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modernen Verhältnisse schwerlich durchzuführen sein wird. Wenn, sage ich, nun der Augenblick kommt, in dem eine intelligente und energische Regierung in China sich in ähnlicher Weise wie Japan der modernen Culturhülfsmittel bemächtigt, dann entsteht, wenn ich nicht sehr irre, gerade durch China der ganzen europäischen Industrie eine höchst bedenkliche Goncurrenz. Man könnte heute schon z. B. einem unternehmenden Seidenfabrikanten rathen: Wenn Sie mehrere Söhne haben, so errichten Sie doch schon jetzt ein Seidenetablissement in China an einem an der Küste gelegenen möglichst geschützten Ort. Erlauben Sie mir nun von diesem Streifblicke auf China auch die Nutzanwendung. Sollte das für uns etwas dunkle Horoskop, das ich im Blick auf die kommende industrielle Entwicklung Chinas gestellt habe, noch zweifelhaft sein, so ist das doch zweifellos, dafs China in nicht langer Zeit auch in die Bewegung unserer modernen äufseren Culturentwicklung eintreten wird. Und wenn das geschieht, dann wird China zunächst ein ganz gewaltiges Object für die industrielle Thätigkeit Europas, und — wenn wir zur rechten Zeit dabei sind — (hört! hört!) auch der industriellen Thätigkeit Deutschlands werden. (Hört! hört!) M. H.! Wollen wir überSee mit Erfolg wirken, so müssen wir zunächst etwas überseeisch denken und begreifen lernen. Man sieht aber an unserm Reichstag soeben, wie aufserordentlich schwierig dies in Deutschland vielen, auch sonst sehr gescheuten und in gewissen Gebieten sehr bewanderten Männern wird. Es scheint mir überhaupt in diesem Augenblick ein gewisser Gegensatz zwischen der öffentlichen Meinung in Deutschland und dem Ausdrucke, den dieselbe unter unseren politisch-parlamentarischen Parteiverhältnissen im Reichstag findet, zu bestehen, (sehr richtig!) ein Hiatus, dessen Ausgleichung doch wohl, wie mir scheint, bald und ernstlich wird angestrebt werden müssen. Ich habe versucht, m. H., Sie zu ermuntern und zu ermuthigen , dafs doch auch aus Ihren Kreisen heraus eine Bewegung zur Betheiligung an überseeischen Arbeiten, in welchen auch die Eisenindustrie eine so hervorragende Rolle spielt und immer spielen wird, mehr und mehr statt- finden möge. Sowie das Verständnifs und der Wille dazu vorhanden sind, werden der lohnenden Gelegenheiten hier und dort sich viele finden. In dem Mafse aber, in dem Sie Sorge tragen, dafs unsere deutsche Eisenindustrie auch auf diesem Gebiet wohlüberlegt, doch energisch handelnd ein tritt, in demselben Mafse werden Sie nicht nur Ihre eigensten Interessen, sondern zugleich auch den Wohlstand und das wirthschaftliche Gedeihen unseres gesammten theuren Vaterlands fördern. (Lebhaftes, anhaltendes Bravo.) Vorsitzender: M. H.! Ihr lebhafter Beifall, den Sie dem Herrn Redner gespendet haben, hat meine Worte des Dankes, die ich eingangs schon an Herrn Dr. Fabri gerichtet habe, in erfreulicher Weise bestätigt. Ich darf nochmals wiederholen, dafs wir dem Herrn Dr. Fabri für seine licht vollen Ausführungen sehr dankbar sind. (Bravo!) Ich möchte nunmehr die Discussion über das Gehörte einleiten. Ich bitte diejenigen Herren, die zur Sache das Wort noch nehmen wollen, sich zu melden. Herr Commerzienrath Friedrichs, der ebenso in der Lage war, diese Frage selbst zu erfahren und zu ergründen, hat vielleicht die Güte, auch seinerseits uns einige Mittheilungen zur Sache zu machen. Herr Commerzienrath Friedrichs-Remscheid. M. H.! An der Discussion will ich mich sehr gern betheiligen, zu einem Vortrage fühle ich mich nicht genügend vorbereitet, wie grofs auch mein Interesse an der Frage, die uns heute hier zusammenführt, ist, und wie eifrig ich bisher an verschiedenen Stellen in derselben Richtung mitgewirkt habe. Als Nichtmitglied Ihres bedeutungs vollen Vereins bin ich sehr gern der ehrenvollen Einladung gefolgt, um an der heutigen Ver sammlung theilzunehmen; es ist sehr freundlich, dafs Grofseisen und-Stahl in dieser Weise das bergische Kleineisen und -Stahl zu Gaste geladen hat. Der überseeischen Welt stehen wir ja schon seit fast zwei Jahrhunderten nahe; hat doch meine Stadt der Exportfirmen in ihren Hasen clever, Hürxthal und wie sie alle heifsen, welche über 150 Jahre alt sind! So ist wohl in keinem Districte ein gröfseres Interesse am Weltverkehr als eben in unseren Bergen. Wir wissen es aus unserm Leben, wie eben die deutsche Arbeitskraft schon'lange, durch Jahrzehnte hindurch, hinausgezogen ist, und wie auch co mm erzie 11 wir überall in der Welt bis vor wenigen Jahren ohne staatlichen Schutz uns an der Weltarbeit betheiligt haben, wie auch die Männer Ihrer Bildung und Ihrer Bedeutung vielfach dort zu finden sind in fremden Diensten; in französischen, spanischen, mexicanischen, südamerikanischen Unternehmungen finden wir sie, aber nicht arbeitend für deutsches Kapital und zur Vermehrung deutschen Vermögens. Jungfräulich schüchtern wagt das deutsche Kapital noch nicht an den gröfseren Unternehmungen über See theilzunehmen. Ich glaube indefs, dafs nunmehr die Zeit beginnt, in der dem richtigen Wegweiser das deutsche Kapital zu ferner liegenden Unternehmungen folgen mufs, und die richtigen Wegweiser sind eben Sie, meine Herren Techniker und Ingenieure. Alle, die wir in commerziellen Unternehmungen stehen, in der Heimath und über See, wir begrüfsen deshalb mit grofser Freude Ihr Interesse an der Dampier-