Volltext Seite (XML)
!cheritz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. >en- w! 75. Jahrgang. Sonnabend, den 13. Februar 1S0S. ; Nr. 18. gelegenen Grundstücke. «in« Ssuggasanlag« Drucksachen für Gemeindebehörden fertigt Buchdruckerei Carl Jehne. Weitere amtliche Bekanntmachungen befinde« sich in der Beilage verdungen werden. , „ . , „ . - Preislisten, Bauzeichnungen und Aussührungsbedingungen sind — soweit der Vor rat reicht — für 3 M. hier zu entnehmen, oder sie werden unter Nachnahme dieses Be- trags einschl. der Postgebühren zugesandt. Bei Einreichung eines Angebots wird der Betrag unter Portoabzug erstattet. ..... - Die Angebote sind bis 17. März dieses Jahres, vormittags l 1 Uhr mit der Auf- schritt „Umlaufstollen der Talsperre bei Malter" versiegelt und postfrei hier einzurechen. Zur genannten Stunde erfolgt im Baubureau die Eröffnung der Angebote. Die Be werber bleiben bis zum 29. Mai dieses Jahres an ihr Gebot gebunden. königliches Talsperren-Baubureau Matter bei Dippoldiswalde (Sa.) r- Die Erd- Fels-, Mauer-, Betonierungs- und Pflasterarbeiten für den rund 202 m langen Umlauf,tollen mit Schieberschacht für die Talsperre bei Malter sollen unter Bor- behalt der Auswahl unter den Bewerbern und der Zurückweisung sämtlicher Angebote Herr Mühlenbesitzer Friedrich Emil 8vboolSvr in 0aIrtv0griwck beabsichtigt in dem unter Nr. 8 des Brandoersicherungs-Katafters, Nr. 381a des Flurbuchs für Oelsengrund zu errichten. In Gemäßheit § 17 der Reichsgewerbeordnung wird dies mit der Au, Forderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht auf beson deren Privatrechtsiiteln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an, gerechnet, hier anzubringen. Dippoldiswalde, am 0. Februar 1900. 2b». königliche Amtshauptmannschaft. denWendenausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan- Inserat« werden mit t« Pfg., solche au» unsere» Ämtshauptmullnschaft mit 12Pfg.die Spaltzeil« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pfg. - Tabellarisch« und komplizierte Inserat« mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, im SSLSÄL Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. "SSL LV Amtsblatt für die Königliche UmtsiMptmannlchast, das Königliche Amtsgericht nnd den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtsettigem „Illustrierten Anlerhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle nnd an bestimmten Tage,» wirb keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Aedakteur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. DI« ,»«ihrritz.Z«wm,» «scheint wöchentlich orel- mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und Die Gefahr -es Scheiterns -er Reichsfinanzreform. Die mannigfaltigen Aufgaben der Reichssinanzreform zeigen bis jetzt nicht nur keine Fortschritte, sondern alle Freunde des Vaterlandes müssen zu ihrem Bedauern er kennen, daß die einzelnen Fragen der Reichsfinanzreform schon so verfahren sind, daß cs wahrscheinlich gar nicht möglich sein wird, auf Grund der Regierungsvorlagen die Reichsfiranzresorm überhaupt durchzuführen. Das ge plante Branntweinmonopol ist als Handelsmonopol be kanntlich schon vom Reichstage abgelehnt worden, und die Zigarrenbanderolensteuer, die Weiniteuer, die Elektrizitäts- sleuer, Gassteuer und Jnseratensleuer haben die beite Aus sicht, vollständig abgelehnt zu werden. Wie sollte da eine Finanzreform Zustandekommen? Ferner besteht ein hart näckiger Streit über die Nachloßsteuer zwischen der Regie rung und der Konservativen Partei und der Zentrums- Partei. Dabei hat aber ein unparteiischer Kenner der deutschen Finanzpolitik, der Professor vr. Koeppe (Mar burg) in einer sehr schätzenswerten Arbeit über die Reichs finanzreform nachgewiesen, daß die gewaltigen Fehlbeträge in unseren Finanzen nicht allein mehr durch indirekte Steuern aufgebracht weiden können, und dah zur Schonung der unbemittelten Volksklassen die Besitzenden noch zu einer direkten Steuer für die Reichskasse herangezogen werden müssen Die Nachlaßsteuer hält Professor Koeppe auch für verfehlt in ihrer jetzigen Form, eine Reichsoermögens steuer verwirft er aber auch, wegen verfassungsmäßiger Bedenken bez. der Rechte der Bundesstaaten, und aus demselben Grunde hält er auch eine Reichseinkommensteuer für unannehmbar. Die einzige direkte Reichssteuer ist nach dem Urteile des Professors Koeppe die richtig ausgebildete Reichserbschaftssteuer, weil sie so eingerichtet werden kann, daß sie mit anderen Rechten und Steuerfragen nicht in Konflikt kommt. Man sieht aus allen diesen Verhält- Nissen, daß die gesamten Steuervorlagen zur Durchführung der Reichssinanzreform sehr große Fehler und Mängel haben, und daß der Reichsschatzsekretär Sydow zum Teil ganz unannehmbare Vorlagen dem Reichstage unterbreitet hat. Diese großen parlamentarischen Fehler mären aber vermieden worden, wenn die Regierung vor der Fertig stellung der Steuervorlagen mit den Parteien Fühlung ge nommen hätte. Es ist ja an sich in hohem Grade wahr scheinlich, doß auch dann eine glatte Annahme der Steuer- Vorlagen nicht stattgefunden hätte, aber diejenigen Vor lagen, die fast alle Parteien verwerfen, hätten dann dem Reichstage auch erspart werden können, denn sie führen nur zur vergeblicher parlamentarischer Arbeit und zu zweck losen Sitzungen. Dann gibt es auch noch ein Mittel, um die eine oder andere Partei doch noch für ein neues Steuerprojekt zu gewinnen, wenn man nämlich der be- treffenden Partei in einer anderen wichtigen Frage eine Konzession macht. So hätten vielleicht die Freisinnigen für das Tabakhandelsmonopol, das dem Reiche sehr hohe Einnahmen gebracht haben würde, gestimmt, wenn man ihnen sonst in der Frage der direkten Reichssteuern eine Konzession gemacht haben würde. Das Tabaksmonopol und eine in der richtigen Weise eingerichtete Reichserb- schaftssteuer hätten dann vielleicht allein das fehlende Geld für die Reichrkasse aufgebracht. Jede Art von Steuer hat ja stets die Schattenseite, daß sie denen, die sie bezahlen müssen, oder die sie wirtschaftlich trisft, nicht gefällt, so ist es auch mit dem Tabakhandelsmonopol, aber es ist schon »achgerechnet worden, daß das geplante Tabakshandels monopol in einer Form hätte eingesührt werden können, welche die deutsche Tabalsindustrie nicht sonderlich ge- schädigt hätte. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Von 76 Schülern wird der der zeitige Kursus an der Deutschen Müller schule besucht. Hiervon sind 57 Reichsdeutsche und 19 Ausländer. Bon den Reichsdeutschen haben 29 Schüler ihre Heimat in Preußen, je 9 in Bayern und Sachsen, 2 in Württemberg und je einer in Anhalt, Baden, Braunschweig, Hessen- Darmstadt, Sachsen - Koburg - Gotha, Sachsen-Weimar- Eisenach, Mecklenburg-Schwerin und Waldeck. Von den Ausländern stammen 8 aus Oesterreich-Ungarn, 4 aus Rußland, je 2 aus der Schweiz und aus Holland und je einer aus Luxemburg, Bulgarien und Serbien. — Die hiesige Handelsschule besteht aus zwei Ab teilungen, aus Abteilung die mehr für die kaufmänni schen Fächer zugeschnitten ist, und aus Abteilung 8, die vor zwei Jahren für die jungen Leute aus den landwirt schaftlichen Kreisen gegründet wurde. Jede Abteilung teilt sich in zwei Klassen mit wöchentlich 12 stündigem Unter richt, so daß die Schüler nach zwei Jahren ihrer Fort- bildunasschulpslicht genügt haben. Gegenwärtig wird Ab- eilung von 19 Angehörigen des Kaufmanns- und Beamtenstandes und vier Töchtern, Abteilung 8 von 22 jungen Landwirten und einem Müller besucht. Für weireres weisen wir auf die Anzeige in heutiger Nummer hin. — Der hiesige Stenograhenverein „Babelsberger" feierte den 9 Februar, den Tag, an welchem vor 120 Jahren der Altvater der Schnellschreibkunst, Gabelsberger, das Licht der Welt erblickte, in einfachster, aber sinniger Weise durch ein Preisschreiben. — Der im „Stern" übende Kursus tut dies wieder Mittwochs abends von 8—9 Uhr. In Dippoldiswalde, wo so viele Behörden domizilieren, dürfte man in erster Linie in dem Beamtennachwuchse, aber auch sonst, zahlreicher eifrige Stenographen vermuten, als wie diese in Wirklichkeit bedauerlicherweise zu finden sind; und wie vorteilhaft kann in den verschiedensten Be rufen die Beherrschung der Stenograph^ dem jungen Manne in späteren Jahren werden. Dankbar anzuer kennen ist, daß sich auch hier immer wieder Männer finden, die eifrig für die Verbreitung der Schnellschreibkunst ar beiten, trotzdem schon so manche Mühe vergeblich war. Dippoldiswalde. In nur ganz geringem Maße haben wir bisher über die Veranstaltungen von Bergnügungs- gesellschasten berichtet, diesmal aber müssen wir doch wegen der wirklichen Ungewöhnlichkeiten der Umstände eine Aus nahme machen. Die in unserer Stadt sich großen Ansehens ersreuende Gesellschaft „Harmonie" beging die Feier ihres 100 jährigen Bestehens. Die ganze Veranstaltung, die im festlich geschmückten Schützenhaussaale stattfand, trug von vornherein einen intimen Charakter, da alle Teil nehmer Im Kostüme der Gründungszeit erscheinen mußten. Eingeleitet wurde die Feier durch ein von unserer Stadt kapelle dargebotenes Konzert, dem ein von Herrn Stadt gutsbesitzer Otto Müller auf Grund der Akten verfaßtes Festspiel folgte, das ungemein ansprach. Die Gesellschaft wurde am »9. Dez. 1808 infolge einer Duellforderung gegründet, die zwischen einem Beamten der Stadt und einem Offizier der damaligen Garnison ausgepaukt werden sollte, aber glücklicherweise noch rechtzeitig verhindert werden konnte. Nachdem noch von acht jungen Paaren eine von Tanzmeister Köhler aus Meißen einstudierte Gavotte, die im Laufe des Abends wiederholt werden mußte, sowie ein von diesem und Fräulein Schröder ge tanztes Menuett zur Aufführung gekommen, begann die Festtafel, der ein bis in die Morgenstunden währender Ball folgte. — Dem Zeitgeiste Rechnung tragend, wird in neuerer Zeit in Wort und Schrift gar reichlich „sexuelle Auf klärung" geboten von Berufenen und auch von Unbe rufenen in nicht immer einwandfreier Weise; und nicht leicht ist für den Laien, die Spreu von dem Weizen zu trennen. (Ebenso findet man aber auch noch heute die größte Unkenntnis hierüber allenthalben, sogar in den so genannten gebildeten Kreisen.) Etwas Hervorragendes bot in dieser Beziehung der Schriftsteller Herr Robert aus Berlin am Mittwoch in der „Reichskrone" mit seinem Vor trage über „Die Vorausbestimmung des Geschlechts" buch die streng wissenschaftliche und dabei dochallgemein verständliche Behandlung dieses Themas, die für keine aufgestellte Behauptung den Beweis schuldig blieb und dabei die Entstehung des Menschen überhaupt in hier noch nicht gebotener Gründlichkeit erklärte. Eine neue Welt eröffnete sich dem Zuhörer. Dabei ist die Art und Weise des Vortrages eine so dezente, nirgends die Sitt lichkeit verletzende, daß jede Person, ohne Ansehen des Geschlechts, die nur etwas sittlichen Ernst und sittliche Reife besitzt, das entsprechende Alter vorausgesetzt, ohne Scheu den Vortrag besuchen und Nutzen daraus ziehen kann; letzteres besonders noch aus der Beantwortung gestellter Fragen! Zahlreiche Lichtbilder unterstützten wesentlich das gesprochene Wort. Der Besuch hätte zahl reicher, die Saaltemperatur aber höher sein können! Diesen Sonnabend spricht Herr Robert in Schmiedeberg. — In seiner außerordentlichen Generalversammlung am Donnerstag wählte der hiesige Männergesang verein Herrn Juwelier Fritz Mieth zum Vereinsvorstand, sowie Herrn Hilfslehrer Przioda zum Mitglied der Musik kommission. Für das bevorstehende Fastnachtsvergnügen (4. März) wurde das Programm in kurzen Umrissen be kannt gegeben. — Wie aus einer Ankündigung in dieser Nummer zu ersehen ist, findet Sonntag, den 21. Februar, abends 6 Uhr, in unserer Stadtkirche ein Kirchenkonzert statt, bei dein auch Herr Konzert- und Oratoriensänger Enderlein mitwirken wird. Ueber diesen Herrn gibt Herr Seminar oberlehrer Paul Schöne, Kantor an der Frauenkirche in Dresden, folgendes Urteil ab: „Herr Opernsänger Emil Enderlein, ein noch junger Künstler, verfügt über einen ganz wundervollen Bariton: weich in der Lyrik, glänzend und kraftvoll bei dramatischen Akzenten, stilvoll im musi kalischen Erfassen des Ganzen. Das zeigte sich im Konzert, in der Oper, in den geistlichen Gesängen zur Frauen- kirchenmotette, in der Herr Enderlein wiederholt mitge- wirlt hat. Und all die Urteile aus maßgebenden Fach kreisen, die ich hörte, sprechen ihm, wie auch ich das tue, eine erfolgreiche Zukunft zu." Altenberg. Endlich, nach 5i/Mglger Pause, klingelte Mittwoch nachmittag das Telephon wieder, das uns das Hochwasser unterbrochen hatte. Nach 41/2 tägiger angestrengter Arbeit der Baukolonne war die Störung des erst kürzlich verlegten Kabels beseitigt, die darin bestand, daß unterhalb der Hartmannmühle durch das Hochwasser der Bleimantel des Kabels lädiert worden und dadurch Wasser in letzteres eingedrungen war, wodurch das Kabel auf 25 Meter Länge unbrauchbar wurde. Dresden. Da- Befinden des Königs Friedrich August ist den Umständen angemessen gut. Die Untersuchung der verletzten Hand durch Röntgenstrahlen hat einen Bruch der rechten zweiten und dritten Mittelhandknochen ergeben, (s. Beilage).