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vermischtes. - Die Postlaufbahn beschreiben zwei Sertaner in einem Aufsatz: „Was ich werden will", nach der Mitteilung ihres Lehrer» wie folgt: l. Ich will ein Postdirektor werden. Wir Mrd jetzt hier in Serta, noch vier Jahre, sind wir in Obertertia, wenn ich dann das Einjährige habe, gehe ich nach Berlin in der Postschule. Dann lehrne ich dort zwei Jahre und bin Postderektor, mit 2l Jahren diene ich als einjährig Freiwilliger bei den Husaren in Düssel dorf. Wenn ich dann 3 Jahre in Düsseldorf gewesen bin, Reise ich wieder nach meiner Heimat zurück und setzte dort mein Geschäft weiter dann kann ich mir manche Mark sparen und wenn ich einst alt bin kann ich von meinen sparnisse leben; natürlich wenn keine Kriegszeit im gange ist. Auch tuhe ich mich nicht heiraten den die Weiber find ja Waschweiber. Ich werde mir aber auch alle Jahre «inen Jagdschein kaufen, und wenn die Post geschlossen ist werde ich auf die Jagd gehen ich gedenke dann dort viel zuschießen. Ich werde auch manchen armen Leuten «iniges geschossenes geben. — 2. Ich bin jetzt lO Jahre alt und hoffe um Ostern nach der Quinta zu steigen. Ich will das ganze Realgymnasium abmachen und dann nach Vonn oder Berlin zur Universität. Nachdem ich die Uni versität abgemacht habe, werde ich Hoffentlich Soldat, als Einjähriger bei dem Telegraphenbattalion. Alsdann werde ich noch zur Telegraphie gehen, um dort das telegraphieren zu erlernen. Nach einem Jahr werde ich dann bei der Post eintrcten. In drei Jahren werde ich als Post inspektor durchs ganze deutsche Reich wandern, um an den kleineren Orten Revendierung zu halten. Einige Jahre werde ich den Postinspektortitel und dann ein großes Amt übernehmen, nämlich den Tiltel eines Postdirecktors. Ich werde dann mittlerweile ein Millionär werden und dann noch lange Jahre dieses Amt durchsetzen. Wenn meine Kräfte nicht mehr hinreichen, werde ich mich Pansionieren lassen, und von meiner Pansion leben. Simson. Eines Künstlers Werdegang. Von Mar Kempner Hochstädt. (b. Fortsetzung.) Wieder sah sie ihn mit einein prüfenden Blick an, der ihm das Blnt in die Wangen trieb, während sich in ihren Mundwinkeln ein ironischer Zug kunügab. Er gefiel ihr, der große Junge da, mit seinen linkischen Bewegungen und seinem offenen ehrlichen Gesicht, dessen Augen so leidenschaftlich aufblitzen konnten und doch von einer kindlichen, noch unbe rührten Seele sprachen. Es war einmal etwas anderes als jene blasierten Lebemänner, die sie umschwirrten, wie die Mücken das Licht. Toujaurs poivaix! Das hatte ihrem leichtbemeglichen und immer nach neuen Sensationen lüsternen Sinn noch niemals Spaß gemacht. Sie ahnte sofort, daß zwischen jener Rebekka und dem Künstler irgendwelche geheimen Beziehungen ob walten müßten, und es reizte sie, an diesem aus ein fachen Verhältnissen stammenden Sohn der Berge die Macht ihrer Schönheit zu erproben. Ein Spielzeug mehr, was weiter! „Doch nun zum Zweck unserer Einladung!" sagte sie. „Mein Papa feiert in mehreren Monaten seinen Ge burtstag, und da bin ich auf die Idee verfalle», ihm meine Büste zum Geschenk zu machen. Würden Sie sich einer derartigen Arbeit unterziehen?" Die Vorstellung, ein solches Modell täglich vor Augen zu sehen und durch seine Kunst zu verewigen, erfüllte ihn mit namenlosem Entzücken. „Aber mit Freuden!" stammelte er. Ueber den Preis werden wir schon einig werden," fuhr sie fort, „und wenn es Ihnen recht ist, beginnen wir schon übermorgen mit unserer ersten Sitzung. Den näheren Termin werde ich Ihnen noch mitteilen." Mit einem huldvolle» Lächel» entließ sie ihn. Wie in einem Traume befangen, durchschritt er die Straßen und cs berührte ihn fast wohltuend, als der Wind ihm die heißen Schläfen kühlte. 6. Kapitel. Seit jenem Tage war Ferdinand wie umgewandelt. Das Bild jenes sirenenhaften Weibes nahm seine ganze Seele gefangen und durch die unvermeidlichen Sitzungen, die ihr großes Vergnügen bereitete», wurde er immer mehr und mehr yMenlos in ihre Kreise ge zogen. Dabei benahm sie sich ihm gegenüber wie eine Herrscherin zn ihrem Sklaven und ließ ihn unbarm herzig alle ihre Launen fühlen. Sie war bei diesen Sitzungen meist von einer alten Tante begleitet, die gewissermaßen die Dome ckRoimsm- spielen sollte, die jedoch die angenehme Seite besaß, gewöhnlich in einem Fauteuil über den Skizzenmappen, die ihr Ferdinand zum Zeitvertreib reichte, sanft einzuschlafen. — Melitta merkte wohl, daß mit ihm etwas Besonderes vorging, und ohne daß er, der in letzter Zeit ver schlossener gegen sie geworden war, ihr etwas mit geteilt hätte, hatte sie bald die Ursache seiner Ver änderung herausgefunden. Eine gewisse Scheu hielt sie ab, mit ihm darüber zu reden, und obwohl sie fühlte, wie seine Seele ihr allmählich entglitt, hatte sie doch nichts als stille Trauer und geheime Tränen dafür. Es war ihr, als gäbe sie einen Teil ihres Herzens dahin, das sich nun langsam verbluten müsse. Ferdinand war viel zu zerstreut und von seinen Angelegenheiten in Anspruch genommen, um ihre Emp- fiiidungen ihr vom Gesicht abzulesen; hatte er doch binnen kurzer Zeit zahlreiche Aufträge zu Porträts von Mitgliedern der Gesellschaft erhalten, denn sei» junger Ruhm hatte durch den raschen Verkauf seiner „Rebekka" einen neuen Nimbus bekommen. Bisher ein armer Künstler, der von der Unter stützung seines Wohltäters lebte, sah er sich plötzlich einer sorgenfreien Zukunft gegenüber. Von früh bis abend war er in seinem neuen Atelier fieberhaft tätig, das er weit draußen in dem Neubau einer erst neu angelegten Prachtstraße teuer gemietet hatte. Mit dem Atelier war ursprünglich ein reizendes Iunygesellenheim, bestehend aus drei kleinen Zimmern, verbunden gewesen, doch auf Ferdinands Wunsch hatte der Wirt diese Wohnung ohne weiteres durch Ver mauerung der Durchgangstür abtrennen lassen. Es war Ferdinand peinlich, gerade in diesem Mo ment, wo er seine ersten Erfolge errungen, von den beiden Frauen zu scheiden, in deren Kreise er sich so viele Jahre heimisch gefühlt und die so vielen Anteil an seine»! Wohlergehen und an dem Werden und Sicheiitfalten seines Talentes genommen. Besonders Melitta gegenüber fühlte er so etwas wie geheime Schuld, und wenn er ihre klaren, großen Augen auf sich gerichtet sah, die die ganze seelische Rein heit ihrer Besitzerin widerspiegelten, so überkam ihn eine gewisse Scham; er schaute an ihr vorbei in die Leere und schützte meist einen Vorwand vor, um sich entferne» zu können. Noch machte ihre rührende Lieblichkeit Eindruck auf ihn, doch wenn dann neben ihr vor seinem Geiste das lockende Bild Hortenses auftauchte in all seiner fesselnden, dämonischen Schönheit, daim verblaßte die Gestalt der Jugcndsreuiidin und die brennende Leidenschaft ergriff Besitz von ihm. O, er hätte alles hingegeben, um Hortense erringen zu können. Dabei fühlte er seine Ohnmacht nur allzu deutlich. Wie konnte er, der Bauernsohn, den kühnen Blick erheben zu diesem stolzen Mädchen, das in den vor nehmsten Kreisen ausgewachsen, an Reichtum und Luxus gewöhnt war und jederzeit seine kostbarsten Wünsche befriedigen konnte. Und doch, ein Aequivalent gab es dafür: das war der Ruhm! Der Lorbeergekröiite konnte sich getrost dem Adels- gekröiiteii an die Seite stellen. Und so war sei» steter Gedanke, der ihn bis in seine Träunie verfolgte: „Erwirb dir Ruhm und immer mehr Ruhm! Dem berühmten Künstler wird sie sich nicht versagen!" Ruhm und Geld, das waren die beiden Ziele, nach denen er rang, Ziele, um ein größeres Ziel zu erreichen. Er zermarterte sein Hirn, um Ueberraschendes, Außergewöhnliches, noch nie Dagewesenes zu ersinnen, das die ganze Menschheit zu seinen Füße» zwingen müßte, das ihm goldene Schätze und immergrünen Lorbeer einbrüchte. Nur, um dann zu Hortense sagen zu können: „Sich! wie sie mich ehren und feiern, und nun sage, ob ich nicht deiner würdig bin!" Er gönnte sich keinen Augenblick der Ruhe, der Muße, nur damit er recht schnell alle jene Aufträge bewältigte. Geld! recht viel Geld! Und dabei wurde sein Blick glanzlos und müde, sein Körper magerte ab unter den unerhörten An strengungen, sein Gang wurde schwankend, seine Be wegungen hastig und nervös; und er merkte es nicht, daß seine Kraft nachließ. Und wenn einmal plötzlich ein derartiger Gedanke in ihm aufstieg, unterdrückte er ihn mit aller Energie, deren er noch fähig war. Er wollte nicht schwach sein, durfte es nicht sein, und er suchte die Natur mit seinem Willen zu be zwingen. Und wenn Melitta oder die Mutter einmal An spielungen zu machen wagten, daß er sich doch zu sehr anstrenge, dann wies er sie kurz ab, dankte für ihr Mit leid; ja, er konnte sogar, was früher nie der Fall war, heftig werden, was ihm allerdings sofort leid tat und ihn zu fast demütigen Entschuldigungen veranlaßte. Noch wenige Sitzungen und er mußte den Stunden süßen Beisammenseins mit Hortense, die ihn so tief be glückten, entsagen. Noch hatte er sich zu beherrschen gewußt und nie mals einen wärmeren Ton angeschlagen. Er hätte es auch gar nicht gewagt, denn einige Male, als seine Stimme eine leidenschaftlichere Färbung annehmen wollte, da hatte sie ihn mit ihren Nixen augen so kalt angesehen, daß er sofort ernüchtert wurde und sich auf sich selbst besann. ' 7. Kapitel. Gerade zur selben Zeit war in der Residenz plötzlich ein reicher amerikanischer Edelmann aufgetaucht. Seine Sprache, die jenen eigentümlichen, dem Deutschen unendlich sympathischen, fremden Akzent besaß, sowie sein ganzes Auftreten zeigten, daß er zu der Nasse jener aristokratischen Spanisch-Amerikaner gehörte, die in Europa nach der Art der englischen Lords des 18. Jahrhunderts reisen. Sie treten überall mit dem größten Pomp auf, sie mieten ganze Stockwerke in den Hotels, senden Ge schenke an die Primadonnen der Oper, veranstalten Gastmähler, beschenken die dienstbaren Geister, wie Kellner, Portiers, Droschkenkutscher, aufs reichste, kurz, sie sind Meister im Geldausgeben. Solche „Amerikans" sind natürlich überall will kommen ; das Volt bewundert ihren Reichtum, nimmt aber zugleich die Gelegenheit wahr, sie nach Möglich keit zu schröpfen. Sennor Alfonso de Gongora, so hieß der Fremde, hatte sofort in einem der ersten Hotels unter den Linden eine ganze Flucht von Zimmern gemietet. Er machte sich bald durch seine extravaganten Belustigungen bekannt und wurde binnen kurzer Zeit der Liebling der feinen Kreise. Er war ein Mann von ungefähr 35 Jahren, ein typischer Spanier mit rabenschwarzen Haaren, dichtem schwarzen Schnurrbart, blitzenden Augen und festen Zügen um Mund und Kinn, die Mut und Entschlossen heit, ja sogar äußerste Verwegenheit verraten. Der mexikanische Gesandte behauptete zwar, daß er niemals etwas von Sennor Alfonso de Gongora ge hört habe, aber wer mochte wohl glauben, daß der Gesandte einen Mann nicht kenne, der einer der größten Grundeigentümer des Staates Chihuahua und ein persönlicher Freund des Präsidenten Porfirio Diaz zu sein sich rühmte! Und ist Verschweigen nicht bei den Diplomaten die höchste Beredsamkeit? lFortsetzvng folgt.) Vereinsdruckfachen fertigt Buchdruckerei Carl 2ehne. KvrrUodeu Dank. pür clie uns anlälllicb unserer 81id0r- dvvdrvlt Zuteil Aeworcienen Oratulationen unck Gesehenste, ss^en wir hierdurch allen unsern herrlichen Oanst vippolcliswslcke, 3. Februar IY0Y. Li-ns» uncl frsu Ehrenerklärung^ Gebe hierdurch bekannt, daß alles von mir über Herrn Arno Fahnauer, Schmiede berg Ausgesprochene auf VllwLkrboit be ruht und nehme dasselbe reuevoll zurück. Loarsä Laud, SokmlaSvbvre. Vvnlonvn wurde auf dem Wege von der niederen Schmiede -Dippoldiswalde (Fußweg) eine gold. Damenuhr. Der ehrliche Finder wird gebeten, dieselbe gegen gute Belohnung im Ltred8vdul- dauro LolokstLät abzugeben Zwei schöngebaute MMM WlkMbtr hat abzugeben ' 8. 8Ld«I, goldnen Klemmer, Bahnhofstraße zwischen chem Färberei und Weißeritz Bitte auf dem Fundbureau abzugeben. Freundliche möblierte Stube sofort zu vermieten Herrengasse 1271. kilWliWlWäML^ Näheres Kirchplatz 132 im Laden. SommvnsIvHung in blotel ocker Pension «uvkk perk. Köckin, ocl. auch als 8tubenmäckcken. 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