhalten; eine aufsergewöhnliche Stille im Geschäft ist in diesem Jahre um etwa 6 Wochen früher eingetreten, als es sonst der Fall zu sein pflegt. Dieser Umstand ist auch in Zusammenhang mit. der abneh menden Beschäftigung für die Walzröhrenfabrication zu bringen. Dafs sich unter diesen Umständen die Preise für Bleche nicht behaupten können, ist leicht er klärlich. In Eisen-Walzdraht ist der Begehr noch etwas reger geworden, wozu namentlich neuere überseeische Aufträge beigetragen haben sollen. Die Preise in dessen vermögen noch ebensowenig wie bei Stahl- Walzdraht, in welchem ebenfalls weitere Auf träge zu verzeichnen sind, sich dem nun schon so lange Zeit anhaltenden Drucke zu entziehen. In Eis enbahn - Material hat das Ausland einige gröfsere Bestellungen gebracht, so ist nament-