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Tagesgeschichte. Berlin^ Der Bundesrat wird im Juni noch eine gröbere Anzahl von Plenarsihungen abhalten, alsdann Ferien machen und Anfang September voraussichtlich wieder zusammentreten. — Der Kaiser hielt Sonnabend auf dem Tempel hofer Felde die Frühjahrsparade über die Truppen der Garnison Berlin ab. — Der „Reichsanzeiger" albt bekannt, datz dem Reichskanzler von Beethmann-Hollweg das Kreuz der Grotzkomture des Königlichen Hausordens von Hohen- zollern und dem Staaissekretär des Reichsschatzamis Kühn der König!. Kronenorden l. Klasse verliehen worden ist. — Nach dem „Fränk. Kur." iit dem Bundesrat ein gleichlautender Antrag von fünf Bundesstaaten auf Wiedereinstellung der Erbschaftssteuer in die Deckungs novelle für die Wehrvorlagen zugeganaen. — Ganz überraschend hat am Freitag abend um II Uhr das Militärluftschisf III" die Fahrt vom Bodensee nach Hamburg angetreten und ist dort nach einer Fahrt von Io 1/2 Stunden um 9 Uhr 30 Minuten am Sonnabend früh glatt gelandet. Das bedeutet, dah der neue Luftkreuzer die über 700 Kilometer in der Luft linie betragende Strecke mit einer Durchschnittsgeschwindig- leit von 70 Kilometern in der Stunde zurückgelegt hat. Das ist eine Leistung, wie sie noch kein Zeppelinschisf, geschweige denn ein anderes Motorlustschisf aufzuweisen gehabt hat. Es ist das das Ergebnis eines ruhigen, fleißigen und durch keine Sensationshascherei gestörten Fortarbeitens an der Vervollkommnung der 2-Schiffe. — Es ist beabsichtigt, die neuen Vorschriften, in denen die zwangsweise Einführung der drahtlosen Telegraphie auf Seeschiffen eine Neuregelung erfährt, zum I. Oktober dieses Jahres in Kraft zu setzen. In Zukunft müssen danach Passagierdampfer, die mindestens 75 Personen einschließlich der Besatzung an Bord führen, funkentele- graphische Einrichtungen führen, die mindestens 100 See meilen weit reichen. Im Gegensatz zu den ausländischen Bestimmungen sollen dann auch die deutschen Fracht dampfer zwangsweise mit funkentelegraphischen Ein richtungen versehen werden, sobald sie mehr als 60 Per sonen regelmätzig an Bord haben. Für die heimischen Gewässer, also für die Nord- und Ostsee, für das Mittel ländische und Schwarze Meer, ist diese Bestimmung nicht gültig. Bisher sind im ganzen rund 200 deutsche Dampfer mit Funkentelegraphie ausgerüstet. — An Stelle des früheren Abgeordneten Roeren, der fein Mandat niedergelegt hat, wurde bei der Reichstags- «rsatzwahl im Kreise Merzig-Saarlouis Werr (Zentrum) gewählt. Frankfurt a. M. Das Luftschiff „Schwaben" hat Donnerstag leine zweitausendste Fahrt während seiner 7monatigen Tätigkeit ausgeführt. Es wurden rund 2500 Kilometer Luftlinie zurückgelegt und rund 5000 Passagiere befördert. Hamburg. Grobe Zolldefraudationen sind der Ober zolldirektion zur Kenntnis gekommen. Eine Berliner Eisengrobhandlung hat in Hamburg mit Unterstützung einer Hamburger Firma brauchbares Eisen und Metall als altes Eisen verzollen lassen und dadurch die Zöllner- waltung um hohe Beträge geschädigt. Gegen die Ham burger und die Berliner Firma ist ein Verfahren einge- lestet worden. Gegen die Berliner Großhandlung wurde «ine Zollstrafe von 80000 Mark verfügt. — Der Hamburger Korrespondent weitz mitzuteilen, -aß Admiral v. Truppel, der frühere Gouverneur von Kiautschau, an die Spitze des Sicherheitsdienstes der Hamburg-Amerika-Linie tritt. Hamburg. Der Senat hat die Bürgerschaft um die Genehmigung ersucht, daß zur Herstellung einer Rohr leitung von der Lrdgasquelle in Neuengamme nach Tief stack und weiter nach dem Pumpwerk der Stadtwasser- kunst in Rotenburgsort, sowie zur Erbauung der zur Druckminderung erforderlichen Apparate 540 000 Mark aufgewendet und nachträglich in das Budget der Deputation für Beleuchtungswesen für 1912 eingestellt werden. Schweiz. Der Bundesrat genehmigte das Projekt für die Schiffbarmachung des Rheines bis zum Bodensee. Budapest. Freitag früh wurde ein Waggon der elektrischen Stadtbahn von sozialistischen Arbeitern zum Entgleisen gebracht. 14 Fahrgäste, die darin saßen, wurden mehr oder minder schwer verwundet. Der An schlag hat sich als ein gegen den Polizei Inspektor Kovacs geplant gewesener sozialistischer Racheakt herausgestellt. Der Polizei-Inspektor pflegte immer mit diesem Wagen von Sleinbruch nach Budapest zu fahren. Nur zufällig war er gerade nicht in dem Wagen, der in schnellster Fahrt entgleiste und von dem hohen Damm, sich mehr- male überschlagend, herunterfiel. Rom. Der Ministerpräsident brachte in der Kammer unter lebhaster Zustimmung einen Gesetzentwurf auf Ein- Führung eines Kolonialministeriums ein. Frankreich. Der Deputierte und ehemalige Kriegs minister Messimy brachte in der Kammer einen Gesetzes antrag ein, welcher bezweckt, der namentlich durch die letzte Statistik erwiesenen Bevölkerungsabnahme zu steuern. Danach soll jede Mutter von vier Kindern eine Prämie von 500 Frank erhalten, welche teilweise oder gänzlich zur Sicherung einer Leibrente verwendet werden kann. Der Betrag dieser Rente würde mit der Zahl der Kinder zunehmen, sodaß beispielsweise eine Mutier, welche vom 20. bis zum 31. Lebensjahre acht Kinder hätte, mit 60 Jahren eine Leibrente von 518 Frank erhielte. Die er- forderlichen Geldmittel sollen erlangt werden durch eine besondere Besteuerung der Junggesellen und der Ehepaare, die keine Kinder oder nur ein Kind haben. Paris. Nach einer Bläitermeldung au» Toulon hat das Panzerschiff „Vergiau" abermals einen Teil seiner Munitionsvorräte ausladen müssen, da festgestellt worden ist, daß diese mittels einer au« dem Jahre 1910 stammen den Pulversorte von Pont du Buis hergestellt worden waren. Parks. Nach einem Funkentelegramm aus Fez vom 31. Mai traf General Lyautey die serforderlichen Maß nahmen, um gegen die hinter den Zalsbergen nördlich von Fez versammelte 15000 bis 18 000 Mann starke Harka zu marschieren, da er der Ansicht ist, daß der gegenwärtige Zustand nicht fortdauern könne. Man müsse um jeden Preis die Stadt freimachen und verhindern, daß die Harka sich täglich verstärke. Alle Straßen rings um Fez sind abgeschnitten. Eilboten können nicht mehr ab gehen. — Zwischen den aufrührerischen marokkanischen Stämmen und Oberst Gourand hat am Sebuslusse ein heftiger Kampf stattgefunden, über dessen Ausgang bisher nichts bekannt ist. London. Wie „Daily News" erfahren, plant die Regierung Maßnahmen, um den periodischen Arbeits einstellungen im Londoner Hafen ein Ende zu machen. Sobald die Arbeit wieder ausgenommen worden ist, be- absicht die Regierung ein Einigungsamt einzusetzen, in dem Arbeitgeber und Arbeiter vertreten sind und dessen Kompetenz den ganzen Hafen umfassen soll. Wenn die Arbeiter diese Behörde nicht anerkennen sollten, so sollte ihre Vollmacht gesetzlich festgelegt werden. Sobald der Streik vorüber ist, wird die Regierung die Arbeitgeber auffordern, sich mit den Arbeitern zu vereinigen. London. Wie das Reutersche Bureau erfährt, sind in London Telegramme über einen ernsten Zusammen stoß an der türkisch-persischen Grenze eingetroffen. Eine Abteilung von 400 türkischen Reitern fiel bei Kotour im Bezirk von Urmia in persisches Gebiet ein und stieß mit persischen Trupven zusammen. Es kam zu einem Gefecht, wobei zehn Mann getötet und mehrere gefangen ge nommen wurden. Der Vorfall wurde der russischen und britischen Regierung zur Kenntnis gebracht Es sind Vor besprechungen im Gange, um Vorstellungen in Konstanti nopel zu erheben. Die Ordnung soll wieder hergestellt sein. — „Ercelsior" meldet aus Rom: Ein Telegramm aus Aegypten bringt Licht über den Gegenstand der Konferenz, die augenblicklich zwischen Lord Kitchener, Churchill und Asquith stattfindet. Es handelt sich darum, die englische Besatzung in Aegypten ganz bedeutend zu verstärken, um aus Aegypten eine der stärksten Garnisonen zu machen. London. Nach einem amtlichen Telegramm aus Teheran haben die Regierungstruppen unter dem Prinzen Firman Firma kürzlich zwei Siege über die Truppen Salar ed Daulehs erfochten. Die Straße nach Kermanschah ist frei. Konstantinopel. Die Aufforderung Italiens an seine aus der Türkei nichtausgewiesenen Staatsangehörigen zur freiwilligen Heimkehr dürfte im allgemeinen schon aus dem Grunde wirkungslos bleiben, weil den meisten in Kleinasien an den Vahnbauten beschäftigten italieni schen Arbeitern, die von der Ausweisung nicht betroffen sind, die Mittel zur Heimreise fehlen. Die beim Bau der Bagdadbahn arbeitenden Italiener sind außerdem so gut gestellt, daß sie schwerlich ans politischen Rücksichten ihr gutes Brot opfern werden. Athen, 1. Juni. Militär hinderte die kretischen Ab- geordneten am Eintritte in die Kammer, ohne daß Ge walt angewandt zu werden brauchte. Die Offiziere und Soldaten weinten bei der Erfüllung ihrer Aufgabe. Die Sitzung der Kammer wurde ausgesetzt. Eine Abordnung der kretischen Deputierten trat sodann mit dem Minister präsidenten zu einer Besprechung zusammen. Norfolk, I. Juni. Die deutschen Kriegsschiffe sind gestern in Lynnhavenbay geblieben, um Kohlen und Vor räte an Bord zu nehmen und rein Schiff zu machen. Der Torpedobootzerstörer Mac Call dient den deutschen Schissen als Depeschenboot. Wochenplan der Dresdner Theater. Opernhaus: Dienstag: Mignon (V-8). — Mittwoch Sieg fried (6). — Donnerstag: Carmen (>/-8). — Freitag: Göttec- dämmerung (6). — Sonnabend: Königskinder (7). — Sonn tag: Tannhäuser (Vr7). Schauspielhaus: Dienstag: Der Tor und der Tod. Wetterleuchten. (y-8). — Mittwoch: Die Erziehung zur Ehe. Lottchens Geburtstag (V28). — Donnerstag: Wallenstein- Tod (7). — Freitag: Gudrun (Y28). — Sonnabend: Robert und Bertram (V-8). — Sonntag: Nobe-t Euiskard. Der zerbrochene Krug (Vr8). — Montag: Die Erziehung zur Ehe. Lottchens Ge burtstag (V-8.) Reiidenz-Theater: Dienstag: Scherbengericht (8). — Mittwoch: Nora <8). — Donnerstag und Freitag: Scherbengericht <8). — Sonnabend und Sonntag: Meyers (8). — Montag: Das Leutnants-Mündel (8). Zentral-Theater: Dienstag bis Montag: Gastspiel des Neuen Schauspielhauses Berlin (8). Sparkasse zu Reinhardtsgrimma. Nächster Lrprdltionrtag: Mittwoch, den 5. Juni, nachm. von 2—5 »dr. Ferkelmarkt zu Dippoldiswalde vom 1. Juni. Bon den 4b ousgetriebenen Ferkeln wurden 44 verkauft im Prelle von 44—55 M. pro Paar. Letzte Nachrichten. Dresden. Der König wird sich heute abend 10,05 Uhr nach Zeithain begeben, um dort morgen dem Besichtigung«, schießen des Feldartillerle-Regiments Flr. 32 beizuwohnen. — Die Maul- und Klauenseuche ist im Königreich Sachsen am l.Juni in 24 Gemeinden und 38 Gehöften amtlich festgestellt worden. Der Stand am'lö. Mak war 15 Gemeinden und 17 Gehöfte. Zwickau. In vergangener Nacht ist die Zwickauer Chamotte- und Klinkerfabrik vorm. Theodor Helm G.m.b.H, vom Feuer vollständig zerstört worden. Der Betrieb Kiußte eingestellt werden. Leipzig. Als gestern wegen schlechten Wetters die Radrennen abgesagt werden mußten, verlangte das Publikum sein Eintrittsgeld zurück. Es durchbrach dk Schranken und versuchte das Verwaltungsgebäude zu stürmen. Die Polizei nahm zahlreiche Verhaftungen vor. Berlin. Am gestrigen Nachmittag und Abend gingen hier schwere Gewitter nieder; an einigen Stellen schlugen die Blitze ein. In einer Gartenwirtschaft im Norden Berlins entstand unter den Besuchern heftiger Schrecken, als ein Blitzstrahl durch den Schornstein seinen Weg nahm. — Die Schlachtschiffe „Uta", Delaware" und „Florida" tauschten gestern beim Begegnen mit dem Panzerkreuzer „Moltke" Salut. Viele behaupten, daß es bei der amerika nischen Marine nicht üblich sei, am Sonntag Salut zu schießen, und der Umstand, daß die „Uta" den Salut be gonnen habe, müsse als ein besonderer Höflichkeitsah gegenüber dem deutschen Kommandanten betrachtet werden. Neues Palais bei Potsdam. Am Sonntag 121/2 Uhr trafen der König und der Kronprinz von Sachsen im Automobil hier ein und wurden vom Kaiser überaus herzlich empfangen. Nach der Frühstückstafel besichtigte der König die sächsischen Mannschaften des Lehrinfanterie. Bataillons und kehrte nach herzlichem Abschiede vom Kaiser im Automobil nach Berlin zurück, von wo um 6 Uhr die Rückfahrt nach Dresden erfolgte. Paris. Der Korrespondent des Matin meldet aus Tanger, man habe mit Ueberraschung wahrgenommen, daß die Fez bedrohenden Harken zum größten Teste aus Riff-Stämmen gebildet würden, die noch jüngst gegen die Spanier gekämpft hätten. Man frage sich unwillkürlich, was sie veranlaßt haben müsse, einen so langen Marsch zu unternehmen und die Franzosen anzugreifen. Toulon. 867 Mann Kolonial-Jnfanterie und eine Maschinengewehr-Abteilung haben sich auf dem Dampfer „Mingrelie" nach Casablanca eingeschifft. Zwei Bataillone folgen am Sonnabend nach. Liverpool. An Bord des Cunarddampfers „Carmania", der hier in Dock lag, brach gestern abend Feuer aus, dar nach vierstündigem angestrengtem Arbeiten gelöscht werden konnte. Die zwei obersten Stockwerke, darunter der Salon, das Gesellschafts-, Spiel- und Rauchzimmer sind vollständig ausgebrannt. Die Reise des Dampfers nach New Porl, die am Dienstag stattsinden sollte, mußte abgesagt werden. Washington. Präsident Taft und Gattin, sowie der deutsche Gesandte Graf Bernsdorf, der deutsche Marine- Attachee Korvettenkapitän Maier und viele andere Per sonen haben sich gestern abend an Bord der „Maiflower" nach Hamton Noads begeben, um das deutsche Geschwader zu begrüßen. Prognose. Südliche Winde, aufheiterd, wärmer, vorwiegend trocken. Sparkasse zu Dippoldiswalde. L-kpedltions-Stunden: Sonntags: nur am letzten Sonntag lm Monat von >/-2 bis V-4 Uhr, an allen Wochentagen no» 8V- bis 12 Uhr und 2 bis >/-5 Uhr, Sonnabends ununterbrochen vor 4 bis 2 Uhr. Frauenherzen. Von M. Eitner. (15. Fortsetzung.) Schneller als sonst in ihrer Art lag, eilte Christa die Treppenstufen hinab, ging Falkenberg entgegen, faßte seine Hand und sagte nur: „Komm." Da streckte auch schon der Landrat beide Hände aus: „Bernhard," sagte er, „ein schöneres Glück konnte uns nicht beschert werden." „So lange kenne ich Sie schon," erklärte Frau von Bredow, „und doch ist mir erst hier auf Neudorf klar geworden, daß ich Sie noch lange nicht genügend kannte, und ja — daß ich es nur gestehe, mich hat in letzter Zeit nur der eine Wunsch bewegt: daß Bernhard von Falkenberg unseres Kindes Hand fassen möchte." Arm in Arm standen Christa und ^Falkenberg, und aus beider Augen strömte eine Flut von Glück heraus, ein Glück, das so tief erschien, daß es kaum zu er gründen war, und zugleich so hoch, daß der Blick kaum hinanreichen konnte. „Lieber, alter Hans," sagte Falkenberg lächelnd, „einen besseren Schwiegervater konnte ich ja nicht be kommen." „Hast mich wohl schon dazu ausersehen, als Christa noch ein Kind war." Es wurde beschlossen, die Verlobung erst zu ver öffentlichen, wenn Frau von Bredow mit Christa von Stubbenkammer zurückkehren würde. „Aber meinen Leuten im Schloß möchte ich es gönnen, daß sie von meinem Glück wissen, sagte Falken berg. „Ich habe neulich abends ganz zufällig gehört, wie Diener und Wirtschafterin sich unterhielten. Der Kernpunkt ihres Gesprächs war die Frage: „Warum gibt er uns nicht das gnädige Fräulein als Schloß- Herrin ? Da müßte Neudorf zum Paradies werden." Christa legte ihre Hand auf seinen Mund und bat: „Oh, sage nichts mehr. Wenn sie alle so viel von mir erwarten, so wird mir bange." „Du wirst ihre Erwartungen noch übertreffen," entgegnete Falkenberg lächelnd. „Darf ich also," fügte er fragend hinzu, nach Tisch meinen Leuten ihr Glück Mitteilen? Daß sie darüber schweigen, so lange ich es wünsche, dafür bürge ich." „Ja, sie sollen es wissen," sagte der Landrat. Als das Mittagessen zum Schluß kam, beschied Falkenberg alle im Schloß angestellten Leute in das