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Mai 1886 „STAHL UND EISEN.“ Nr. 5. geeignet geänderter Feuerzustellung und ent sprechender Anpassung des Betriebes dürfte indefs wohl auch für solche Fälle das Dreiform feuer den Vorzug verdienen. Um die obigen Zahlenwerthe richtig abzu wiegen, müssen die Preise in Betracht gezogen werden. Für die Alpenländer kann man annehmen den Preis eines m3 Holzkohle mit Fl. 3,50 (in den Frischerei- districten, sonst bis Fl. 5,00), von 100 kg Frischroheisen Fl. 4,20, eines Arbeiters pr. Schicht ca. Fl. 2,00. Man arbeitet da mit einförmigen oder auch doppelformigen Lancashireherden meist unter Ver wendung einer mitunter nicht unbeträchtlichen Menge Alteisen mit 0,5, häufig 0,6 m3 und mehr weicher Holzkohle. Mit Benutzung dieser Zahlen stellten sich die Productionskosten beim Dreiformfeuer gegenüber dem zweiformigen und dem in unseren Ländern gebräuchlichen einförmigen oder doppelformigen bei durchaus gutem Betriebe um rund 0,30 bis 0,60 Fl, niedriger, was unter gleichzeitigem Einbe zug der Verbesserung der Qualität einen sehr wesentlichen Fortschritt repräsentirt. Es mag vielleicht auffallen, dafs heutzutage, wo man immer mehr zum Flufsmaterial über geht, dem Gebiete der Herdfrischerei solche Aufmerk samkeit zugewendet wird und so wesentliche Fort schritte erzielt werden. Dies wird jedoch erklärlich, wenn bedacht wird, dafs in Schweden noch immer die Herd- frischerei die herrschende Frischmethode ist. Auch in den Alpenländern hat sie, insbeson dere für gewisse Zweige, als Draht- und Fein- blechfabrication ihre Bedeutung nicht verloren. Im Gegentheil hat die Production an Frischeisen im letzten Decennium in Obersteiermark sogar nicht unbedeutend zugenommen. Sie betrug im Handelskammerbezirk Leoben in den letzten Jahren annähernd 180 000 metr. Ctr. Desgleichen hat sie für manche abgelegene Gegenden ohne mineralische Kohle, und insbe sondere auch für Nordamerika noch eine nicht zu unterschätzende Wichtigkeit; und die Fort schritte der intelligenten und tüchtigen schwedischen Frischmeister verdienen daher volle Beachtung und dankbare Anerkennung. Leoben, 17. März 1886. Ueber die Fabrication der Stahlschienen in den Vereinigten Staaten. (Hierzu Blatt XVII.) Ueber die Fabrication der Stahlschienen in den I Vereinigten Staaten von Nordamerika giebt der I in der »Revue des Mines etc.« 2. S. T. 18. 1885 enthaltene Reisebericht von Professor Paul Tra- senster eine ausführliche Beschreibung, der wir_die nachstehenden werthvollen Notizen ent nehmen. Die Eisenbahnschienen haben bis jetzt den vor nehmsten Absatzartikel für die auf Massenproduc- tion eingerichtete Stahlfabrication gebildet und hat namentlich in Amerika der grofse Bedarf zu einer aufserordentlich gewaltigen Entwicklung der Lei stungsfähigkeit aller dazu gehöriger Einrich tungen geführt, so dafs in den Jahren 1882 bis 1884 je 1000 000 bis 1300 000 t Schienen geliefert werden konnten. Die herrschenden Schwie rigkeiten der Arbeiterverhältnisse haben eine mög lichst weitgehende Ausbildung aller mechanischen Hülfsmittel für den Betrieb veranlafst, welche ganz besonders in der Gonstruction der Walzen- strafsen zum Ansdrucke gelangt. Das Giefsen der Stahlblöcke in Abmessungen und Gewichten, welche drei- bis vierfachen Längen von Schienen entsprechen (350 X mm • 1500 bis 1800 lang, 1000 bis 1500 kg schwer), ist allgemein eingeführt und bedingt getrennten Betrieb zwischen Blockwalzen und Fertigwalzen. Für beide wurde bis vor kurzem mit Vorliebe das Trio verwendet und hat nament lich Holley oftmals seiner Ansicht Ausdruck ge geben, dafs man diesem Beispiele auch in Europa allgemein folgen würde, anstatt das Duo mit um steuerbarer Dampfmaschine zu bevorzugen, wie dieses namentlich in England geschieht, wenn man die Vorzüge des ersteren ebenso wie in Amerika erkannt haben würde. In letzterer Zeit sind indessen mehrere Constructeure dem ersteren untreu geworden und haben sich dem letzteren zugewendet, wie aus nachstehender Zusammen stellung hervorgeht. In elf Werken ist das Trio für die Block- u. die Fertigwalze angewendet, nämlich in: Troy, Lackawanna, Bethleem, Harrisburgh, Edgar Thom son, Cleveland, North-Chicago, Union Mill, Joliet, Saint Louis und Pueblo. Drei Werke haben eine Duo-Blockwalze mit