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November 1884. .STAHL UND EISEN.“ Nr. 11. 637 Form lassen sich diese Tropfen nicht selten an den Aufsenflächen von Flufseisenblöcken wie von Roheisenbarren entdecken. Auch die Masseln des oben besprochenen Bilbaoer Roheisens zeigten an der Aufsenfläche derartige Kügelchen in grofser Menge. Eine chemische Untersuchung derselben war leider nicht möglich, da sie mit eingemengtem Form sande durchwachsen und aufserdem stark ver rostet waren. Dagegen gelang es, bei einer Herdgufs-Ofenplatte aus Ilsenburg solche tropfen förmige Ausscheidungen im noch reinen Zu stande loszulösen und zur Untersuchung zu bringen. Die Tropfen waren in diesem Falle un- regelmäfsig auf der Oberfläche vertheilt und er reichten mitunter eine Gröfse wie die einer Erbse; andere waren zusammengeflossen und bedeckten wie eine dünne Schicht aufgegossenen Metalls die Oberfläche in einer Ausdehnung von oft mehr als 2 cm, liefsen sich aber auch in dieser Form mit Hülfe eines feinen Meifsels aus Wolframstahl theilweise ablösen. Das Eisen, aus welchem die Platte selbst bestand, war grau, leicht bearbeit bar; die Tropfen waren spröde und konnten im Mörser gepulvert werden. Die chemische Zu sammensetzung beider Theile war folgende: Das Muttereisen (die Guts- Dio ansgesaigerten eisenplatte) Tropfen Kohlenstoff . 3,411 3,069 Silicium . . 2,044 1,635 Phosphor . 0,440 1,984 Schwefel . . 0,086 0,052 Antimon . . 0,029 nicht best. Arsen Spur Spur Mangan . . 0,430 0,420 Kupfer . 0,028 0,012 Auch hier zeigt sich also die ausgesaigerte leichtflüssigere Legirung beträchtlich kohlenstoff ärmer als das Muttereisen. Auch der Silicium gehalt der ersteren ist geringer, dagegen der Phos phorgehalt ganz bedeutend höher als im Mutter eisen, und hierin unterscheidet sich dieses Eisen wesentlich von dem oben besprochenen Roheisen aus Bilbao. Augenscheinlich ist hier gerade der hohe Phosphorgehalt der ausgesaigerten Tropfen die Hauptursache ihres niedrigen Schmelz punktes und ihrer Dünnflüssigkeit, welche jenes Herausquetschen aus dem schon erstarrten Mutter eisen ermöglichte. In recht auffälliger Weise zeigte sich die Sai gerung bei einem grauen Roheisen, welches auf einem deutschen Hochofenwerke mit Koks aus einer Beschickung von Roth-, Braun- und Mag neteisenerzen, Kiesabbränden und Kalkstein er- blasen worden war. Die Masseln dieses Roheisens enthielten im Innern eine Höhlung und in derselben einge schlossen ein nierenförmiges Eisenstück von oft mehr als 100 gr Gewicht, welches sich bisweilen vollständig von dem umgebenden Muttereisen los gelöst hatte und beim Zerschlagen der Massel aus derselben herausfiel, in anderen Fällen nur noch an einzelnen Stellen mit dem Muttereisen zusammenhing. Letzteres besafs tiefgraue, grob körnige Bruchfläche, die Niere war feinkörnig, weifslichgrau, hart. In einzelnen Masseln, wo die Erscheinung weniger zur Ausbildung gelangt war, zeigte sich an Stelle der Niere auch wohl nur eine lichtgraue Stelle wie bei dem be sprochenen Roheisen aus Bilbao. Die Erklärung dieser Erscheinung liegt ziem lich nahe. An der zuletzt erkaltenden Stelle des Querschnitts hatte sich eine leichtflüssige Le girung gesammelt, deren Schwindungscoefficient gröfser war als der des Muttereisens; so löste sich dieselbe beim Erstarren von dem letzteren ab, und es entstand die Niere. Mitunter war ein Kanal erkennbar, welcher den Hohlraum, in dem die Niere lag, mit der Aufsenfläche der Massel verband. Im ersten Augenblicke konnte man geneigt sein, denselben für einen Gaskanal zu halten; in Wirklichkeit war es ein Luftkanal, den die äufsere Luft sich gebahnt hatte, um den entstehenden luftleeren Raum zwischen der Niere und der Wand des Hohlraums auszufüllen. Die chemische Untersuchung ergab folgende Bestandtheile: Muttereisen, tiefgrau, grobkörnig Eingeschlossene Niere, wreifs- grau, feinkörnig Kohlenstoff . . 3,764 2,864 Silicium . . 3,140 3,153 Phosphor . 0,885 0,826 Schwefel . . 0,010 0,018 Antimon . . 0,045 0,019 Arsen . 0,064 0,134 Titan . . 0,120 0,160 Kupfer . . . 0,058 0,051 Mangan . . 0,852 0,931 Wie bei allen früheren Beispielen der Saige rung ist der Kohlenstoffgehalt der leichtflüssigeren Legirung geringer. Der Arsengehalt der letzteren dagegen ist mehr als doppelt so grofs als der des Muttereisens, und in diesem nicht ganz un bedeutenden Arsengehalte glaube ich im vor liegenden Falle eine der Hauptursachen der Sai gerung im allgemeinen wie der stärkeren Schwin dung der arsenreicheren Legirung suchen zu dürfen. Auch die grofse Zahl der in dem unter suchten Eisen überhaupt anwesenden fremden Körper befördert jedenfalls die Saigerung. Je viel- gliedriger die Zusammensetzung des Eisens ist, desto leichter werden einzelne Legirungen sich aus der grofsen Masse absondern.