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Januar 1885. .STAHL UND EISEN.“ Nr. 1. 25 schinen so eingerichtet sein, dafs man von dem einen Ende der Bahn bis zum andern mit einer Maschine fahren kann. Jedes feuerlose System würde unter diesen Verhältnissen theurer arbeiten als eine Maschine mit Feuer. Wenn Sie über den Gotthard fahren, passiren Sie auf der einen Seite 4 Kehrtunnels, auf der andern Seite 3, und dann haben Sie noch den engen Tunnel des Monte Genere, durch den man 23/4 Minuten fährt. Das ist die ganze Unbequemlichkeit für die Passagiere. Die Gotthardbahn wird sich schwerlich darauf einlassen, theurere oder unbequemere Motoren anzuschaffen. Wie ich gehört habe, scheint Herr Honigmann es aufgegeben zu haben, den Betrieb auf der Gotthardbahn zu versuchen. Er würde seine Maschine colossal machen müssen, denn statt 85 qm Heizfläche müfste sie 360 qm Heizfläche haben, und das dürfte ein unausführ bares Problem sein. Herr Hädicke: Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich noch ein Wort betreffs der Dampfleitung hinzufüge. Ich habe vorhin bestritten, dafs es unmöglich wäre, Dampf hinunterzuführen; ich gehe jetzt einen Schritt weiter und behaupte, dafs diejenigen Herren, welche die feuerlose Maschine in Bergwerke führen, wahrscheinlich gezwungen sein werden, den Dampf hinunterzubringen, und zwar aus dem Grunde, weil sie an die Möglichkeit denken müssen, dafs der Maschine der Dampf ausgeht. Dann haben sie das Vergnügen, noch eine Maschine hinunterzuführen, um die erste Ma schine wiederzuholen. Es wird dies nothwendig sein, damit sie stets in der Lage sind, nach zufüllen. Vorsitzender: Es hat sich niemand mehr zum Worte gemeldet. Aufserdem ist die für die Berathungen verfügbare Zeit verstrichen. Bevor wir schliefsen, möchte ich dem Herrn Vortragenden für seine interessanten Mittheilungen in Ihrem und meinem Namen unsern verbindlichsten Dank aussprechen. Der Schlufs der Sitzung erfolgte um 38/4 Uhr. Das der Versammlung sich anschliefsende gemeinsame Mittagsmahl vereinigte die Theilnehmer in fröhlicher Stimmung bis in vorgerückte Abendstunden; bei demselben feierte der Vorsitzende in warmen Worten unsern verehrten Kaiser, während Herr Commerzienrath Friedrichs aus Rem- scheid in zündenden Worten einen Trinkspruch auf den Fürsten Bismarck ausbrachte. Unter der jubelnden Zustimmung der Versammelten wurde dann die Absendung des folgenden Telegramms beschlossen: Fürst Bismarck, Durchlaucht Berlin. Der Verein deutscher Eisenhüttenleute, welcher in seiner heutigen General-Versamm lung als vornehmsten Gegenstand seiner Tagesordnung die wirthschaftlichen Vortheile der Colonialpolitik und deren Bedeutung für den deutschen Techniker behandelt hat, sendet Ew. Durchlaucht seinen ehrfurchtsvollen Grufs, spricht Ihnen seinen aufrichtigen Dank aus für die in dieser, für die deutsche Eisenindustrie hochbedeutsamen Frage genommene Initiative und giebt der Hoffnung Ausdruck, dafs die von Ew. Durchlaucht dem Deutschen Reichstage unterbreitete Dampfersubventions-Vorlage unter Hintansetzung aller Parteizwiste im Interesse der deutschen Industrie einmüthige Annahme finden werde. Namens des Vereins deutscher Eisenhüttenleute Gari Lueg, Oberhausen, Vorsitzender. Auf dieses Telegramm ging das nachstehende Antwortschreiben ein: Berlin, den 8. December 1884. Dem Verein deutscher Eisenhüttenleute danke ich verbindlichst für die freundliche Begrüfsung durch das Telegramm vom 7. d. M. und für die thätige Theilnahrae an unseren überseeischen Bestrebungen. gez. v. Bismarck. An den Vorsitzenden des Vereins deutscher Eisenhüttenleute, Herrn Carl Lueg, Oberhausen. 1.6 3