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In einem inhaltsreichen und amüsanten Büche, das einem systematischen Sv^dium bisher unerforschter Fa- milienarchive reiche Aufschlüsse verdankt, teilt Humbert de Gallier einiges aus diesen Rezeptierkünsten der Wer-' gangenheit mit. Das A und O der Heilkunst war der Aderlaß. Ob der Kranke ein Greis oder ein Säug ling war, er mußte bluten, nach der Regel des großen Botal, einer vielgerühmten ärztlichen Autorität des 17. Jahrhunderts: Je mehr fauliges Wasser man aus einem Brunnen zieht, desto mehr gutes tritt an seine Stelle. Das gleiche gilt vom menschlichen Blut und vom Aderlaß. In einem einzigen Jähre öffnete man Ludwig HI. siebenundvierzigmal die 'Adern und verabfolgte dem un glücklichen Könige während derselben Zeit noch 294 starke Abführmittel. Dieser angeblich kränkliche König mutz eine erstaunliche Widerstandsfähigkeit gehabt haben, um eine solche Behandlung zu überstehen. Guy Patin, einer der führenden Aerzte Frankreichs, rühmte sich, einem Herrn Cousinet vierundsechzigmal zur Ader gelassen zu haben, um ihn vom Rheumatismus zu befreien. Das geschwollene Bein des Kardinals Mazarin erhielt einen riesengroßen Breiumschlag, wobei die Umschlagmasse aus Pferdekot hergestellt war. Der Begründer der Chirurgie, Androise Pars, hatte besonders „von Tieren genommene Heilmittel" emp fohlen, daher kamen im 17. Jahrhundert die seltsamsten Mittel in die Rezeptierkunft. Um von der Gelbsucht geheilt zu werden, muß man neun Tage lang Gänse tot in sein Getränk mischen; sehr gut ist es auch, wenn man Erdwürmer, dis in Weißwein gewaschen sind, ver zehrt. Man nimmt selbst zu den unappetitlichsten Din gen seine Zuflucht, und Dime, de Ssvignse, die über haupt viel Medikamente brauchte, zieht Urinpillen an deren Formen vor, in denen dies unappetitliche Mittel verabreicht wurde. Um das Asthma zu heilen, ver ordneten dis Aerzte Fuchslunge in Wein zubereitet, NagelstüLchen gelten für ein „ausgezeichnetes Brech- mutel"; man kann vielleicht begreifen, daß sich bei Herunterschlucken, wie es heißt, „das Herz hebt". Der Kahlkopf erhält seinen üppigen Haarwuchs wieder, wenn er seinen Schädel mit einer Brühe bear- veüet, bei der ZOO gekochte, fette, nackte Schnecken in Lorbeer, Honig, Olivenöl und Seife gekocht sind. , m Gebrauch von lebenden Tieren wird in den ^ezepren verschrieben. Die Wassersucht soll ge heilt werden, wenn man einen Gürtel von Kröten trägt, die den ^ew und die Hüften kratzen; gegen die Lethargie rft das beste. Mittel, in das Bett des Schlafsüchtigen möglichst fette, lebende Sau zu legen, sie wird ihn schon aus seiner Erstarrung erwecken. sind das Allheilmittel. So schreibt Mme. ds Ssvignes ihrem Sohn: „Herr von Boissy hat mir zehn Dutzend Schlangen von Poitou geschickt. Nimm jeden Morgen zwei davon, schneide ihnen die Köpst ao, laß sie abziehen, in Stücke hacken und zur Füllung Isur einen Hühnerbraten verwenden. Den Schlangen verdanke ich die glänzende Gesundheit, die ich genieße." Goenrot, der Leibarzt König Franz I., gibt gegen dis Gicht folgendes Rezept: Um sich davon zu befreien, muß man eine reichliche Mahlzeit von einem Gericht einnehmen, das aus dem Ragout einer fetten Gans mit kleinen Katzen besteht. Was von diesem unverdau lichen Gericht übrigbleibt, soll zu Einreibungen an den schmerzhaften Zehen verwendet werden. All diese Rezepte gaben nicht etwa Quacksalber, sondern die gelehrtesten Aerzte ihrer Zeit, x. Dumor. Immer im Beruf. Musiker zu seiner Braut, die ihn im Dunkeln auf die Nasenspitze küßt: „Eine Oktave tiefer, mein Liebling, eine Oktave tiefer!" Fingernägel, die leicht brechen, sollte man jeden Wend mit etwas Vaseline behandeln, die man recht gut um und unter die Nägel einreibt. Der Nagel wird auf diese Weise geschmeidig und bricht nicht mehr so leicht ab. Beim Ausblasen einer Kerze soll man diese hochhalten und nach oben blasen. Der Docht glimmt dann nicht und die Kerze läßt sich leicht wieder anzünden. Bläst man aber nach unten, so ist das Gegenteil der Fall und die Kerze entzündet sich sehr schwer wieder. DiePflegedes Klaviers wird von den wenigsten Menschen richtig gehandhabt. Viele lassen es während der Nacht offen stehen, was durchaus zu verwerfen ist. Auch bei feuchtem Wetter schließe man stets den Deckel. Bei schönem Wetter öffne man ihn und lasse, wenn möglich, die Sonne auf die Tasten scheinen. Dies verhindert ihr Gelbwerden. Auch merke man sich, daß das Instrument nicht an einer Außenwand stehen darf, es wird dann sehr leicht verstimmt. Frische Fische sollten niemals vor dem Gebrauch in Wasser gelegt werden. Das Fleisch wird dadurch weich und der Wohlgeschmack vermindert. Auch das vorherige Einsalzen ist nicht zu empfehlen. Nachdem der Fisch ge schabt ist, wasche man ihn unter der Leitung ab und lege ihn dann auf ein Brett, bis er gekocht werden soll. Gekocht ist allerdings nicht der richtige Ausdruck, denn wenn der Fisch seinen Wohlgeschmack behalten soll, darf er nur in heißem Salzwasjer ziehen. Das Licht in den MecreSticfen. Interessante Beob achtungen machte Helland-Hansen während der Forschungs reise des „Michael Sars" südlich und östlich der Azoren. Die Untersuchungen erstreckten sich auf den Widerstand, den das Meerwasser den Lichtstrahlen entgegensetzt und auf Fest stellungen der Tiefe, bis zu der das Licht durch das Wasser dringt. Es zeigt sich dabei, daß die Lichtstrahlen im Meer- wasser eine viel größere Tiefe erreichen, als man bis- her allgemein annahm. Die verschiedenen Ausstrahlungen, aus denen das weiße Sonnenlicht sich zusammensetzt, wurden von dem Wasser sehr ungleichmäßig aufgesogen. Bis zu einer Tiefe von 100 Metern sind noch alle Lichtelemente festzu- stellen, dabei zeigt sich aber, daß die roten Strahlen stärker hervortreten, als die blauen und violetten. In bOO Meter Tiefe dagegen ist daS Rot von den oberen Wasserschichten bereits völlig aufgesogen, während die blauen und violetten Strahlen mit Hilse der photographischen Platte noch deutlich wahrgenommen werden können. In 1000 Meter Tiefe aber sind nur die violetten und ultravioletten Strahlen noch feststellbar. Von 1700 Meter Tiefe ab konnten auch die geringsten Lichtspuren nicht mehr sestgestellt werden. In diesen Tiefen wird der Ozean nur noch durch die Aus strahlung der Seetiere erhellt.