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Mai 1886. .STAHL UND EISEN.“ Nr. 5. 369 Kleinigkeit — auf 40 Millionen Dollars veranschlagt. So könnten also die Unionsbürger frisch darauf los gehen, das Gigantenwerk auszuführen und dadurch möglicherweise die klimatischen Verhältnisse eines halben Weittheils umzugestalten, wenn — England, in dessen Colonialbesitz die betreffende Localität fällt, dazu seine Zustimmung giebt, welche Frage wir aber nicht unbedingt mit ja beantworten möchten. Dr. E. von Möller . Am 23. April d. J. verstarb nach kurzer Krank heit unerwartet zu Berlin der Staatssecretär des Staats raths und Unterstaatssecrctär im Ministerium für Handel und Gewerbe, Herr Dr. von Möller. In seiner doppelten Eigenschaft als Präsident des Staatsministeriums und Minister für Handel und Ge werbe widmete Fürst von Bismarck demselben im Staatsanzeiger folgenden Nachruf: „Der königliche Dienst hat durch den Tod dieses ausgezeichneten Beamten einen schweren Verlust er litten. Ausgerüstet mit reichem Wissen und begabt mit vorzüglichen Eigenschaften des Geistes und Herzens, hat der Heimgegangene seine Arbeitskraft schlicht und anspruchslos mit vorbildlicher Pflichttreue, mit praktischem Geschick und stets gleichem Erfolge dem Dienste des Königs und des Vaterlandes gewidmet. Sein Hintritt wird von seinen Vorgesetzten , Gollegen und Untergebenen schmerzlich betrauert, sein Ge- dächtnifs in hohen Ehren gehalten werden.“ Auch die industriellen Kreise, in denen der zu früh Verstorbene sich grofser Beliebtheit erfreute, haben sich dieser Trauer allgemein angeschlossen. Mikroskopische Untersuchungen. Berlin W„ Wilhelmstr. 80, den 15. April 1886. Bei der Beurtheilung von Constructionsmaterialien, namentlich von Eisen und Stahl, welche oft Schwie rigkeiten bietet, wenn sie lediglich auf Grund der ermittelten mechanischen und chemischen Eigen schaften erfolgen soll, scheint ein ergänzendes Hülfs- mittel in der mikroskopischen Untersuchung gefunden zu sein. Die Herstellung der für eine solche mikroskopische Untersuchung geeigneten Schliffe ist indessen mit zahl reichen Schwierigkeiten verbunden, erfordert eigen artige Instrumente und Apparate, grofse Uebung und Sachkenntnifs des Anfertigers. Da nach den vorlie genden Erfahrungen weder die erforderlichen Kräfte, noch die nölhigen Hülfsmittel den Producenten und Consumenten von Metallen in allen Fällen zu Gebote stehen, so ist mit Genehmigung der Herren Minister für Handel und Gewerbe, der öffentlichen Arbeiten und der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Ange- legenheiten eine Abtheilung für Herstellung von mikroskopischen Schliffen mit der chemisch-tech nischen Versuchsanstalt verbunden worden. Indem der Bedaction wir hiervon in der Anlage* ergebenst Kenntnifs geben, bemerken wir gleichzeitig, dafs unser Mitglied, Herr Geheimer Bergrath Dr. Wedding sich gern bereit erklärt hat, so lange, bis die Erfahrungen auf diesem Gebiet allgemein ver breitet sind, die auf Grund eingehender Aufträge an gefertigten Schliffe auf ihre Brauchbarkeit für den besonderen Zweck vor der Absendung zu prüfen, die Aufmerksamkeit der Auftraggeber, wenn es gewünscht wird, auf die Eigenthümlichkeiten, welche sich unter dem Mikroskope zeigen, hinzulenken und auch den Zeichner anzuweisen, dieselben besonders zu mar- kiren. Derselbe wird ebenso, falls dem Auftraggeber Erfahrungen darüber fehlen sollten, gern angeben, ob sich im einzelnen Falle die Aetzung des Schliffes, bezw. welcher Grad der Aetzung, und ferner welcher Ton der Anlauffarben am meisten für das betreffende Metallstück empfiehlt. Wenn diese Mitwirkung unseres Mitgliedes ge wünscht wird, bitten wir dies in jedem einzelnen Auftrage auszusprechen. Königliche Commission zur Beaufsichtigung der technischen Versuchsanstalten. Schultz. * Dieselbe betrifft die speciellen Vorschriften für die Benutzung der Abtheilung zur Herstellung von Schliffen für mikroskopische Untersuchungen. Die Herstellung eines fertigen Schliffes kostet 3 bis 5 Mark bei vorgearbeitetem Material; die Verarbeitung kostet 1 bis 5 Mark je nach der Gröfse und der Härte; die Herstellung einer Zeichnung 20 bis 30 Mark. Marktbericht. Düsseldorf, 30. April 1886. In der allgemeinen Geschäftslage ist eine Besse rung noch nicht eingetreten, sie läfst demgemäCs nach wie vor zu wünschen übrig, denn die Nachfrage bleibt noch immer stark hinter dem Angebot zurück. Das lange befürchtete Aufhören des internationalen Schienencartells ist eingetreten , und infolgedessen sind die Schienenpreise gesunken. Wenn nun auch die Marktlage der übrigen Artikel augenblicklich noch nicht dadurch beeinflufst erscheint, so dürfte sie mit der Zeit doch leicht von densinkendenSchienenpreisen in Mitleidenschaft gezogen werden. Wie vorauszusehen war, sind bei der ersten Schienensubmission nach Aufhören des Gartells Preise gestellt worden, wie sie bis dahin noch nicht gekannt waren. Es ist wohl lediglich dem dringenden Arbeitsbedürfnißs der einzelnen Werke zuzuschreiben, dafs dieselben so tief unter ihre Selbst kosten gingen, um sich die Arbeit zu sichern. Daher ist es schwer, einen Preis für Schienen auf dem inter nationalen Markt anzugeben; denn man kann unmög lich wissen, zu welchen Opfern die Arbeitsnoth einzelne Werke zwingt. Im allgemeinen scheint der Einflufs der Jahreszeit, namentlich die wieder erwachte Bau- thätigkeit, nicht ohne Einwirkung auf die Geschäftslage zu sein; eine Besserung der Preise für die gewöhn lichen Verbrauchsartikel ist jedoch noch nicht ein getreten. In der allgemeinen Lage des Kohlengeschäfts ist eine Aenderung nicht zu verzeichnen. Bemerkens- werth sind die Besultate der jüngst hei der Kgl. Eisen- bahndirection Elberfeld stattgehabten Submission auf Lieferung des Jahresbedarfs dieser Behörde. Sämmtliche Zechen sind mit einem Preisaufschlag von ca. 3 K pro Doppelwaggon (gegenüber dem Vorjahr) vorge gangen — eine Mehrforderung, die durch die allge meine Lage des Kohlenmarkts gerechtfertigt sein dürfte. Im übrigen ist zu constatiren, dafs eines- theils durch die eingetretene • milde Witterung, und