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Arbeiten der Commission verwerthen zu können, wird das gesammte statistische Material über das Verhalten von Schienen, Achsen und Bandagen und deren Prüfungen auf Qualität, welches bei den Eisenbahnverwaltungen angesammelt ist, durch den Herrn Minister der öffentlichen Arbeiten der Commission zur Verfügung gestellt. Schliefslich ist noch eine Reihe von Untersuchungen in Aussicht genommen, durch welche die Beziehungen zwischen Schlag-, Zerreifsproben und den sogenannten Dauerversuchen ermittelt werden sollen. Das Material für diese Versuche wird von den Werken geliefert. Es besteht aus einer Sammlung von Bandagen und Achsen und Schienen, welche in derselben Weise zu behandeln sind wie die Probestücke dieser Art, welche von den Eisenbahnverwaltungen mit Angabe der bezügl. Betriebs-Resultate eingeliefert werden und aus einer Reihe von Probestäben harter, mittlerer und weicher Qualität, aus welchen Zerreifsproben und Stäbe für Dauerversuche und Schlagproben im Kleinen angefertigt werden sollen. Auch die Zahl der mit diesem neuen Material vorzunehmenden Versuche ist so reichlich bemessen, dafs Zufälligkeiten die Sicherheit der Resultate kaum beeinträchtigen können. Es sind je 104 Dauerversuche und Zerreifsproben mit Material von verschiedener Härte vorgesehen; aufser- dem ist vorläufig die Einlieferung von 50 neuen Schienen, 24 Bandagen und 18 Achsen für Fall- und Zerreifsversuche in Aussicht genommen und bürgt auch die Anzahl der Stücke in dieser Gruppe wohl für die Zuverlässigkeit der damit erzielten Resultate. In bezug auf Zurichtung und Behandlung der Probestücke und aller Punkte, welche bei Durchführung der Proben specieller zu beobachten sind, wurde von der Commission eine detaillirte Anweisung ausgearbeitet, welche den Beamten der Versuchsanstalt als Anhalt bei ihren Arbeiten dient; aufserdem ist es Aufgabe der Commission, diese Versuchsarbeiten dauernd zu überwachen. Sie sehen, m. H., dafs das Pensum, welches durch die Commission zu erledigen ist, grofse Opfer an Arbeit und Zeit erfordert; auch die Kosten sind nicht unerheblich; sie wurden von dem Vorsteher der Königlichen mechan.-techn. Versuchsanstalt in Berlin, einschliefslich der Ausgaben für zu beschaffende Apparate, auf 50—60 000 6 geschätzt. Wir dürfen aber mit einiger Sicherheit erwarten, dafs die ausgedehnten Untersuchungen, deren Durchführung nur möglich war, nachdem der Herr Minister für öffentliche Arbeiten, die that- kräftige Unterstützung derselben bereitwilligst zugesagt hatte, zur Erledigung der nicht allein bei uns, sondern jetzt fast in allen Industrieländern lebhaft discutirten Frage über die Qualitätsprüfungen von Eisen und Stahl wesentlich beitragen wird, ja, dafs die Untersuchungen vielleicht sogar eine Basis schaffen werden, welche geeignet ist, auch mit anderen Ländern eine für unsere Industrie immerhin wichtige Einigung auf diesem Gebiete herbeizuführen. Das war das, was ich über die Arbeiten der Berliner Commission mitzutheilen habe. Unser Herr Vorsitzender bat mich vorhin, auch über die Münchener Conferenz einige kurze Mittheilungen zu machen. Ich mufs diese Mittheilungen damit einleiten, dafs die Vertreter unseres Vereins, denen in Berlin die Aufgabe gestellt wurde, durch die Untersuchungen erst festzustellen, welche Anfor derungen wir an gutes Eisenbahnmaterial zu stellen haben, angesichts dieses Umstandes es für richtig gehalten haben, an den Berathungen dort insoweit theilzunehmen, als es sich um ihre Be lehrung und um Mittheilung ihrer Erfahrungen an die dort anwesenden Interessenten handelte. Wir mufsten von vornherein ablehnen, uns irgend welchen dort gefafsten Beschlüssen anzuschliefsen, weil wir, wie ja bekannt, an anderer Stelle gebunden waren, und weil wir durch einen Anschlufs an die dort gefafsten Beschlüsse in eine schiefe Lage hätten kommen können. Wir haben uns dort an der Discussion, soweit es, wie gesagt, unsere Interessen verlangten, betheiligt, und es ist insofern ein recht erfreuliches Resultat aus der Münchener Conferenz hervorgegangen, als die Ma jorität der dort anwesenden Sachverständigen sich im grofsen und ganzen vollständig zu Gunsten der Proben und der Art der Qualitätsprüfungen ausgesprochen bat, die die Commission Ihrer Sach verständigen im Jahre 1881 in dem Ihnen bekannten Gutachten des Vereins deutscher Eisenhütten leute niedergelegt hat. Ich bemerke, im allgemeinen stimmten die dortigen Aeufserungen der Majorität mit unserm Gutachten überein; selbstverständlich waren hie und da auch Abweichungen zu finden, aber einen sehr erfreulichen Fortschritt zu Gunsten unserer Anschauungen haben wir feststellen können. Vorsitzender: M. H.! Wir gehen nunmehr zum zweiten Punkte unserer Tagesordnung über: „Die wirthschaftlichen Vortheile der Kolonialpolitik und deren Bedeutung für den deutschen Techniker.“ Ich habe Ihnen zuvor zu bemerken, dafs Herr Dr. Hammacher durch Krankheit leider ver hindert ist, den zugesagten einleitenden Vortrag zu übernehmen. Herr Dr. Fabri hat die grofe Liebenswürdigkeit gehabt, in letzter Stunde noch für Herrn Dr. Hammacher einzutreten, wofür ich