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Ofenwandung, es entsteht dort, nach der Mitte des Ofens zu, eine natürliche Böschung, die feinen Erze verbleiben mehr am Rande, während die Stückerze mehr der Mitte des Ofens zu rollen, man erzielt da mit meistens guten Ofengang. Dieses gilt bei Ver hüttung von Eisensteinen, deren Gröfsenverhältnisse mit Obigem im Einklang stehen. Unter den genannten Verhältnissen halte ich ein Eintauchrohr eher für schädlich als nutzbringend. Anders verhält es sich aber bei Verhüttung von stückreichen Eisensteinen, wie Minette u. s. w., hier wird ein Eintauchrohr einem zu starken Verrollen der Erze nach der Mitte des Ofens zu hindernd in den Weg treten, Koks und Erzgichten werden regelrechter gebettet und einmal einige Meter nach unten bezw. unterhalb des Ein tauchrohres angekommen . mufs eine gleichmäfsige Verschiebung, sowohl der Koks als des Möllers stattlinden. —• Der Glockenapparat hingegen wird sich bei Oefen mit weiter Gicht bewähren und zwar wird hier, je näher die Beschickung nach der Ofenmitte geworfen wird, ein desto längeres Eintauchrohr erforderlich sein und umgekehrt, je weiter von der Ofenmitte ab, also je näher dem Rande zu, ein desto kürzeres bezw. gar kein Eintauchrohr den erwünschten Erfolg geben. — Eine Abweichung hiervon kann Störungen im Betriebe zur Folge haben. Sobald dem Material durch die Schüttvorrichtung die richtige Lage nicht gegeben wird, werden die Gase den am wenigsten durch Erze verdichteten Weg nehmen, die Vorbereitung ist eine unvollkommene und mufs der Koksverbrauch naturgemäfs steigen. Sobald aber der ganze Hochofen nicht einen einzigen Kamin darstellt, sondern in sich selbst erst hat einen Sonderkamin entstehen lassen, sind Störungen oder wenigstens ein unrationeller Betrieb die unausbleib liche Folge. Ich kann hier einen interessanten Fall anführen: Auf dem Hüttenwerke zu X hatten sich Ansätze im Ofen gebildet, wodurch der Ofengang, bis dahin gut, keinen Anspruch auf dieses Prädicat mehr machen konnte, im Gegentheil wird versichert, dafs man, ohne ihm zu nahe zu treten, ruhig das Wörtchen schlecht gebrauchen dürfte. In der An nahme, der zu verhüttende, infolge des anhaltenden Regenwetters mit Feuchtigkeit gesättigte und zusam menbackende Eisenstein, mittelst des Trichterapparates gegen die Ofenwandung geworfen, würde, ohne sich genügend ausbreiten zu können, die Reise in ziemlich senkrechter Richtung nach unten machen, wurde der Gasfang mit einem andern vertauscht, welcher das Material mehr der Ofenmitte zuwarf. Wenn hiernach auch eine Besserung sich feststellen liefs, so verleitete der höhere Koksverbrauch und der noch immer nicht regelmäfsige Gang dazu, das Eintauchrohr zu kürzen. Damit war man aber vom Regen in die Traufe ge- rathen. Wenn schon vorher der Ofengang unter Anwendung der üblichen Mittel die Durchsetzzeit des Materials schlecht bestimmen liefs, so tappte man nun erst recht im Finstern. Erst ein Wechsel des Möllers sollte Aufklärung verschaffen. Der Phosphor, welcher die Eigenschaft besitzt, mag der Ofengang sein, wie er will, ins Roheisen überzugehen, mufste hier klärend (ja auch wohl eine seiner guten Eigenschaften) wirken. Nachdem nämlich Thomaseisen erblasen, wurde der Ofen 24 Stunden auf Qualitätseisen umgesetzt, und da ergab sich auf Grund der Analyse das Resultat, dafs die gröfste Hälfte der Eisensteine in der halben, der andere Theil aber bis zur eineinhalbfachen Zeit, gegenüber der gewöhnlichen Durchsetzzeit von 24 Stunden, die Reise machten. Auch hier hatte sich ein Sonderkamin, hervorgerufen durch Ansätze, sowie durch falsche Begichtung, gebildet. Nachdem die Ansätze beseitigt, der verkannte Gasfang wieder in seine Rechte eingesetzt wurde, soll der Ofengang wieder vortrefflich sein. — Ansätze im unteren Theile des Ofens kommen nur vereinzelt vor und lassen sich vermeiden, dahingegen setzen Hochofenwerke, welche Zink und bleihaltige Steine verhütten, sich leicht der Gefahr aus, durch herunterkommende Massen Störungen im Betriebe zu bekommen. — In einem kleinen Aufsatz »Röhren oder Whitwell- Apparate« (siehe Märzheft Jahrgang 1888) führte ich, wenn auch keine Radical-, so doch Gegenmittel für Störungen durch Ansätze im Ofen an. Ein im westfälischen Bezirke nach den neuesten Erfahrungen zugestellter, erst kürzlich dem Betriebe übergebener Ofen, welcher sein junges Leben bereits ausgehaucht haben soll, hat mir diese Zeilen dictirt. Auch hier soll infolge unzweckmäfsiger Begichtung der heutige Tag nicht gewufst haben, was der mor gende Tag bringen würde. Auch hier wird nicht der Ofen den Kamin dargestellt, sondern einen solchen in sich geduldet haben. Wenn es bei der heutigen schlechten Conjunctur, hervorgerufen durch Ueberproduction, auch als ein Glück anzusehen ist, wenn die Production eingeschränkt wird, so weifs ich doch den Schmerz der Betheiligten eines auf oben erwähnte Weise zu Grabe getragenen Hochofens zu würdigen. Vorsichtige Wahl der Gas fänge kann ihm denselben aber ersparen. Eschweiler, im März 1886. Königliche Bergakademie. Geehrter Herr Redacteur! Im Anschlufs an die Uebungen im Entwerfen von Eisenhütten-Anlagen, welche im Wintersemester an der kgl. Bergakademie zu Berlin gehalten wurden, ist am Schlufs des Semesters unter meiner und meines Collegen Herrn Brelow Leitung eine Stu dienreise unternommen worden, an welcher 13 Stu- dirende theilnahmen. Der Zweck war, das in den Vorlesungen und im Zeichensaale Gelernte praktisch anwenden zu lehren. Hierzu wurde ein achttägiger Aufenthalt auf der Ilseder Hütte bei Peine gewählt, deren Direction mit liebenswürdigster Bereitwillig- keit die Genehmigung ertheilt hatte. Die Studiren- den nahmen, in fünf Gruppen vertheilt, Gichtaufzug, Wäsche, Koksöfen und Ausdrückmaschine, Pumpen- anlage auf, während auserdem gemeinschaftliche Wärmemessungen, Diagrammaufnahmen, Berech nungen der Beschickung u. s. w. ausgeführt wurden. Schliefslich wurden die Erzvorkommnisse und die zur Verarbeitung des Ilseder Roheisens dienende Thomashütte zu Peine besucht. Der überaus günstige Erfolg dieser Art von Studienreisen gegenüber den üblichen Reisen mit einfacher, Schneller Besichtigung zahlreicher Werke bestimmt mich, durch Veröffentlichung dieser Notiz einerseits zur Nachahmung nzuregen , andererseits aber auch hierdurch der Direction der Ilseder Hütte öffentlich den Dank für ihr freundliches Entgegen kommen auszusprechen, ohne welches eine solche Reise überhaupt nicht ausführbar gewesen wäre. Berlin, April 1886. Vr. H. Wedding. Mechanisch-teclnische Versuchsanstalt. Charlottenburg, den 5. März 1886. An die Redaction der Zeitschrift »Stahl und Eisen«. Hierdurch erlaube ich mir, Sie sehr ergebens! darauf aufmerksam zu machen, dafs nach einer in dem demnächst erscheinenden Hefte der »Mittheilungen aus den technischen Versuchs-Anstalten« veröffent lichten Verfügung der Königlichen Commission zur Be aufsichtigung der technischen Versuchs-Anstalten unter den a. o. 0. gleichzeitig mitgetheilten Bedingungen bei der mir unterstellten Königlichen mechanisch technischen Versuchs-Anstalt zu Berlin-Charlottenburg in Zukunft Volontäre angestellt werden können. IV.6 8