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April 1886. STAHL UND EISEN. im Hochofenbetrieb Holzkohle und Koks wird aber in der Regel pro r 1 r die Abkühlung überhaupt im entwickelten Wärme nicht er- 1 r a heblich sein, weil Verhältnifs zu der heblich ist. In der Praxis des Kokshochofens das dreifache Gewicht an Eisen, Schlacke und Brennmaterial enthalten ist, dann ist dafür die Geschwindigkeit der Bewegung der Beschickungssäule im Holzkohlenofen eine drei fach gröfsere : in demselben Raum wird in der Zeiteinheit bei beiden Oefen dasselbe Quantum Wärme entwickelt, dasselbe Quantum Gase, Eisen, Schlacke und Brennmaterial erhitzt und die Tem peratur mufs deshalb dieselbe sein; nur wenn der calorische Effect eines Kilogramms Kohlen stoff in Koks gröfser ist als der eines Kilogramms Kohlenstoff in der Holzkohle, wird zu Gunsten des Koks ein geringer Unterschied da sein. Nun ist die Oberfläche, welche die Holzkohle dem Winde bietet, bedeutend gröfser als die des Koks, man kommt deshalb zu der Frage: wenn in dem selben Gestell täglich 60 t Holzkohle verbrannt werden, wie wird sich da die Temperatur im Vergleich zu früher verhalten? In diesem Fall wird in der Zeiteinheit das doppelte Quantum Wärme entwickelt, es mufs aber auch das doppelte Quantum Eisen, Gase, Schlacke und Holzkohle erhitzt werden, eine Ursache zu einem Temperatur unterschied gegen früher liegt nur darin, dafs die Abkühlung des Gestells durch Kühlwasser und Ausstrahlung nicht auch auf das Doppelte steigen wird; diese Temperaturzunahme kann nicht er- Quadratmeter Gestellquerschnitt nicht mehr Holz kohle als Koks verbrannt, es geschieht häufig das Umgekehrte; so verbrennen z. B.die steierischen Holzkohlenöfen in 24 Stunden etwa 30 t Holz kohle bei 2 m Gestelldurchmesser und einer Windtemperatur von 300°, hier auf der Union verbrennen wir in einem Gestelle von 2 m Durch messer täglich 70 t Koks, während früher zu Georgs-Marien-Hütte in einem Gestelle von der selben Weite täglich 100 t Koks verbrannt wurden, beides bei einer Windtemperatur von 400°. Hier ist deshalb der Vortheil wieder auf Seiten des Koks, während der geringe Unterschied von 100° in der Windtemperatur doch wohl nicht ausreicht, um eine Steigerung der Verbrennlichkeit auf das Dreifache zu erklären. Ich behaupte deshalb: die Erfahrung lehrt, dafs der Koks, wie er gewöhnlich gebraucht wird, bei Windtemperaturen, wie sie auch in Holzkohlenhochöfen üblich sind, so leicht verbrennlich ist, dafs man dasselbe Quantum des selben pro Quadratmeter Gestellquerschnitt ver- Nr. 4. 241 Die inzwischen erschienenen Arbeiten der Herren Dr. Thörner und Jantzen veranlassen mich, noch mals auf diesen Gegenstand zurückzukommen, um meine, in dem vorigen Artikel mitgetheilte Ansicht zu vertheidigen. Zuerst möchte ich bemerken, dafs es doch wohl eine nicht anzuzweifelnde Thatsache ist, dafs man in Holzkohlenöfen bis jetzt in bezug auf Brennmaterialverbrauch bedeutend günstigere Re sultate erzielt, als in Kokshochöfen. Für den Betrieb auf weifses Roheisen hat Herr Belani dies im vorigen Heft dieser Zeitschrift schon nachge wiesen, aber auch für graues Roheisen ist dasselbe der Fall; so produciren z. B. die schwedischen Holzkohlenöfen eine Tonne graues Eisen mit 800 kg Holzkohle bei Windtemperaturen, die, soviel ich weifs, 400° nicht überschreiten, während die mit sehr reichem Möller arbeitenden amerikanischen Koksbochöfen immer auf eine Tonne graues Roh eisen noch 900 kg Koks brauchen bei einer Windtemperatur von 700°; würden dieselben auch mit Wind von 400° arbeiten, so würden sie doch wenigstens 200 kg Koks mehr brauchen. Worin ist dieser Unterschied begründet? Dafs Holzkohle weit leichter verbrennlich ist als Koks, bezweifelt gewifs Niemand ; dafs aber diese leichtere Verbrennlichkeit die Ursache des Unterschiedes ist, bestreite ich ganz entschieden. Angenommen, von 2 Hochöfen, die einen gleichen Gestelldurchmesser von 2 in haben, wird der eine mit Koks, der andere mit Holzkohle be trieben. Wenn nun in jeden Ofen ein Wind quantum, genügend, um in 24 Stunden 30 t Kohlenstoff zu verbrennen, mit einer Temperatur von 300° eingeblasen wird, wie werden sich da die Temperaturen in den Gestellen beider Oefen verhalten? Ich meine, wenn bei beiden auf das selbe Gewicht Kohlenstoff, dasselbe Quantum Eisen und Schlacke kommt, dann mufs in beiden Oefen dieselbe Temperatur herrschen. Die Temperatur hängt ab von der entwickelten Wärme und von der verbrauchten Wärme. Bei dem angenommenen Windquantum wird wohl Niemand bezweifeln, dafs in beiden Fällen genügend Kohlen stoff im Gestell ist, um dem Wind sofort seinen Sauerstoff zu entziehen, es wird deshalb in beiden Fällen dasselbe Wärmequantum entwickelt, wäh rend auch der Wind dasselbe Wärmequantum milbringt. Diese entwickelte Wärme dient zur Temperaturerhöhung von genau demselben Quan tum Gasen, Eisen, Schlacke und Brennmaterial, denn wenn auch in jedem Gubikmeter Gestellraum