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78. Jahrgang. Dienstag, den 2. Februar 19VS Nr. 13. Inserate werden mir 1* Pfg., solche aus unserer MitshauptMu. .1 schäft mit 12 Pfg. die Spallzelle oder deren Raum berech. net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 35 bez. ZO Pfg. - Tabellarische und komplizierte Inserate mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, dl« Spaltenzeile 3V Pfg Die .Meiheritz-Zettung' rrscheint wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird ändert vorhergehen. oenMenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 28 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern iO Pfg. - Alle Postan- jtalten, Postboten, sowie ansereAusträger nehmen Mit achtfeitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land, und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle mid an bestimmten Taget» wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Irhnr. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Mcheritz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die Königliche Unüshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Auf Blatt 199 des Handelsregisters ist heute die offene Handelsgesellschaft kavds H Lrlor in Obercunnersdorf und weiter eingetragen worden, daß der Kaufmann Volüowsr Aldari Artdvr kavda und der Drehermeister Normann Nmll Nrlor, beide in Obercunnersdorf wohnhaft, Gesellschafter sind, daß die Gesellschaft am 12. Januar 1909 errichtet worden, und dab der Gesellschafter Nrlvr von der Vertretung der Gesellschaft ausgeschlossen ist. Angegebener Geschäftszweig: Metallwarenfabrikation. Dippoldiswalde, den 29. Januar 1909. Das Königliche Amtsgericht. Nach 8 6 des Gesetzes, die Ehen unter Personen evangelischen und katholischen Glaubensbekenntnisses und die religiöse Erziehung der von Eltern solcher verschiedener Konfessionen erzeugter Kinder betreffend, vom 1. November 1836 sind die aus gemischten Ehen erzeugten Kinder in der Regel in der Konfession des Vaters zu erziehen. Es ist jedoch den Eltern gestattet, durch freie Übereinkunft unter den in 8 7 des angezogenen Gesetzes vorgeschriebenen Erfordernissen etwas anderesZfestzusetzen. Wenn nun aber der Abschluß einer solchen Vereinigung auf die religiöse Erziehung derjenigen Kinder, welche das 6. Lebensjahr bereits erfüllt haben, ohne Einfluh ist, so wird im Hinblick auf die demnächst slattsindende Aufnahme der schulpflichtigen Kinder und zur Vermeidung späterer Unzuträglichkeiten auf die Notwendigkeit eines rechtzeitigen gerichtlichen Vertragsabschlusses über eine etwa beabsichtigte abweichende konfessionelle Er- ziehung von Kindern aus gemischten Ehen hierdurch noch besonders hingewiesen. 180K. Königliche Bezirkslchulinfpektion Dippoldiswalde, am 23. Januar 1909. Die Verstärkung der englischen Nordseeflotte. Der bevorstehende Besuch des englischen Königspaares in Berlin und die gesamte auswärtige Politik Englands hat soeben eine bemerkenswerte Illustration durch die ge plante Verstärkung der englischen Nordseeflotte erfahren. Die englische Admiralität beabsichtigt vom nächsten Früh jahr ab die Nordseeflotte auf Kosten der Kanalflotte der artig zu verstärken, daß sie als eine der größten Flotten der Welt gelten kann, und zugleich auch mit den schnellsten und stärksten Kriegsschiffen ausgerüstet sein soll Wie aus London berichtet wird, soll die englische Nordseeflotte vom 1. April d. I. ab aus 14 der größten und stärksten Panzerschiffe und aus 12 Panzerkreuzern I. Klasse be stehen. Da in der Nordsee England keinen anderen mög lichen Gegner als Deutschland haben kann, so bedeutet diese große Verstärkung der englischen Nordseeflotte doch offenbar eine Demonstration gegen Deutschland. England rechnet also nach wie vor damit, daß ihm eines schönen Tages von Deutschlnnd her ein Ueberfall drohen könne. Es lohnt sich nicht mehr der Mühe, hundert Mal zu er klären, daß Deutschland nach dem Stande seiner Flotte gar nicht in der Lage ist, England zu überfallen, die deutsche Marineverwallung wird aber mit der Tatsache rechnen müssen, daß England den Willen hat, in einem gegebenen Falle, die deutsche Marine nicht aus den Häfen zu lassen, denn wenn England in der Nordsee seine größte und stärkste Flottenmacht dauernd konzentriert, so will England damit kundgeben, daß es auch auf der Nordsee die Beherrscherin des Meeres ist. Wir haben trotzdem in Deutschland keine Ursache, diese neueste Demonstration der englischen Politik besonders tragisch zu nehmen, denn Deutschland hat ja gar nicht die Absicht, einen Krieg gegen England zu führen. Einem englischen Angriffe , gegenüber würde aber Deutschland in seinen Häfen doch .einen außerordentlichen Widerstand gegenübersetzen. Eng land könnte übrigens mit dieser Demonstration der deutschen Z Regierung auch vor die Augen führen wollen, daß weitere Verstärkungen der deutschen Flotte kernen rechten Zweck haben. Bis zu einem gewissen Grade kann man den Engländern in dieser Frage sogar Recht geben, da die deutsche Flotte noch nicht einmal halbsostark wie die eng- lisch« ist, und Deutschland auch gar nicht finanziell in der Lage ist, etwa noch fünfzig der größten Panzerschiffe und Panzerkreuzer in wenigen Jahren zu bauen. Deutschlands Schutz und Stärke liegt in seinem großen Landheere und es wird mit diesem im Ernstfälle seine Freiheit und Groß- Machtstellung zu behaupten wissen. Daß aber tn Eng land noch immer der Argwohn zu bestehen scheint, daß eines Tages die deutsche Flotte der englischen Weltmacht gefährlich werden könne, ist im hohen Grade bedauerlich, denn dieser Argwohn ist mit ein Hauptgrund für so viele unerfreuliche politische Erscheinungen, denn Deutschland kann nicht auf das Recht verzichten, sein Heer und seine Flotte auf die Stärke zu bringen, die es für den Schutz seiner Interessen für nötig hält. Dasselbe Recht bean- sprucht ja jede Großmacht und zumal auch England. An diese neueste Demonstration der englischen Politik werden sich natürlich wiederum eine große Anzahl Erörterungen knüpfen, und England wird einfach behaupten, daß es sein Aecht sei, die Ausstellung seiner Flotte so gut als möglich mzuordnen. Es hat daher auch in Deutschland wenig Zweck, die englischen Flottendemonstrattonen übermäßig zu rörtern. Deutschland verfolgt nach wie vor seine Friedens- »olitik und hält sein Heer und seine Flotte in einem riegsbereiten Zustande. Neugierig darf man nur sein, ob oährend des Besuches des englischen Königspaares in Serlin nicht eine Aussprache oder Kundgebung zwischen em Könige Eduard und dem Kaiser Wilhelm stattfindet, die das Verhältnis zwischen England und Deutschland in einem erfreulicheren Lichte beleuchtet, als es die neueste englische Flottendemonstration in der Nordsee zu tun vermag. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der soeben erschienene städtische Haushaltplan für 1909 weist insgesamt an Bedürfnissen der einzelnen Kassen 205 359,52 M. (inkl. 4977,10 M. Kirchenanlagen), an Deckungsmitteln 108362,69 M , somit einen Gesamtfehlbetrag von 96996,83 M. nach, von welchem 50 696,83 M. durch Anlagen aufzubringen sind. Für 1908 betrugen diese Zahlen: 188 694,55 M. Bedarf, 98163,85 M. Deckung, 90 530,70 M. Gesamtfehlbetrag, 47 530,70 M. durch Anlagen aufzubringen. Vor vier Jahren, 1905, waren nach dem Haushaltplan 36 056,33 Mark durch Anlagen zu decken; die Kirchenanlagen be- trugen damals 4200 M. An der bedeutenden Steigerung des Anlagenbedarfs in den letzten fünf Jahren ist tn erster Linie (wie schon vor kurzem an dieser Stelle erwähnt) die Stadtschnlkasse beteiligt, die 1909 einen um 8313,62 M. höheren Zuschuß als 1905 erfordert, während diese Steige rung bei der Stadtkasse 3944,69 M. und bet der Armen- und Krankenhauskasse 2042,91 M. beträgt. Der Fehl betrag der Müllerschu lasse konnte um mehr als 1000 M. niedriger, der Ueberschuß der Forstkasse aber sogar um weit über 3000 M. höher gegenüber 1905 eingestellt werden. — Nach einer Amtstätigkeit von kaum vier Jahren verließ Herr Schuldirektor O. Burkhardt unsere Stadt, um nach Wurzen ül erzusiedeln, wo er einen größeren Wir kungskreis gefunden hat. Obwohl er sich bei seinem Scheiden jede Feier verbeten hatte, ließen es sich der Be- zirks-Lehrerverein, dessen Vorsitzender er kurze Zeit war, und sein Kollegium nicht nehmen, den Scheidenden, sowie dessen Gattin, durch besondere Ehrungen zu erfreuen und ihm ihre dankbare Anhänglichkeit zu versichern und d e- selbe auch iür die Zukunft durch besondere Veranstaltung zu gewährleisten. Möge Herrn Direktor Burkhardt auch im neuen Amte Gottes reichster Segen beschieden sein! — Vom 1. Februar bis Ostern vertritt das hiesige Direktorat der Stadtschule Herr Oberlehrer Buckel, und dessen Unterrichtsstunden übernimmt vikariatsweise die Lehrerin Frl. Klaus. — Seine 48 ordentliche Hauptversammlung hielt am Sonnabend der hiesige Turnverein ab. Der Herr Vor sitzende Rud Reichel gedachte zunächst des Geburtstages unseres Kaisers und forderte zu einem dreifachen Hoch auf, in das alle begeistert einstimmten. Nachdem er weiter den städtischen Kollegien Dank ausgesprochen, widmete er herz liche Worte sowohl dem scheidenden Turnwart Schneider, als auch dem neuen Turnwart Breitfeld. Herr Schneider erstattete hierauf den Jahresbericht, der sehr günstig aus fiel. In allen Abteilungen ist ein Fortschritt zu verzeichnen. Gleich günstig lautete auch der Kaisenbericht des Herrn Jäckel Einer Einnahme von 705,81 Mark stehen Aus gaben in Höhe von 632,72 Mark gegenüber. Die Turn- Hallenbaufonds-Kasse ist auf 5518,63 Mark angewachsen; das Gesamtvermögen des Vereins beträgt zurzeit 5669,22 Mark. Nach kurzen Berichten des Gerätewarts und Bücherwarts wurde zu den Wahlen geschritten. Die Herren Jäckel, Eidner, Schieritz wurden wieder-, an Stelle des freiwillig ausscheidenden Herrn Schneider wurde auf ein Jahr Turnwart Breitfeld neugewählt. Möge der Turn verein, der 48 Jahre lang unentwegt das deutsche Turnen in unserer Stadt hochgehalten hat und stets zu finden war bei ernster nationaler Arbeit auch weiter wachsen und fortschreiten auf der Bahn zu seinem hohen idealen Ziele. — Beim Herannahen des Schlusses des Schuljahres erscheint es angebracht, die Vormünder, deren Mündel die Schule verlassen sollen, auf die Pflichten hinzuweisen, welche ihnen zu dieser Zeit obliegen. Sie haben hinsicht ¬ lich der Berufswahl dieser Kinder rechtzeitig Sorg« dafür zu tragen, daß für diese ein Beruf, der ihrer Anlage und Neigung entspricht, bestimmt, ein tüchtiger und wohlwollen der Lehrmeister gewonnen, eine ehrbare und freundliche Dienstherrschaft ausfindig gemacht, oder sonst ein gutes, dem geistigen und leiblichen Wohle und der Ausbildung der Kinder förderliches Unterkommen gesichert wird. Das Amtsgericht als Vormundschaftsgericht ist bereit, die Be teiligten, insbesondere auch die Mütter, denen die Sorge für die Person ihrer Kinder zusteht, bei ihren Entschließ- ungen zu beraten, ihnen namentlich die für den Abschluß von Lehrverträgen von den Organen des Gewerbestandes erlassenen Bestimmungen vorzulegen. Endlich wird darauf ausmerlsam gemacht, daß der Lehrvertrag der vormund schaftsgerichtlichen Genehmigung bedarf, und daß vor der Erteilung der Genehmigung der betreffende Mündel selbst vom Amtsgericht zu hören und ihm deshalb zuzusühren ist, daß auch mit der Lehrvertragsurkunde, welche bei Ge richt vorgelegt werden mutz, eine Abschrift davon zu über reichen ist, die bei den Gerichtsakten zu bleiben hat. Dippoldiswalde. Bei sehr tiefem Barometerstand« setzte am Sonnabend nachmittag ein heftiges Schneetreiben ein, das auch den ganzen Sonntag noch anhielt. Das Unwetter hat sicher viel Verkehrsstörungen im Gefolge ge habt, und werden wir bald darüber berichten können. — Zum 2. Februar. Licht metz. Lichtmeß oder das Fest Mariä Reinigung ist ein hoher Feiertag der katho lischen Ehristenheit. An ihm werden tn den Kirchen die Kerzen geweiht, die dann von den Besitzern bei gewissen Feierlichkeiten, wie Totenmessen rc. angezündet werden. Die ersten Nachrichten über die Feier dieses Tages in Deutschland stammen aus dem achten Jahrhundert, doch ist der Feiertag in der katholischen Kirche schon älter und wurde von Kaiser Justinian im Jahre 518 anläßlich einer verheerenden Seuche eingeführt. Auch das Fest Mariä Reinigung trat, wie so viele christliche Feiertage, an die Stelle eines heidnischen, und zwar an die Stelle der römischen Luperkalien, die am 21. Februar gefeiert wurden. Alter Volksglaube knüpft sich auch noch heute in manchen Gegenden an die geweihten Kerzen. In der Eifel hält man sie für ein Schutzmittel gegen Zauberei und nagelt sie deshalb über Haustor und Stalltüren. Lichtmetzkerzen, im Krankenzimmer brennend aufgestellt, sollen eine Besse rung im Befinden des Patienten herbeiführen. In Oester reich herrscht vielfach noch der Brauch, daß sich eine größere Anzahl Nachbarn mit ihren Kerzen zusammen- finden und sie vor sich brennend auf den Tisch setzen. Wessen Kerze zuerst verlischt, der muß in demselben Jahr noch sterben. Mil dem Tage Mariä Lichtmeß pflegten die Frauen früher das Spinnen des Flachses einzustellen, dafür begann für die Männer dann die Arbeit draußen auf dem Felde. Zahlreiche Bauernregeln beziehen sich auf den 2. Februar, der als „Lostag" gilt, d. h. der in seinem Verlauf von prophetischer Bedeutung für die Witte rung in den kommenden Wochen und Monaten sein soll. „Zu Lichtmeß" — heißt es — „sieht der Bauer lieber den Wolf im Schafstalle, als die Sonne", denn „Lichtmeß hell — Schindet den Bauern das Fell", „Lichtmeß dunkel — Macht den Bauern zum Junker", „Mariä Lichtmeß hell und klar — Zeigt noch viel Schnee fürwahr", „Licht meß im Klee — Ostern im Schnee", „Lichtmeß stürmisch und kalt -- Bringt den Frühling bald". Tchmie-eberg. Am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers vereinigte der Militär verein von Schmiedeberg und Umgegend seine Mitglieder und geladenen Gäste in dem dekorierten Saale des hiesigen Gasthofes zu einem patriotischen Abend. Eine große Anzahl deutscher Männer und Frauen hatte sich eingefunden, um diesen Tag festlich zu begehen. Die Musikkapelle eröffnete die Feier mit einem „Drei-Kaiser-Marsch". Im Mittelpunkte der Darbietungen