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Contraction oder Dehnung? 5 Diagramme zur Beleuchtung des Werth es der Localcontraction. Von Paul Zetzsche. (Hierzu Blatt I.) Die durch den englischen Chemiker Stubbs aufgefundene Verschiedenheit in der Zusammen setzung eines Stahlblockes, besonders die Con centration der Grundstoffe P, S, Si und C in dem Theile eines Ingots, welcher am längsten flüssig bleibt, wurde zuerst an grofsen schweren Blöcken nachgewiesen, und konnte die Wande rung dieser Elemente auch bei kleinen, im täg lichen Betriebe entstandenen Ingots nicht gleich festgestellt werden, weil man bei der chemischen Untersuchung dieser kleinen Blöcke auf nur kleine Unterschiede in der Zusammensetzung stiefs, deren Ursache von Vielen in den zu lässigen Beobachtungsfehlern gesucht wurde. Eine Wiederholung dieser Versuche wurde von Snelus an einem grofsen Block angestellt, der durch Zusatz von Schlackeneisen stark mit S und P angereichert worden war; auch hier zeigten sich ähnliche Unterschiede und er ging hierauf zu kleinen Blöcken über. Sorgfältigste Untersuchungen führten auch hier zum Ziel; wenngleich die Unterschiede naturgemäfs bei so kleinen Blöcken von reinerem Material nicht be deutend sein konnten.' Es liegt nahe, aus dieser Verschiedenheit in der chemischen Zusammen setzung auf ein unterschiedliches Verhalten bei der mechanischen Prüfung zu schliefsen, und ist dies in der That auch nachgewiesen worden, indem der erwähnte verunreinigte Block zer schnitten wurde und in der Nähe des Bodens ihm eine Scheibe entnommen und zu einer Zer- reifsprobe ausgeschmiedet wurde, desgleichen am Kopfende. Die Probe vom Boden ergab: 54,1 kg bei 21,8 % Dehnung, während die Probe vom Kopfende 74,6 kg bei nur 8,8% Dehnung ergab. Es sind dies gewifs so bedeutende Unter schiede, wie man sie an einem Block nicht er wartet hatte. Bei kleinen Ingots aus reinerem Materiale sind nun wohl diese Unterschiede geringere, und war anzunehmen, dafs die mechanische Prüfung möglicherweise kein positives Resultat geben würde. Um dies nun bei gewöhnlichen zu Ban dagen verwandten Blöcken aus Martinstahl nach zuweisen, wurde ein beliebig einer Charge ent nommener Ingot von 250 kg Gewicht unter dem Hammer gelocht und nach dem Erkalten ein Stück herausgeschnitten, wie in nebenstehender Skizze angedeutet. Der Stahl war dicht und besafs feines gleichmäfsigesKorn im Bruch. Auf dem herausgeschnittenen, in der Skizze schraffirten Stück liefs ich ein 12" tiefes Loch von 1" "2" tief angeboit Durchmesser bohren, damit ich ein Merkmal hatte, welches durch alle weiteren Bearbeitungs- processe hindurch sichtbar blieb. Das Stück wurde hierauf etwas ausgeschmiedet und auf 11/2” rund ausgewalzt; alles dies in der Richtung des mittleren Radius. Aus dem Rundstab, welcher eine Länge von 2 m hatte, wurden nun 5 Probestäbe herausgeschnitten, auf genau 18 mm gedreht und bei einer Körnerlänge von 200 mm zerrissen. Nummerirt waren die Stäbe von 1 bis 5, so dafs Nr. 1 dem nach dem Block centrum gelegenen Ende entsprach, während Nr. 5 das dem Rande zunächst gelegene Ende war. Die Resultate der mechanischen Prüfung die gröfste Bruchfestigkeit, verbunden mit kleinster Contraction — wenn man zunächst einmal vom ergaben: Probestab Festigkeit Contraction kg % Dehnung % Nr. 1 58,2 43,7 21,5 „ 2 55,7 47,8- 20,0 „ 3 54,2 15,8 21,5 „ 4 53,0 21,0 18,0 » 5 53,4 49,9 21,0 Die im Blockinnersten gelegene Probe ergal Probestab Nr. 4 absieht, — während der vom Blockrande entnommene Probestab die kleinste Bruchfestigkeit — wiederum abgesehen von Nr. 4 — verbunden mit gröfster Contraction zeigte. Es scheint vom Rande nach dem Innern des Blockes hin die Festigkeit zuzunehmen, während die Contraction abnimmt. Ein Unter schied also in der physikalischen Beschaffenheit an verschiedenen Stellen eines Stahlblockes ist hiermit n ach gewiesen; es bliebe noch nachzu weisen , dafs auch ein Unterschied in der che mischen Zusammensetzung besteht und ob zwi schen beiden ein Zusammenhang besteht. Vorher sei gestattet, einige Bemerkungen über die Aus führung der Proben zu machen. Die Probestäbe wurden bei normaler Zimmertemperatur zerrissen;