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Juni 1886. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 6. 381 lung schmiedbaren Gusses angewendet wird — eine an Weifsgluth grenzende Gelbgluth. Zunächst wurde ein Stück weifsen Gufseisens, wie es zur Darstellung schmiedbaren Gusses be nutzt wird, in Sand’ aus dem Muldeflusse 108 Stunden geglüht. Es ergab sich hierbei: Vor Nach dem Glühen i. Sand Gebundene Kohle 2,00 0,53 Gementkohle 0,53 0,19 Graphit — 0,00 Gesammtkohle 2,53 0,72 Silicium 0,62 0,65 Mangan 0,08 nicht best. Es hatte also eine beträchtliche Abnahme des Gesammtkohlenstoffgehaltes wie auch der Ce- rnentkohle ohne erkennbare Graphitbildung statt gefunden. Obgleich ich eine derartige Entkoh lung in anbetracht der dichten Verpackung des Eisenstücks, welche den Zutritt äufserer Luft so gut wie vollständig hindern mufste, nicht erwar tet hatte, so kann doch die zwischen den Sand körnern befindliche Luft wohl als Oxydations mittel für den Kohlenstoffgehalt gedient haben; auch bei der Glühstahldarstellung nach Tunners Verfahren wurden die Roheisenstäbe bekanntlich anfänglich zwischen Sand geglüht. Die Bruch fläche des geglühten Stückes zeigte körniges Ge füge, wie es schmiedbares Eisen besitzt, welches den Uebergang zwischen Fein- und Grobkorn bildet. Die Farbe war bläulich-weifs. Auch Forquignon glühte mehrmals Eisenstäbe in einem aus fast reiner Kieselsäure bestehenden Sande. Seine Ergebnisse stimmen darin mit den meinigen überein, als auch bei seinen Versuchen regelmäfsig eine starke Abnahme des Kohlenstoff gehaltes eintrat; sie weichen insofern von den meinigen ab, als er regelmäfsig in dem geglüh ten Eisen Graphit fand.* So z. Vor dem Glühen Gebundene (u. Gement-) Kohle 2,94 Graphit — Gesammtkohle 2,94 Silicium 0,45 Mangan 0,12 und bei einem andern Eisen: Gebundene u. (Gement-) Kohle 3,27 Graphit — Gesammtkohle 3,27 Silicium . . 0,30 Mangan 0,02 B. ergab sich: in bestimmt Nach 72stünd. Glühen Nach 144 stünd. Sand 1,00 0,50 1,50 0,44 1,45 0,16 1,61 0,48 nicht 1,82 1.20 3,02 0,32 nicht 1,26 1,18 2,44 0,39 bestimmt * Es verdient Erwähnung, dafs Forquignon die Graphitbestimmung in anderer Weise, als es in Deutsch land üblich ist, ansführte. Das zu untersuchende Eisen wurde zunächst nach Boussingaults Methode durch Behandlung mit Quecksilberchloridlösung zer legt, der Rückstand zur Verflüchtigung des entstande nen Quecksilberchlorürs im trockenen Wasserstoff strome erhitzt, dann während einiger Augenblicke in eine rothglühende Muffel gebracht und schliefslich der Kohlenstoff, welcher hier nicht verbrannte, im Es ist beachtenswerth, dafs eine Abnahme des Siliciumgehaltes, welche bei der Darstellung des Tunnerschen Glühstahls von Richter beob achtet wurde,* weder bei meinen noch bei For- quignons Versuchen eintrat. Möglich ist es, dafs ein gröfserer Mangangehalt das Aussaigern des Siliciums befördert; bei Richters Versuchen lag ein Roheisen mit 0,6 % Mangangehalt vor, wel cher beim Glühen sich auf 0,2 % verringert hatte, während der Siliciumgehalt von 0,13 auf 0,002 % sank. Da die starke Abnahme des Kohlenstoffge halts beim Glühen des Roheisens in Sand dem eigentlichen oben angedeuteten Zwecke der Unter suchung nicht entsprach, wurde beschlossen, die Versuche durch Glühen des Gufseisens in Holz kohle fortzusetzen. Ich ging hierbei von der Ansicht aus, dafs alsdann eine Kohlenstoffabnahme nicht möglich, eine mäfsige Kohlenstoffaufnahme dagegen wahrscheinlich sei. Zunächst wurde ein Bruchstück eines Hart- gufs-Laufrades mit etwa 15 mm starker weifser Kruste dem Versuche unterworfen, also ein Ma terial, welches nur durch die plötzliche Abküh lung weifs geworden, an den langsamer erkalte ten Stellen dagegen völlig grau geblieben war. Auch die weifse Kruste liefs bei Betrachtung mit der Loupe vereinzelte Graphitblätter erkennen. Die zur Untersuchung bestimmten Proben vor und nach dem Glühen wurden von zwei benachbarten Stellen der Kruste mit einem harten Bohrer ent nommen, wobei man Sorge trug, das eine Loch genau so tief als das andere zu bohren, um die Irrthümer zu vermeiden, welche andernfalls durch die von dem Umfange nach den inneren Theilen zu fortschreitende Aenderung der chemischen Zu sammensetzung hätten herbeigeführt werden kön nen. Die Kruste war beim Glühen vollständig grau geworden und hatte das vor dem Glühen erkennbare strahlige Gefüge verloren. Die Unter suchung ergab: Vor Nach 108 stündigem Glühen in Holzkohle Gebundene Kohle 0,85 0,27 Gementkohle 1,23 0,00 Graphit 1,26 3,04 Gesammtkohle 3,34 3,31 Silicium 0,66 0,84 Mangan 0,75 0,80 Die Gementkohle ist hier vollständig ver schwunden und — nebst dem gröfsten Theile der gebundenen Kohle — in Graphit überge- Strome reinen Sauerstoffgases verbrannt und als Gra phit bestimmt. Es ist wohl kaum zu bezweifeln, dafs auf diesem Wege wenigstens annähernd gleiche Er gebnisse erhalten werden, als durch die bei uns üb liche Methode, da aller nicht graphitische Kohlenstoff leicht, aller graphitische schwer verbrennlich ist. * Weddings Darstellung des schmiedbaren Eisens, 8. 490. Vergl. auch »Stahl und Eisen« 1885, 8. 472. VI. s 2