Volltext Seite (XML)
20 Nr. 1. „STAHL UND EISEN.“ Januar 1885. Aus dieser Aufstellung ersieht man, ob der in einem Etablissement zu bewältigende Rangir dienst richtiger durch Transporteure, durch Pferde oder Locomotiven auszuführen ist. Die hier in Vergleich gezogenen Maschinen sind schon für einen ziemlich starken Rangirdienst bemessen; ist jedoch nur die halbe Leistung erforderlich, so werden dementsprechend die Maschinen leichter und billiger und aufser den Positionen 1 und 2, sämmtliche übrigen niedriger, besonders 7 und 8, aber auch 13 und 14. Die Vorzüge der hier beschriebenen .feuerlosen Rangirmaschinen gegenüber den üblichen mit Feuer sind folgende: 1. Die Handhabung ist so einfach, dafs ein etwas intelligenter Hofarbeiter für die Bedienung genügt, besser ist natürlich ein geprüfter Locomotivführer oder Schlosser. 2. Ein zweiter Mann, der Heizer, fällt fort. 3. Der Kessel oder Recipient der Maschine kann durch Kesselstein nicht leiden, da keiner hineinkommt. Es fallen daher auch die kostspieligen Kesselreinigungen fort. 4. Der Kessel ist so einfach, dafs überhaupt keine Reparatur an demselben vorkommen kann und er nach zwanzigjährigem Betriebe fast so gut sein mufs wie neu. 5. Ferner fallen die bedeutenden Kosten und Betriebsstörungen fort, welche durch die gesetzlich vorgeschriebenen, periodisch wiederkehrenden inneren Revisionen der Kessel entstehen. 6. Die laufenden kleinen Reparaturen an Injectoren, Pumpen etc. und der Ersatz an Rost stäben und Wasserstandsgläsern fallen hier fort. 7. Die Feuerung kostet, so zu sagen, nichts. 8. Die Maschine kann jederzeit ohne alle Bewachung stehen gelassen werden und ist doch in jedem Augenblick bereit zum Dienst, so dafs bei schwachem Betriebe der Maschinist zu anderen Arbeiten mit herangezogen werden kann. 9. Das zeitraubende Anfeuern des Morgens fällt bei der feuerlosen Maschine fort und ist sie bei Antritt des Maschinisten sofort dienstbereit zum Fahren. 10. Eine Explosion des Kessels ist unmöglich. 11. Da Rufs und Rauch nicht vorhanden sind, so ist der Betrieb sehr reinlich und braucht die Maschine nicht so viel geputzt zu werden, bedarf also auch weniger Putzmaterial als eine Maschine mit Feuer. 12. Feuersgefahr durch Auswerfen von glühenden Kohlenstückchen aus Schornstein oder Aschkasten ist nicht vorhanden, weshalb die Maschine in Magazine, welche leicht brennbare Stoffe enthalten, hineinfahren darf, sich daher nicht nur für Zechen und industrielle Werke, sondern auch für den Betrieb und Rangirdienst in Waarenschuppen, Arsenalen, Geschofsfabriken, Pulver fabriken etc. eignet. 13. Der durchschlagendste Vorzug der feuerlosen Maschine gegenüber der mit Feuer ist jedoch die wesentlich geringere Höhe der Betriebskosten, wie aus obiger Vergleichsaufstellung ersichtlich. Der Druckverlust beim Stillstände ist verschwindend gering. Bei der auf dem Hofe der Locomotivfabrik Hohenzollern seit einigen Monaten in Betrieb be findlichen feuerlosen Rangirmaschine von 181/2 t betriebsfähigem Gewicht fanden wir während 24 Stunden eine Atm. Druckverlust, also in 21/2 Tagen, von Samstag Abend 7 Ühr bis Dienstag früh 7 Uhr, wenn Montag Feiertag sein sollte, 21/2 Atm. Druckverlust. War nun die Maschine am Samstag Abend auf 4 Atm', gefüllt, so halte sie am Dienstag Morgen noch 11/2 Atm. Spannung, womit sie noch gehörig arbeiten konnte, bevor sie zur Füll leitung ging. Bei 3/4 Atm. Spannung zieht sie noch einige Doppellader und läuft mit 0,3 Atm. allein ganz flott. Obige Daten über den Druckverlust basiren darauf, dafs die Maschine über Nacht im Freien steht, wird sie dagegen in einen Schuppen gestellt, so sind die Druckverluste noch geringer. Die hier in Zeichnung und Photographie vorgeführte Maschine enthält 5 cbm heifses Wasser und rangirt Züge von 60 Achsen mit Leichtigkeit. Wer von Ihnen morgen früh noch hier sein und sich für diesen Motor interessiren sollte, den bitte ich, sich nach Hohenzollern zu bemühen. Dort wird nicht allein diese Maschine, sondern werden auch feuerlose Trambahn - Maschinen in Dampf sein, die in 14 Tagen nach Java abgehen sollen. Für den Transport zwischen den Werkstätten würde sich diese Heifswassermaschine mit gewöhnlicher niedriger Kesselspannung gleichfalls sehr gut eignen, da die Maschinen in jeder be liebigen Gröfse hergestellt werden können. Für den Stollen- und Grubenbetrieb müssen wegen des geringen zulässigen Querschnitts der Maschine kleine Kessel mit hohen Spannungen angewandt werden. Meistens reichen hierfür statio näre Füllkessel mit 10 Atm. Druck aus. Liegen die zu betreibenden Querschläge sehr tief, und ist es nicht möglich, in der Nähe derselben unterirdisch den Füllkessel anzulegen, so müssen die Dimensionen der Maschine so ge-