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Herrn Schiegl leicht geworden sein, etwaige Vorurtheile gegen den Puddelstahl zu bekämpfen, wenn dieser von ihm fabricirte Stahl in dama liger Zeit so gute Eigenschaften gehabt hätte, wie Herr Schiegl vorgiebt und wie sie der später in Westfalen fabricirte Puddelstahl wirklich be- safs, der trotz aller Vorurtheile in kurzer Zeit eine so ausgedehnte Verbreitung und Anwendung gefunden hat. Im Jahre 1841 ist das Patent Schiegl von der k. k. österreichischen Regierung wegen Nicht entrichtung der jährlichen Gebühren für erloschen erklärt und hat Herr Schiegl die Fabrication des Puddelstahl gänzlich aufgegeben. Als ich aber im Mai und Juni 1851 auf dem Sefslerschen Werke in Krieglach wirklich Puddelstahl erzeugte und zwar nach einer neuen, in Oesterreich aber mals patentirten Methode (Patent von 1850 auf den Namen von Gustav Bramme in Unna), er klärte Herr Schiegl die Sache für seine eigene Erfindung und hat die österreichische Regierung keinen Anstand genommen, auf den ärarischen Werken Puddelstahl nach der von mir einge führten Methode, welche mit der Schlegelschen durchaus nichts gemein hatte, zu fabriciren, während von unserer Seite immer noch die Patent gebühren bezahlt wurden. Herr Peter Tunner, damals Director der k. k. Bergakademie in Leoben, machte sich auf einer Reise nach Westfalen mit der hier bereits im besten Gange sich befindenden Stahlfabrication bekannt und leistete später bei Aufnahme der selben auf den ärarischen Werken hülfreiche Hand. Bemerken mufs ich aber, dafs ich am 27. Mai 1851 auf dem damals k. k. Werke zu Neuberg (Steiermark) auf Wunsch und im Bei sein der Herren Hummel, Ober-Verweser zu Neuberg, und Hampe, Verweser zu Lannau, einige Sätze Puddelstahl unter genauer Angabe der Methode bereitet habe, nachdem jene Herren mir ihr Ehrenwort gegeben hatten, dafs nur wissenschaftliches Interesse sie zu ihrem Wunsche veranlasse und sie keineswegs von meinen Mit- theilungen Gebrauch machen würden, was ihnen ja auch schon aus dem Grunde unmöglich sei, als die neue Fabricationsmethode unter Patent schutz stehe. Später als Schiegl, ist es dem k. bayerischen Hüttenmeister Franz Xaver Schmid in Weiher hammer gelungen, Stahl im Puddelofen zu er zeugen. Das von ihm beobachtete Verfahren war folgendes: Der Puddler bringt zuerst einige Schaufeln voll Schlacke in den Ofen, hierauf 250—300Pfd. graues Roheisen und überstreut oder bedeckt dann die ganze Ladung mit etwa 100 Pfd. Eisenglimmer oder überhaupt fein gepulverten, reinen Eisenoxyden. Das Roheisen darf nicht zu viel Kohlenstoff kiesel enthalten, kurz es mufs aus reinen Erzen, Spatheisensteinen, Roth- oder Brauneisensteinen, bei vollkommen garem Gange des Hochofens, erblasen sein. Die Thür des Puddelofens wird nun ver schlossen und ein hoher, ununterbrochener und möglichst gleichförmiger Hitzegrad im Ofen er zeugt. Ist der Einsatz in demselben vollkommen flüssig, und sieht man die Masse des Eisens auf dem Boden geflossen, so wird zu krücken ange fangen und zugleich mit dem Einträgen des be kannten Schafhäutlschen Pulvers (38/4 Pfd. Koch salz, 13/4 Pfd. Braunstein und 10 Unzen Töpfer thon) in 12 Portionen angefangen. Die Masse beginnt zu schäumen und aufzu schwellen und stöfst Blauflammen aus; nach einer halben Stunde unaufhörlichen Krückens wird das zweite Dutzend jener Pulver, wieder in kleinen Zwischenräumen, eingetragen. Je länger die Masse kocht, je später und je mehr allmählich sich zuletzt die Masse verdickt oder wiederkommt, wie in dem Herde der Stahl frischer, — desto besser geht die Stahlbildung vor sich. Es hat nichts zu sagen, wenn die Masse, ehe sie wiederkommt, sich zwei Stun den im kochenden Zustande befindet. Bei einem guten Gange stellen sich alle Er scheinungen, wie bei dem Gargange im Stahl herde, ein. Die Masse wird immer zäher, wie weiche Butter, so dafs sie zuletzt nur noch mit Mühe mit der Krücke hin- und hergeschoben werden kann; beim schlechten Gange fühlt sich dagegen die Masse, wie beim Rohgange im Frischfeuer, sandig an, wie eben gefrorenes, halb aufgethautes, brockiges Erdreich. Hat der Stahlschrei oder die Stahl mässe den oben angegebenen Grad der Zähigkeit erreicht, so darf man nicht mehr säumen, dieselbe mittelst Brechstangen aufzubrechen, sie soviel als mög lich unter der Schlacke haltend, wozu man höchstens eine kleine Viertelstunde brauchen darf und während dieser Zeit in soviel Theile abzutheilen, dafs man Ballen von 15 — 20 Pfd. daraus formen kann, die man sogleich aus dem Puddelofen auf die Hüttensohle wirft, mittelst Schlägel zu runden Ballen zusammenschlägt und dann möglichst rasch zum Zangen unter den Hammer bringt. Wenn man die Ballen nicht schnell genug wegzängen kann, mufs man dieselben in einem, mit flüssiger Schlacke ge füllten, gewöhnlichen Frischherde so lange unter der Schlacke aufbewahren, bis der Hammer für sie bereit ist. Der' Puddelofen mufs ein sogenannter Koch ofen, mit eiserner Sohle und hohlen eisernen Wänden oder wenigstens mit hohlen Brücken sein, und man erhält mit Sicherheit nur dann