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250 Nr. 4. welcher die Fangvorrichtung trägt, hängen. Findet der Seilbruch dagegen beim Niedergehen statt, so reifst der Förderkorb von dem von der Fangvorrichtung festgehaltenen Rahmen ab und hängt nun nur noch an den Kolbenstangen k bezw. den Kolben K. Letztere haben so viel Spiel in den Cylinderbohrungen, dafs die Flüssig keit durch Erzeugung eines entsprechend hohen Druckes, welcher als hemmende Kraft gegen das Niedergehen des Kolbens und somit auch des anhängenden Förderkorbes auftritt, hinausströmen kann. Die Verhältnisse lassen sich nun so wählen, dafs die hemmende Kraft die Energie des Förderkorbes vollkommen aufzehrt, während die Kolben K bis zum Boden der Cylinder nieder gehen. Der Einführung und Anwendung dieser Fangvorrichtung setzten sich grofse Schwierig keiten deshalb entgegen, weil dieselben eines- theils eine erhebliche Mehrbelastung des Förder seiles hervorbrachten, anderntheils auch die Herstellungskosten derselben sehr hohe waren. Diese Schwierigkeiten veranlafsten mich, auf weitere Verbesserungen zu sinnen; und so ge langte ich zu der Gonstruction, welche in Fig. 14 dargestellt ist und weiterhin zu derjenigen, welche die Fig. 15, 16, 17 und 18 in den ver schiedenen Stellungen der Fangrollen veran schaulichen. Diese Constructionen beruhen auf dem Prin cipe, dafs beim Fangen an Stelle der Excenter centrische Rollen R, Fig. 13, die hölzernen Spurlatten bei der Abwärtsbewegung des Förder korbes zusammenpressen. Die Rollen R, welche eine an den Spurlatten entlang rollende Bewegung ausführen, haben keinen begrenzten Lauf, sondern vermögen sich beliebig oft zu drehen. Ihrem Fortschreiten stellt sich jedoch derjenige Widerstand entgegen, welcher durch das Zusammenpressen der Spur latten bedingt wird. Wenn dieser Widerstand, dessen Gröfse einestheils von dem mehr oder minder starken Zusammenpressen der Spurlatten, anderntheils von der Breite der Fangrollen ab hängig ist, nun die Last in mäfsiger Gröfse übersteigt, so wird sich das beim Niedergehen zu fangende Fördergerippe so verhalten, wie der regelmäfsig gebremste Eisenbahnzug und ohne Gefahr für Leben und Gesundheit der fahrenden Personen zur Ruhe kommen. Es wären alsdann die eingangs bezeichneten, als an eine ideal voll kommene P’angvorrichtung zu stellenden Bedin gungen erfüllt. Die Rollen R, Fig. 13, dürfen aber nur im Momente des Seilbruches einen so grofsen Durchmesser erhalten, dafs sie in die Spurlatten eindringen, dagegen mufs ihr Durch messer während der regelmäfsigen Förderung um so viel geringer sein, dafs sie die Spurlatten nicht berühren. Der Zweck würde auch er reicht, wenn man die Achsen der Rollen R verschiebbar machte und sie nach Erfordern April 1886. vor- und rückwärts bewegte. Eine solche Ein richtung dürfte sich aber kaum so einfach und betriebssicher gestalten wie die erstere. In Fig. 14 ist ein Fangrollenpaar dargestellt, bei welchem sich der Durchmesser der Rollen nach erfolgtem Seilbruche dadurch in erforder lichem Mafse vergröfsert, dafs eine aus Seg mentstücken und Laschen gebildete Kette sich um jede Rolle wickelt. Im Uebrigen ist die Fangvorrichtung genau so wie die bekannte Excenterfangvorrichtung eingerichtet. Die Fangrolle der Fig. 15, IG, 17 und 18 ist auf derjenigen Seite, welche bei straffem Förderseil der Spurlatte zugekehrt ist, so viel abgeplattet, dafs eine Berührung der Spurlatte in dieser Stellung nicht erfolgt. Der übrige Theil des Umfanges dagegen hat von Hause aus die erforderliche Gröfse. Nach erfolgtem Seilbruche aber wird die erwähnte Abplattung oder Lücke im Umfange durch das Segmentstück S, welches in normaler Stellung über der Rolle liegt und durch die Laschen L mit der Rolle R verbunden ist, ausgefüllt und die Rolle zu einer fast voll kommen runden ergänzt. In den Fig. 15, 16, 17 und 18 sind die Fangrollen in vier aufeinander folgenden Stellun gen gezeichnet, und zwar: 1. in normaler Stellung, 2. nachdem das Fangen eingeleitet ist, 3. während das Segmentstück S sich in der Um kleidung F und 4. während sich dasselbe im Eingriff in die Spur latte befindet. Eine mit Rollen und Ketten (Fig. 14) ausge rüstete Fangvorrichtung wurde in Gegenwart des Kgl. Revierbeamten, Herrn Bergrath Schollmeyer, auf der Zeche Hörder Kohlenwerk probirt. Die Versuche wurden in der Zechenschmiede des Schachtes Schleswig ausgeführt. Es waren in derselben zwei starke Holzbalken aufrecht stehend befestigt und an diese seitlich die Spurlatten mit der gleichen lichten Weite zwischen denselben wie im Förderschachte angeschraubt, vorher je doch das Fördergerippe dazwischen gebracht. Die Versuche wurden nun in der Weise ausgeführt, dafs man das leere Fördergerippe zuerst auf eine Höhe von etwa 800 mm hob und alsdann die Fangvorrichtung eingreifen liefs. Die Spurlatten hatten an der betreffenden Stelle ihre normale Breite von 120 mm, 200 mm tiefer waren die Spurlatten auf beiden Seiten um 5 mm, also im ganzen um 10 mm geschwächt, und zwar auf eine Länge von 200 mm. Von da ab hatte aut weitere 200 mm eine Verschwächung um noch weitere 2X5 mm =10 mm stattgefunden, wie dies in der Zeichnung (Fig. 14) ersichtlich ist. Unter dem Fördergerippe hatte man eine Unter klotzung angebracht, die gestattete, dafs das För- dergerippe, sobald der Widerstand der Fangvor richtung überwunden wurde, um 200 mm zu „STAHL UND EISEN.“