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658 Nr. 11. welche Ofenform für die ganze Anlage zu wählen sei. Die Oefen waren sehr schön in Zeichnung und Ausführung, Holley hatte uns erstere ge liefert. Die mechanische Einrichtung war voll kommen, aber die Ergebnisse waren nicht zu friedenstellend. Nach drei Monaten war ich ge zwungen, die Versuche als resultatlos einzustellen, und gingen wir dazu über, so schnell es sich thun liefs, Siemens-Oefen in möglichst vollkommner Ausführung zu bauen. Da ich gerade von diesen Oefen spreche,, so will ich noch erwähnen, dafs ich in 1880 einige Wochen lang unter der persönlichen Ueber- wachung der Herren Thomas & Gilchrist mit einem basisch ausgefütterten Siemens-Ofen ex- perimentirte. Wir gaben die Versuche haupt sächlich wegen der Schwierigkeiten auf, die durch das Schmelzen des Futters an der Scheidelinie des sauren und des basischen Materials erwuch sen, trotzdem wir jede nur mögliche Vorsicht anwandten. Auch will ich mittheilen, dafs wir vor einigen Monaten sog. Batho-Oefen in Betrieb hatten, und wenn auch bis zur Erfüllung aller von den Erfindern versprochenen Vortheile noch einige Zeit verfliefsen mag, so waren wir doch nach der Sachlage unserer Verhältnisse so zufrieden gestellt, dafs die Aufstellung einiger weiterer dieser Oefen an Stelle von alten Siemens-Oefen beschlossen wurde. Ferner will ich noch auf eine werthvolle Neuerung, die sog. Hackney- Thür, aufmerksam machen, mit der wir so zu frieden sind, dafs wir sie bei allen Schmelzöfen einführen, sobald sie wegen Reparaturen still gesetzt werden. Von einer andern Ofenform, die bei uns seit einigen Monaten in Betrieb ist, brauche ich nicht zu sprechen, da dieselbe in"einem besonderen Vortrage von Dick behandelt wird.* Wie bereits angedeutet, bauten wir in Blo- chairn eine Reihe von zwölf 15 t-Oefen; die Blöcke wurden in einer langen Grube vergossen, die parallel zu und dicht vor den Oefen lag; die Köpfe der Blöcke lagen in einer Ebene mit der Hauptflur, so dafs die Transportwagen rasch von einer Abtheilung zur andern geschafft wer den konnten. Die Beschickungsflur war natürlich höher gelegen und von jeder Seite durch eine geneigte Ebene zugängig gemacht. In Newton hatten wir die Nachtheile, welche durch die gegenseitige Lage der Hämmer und Strafsen und des Schmelzraums entstehen, so gründlich kennen gelernt, dafs wir eine Ver meidung derselben anstrebten. In Blochairn traf ich die Anordnung so, dafs sie, wie ich hoffte, uns in den Stand setzen würde, die Blöcke von der Giefsgrube mit einer solchen Temperatur zu den Hämmern zu bringen, dafs das Wiederer- * Wir werden diesen Vortrag in nächster Zeit veröffentlichen. Die Red. November 1884. hitzen in Wegfall kommen oder doch auf ein Minimum beschränkt werden könne. Meine Hoff nungen gingen nicht in Erfüllung. Wenn wir versuchten, den Block mit seiner eigenen ursprüng lichen Hitze zu hämmern, so fanden wir den Kern entweder zu weich, so dafs das Metall bei jedem Hammerschlag herausspritzte, oder die Aufsenseite so kalt und hart, dafs sie Sprünge bekam und aus der Bramme sich nur ein fehler haftes Blech walzen liefs. Meine Absicht, die Blöcke noch warm in den Wärmofen zu stecken, wurde zum grofsen Theil durch einen anscheinend höchst einfältigen Um stand vereitelt, der sich aber thatsächlich unge mein schwer umgehen liefs. Die zwölf Schmelz öfen bildeten nämlich ebenso viele voneinander unabhängige Arbeitsmittelpunkte. Die Leute kamen in der Sonntagnacht und beschickten ihre Oefen alle um dieselbe Zeit und mit ziemlich dem gleichen Gewicht, so dafs sie am Montagmor gen natürlich auch zum Abstich alle ziemlich gleichzeitig fertig wurden. Dies ging dann die ganze Woche so weiter, abgesehen von den ge ringen Zeitschwankungen, welche durch den ver schiedenen Gang der einzelnen Oefen hervorge rufen wurden. Dergestalt hatten wir den ganzen Inhalt der Oefen in einer kurzen Zeit zu ver- giefsen, dann entstand ein Gedränge der Blöcke nach den Wärmöfen, worauf eine lange Pause von 12 bis 14 Stunden folgte, nach welcher der Tanz wieder von neuem losging. Während der Pause wurden die Blöcke natürlich kalt und war dies, da sie meistens von grofsen Dimensionen waren, ein ernstlicher Uebelstand, nicht allein wegen der entstehenden Kosten für Wiederer hitzung, sondern weil bei dem Abkühlen und Wiedererhitzen Risse entstanden. Es liegt auf der Hand, dafs den genannten Uebelständen durch Bewirkung der Beschickung der einzelnen Oefen nacheinander entgegenge treten werden konnte, doch liefs sich dies da mals aus Gründen, die ich hier übergehen kann, nicht einrichten. Ich habe bereits erwähnt, dafs wir stets bestrebt waren, das Kaltwerden der Blöcke zu verhüten, namentlich in Newton, wo wir noch mehr als in Blochairn darunter litten. Schliefs- lieh machte ich Versuche mit einem, wie man’s bezeichnen kann, transportablen Satz von Durch weichungsgruben, um die Blöcke kurz nach er folgtem Gufs zu den Hämmern zu schaffen, und gelang mir auf diese Weise das Fertighämmern der Blöcke ohne Wiedererhitzung. Später wurde ich indefs von der Verwaltung autorisirt, mich mit Gjers über die Anlage seiner Patent-Durch weichungsgruben zu verständigen. Das Ergebnifs dieser Unterhandlungen war der Entschlufs, den Umbau unserer Betriebseinrichtungen vorzunehmen, so wie ich ihn weiter unten beschreiben werde. „STAHL UND EISEN.“