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Januar 1885. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 1. 15 werden. Es sind zwar viele Factoren, die dabei in Betracht gezogen werden müssen; man hat mit Schwierigkeiten ganz ungewohnter Art dort zu kämpfen. Die Hauptschwierigkeit bilden die Transportmittel. Ich habe nicht die Absicht, über diese einzelnen Factoren mich des Weiteren auszusprechen. Ich möchte nur eins berühren, was Herr Dr. Fabri vorhin als Wink an die Tech niker, die dorthin gehen wollen, gerichtet hat, d. i. die eine grofse Schwierigkeit, Arbeitskräfte zu bekommen. M. H., mit dieser Schwierigkeit haben auch wir viel zu. kämpfen gehabt. Es standen zu unserer Verfügung nur die Einwohner des Namaqua- und Hottentottenlandes, Völkerstämme, welche sich vor anderen durch grofse Faulheit auszeichnen (Heiterkeit!), die allerdings durch ihre schwächliche physische Constitution begründet ist. Aber, m. H., je mehr Gelder den Eingebornen durch solche Unternehmungen zufliefsen, desto mehr wachsen auch derselben Bedürfnisse. Der Ruf von unserer Unternehmung verbreitete sich bis zu der Ostküste von Südafrika, und kräftige Neger kamen in grofsen Schaaren zu uns, um Geld zu verdienen und die Wünsche, die sie hatten, d. h. den Besitz von einem Gespann Ochsen oder von Waffen, erfüllt zu sehen. Wir befanden uns auf diese Weise nach einer Reihe von Jahren im Besitze einer Arbeiterzahl, die sowohl, was Leistungsfähigkeit als Willigkeit zur Arbeit betrifft, mit jeder europäischen Arbeiterbevölkerung kühn concurriren konnte. Es waren hauptsächlich die Raffern verschiedener Stämme, die uns die besten Dienste leisteten. (Heiterkeit!) Ihre Heiterkeit ist in diesem Falle nicht in der Sache begründet. Der Kaffer ist der edelste Neger, der überhaupt existirt; ich bitte Herrn Fabri, nur zu bestätigen, dafs die Raffern von der südafrikanischen Bevölkerung die einzigen culturfähigen Neger sind, die einzigen, die im Dienst der Industrie unter schwierigen Verhältnissen verwendetwerdenkönnen. Wir hatten als Bergleute, Maschinenarbeiter etc. mit wenig Ausnahmen nur Raffern, und diese Leute, obwohl sie einen hoben Lohn verlangten, weil sie sehr rasch ihren Werth kennen lernten, waren für uns doch die geschätztesten Arbeitskräfte. Ich glaube, dafs es auch den Unternehmungen, welche mehr im Norden in Gang gesetzt werden, und denen ich von Herzen alles Gedeihen und ein fröhliches Glückauf wünsche, gelingen wird, über die Arbeitsfragen leicht hinwegzukommen, wie dies der Cape Copper Mining Co. gelungen ist. Wenn die Herren sich dafür interessiren sollten, einige Erzproben zu sehen, so stehen einige kleine Stücke, die ich mir erlaubt habe mitzubringen, zur Verfügung. Es sind Rupferkiese, die in Gneifs vorkommen. Für diejenigen Herren, welche das Freiberger Vorkommen kennen, wird es von Interesse sein, zu wissen, dafs das dortige Vorkommen fast analog dem Freiberger Vorkommen ist, nur dafs an einzelnen Punkten sich vollständige Stockwerke vorfinden, wie z. B. am Rammeis berg. Wir hatten es an unserm Arbeitspunkte mit darartigen Stockwerken zu thun, wir hatten ein Stockwerk auf eine saigere Teufe von 32 Yards = 28 Meter durchfahren. Die Erze, die wir nach der Rüste per Bahn versandten, enthielten als Stückgut 33 % Rupfer, als Mittelgut 25 bis 28 %, und als ärmeres Erz, das nur seit Anlage der Eisenbahn exportirbar war, 14 bis 20% Rupfer. Ich erlaube mir, die Stücke auf den Tisch hier niederzulegen. Unser Arbeitspunkt lag 80 englische Meilen weit von der See, der Transport wurde anfangs durch Ochsenkarren be werkstelligt, ei’ war schwierig und theuer und kostete ungefähr 6 Pfund pro Tonne, nachher wurde aus bereitstehenden Mitteln der Gesellschaft eine Bahn in Angriff genommen, welche schon seit einer ganzen Reihe von Jahren, ich glaube seit 1875, bis zu den Gruben hinauf in Thätigkeit getreten ist, es ist eine Schmalspurbahn, mit einer Spurweite von einem Yard. Ich kann hinzu fügen, die Baukosten der ganzen Linie betrugen inclusive der Ausrüstung, Waggons, Locomotiven etc. praeter propter 1000 Pfund Sterling für die englische Meile. Herr Haedenkamp: M. H.! Was ich Ihnen mittheilen wollte, ist wohl an sich unbe deutend, es kann aber vielleicht zur Illustration dieser Frage beitragen. Vor einer Reihe von Jahren kam ich nach England, zu einer Zeit, wo die Industrie dort schlecht ging. Ich besuchte Ma schinenfabriken, in denen man mit reducirter Arbeiterzahl arbeitete. Auf meine Anfrage, worin denn die Arbeiten, die man ausführte, beständen, wurde mir gesagt: Ja, wir haben dies für Indien, wir haben jenes für Canada auszuführen; wir haben einen Auftrag für Australien u. s. w. Auf meine Anfrage, ob sie denn für England gar nichts zu thun hätten, wurde mir geradezu mit nein geantwortet. Ich habe damals einen lebhaften Eindruck von der Wichtigkeit von Kolonialländern für das Mutterland bekommen. Speciell aber dachte ich daran, wie bedeutungsvoll ein derartiger Markt in Zeiten industrieller Niedergänge sein mufs; denn es ist sehr unwahrscheinlich, dafs eine industrielle Rrisis gleichzeitig in dem Mutterland und in den Rolonien ausbricht; und es ist daher anzunehmen, dafs zu der Zeit, in der das Mutterland eine Rrisis durchzumachen hat, doch fast immer der koloniale Markt ein wesentliches Hülfsmittel sein wird, eine solche Rrisis zu überstehen. Herr Dr. Fabri: M. H.! Wenn ich um ein Schlufswort gebeten werde, so können es nur einzelne ergänzende Bemerkungen sein. Zunächst schulde ich Herrn Director Thielen die Erklärung, dafs der Raffer ein brauchbarer Mensch sei. (Heiterkeit.)