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der Mitte getheilter, 18 cm starker Walzeisen- Decke. Der Panzer ruht, vermittelst einer auf Rollen laufenden Blechconstruction, auf einem Stempel, welcher sich in einem hydraulischen Gylinder sowohl drehen, als auch heben oder senken kann. Ein zweiter Kranz von horizontalen Rollen, welche sich gegen einen gufseisernen Ring legen, verhindert, dafs etwaige Stöfse, welche der Panzer durch auftreffende Geschosse empfängt, sich auf den hydraulischen Gylinder übertragen. Der Vor panzerring, welcher den unteren Rand der Kuppel umgiebt, besteht aus Hartgufs. Der ganze Thurm hat 3 Etagen: die Ge schütz-Plattform, den Mannschaftsraum und das Kellergewölbe. In dem letzteren befindet sich die Drehvorrichtung, bestehend aus einer dop pelt gekröpften Welle, an welcher 4 Mann drehen. Mittelst Zahnräderübersetzung wird die Bewegung auf einen an der Kuppel befestigten Zahnkranz übertragen. Die beiden Geschütze (de Bange 155 mm) liegen in hydraulischen Minimalscharten-Lafetten, der Rücklauf wird durch hydraulische Bremsen und Federn, welche letzteren auch den Vorlauf bewirken, beschränkt, aber nicht aufgehoben. Während des Feuerns dreht sich der Thurm; das Feuern selbst wird durch elektrische Contacle bewirkt. Der äufsere Durchmesser der Thurm kuppel beträgt 4,8 m; sie ragt 1 m über den Vorpanzer heraus. Der deutsche Thurm, welcher von der Firma H. Gruson in Buckau-Magdeburg nach den Plänen des Ingenieur-Majors a. D. Schumann her gestellt ist, besitzt nur eine Etage (vergl. Bl. XI. Fig. 2). Der Panzer bildet eine Kugelcalotte von 6 m gröfstem Durchmesser; er ist zusammengesetzt aus 6 Sectoren und 1 Mittelplatte. Sämmtliche Platten sind mit einer zusammengenieteten Unter haut verschraubt. Die Panzerstärke beträgt 20 cm. Die Schartenplatte und die beiden benach barten, sowie die Mittelplatte bestehen aus Schmiedeeisen, die übrigen sind Compound platten. Der Panzer ruht mittelst einer Blechträger- Construction auf einem Mittelpivot; 4 an der Peripherie angebrachte, mit Pufferfedern verse hene Rollen legen sich auf eine kreisförmige Schiene auf und halten den Thurm im Gleich gewicht. Der Vorpanzerring besteht wie bei dem fran zösischen Thurme aus Hartgufs. An den Mündungen der beiden Kruppschen 15 cm Geschütze sind Drehzapfenringe aufge schoben, deren Lager an der Unterbaut des Panzers befestigt sind. Der Rücklauf der Geschütze, welche mittelst Frictionszündschrauben abgefeuert werden, ist am Bodenstück aufgehoben, indem sich dasselbe gegen kreisförmig gebogene Schienen anlegt, welche | starr mit dem Panzer verbunden sind. Die Ge schütze sind durch Gegengewichte ausbalancirt; die Höhenrichtung wird mittest Rolle und Winde gegeben. Desgleichen wird die Drehung des Thurms durch ein einfaches Räderwerk mit 2 Kurbeln bewirkt. Aus diesen Andeutungen gehen die princi- piellen Unterschiede der beiden Thürme bereits hervor: Auf französischer Seite ein starker cylindri- scher Kuppelring, bestimmt, die Geschosse bis zu einer gewissen Tiefe eindringen zu lassen; auf deutscher Seite eine flache Kugelcalotte, halb so stark, bestimmt, die Geschosse abgleiten zu lassen. Auf französischer Seite Zuhülfenahme com- plicirter technischer Hülfsmittel, wie Hydraulik, Elektricität u. s. w.; auf deutscher Seite der durch Aufhebung des Rücklaufs der Geschütze ermög lichte Wegfall jeder Umständlichkeit und Beschrän kung auf die einfachsten technischen .Mittel, d. i. Räder und Kurbeln. Tranzösischerseits endlich die Vertheilung der Mannschaften in 3 Etagen; Deutscherseits Vereinigung derselben in eine Etage behufs Er leichterung des Commandos und der Bedienung. Die Versuche mit den Thürmen begannen am 18. December 1885. Besichtigung und Drehmanöver. Nach einer allgemeinen Besichtigung und Untersuchung der Manövrirfähigkeit der Thürme, wobei Dreh versuche als Umdrehungszeit für den französi schen Thurm 11/3 bis 2 Minuten, für den deut schen 3 Minuten ergaben, folgte vom 19. bis 24. December die Prüfung der Thürme in bezug auf die Treffsicherheit der Geschütze. Schiefsen aus den Thürmen. Ge schossen wurde auf 2500 m Entfernung, aus dem deutschen Thurm mit blindgeladenen Granaten von 31,5 kg bei 9 kg Pulverladung, aus dem französischen mit blindgeladenen Granaten von 40 kg bei 7 kg Pulverladung gegen Scheiben von 8 m Breite und 6,5 m Höhe, und zwar hauptsächlich in Salven der beiden Geschütze jedes Thurmes. Beide Thürme bewiesen eine ausreichende Trefffähigkeit. Einem gewissen Plus auf deutscher Seite möchten wir nicht zu hohen Werth beimessen, da beim Schiefsen stets zufällige Umstände mitwirken. Dagegen ver dient hervorgehoben zu werden, dafs der deutsche Thurm insofern unter ungünstigen Umständen feuerte, als er auf Verlangen der Commission ganz gegen seine Bestimmung nach jeder Salve um 360 0 gedreht werden mufste, wodurch seine Feuergeschwindigkeit hinter jener des französischen Thurmes zurückblieb , da die Räderübersetzung für eine langsamere Drehung berechnet ist. Uebrigens erscheint es uns bereits als ein grofser Erfolg des deutschen Systems, dafs sich