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April 1886. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 4. 223 die Schartenwandung 4, welche letzteren sich fast deckten. (Vergl. Bl. XII, Fig. 8). Dieselben riefen in der Oberfläche der Platte eine Rinne von 7 cm Maximaltiefe hervor, liefsen aber das Scharten-Innere und die Rohr-Simulare absolut intact. Von gröfserem Erfolg war die Beschiefsung des französischen Thurmes. Die Schartenplatte erhielt 4 Schüsse, von denen der erste 24 cm neben der Scharte traf. (Vergl. Fig. 4.) Das Geschofs durchbrach die Schartenwandung, zerschmetterte das in derselben liegende Holzrohr und prallte dann an der andern Schartenwand nach aufsen ab. Von einer weiteren Beschiefsung der Scharten platten wurde Abstand genommen. — Beschiefsung der Vorpanzer. Die hierauf folgende Beschiefsung der Vorpanzer j läfst zwar wegen der wesentlichen Verschieden heit der Bedingungen, unter welchen dieselbe für die beiden Versuchsthürme erfolgte, einen directen Vergleich derselben nicht zu, giebt aber interes sante Aufschlüsse über die grofse Widerstands fähigkeit des Hartgufsmaterials. Zur Erläuterung mufs angeführt werden, dafs der französische Thurm infolge seiner verschiedenen Etagen auf einem hohen Mauerbau, der deutsche dagegen tiefer als die 50 m entfernten Geschütze steht. Infolgedessen wurde auf den französischen Thurm mit 48' Elevation , auf den deutschen dagegen mit 1° und 2 2' Depression ge schossen. Ferner wurden die Schüsse auf den mittleren und oberen Theil des fanzösischen Vor panzers vertheilt, bei dem deutschen dagegen auf eine Stelle des unteren Theils concentrirt. (Der unterste Schufs traf 15 cm vom unteren Rande.) Nach dem uns vorliegenden Berichte war die Commission sich dieser Verschiedenheit der Be dingungen wohl bewufst, wollte aber bei der Beschiefsung des deutschen Vorpanzers, von einem Parallelversuche absehend, erproben, wie sich ein Hartgufspanzer unter den ungünstigsten Verhältnissen bewähren würde. Der französische Vorpanzer erhielt aufser 9 Schufs auf die Beton Vorlage noch 9 Treffer, davon 7 mit gehärteten Stahlgeschossen. Keins der Geschosse fafste mit der Spitze, und infolgedessen glitten sie ab und bewirkten nur kleine Marken und Haarrisse, wie sie aus den zahlreichen, frü heren Versuchen gegen Hartgufspanzer bekannt sind. 1 Der deutsche. Vorpanzer erhielt, nachdem die ' Platte mittelst 15 Treffer auf die Betonvorlage freigelegt war, 6 Treffer mit Kruppschen Stahlgra naten und St. Chamondschen Stahlvollgeschossen, welche denselben infolge des veränderten Auf treffwinkels mit der Spitze fafsten und sich an nähernd deckten. Die Folge war, aufser einer äufseren Abblätterung von 6 cm Tiefe, ein Ver- ticalrifs von der Ober- bis zur Unterkante. Fer ner trennte sich von der Innenseite des Panzers i eine flache Scheibe von 40 cm Breite, 20 cm Höhe und 5 cm mittlerer Dicke ab. Dies Ergebnifs zeigt, dafs die Platte von vorzüglichem Material gewesen sein mufs, sonst würde sie einer derartigen, im Ernstfälle undenk baren Kraftprobe, nicht haben widerstehen können. Es scheint, dafs derartige Platten, ähnlich wie die neuesten Grusonschen Hartgufs-Panzer- thürme flacher construirt werden müssen, damit das Auftreffen der Geschosse mit der Spitze überhaupt unmöglich gemacht und die Wider standsfähigkeit des Vorpanzers noch weiter ver mehrt wird. Uebrigens wurde dieselbe Vorpanzerplatte bei der späteren Beschiefsung der Kuppel noch von weiteren 7 Kruppschen Stahlgranaten getroffen, und zwar in einer Entfernung von 40 cm von der alten Treffstelle. Auch diese Treffstellen sind zufälligerweise auf einen kleinen Raum concen trirt. Die Wirkung bestand in Ausschleifungen von 1 cm Tiefe und einigen Haarrissen, welche die Haltbarkeit der Platte nicht beeinträch tigten. — Beschiefsung zum Zwecke der Bre- schirung. Am 11. Januar wurde die Be schiefsung der bereits beschossenen rückwärtigen Platten der Thürme wieder aufgenommen. Geschossen wurde auf 1000 m Entfernung aus einer Kruppschen 15 cm-Kanone mit Stahl geschossen von Krupp und St. Chamond. La dung: 9 kg. Erzielt wurden auf den französischen Thurm in 44 Schufs 36 Treffer, welche Eindringungen bis zu 41 cm (die ganze Dicke war 45 cm) und einen Verticalrifs durch die ganze Platte hervor brachten ; ferner wurde von der beschossenen Ringplatte nach und nach ein Stück von 2 m Breite, 0,6 m Höhe und 0,24 m Dicke abge sprengt und somit die Decke auf 2 m des Um fangs freigelegt. Dieselbe wurde aufserdem um einige Centimeter gehoben, wobei 8 Befestigungs schrauben gesprengt wurden. (Vergl. Blatt XII Fig. 6 und Blatt XIU.) Die Besichtigung des Thurm-Innern ergab, dafs ein Theil der Platte von 30 cm Breite und 30 cm Höhe um 10 cm nach dem Innern vorgetre ten war, und dafs somit der nächste Schufs auf diese Stelle unfehlbar breschirt haben würde. Bei der Beschiefsung des deutschen Thurmes wurden zunächst 30 Schufs mit 22 Treffern auf die bereits am stärksten angegriffene Seite der Platte gelegt. Es zeigte sich die merkwür dige Erscheinung, dafs an der getroffenen Stelle die Stahlschicht 7 cm tief abblätterte und die vollständig intacte, glatte schmiedeeiserne Fläche des Panzers zum Vorschein kam. (Vergl. Bl. XII Fig. 9 und BI. XIII.) Ernstliche Beschädigungen der Platte oder irgend welche Beschädigungen des Thurm-Innern traten nicht ein und auch weitere auf dieselbe Stelle gelegte 18 Schufs mit 14 Treffern