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werden die Erzeugnisse des Land- und Gartenbaus, der Waldungen, der Bergwerke und der Fischereien nach dem Osten, aus letzterem die Erzeugnisse der Gewerbethätigkeit nach dem Westen befördert. Dieser Verkehr - mufs mit der wachsenden Besiedelung des Westens steigen. Für Europa haben die Ueberland- bahnen insofern eine wohl zu beachtende wirthschaft- liche Bedeutung, als zwei derselben nur Einfuhr- strafsen für die landwirthschaftlichen Erzeugnisse der Vereinigten Staaten nach der alten Welt werden können. Die Getreideernten der pacifischen Gebiete gingen bisher auf dem langen, beschwerlichen und schon aus diesem Grunde theueren Wege um das Kap Horn nach England. Der gröfste .Theil des auf den englischen Markt gelangenden Weizens entstammt bis jetzt den östlichen Gebieten der Vereinigten Staaten. Schon nach Eröffnung der Nordpacific-Bahn war die Möglichkeit geboten, den Weizen aus Oregon und Washington Ter. auf dem Schienenwege ebenso billig nach New-York zu führen, als den Weizen aus Ohio, Minnesota und Dacota. — Die finanziellen Ergebnisse des Betriebs der Ueberlandbahnen sind keine glän zenden. Zwar haben die beiden älteren Bahnen die Zinsen für ihre Obligationen zum erheblichen Theile mit Hülfe der Legierung der Vereinigten Staaten bisher pünktlich entrichtet und auch ab und zu kleine Dividenden gezahlt. Wie sich die Lage aber gestalten wird, wenn es einmal an die Rückzahlung der Regierungsgelder geht, daran denken die gegen wärtigen Gläubiger nicht. Die Actionäre und die Gläubiger der Canadian Pacific-Bahn leben nur von der Regierungsunterstützung; auch die Verhältnisse der übrigen Ueberlandbahnen sind derart, dafs Divi dendenzahlungen aus eigenen Mitteln in absehbarer Zeit aller Wahrscheinlichkeit nach nicht möglich sein werden. Schöpfungen, wie die nordamerikanischen Ueber landbahnen, haben nur da entstehen können, wo dem Unternehmungsgeist gänzlich freier Spielraum zu seiner Entwicklung gelassen wurde, wo aber dabei auch eine weitsichtige, weise Regierung es sich angelegen sein liefs, durch namhafte Unterstützungen das Zu standekommen solcher Werke zu fördern. Ohne diese Unterstützung wären die Ueberlandbahnen sicher lich nicht gebaut worden. Aber auch dieser Umstand darf nicht abhalten, den kühnen Reisenden und Ent deckern, den hochbedeutenden Geschäftsmännern und Unternehmern, vor Allem aber auch den unermüdeten und thatkräftigen Baumeistern, durch deren Zu sammenwirken innerhalb eines Zeitraums von kaum 20 Jahren dieses Riesennetz von Schienenstrafsen in einer Wildnifs entstanden und unermefsliche Ge biete dem Verkehr und der Gesittung erschlossen sind, rückhaltlose, aufrichtige Bewunderung zu zollen. Consul Klostermanp knüpft an diesen Vortrag die Bemerkung, dafs durch die nord amerikanischen Ueberlandbahnen der Osten Nord amerikas Asien näher rücke und seine Erzeugnisse dahin leichter absetzen könne. Um dieser Concurrenz zu begegnen, sei es deshalb für Deutschland erfor derlich, die Verkehrswege aus dem Innern nach den Seehäfen, insbesondere nach Triest, thunlichst zu ver bessern, um den Transport so schnell und billig als möglich zu machen. Kanäle erscheinen für diesen Zweck weniger geeignet als Eisenbahnen. A, Kapteyn, General director der Westing house Bremsen - Gesellschaft, sprach unter Vor zeigung von Zeichnungen und eines Modelles über einen von ihm erfundenen Indicator für Luftdruckbremsen. Der Indicator hat den Zweck, dem Locomotivführer eines mit Luftbremsen verse henen Zuges die Zahl der am Zuge befindlichen, von ihm zu betreibenden Bremsen anzuzeigen. Der Apparat ist auf das Princip gegründet, dafs die Länge des Bremsrohrs, auf welche der Locomotivführer im stande ist einzuwirken, durch Messung der zu einer gewissen Druckänderung erforderlichen Luftmenge zu bestimmen ist. Zum Zwecke der Messung sind zweier lei Mittel vorhanden; das eine ist ein selbstthätiges Ventil, welches die Entweichung der Luft bis auf eine bestimmte Druckverminderung von etwa 10 Pfund gestattet und dann die weitere Ausströmung sofort aufhält, das andere ist eine Vorrichtung zum Messen der entwichenen Luft. Maschinenfabricant Dopp zeigte einen neuen Lic h t p a u s - A p p a rat, sowie Archi tektur- und Ornamentzeichnungen, welche mit dem selben hergestellt worden, vor und erläuterte das Verfahren bei Herstellung dieser Zeichnungen. Die letzteren heben sich in schwarzen Linien auf hell graugelbem Grunde ab, wobei jede Schattirung der Originalzeichnung auf der lichtgepausten Zeichnung sich deutlich wiedergegeben findet. Das Verfahren bei Herstellung dieser Pausen ist dem Lichtpausver fahren auf blauem Grunde mit weifsen Linien ähnlich, geht aber schneller von statten, ist einfacher und etwas billiger. Der Apparat ist von dem Architekten Richard Beyer in Berlin erfunden und durch die Hof-Steindruckerei und lithographische Anstalt von Adolf Engel in Berlin zu beziehen. VI. ordentliche General-Versammlung des „Vereins deutscher Fabriken feuer fester Producte“ fand in Berlin am 24. Februar d. J. unter dem Vor sitz von Dr. Heintz-Saarau statt.* Aus dem Bericht über die Vereinsthätigkeit heben wir hervor, dafs die vereinsseitigen Zollbestrebungen in 1885 dadurch ihren Abschlufs gefunden haben, dafs 1. feuerfeste Steine (bisher zollfrei) mit 0,50 (, 2. Schyelztiegel, Muffeln , Kapseln, Retorten, feuer feste Röhren und Platten (an Stelle des bisherigen Satzes von 1 •K) mit 2 •K per 100 kg Eingangszoll vom 1. Juli 1885 ab belegt wurden. Wohl wesentlich der Initiative des Vereins sei es ferner zu danken, dafs das Kaiserlich statistische Amt „feuerfeste Steine“, die bisher mit gewöhnlichen Mauersteinen, Dachziegeln etc. zusammen registrirt wurden, nicht nur seit dem Zolltermin, dem 1. Juli, sondern bereits seit 1. Januar 1885 unter No. 831 getrennt führt und in den statistischen Monatsheften regelmäfsig veröffentlicht, ebenso unter No. 837 Schmelztiegel, Muffeln, Kapseln, Retorten, feuerfeste Röhren und Platten (Tara 8%). Dr. Otto führt bei der späteren Besprechung der Zollverhältnisse aus, dafs die Fabriken feuerfester Producte in der südlichen Rheinprovinz wohl am ehesten bereits eine nützliche Wirkung des Schutz zolles auf feuerfeste Steine verspürt haben dürften. Dagegen seien überall da, wo die englischen Steine, unterstützt durch die aufserordentlich niedrige Wasser fracht, in Concurrenz treten , so grofse Mengen noch vor Einführung des Schutzzolles angehäuft worden, dafs sich daselbst wohl erst in diesem Jahre eine Wirkung bemerkbar machen würde. Für die Küstenländer der Nordsee würde aber auch bei den billigen Selbstkosten und der niedrigen Wasserfracht trotz des Zolles der englische fire-brick nach wie vor concurrenzfähig bleiben. Aus diesem Grunde sei es für die deutsche Industrie feuerfster Steine von Interesse, möglichst auf Frachtermäfsigung hinzuwirken, um auch in jenen Gebieten der englischen Concurrenz erfolgreich ent gegentreten zu können. *Ein vollständiger Bericht, dem wir obigen Aus zug entnehmen, ist in der Thonindustrie-Zeitung ent halten.