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Abonnementspreis für Nichtvereins- mitglieder : 15 Mark jährlich excl. Porto. Insertionspreis 25 Pf. für die zweigespaltene Petitzeile, bei Jahresinserat angemessener Rabatt. der nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller und des Vereins deutscher Eisenhüttenleute. Herausgegeben von den Vereins Vorständen. Redigirt von den Geschäftsführern beider Vereine: Gleneralsecretär H. A. Bueck für den wirthschafllichen Theil und Ingenieur E. Schrödter für den teclmischen Theil. Commissions-Verlag von A. Bagel in Düsseldorf. 6. Jahrgang. N 4. April 1886. Die Schiefsversuche mit Panzerthürmen bei Bukarest. (Hierzu Blatt XI bis XIII.) ie Rolle, welche das Eisen in den Vertheidigungsmitteln unseres heuti gen Kriegswesens spielt, scheint neuer dings an Bedeutung zu gewinnen. Der zwischen Geschützen und Panzerungen entbrannte Kampf hat den Scharfsinn der besten Kräfte der technischen Welt auf die Vervoll kommnung beider gelenkt, so dafs in verhältnifs- mäfsig kurzer Zeit staunenswerthe Fortschritte auf diesem Gebiete gezeitigt worden sind. Hin und her tobte der Streit, und glaubte eben das Vertheidigungsmittel wieder in der Ober hand zu sein, so verfehlte die Angriffswaffe nicht, sofort mit einer Verbesserung nachzukom men, welche ihr einen „durchschlagenden“ Er folg verlieh. Wenngleich dieser durch seine Wechselfälle höchst interessante Wettkampf sich zunächst auf dem verhältnifsmäfsig beschränkten Gebiete der Kriegsführung auf See abspielte, so hallte sein Echo doch bald landeinwärts wieder. Als un mittelbare Folge der Vervollkommnung der Schiffs- geschütze sehen wir, wie Küstenbefestigungen, bei deren Erbauung früher von einer Verwen dung des Eisens keine Rede war, mit Walzeisen und später mit Hartgufsplatten gepanzert werden. Heute stehen die Festungswerke, welche gegen einen Angriff zu Lande zu schützen sind, im Begriff, diesem Beispiele zu folgen. Die Bedin gungen sind freilich wesentlich andere, wenn es gilt einen Platz gegen einen Angriff zu Lande zu vertheidigen, denn der angreifende Theil ist hier nicht imstande, in seinem Belagerungspark IV. 6 entfernt so schwere Geschütze wie sein Genosse zur See mit sich zu führen, dagegen hat er aber den Vorzug der höheren Trefffähigkeit für sich. Dieselbe ist denn auch so bedeutend geworden, dafs es in den militärischen Kreisen für unmög lich gehalten wird, auf dem offenen Wall Ar tillerie aufzupflanzen, ohne sie schleuniger Zer störung auszusetzen. Der heutigen langen Be lagerungskanone von 15 cm und darüber vermag aus 1000 bis 2000 m Entfernung kein Mauerwerk einer Kasematte, sei es auch durch Erde noch so gut gedeckt und verborgen, zu widerstehen, in kur zer Frist werden ihre Geschosse, vermöge der von ihr entwickelten enormen lebendigen Kraft eine Bresche gelegt naben, welche den Angriffs- colonnen den Zutritt in die Festung eröffnet. Gegenüber diesem Vortheil seitens des An greifenden hat der Vertheidiger natürlicherweise sich nach Mitteln umgesehen, welche ihm genü genden Schutz gewähren, um für die letzten Stadien der Belagerung einige Kanonen gefechts bereit zu halten, da er derselben offenbar gerade dann am dringendsten bedarf. Es sind hierfür zwei Vorschläge gemacht worden, deren einer in der Errichtung sog. gepanzerter Kasematten besteht, d. h. die Geschütze werden unter Mauerwerk gebracht, das möglichst vollständig durch Erde ver deckt wird und dessen Schiefsscharten mit einer starken Panzerung aus Eisen versehen werden. Gemäfs dem zweiten Vorschlag sollen eine oder zwei Kanonen in einer Kuppel aus Metall unter gebracht werden, deren Schiefsscharten dadurch auf das Minimum zurückgeführt werden, dafs 1