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STAHL UND EISEN.“ April 1886. ob ich nach diesem Anblicke noch den Muth 2 .li eh ns in h- len en .nn ned er- e. uf ge- e- :h- je kt hi ¬ ng die n- haben werde, die Fabrication zu übernehmen, während Herr Kocher erklärte, die ganze Sache sei Unsinn und wenn es überall möglich wäre, Stahl im Puddelofen zu machen, dann hätte er es sicher fertiggebracht. Dieser Eingang war für mich nicht gerade ermuthigend, der ich in Seraing nur so neben bei das Puddeln gelernt hatte, während Herr Kocher damals bereits einen Ruf als Hüttenmann besafs; dennoch liefs ich mich nicht abschrecken und schon am zweiten Tage ging ich mit Stahl luppen, aus Nassauer und Siegener Holzkohlen- Roheisen gepuddelt, nach den Reckhämmern an der Enneperstrafse, um dieselben probiren zu lassen. Stahl, wenn der Ofen seinen gröfstmöglichsten Hitzegrad erreicht hat; es ist deshalb räthlich, den ersten Tag nach dem Wiederbeginn der Arbeit auf Eisen zu puddeln und dann erst mit der Stahlarbeit anzufangen. — Mit dem auf diese Weise bearbeiteten Stahle sollen die meisten Werke der Umgegend von Weiherhammer versorgt worden sein; da übri gens die Fabrication so zu sagen unbekannt ge blieben ist, so scheint sie weiter keine Aus dehnung gefunden zu haben. Das von Herrn Schmid angegebene Ver fahren hat mit dem später in Westfalen aufge kommenen allerdings einige Aehnlichkeit, steht indessen diesem in bezug auf Leistung, sowie namentlich Sicherheit des Gelingens, bedeutend nach und wird selten einen eisenfreien, gleich förmigen Stahl geliefert haben, da das Abtheilen der Masse zu Luppen, wenn auch schnell, doch bei gröfstmöglichster Hitze des Ofens geschehen soll, wobei es sich nicht verhüten läfst, dafs die Luppenmasse aufsen lheilweise vollständiger entkohlt wird und in Eisen übergeht, was äufserst schnell geschieht, sobald die Masse aus der Schlacke gehoben und der directen Einwirkung der Luft blofsgegeben wird. — Im Jahre 1849 beschäftigte sich der Graveur Gustav Bremme zu Unna mit Versuchen, ge gossene Gegenstände zu adouciren, und wollte dabei gefunden haben, dafs die den Versuchen unterworfenen, grauen Gufsstücke, wenn man solche unter Rothglühhitze behandelte, in Stahl übergingen, bei fortgesetztem Adouciren unter Weifsglühhitze aber vollständig zu Schmiedeeisen wurden. Er zog dabei den Chemiker A. Lohage zu Rathe, und dieser glaubte hieraus schliefsen zu dürfen, dafs der Graphit aus dem Roheisen zuerst und zwar unter Rothglühhitze entfernt werden könne, der gebundene Kohlenstoff des Roheisens aber erst in der Weifsglühhitze aus gelrieben werde. Während Lohage darauf hin ¬ arbeitete, das Adouciren im grofsen Mafsstabe zu betreiben, bestand dagegen Bremme darauf, das Roheisen im Puddelofen in Stahl umzuwan deln, was nach seiner Ansicht bei richtiger Führung des Puddelprocesses keine Schwierig keiten haben könne. Er drang dann auch hier mit durch und ist nach meinen Begriffen als der Vater der Puddelstahlfabrication anzusehen. Ob die Herren Lohage und Bremme von dem Verfahren des Hüttenmeisters Schmid Kennt- nifs halten oder nicht, kann ich nicht behaupten; ich glaube es indessen nicht; sie bildeten aber im Jahre 1849 eine Gesellschaft unter der Firma Lohage, Bremme & Co. unter Zuziehung von Gustav Lehrkind, damals Geschäftsführer und Theilhaber des Puddlingswerkes Lehrkind, Falkenroth & Co. zu Haspe, um auf diesem Werke Versuche anzustellen, dem Roheisen IV.o seinen Graphitgehalt zu entziehen, d. h. mit anderen Worten, dasselbe in Stahl umzuwandeln. Ich hatte von diesen Versuchen nichts gehört, doch brachte mir Herr Lehrkind, welcher da mals auch im Verwaltungsrathe der Bergisch- Märkischen Eisenbahn war, in deren Diensten ich als Maschinenmeister stand, mehrfach Stahl proben unter dem Ersuchen zu, dieselben einer gründlichen Prüfung zu unterwerfen. Ich fand bei diesen Proben, dafs der Stahl in der That vorzügliche Eigenschaften zeigte, und erfuhr durch Herrn Lehrkind, dafs der erste Versuch, Stahl im Puddelofen herzustellen, gleich vollständig geglückt sei und die Gesellschaft Lohage, Bremme & Go. im Begriffe stehe, auf das neue Verfahren der Stahlfabrication in allen Ländern Patente zu nehmen. Endlich ersuchte mich Herr Lehrkind gegen Ende des Jahres 1849, in den Dienst des Hasper Werkes zu treten, um die neue Fabrication in die Hand zu nehmen, was denn auch im Frühjahr 1850 geschah. Vorzeitige Redereien des Herrn Lohage, dem die Freude über das Gelingen des neuen Processes den Kopf verdrehte, brachten es dahin, dafs fast gleichzeitig von zwei verschiedenen Seiten Patentgesuche auf denselben in Preufsen einge reicht und deshalb abgeschlagen wurden. Zudem sah aber auch die derzeitige Patentcommission nichts Neues in dem Verfahren; bekanntlich kam es bei uns damals öfter vor, dafs die Patentirung von Erfindungen von weittragender Bedeutung nicht gelang. In anderen Ländern hl- vie nit en ch im ilb len hl, Ist ig- an en ile fd. em dst igt ter len ian ge - ter für IT- ■n, i, is, Nr. 4. 227 wurden indessen die nachgesuchten Patente erlheilt. Wenn nun auch in Haspe der erste Versuch mit der Stahlbereitung geglückt war, so ging es hinterher mit derselben weniger gut und zwar wahrscheinlich aus dem Grunde, dafs der derzeitige Director Kocher des» Hasper Werkes durchaus Spiegeleisen zu der Fabrication verwenden wollte. Als ich dann im Frühjahre 1850 nach Haspe kam, zeigte mir Herr Lehrkind einen mächtigen Haufen von Luppen und Stäben, die halb Eisen, halb Stahl waren, mit der Anfrage,