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rüerden. Es Hande» sich um eine Forderung von Wert- zu wach» steuern, die der Fiskus an die früheren Be sitzer- des Kalibergwerks „Amelia" in Wilteisheim gestellt hat. Die Besitzer des Kalibergwerks sind der Ansicht, daß das Wertzuwachssteuergesetz nur für Liegenschaften auf ebener Erde gelte, nicht aber für Bergwerke. Durch Vermittelung der Deutschen Bank ist das Werk an die Kaliwerke Bernterode A.-G. für 29 Millionen Mark ver kauft worden. Die Kosten der Anlagen haben sich seinrr- zeit auf rund 4 Millionen Mark belaufen, sodaß die Steuerbehörde einen Wertzuwachs von 25 Millionen Mark annimmt. Daher wären 30 Prozent, also rund 71/2. Millionen Mark Wertzuwachssteuern zu zahlen, wovon auf das Reich 50 Prozent, das Land 10 Prozent und die Gemeinde 40 Prozent kommen. Kassel. Infolge eines bei der Parade auf dem Großen Sand in Mainz zugezogrnen schmerzhaften Muskel- rheumotismus hat der Kaiser seine Teilnahme an den Manöoern in der Provinz Sachsen und den Besuch in Dresden abgesagt und den Kronprinzen mit seiner Ver- tretung beauftragt. — König Friedrich August ist gebeten worden, die Parade bei Zeithain selbst abzuhalten. — Die Kaiserparade bei Merseburg ist auf Befehl des Kaisers wegen durchweichten Bodens abgesagt worden. Oesterreich. Da Montenegro in drohender Haltung verharrt, trifft Oesterreich an der montenegrinischen Grenze militärische Sicherheitsvorkehrungen und beabsichtigt, eine letzte Warnung nach Tetinse zu richten. Italien. Nach Mitteilungen de« Mailänder Blattes „Avanti" steht ein vollständiger Systemwechsel in der italienischen Kriegführung bevor. General Salsa, der als Draufgänger in beständigem Konflikt mit dem bisherigen Gouverneur Taneva war und deshalb Tripolis verlassen mußte, erhielt da» Kommando über die Brigade in Derna, und ein neues starkes Korps unter General Cardorna wird in den ersten Tagen des September Italien verlassen, um den Vormarsch in das Hinterland energisch zu beginnen. Italien. Mit dem Künigsattentäter D'Alba, der vor 5 Monaten in Rom den König Viktor Emanuel zu töten versuchte, wird das Gericht demnächst kurzen Prozeß machen, da nachgewiesen Ist, daß der noch nicht 21 jährige Anarchist keine Mitschuldigen hat. Die höchste Strafe, die D'Alba nach dem Gesetz treffen kann, ist 30 Jahre Kerker. Italien. Bei den in der Monte-Rosa Gruppe statt findenden italienischen Manöver« sind acht Soldaten abgesiürzt. Zwei Soldaten verunglückten tödlich, sechs wurden schwer verletzt. Neapel, 24. August. Nach dem Diner, das der Bürgermeister einer Stadt in der Nähe von Neapel ge geben hatte, erkrankten alle Teilnehmer. Sechzig von ihnen starben unter schweren Vergiftungserscheinungen. Die übrigen befinden sich in Lebensgefahr. Frankreich. Die Zeitung „La Nation" bringt einen sehr interessanten Artikel über das „schwarze Armee korps" Frankreichs, das in allen Blättern augenblicklich den Gegenstand lebhaster Besprechung bildet und das Deutschland in Angst und Schrecken zu setzen geeignet sein soll. Der Artikel der „Nation" wendet sich allerdings gegen diese Auffassung, denn es heißt darin, daß der Wert des „schwarzen Armeekorps" gleich Null ist, und zwar besonders mit Rücksicht auf dfe ausgesprochene Ab- meigung der Eingeborenen, sich rekrutieren zu lassen. Als Beispiel dafür, wie ungern sich die Eingeborenen in das schwarze Armeekorps einreihen lassen, wird angeführt, daß über 300 kriegstüchtige Männer eines Senegaldorfes beim Herannahen der Rekrutierungskommission aus eng- liches Gebiet flüchteten, nur, um der Einverleibung in die „schwarze Armee" zu entgehen. Brüssel. Die Vorbereitungen sür den General streik werden sozialistischerseits eifrig fortgesetzt. Diele Einwohner in den Jndustriebezirken speichern große Kohlenvorräte auf, um bei einem eventuellen Aufstand gerüstet zu sein. Eine große Anzahl Arbeiter hebt aus den Sparkassen ihre Einlagen ab. Die Sozialisten ver- sichern, daß gleich nach dem Ausbruch des Generalstreiks 40000 Kinder der Streikenden nach Nordsrankreich zu Kameraden gesandt werden. Die Kosten des Generalaus- standcs werden auf 50 Millionen veranschlagt. London. Ein Herr aus der Umgebung des Er- königs von Portugal erklärte einem Verireter des „Daily Graphlc", daß die Aussichten Don Manuels, wieder auf den portugiesischen Thron zu kommen, die schlechtesten seien. Die royalistische Bewegung fände keine Nahrung mehr Im Lande, die Mehrheit der Portugiesen seien mit dem neuen Regime ganz zufrieden. Stockholm. Schwere Wolkenbrüche in Mlttelschweden schwemmten einen großen Teil der Ernte fort. Der Schaden beträgt viele Millionen. Petersburg. Der deutsche Botschafter in Petersburg, Graf Pourtales, hatte eine Audienz beim Zaren. Diese Audienz bildet da« lebhafteste Gesprächsthema der Diplomatie. Es heißt, daß Kaiser Nikolaus in sehr ver traulicher Weise alle aktuellen Fragen der Politik erwogen und die Reiseergebnisse Poincarä, mit dem Hinweise auf die tendenziöse Darstellung in der französischen Preise er- wähnt habe. Jedenfalls glaubt die Petersburger Diplomatie, daß die gerade jetzt erfolgte Gewährung der Audienz den besten Gegenbeweis für die Behauptungen erbringe, daß Rußlands Verhältnis zu Deutschland «ine Trübung erfahren habe. Die guten Beziehungen zwischen dem Zaren und Kaiser Wilhelm erhalten durch die Audienz ein ganz besonderes Dokument. PlöW (Rumänien), 24. August. In der rumänisch- amerikanischen Pttroleumraffinerie erfolgte gestern infolge Platzens eines Kessels eine Explosion, bei der 23 Arbeiter getötet wurden. Konstantinopel. Wie Informationen au« türkischen Kreisen besagen, hat Montenegro an der Grenze 34 000 Mann konzentriert Der Wali von Erzerum hat telegraphiert, daß er in Sarykamysch 60000 Mann zu- sammengezogen hat. Washington. Dem Staatsdepartement ist die Mittei lung zugegangen, daß die Direktion des Suezkanals sich zu einer Herabsetzung der Kanalgebühren entschlossen habe. Die Beamten des Staatsdepartements betrachten dies als die erste Kampfmaßnahme gegen die Gebühren- sreiheit, welche amerikanische Schiffe bei der Durchfahrt durch den Panamakanal genießen sollen. Einige Beamte sehen einenTariskamps zwischen den beiden Kanälen voraus, der alle Schissahrt treibenden Nationen der Welt berühren dürfte. — Roosevelt wird vom Senator Penrose beschuldigt, von Privatleuten und Gesellschaften große Summen al» Wahl- beiträge angenommen zu haben. Tibet. In Gyantse ist die zuverlässige Nachricht ein- getrossen, daß in Lhasa der Friede zwischen dem Dalai Lama und den Chinesen geschlossen worden ist. Alle chinesischen Truppen, mit Ausnahme der üblichen Wachen sür den Amban, sollen Tibet auf dem Wege über Indien verlassen Ihre Waffen und Munition bleiben, nachdem sie von beiden Seiten versiegelt worden sind, in Lhasa. Die chinesischen Händler bleiben in Tibet. China. Der russische Konsul von Koschagadsch (Mongolei) wurde, al» er sich, um zwischen Mongolen und Chinesen zu vermitteln, mit seiner Bedeckung der von den Chinesen besetzten Festung Kobda näherte, von den Chinesen beschossen, blieb aber unversehrt. Peking. Nachrichten aus chinesischer Quelle zufolge sind 2000 Mongolen in die Mandschurei eingefallen. Sie wurden von chinesischen Truppen angegriffen, sodaß es zum Kampfe kam. Sparkasse »n Reinhardtsgrimma. Nächster Erpedittonstag: Mittwoch, den 28. August, nachm. von 2—5 Udr. Ferkeimarkt p» Dippoldiswalde vom 24 August. Von den 74 ausgetriebenen Ferkeln wurden 59 verkauft im Prelle oon 42—56 M. pro Paar. Dresdner Produktenbörse vom 23. August. Preise in Mark. Weizen, pro Il>l)l) k§ netto: brauner alt. (79 bis 80 k^) , do. alter (76-78 kg) , do. neuer 192—204, russisch, roter 2Z7—244, Argentinier 232—236, Manitoba 4 224—226. Roggen, pro 1600 kg net 0: inländisch, neuer (70—73 kg) 166-172, Sand neuer (70—73 k^) 167—173, russischer alter 180—182. Ge.ste, pro 1000 k^ netto: sächsische 195 bis 210, schlesische 212-222, böhmische 230 - 240. Futtergerste 168 173. Hafer, pro 1000 kg netto: sächsisch, alter 217—222, do. neuer 170-182, schlesischer aller 217—222, russ. 207—210. Mais, pro 1000 k^ netio: Cinquantine 188—193, Rundmais 152 bis >55. Erbsen, pro 1000 kg netto: Saat und Futter 175—190. Wicken, pro 1000 KZ 200-2>5. Buchweizen, pro 1000 kg netto: in'änd. und fremder 2(5—215. Oelsaaten, pro 1000 kg netto: Winterraps, scharf, trocken, 300-306. Leinsaat, pro 1000 KZ netto: feine 340-345, mittlere 335-340, Laplata 310-315, Bombay 350—355. Rüböl, pro 100 kg netto mit Fatz, raff. 76. Rapskuchen, pro 100 kg (Dresdner Marken), lange 13,00. Lein kuchen, pro llO kg (Dresdner Marken), I. 19,00, 2. 18,50. Malz, pro 1000 kg netto ohne Sack 34,50—36,00. Weizen mehl, pro 100 kg netto ohne Sack (Dresdner Marken): Kaiser- auszug 36,00—36,50, Grießleraurzug 35,00—35,50, Semmel mehl 34,00—34,50, Bäckermundmehl 32,50—33,00, Grießler- mundmehl 24,0 -—25,50, Pohlmehl 21,00-22,00. Roggenmehl, pro 100 kg netto ohne Sack (Dresdner Marken): Nr. 0 26,50 bis 27,00, Nr. 0/1 25,50-26,00, Nr. I 24,50-25,60, Nr. 2 22,00 bis 23,00, Nr. 3 20,00-21,60. Futtermehl 15 80-16,40. Weizen- kleie, pro 100 kg netto ohne Sack (Dresd. Marken), grobe 11,00 bis 11,40, feine 11,40—11,80. Noggenkleie, pro 100 kg netto ohne Sack (Dresdner Marken) 13.20-13,60. (Feinste Ware über Notiz.) Die für Artikel pro 100 kg notierten Preise verstehen sich für Geschäfte unter 5000 kg. Alle anderen Notierungen, ein schließlich der Notiz für Malz, gelten sür Geschäfte von mindestens lOvvo kg. / Dresdner Marktpreise am 23. August 1912. Kartoffeln hiesige neue (50 kg) 3,60—4,00 M., Magdeburger neue (5 r kg, — — — M., Heu, neues in Eebünd (50 kg) 3,20—3,45 M., (zum Verkauf standen 5 Fuhren mit zirka 275 Ztr. Heu). Roggenstroh, Flegeldrusch, per Schock 36-39 M. Vermischtes. ' Ueber eine Eierschlacht in Eisenach schreib! die dortige „Tagespost": „Unsere Hausfrauen scheinen wahrhaftig be weisen zu wollen, daß sie nicht nur reden können, sondern daß sie fest entschlossen sind, auezusühren, was sie sich vor- nahmen. Es herrschte regelrechte Kriegssiimmung auf dem Sonnabendmarkte, wo der „Feind" aus Holzschemeln und Feldstühlen saß und darauf vorbereitet war, daß seine Eier und Vutterstücke nicht wie sonst ohne Widerspruch in den Marklkörben der Hausfrauen verschwinden sollten. Erst blieb es verhältnismäßig ruhig. Da» Feld wurde aufgeklärt. Und einige der Bäuerinnen halten sich gleich im Anfang in richtiger Würdigung der Sachlage gefügt und die Preise, die auf einer wandelnden Tafel der Eisenacher Hausfrauen verein diktierte, stillschweigend an erkannt. Bet ihnen wickelte sich das Geschäft normal ab. Aber die anderen — und sie bildeten die Mehrzahl — machten nicht mit. Langsam wuchs die Erregung. Worte, die gefährlichsten Wassen der Frau, flogen herüber und hinüber und schlugen Wunden, und bald herrscht« auf dem ganzen Platze ein ungeheurer Tumult, der sich noch steigerte, als die Polizei Butter beschlagnahmte, die minder wertig war. Manche Redeblüte kam da zustande, die wert gewesen wär«, verewigt zu werden. In lebhaftem Eisenacher Platt wurde Wortgist verspritzt, das einem Regiment Soldaten den Garaus machen konnte. Plötzlich übertönte den Wortlärm da» klatschende Geräusch zer brochener Eier, dem laut« Wrhlaute folgten. Man sprang hinzu und konnte ebin noch sehen, wie sich eine Bauer«» frau oon der gelben Sauce der Eidotter reinigte, die ihr Gesicht überzog. Einer anderen klebte ein Stück Butler am Kopfe. Eine leidenschaftliche Eisenacherin Halle es ihr, al« sie den festgesetzten Preis nicht anerkennen wollte, aus dem Korbe genommen und es als Wurfgeschoß benutzt. Zum großen Teil haben sich die vorgeschriebenen Preise durch gesetzt und die Folge war, daß die Erregung von s«lbst abebbte und einer mehr humorvollen Stimmung Platz machte. Lebhaft genug ging es natürlich auch dann noch zu, aber die Verbindung zwischen Städterin und Bäuerin war doch schon einigermaßen geschaffen. " Ein freches Gaunerstückchen wurde dieser Tage in Halberstadt verübt. War da ein ehrsamer Schneidermeister au» der Umgegend nach der Stadt gekommen, um hier sein Arbeitsmaterial für die nächste Zeit einzukaufen; das hierzu nötig« Geld trug er wohlverwahrt in einem Beutel bei sich. Ehe er aber sein schweres Tagewerk begann, ritt ihn doch der Teufel, zuvor einmal einzukehren und sich Stärkung zu trinken. In der Gastwirtschaft saß unter mehreren Gästen auch einer an einem Tischchen allein, zu dem sich der Meister setzte und ihm im Verlause de« Ge spräch» auch den Zweck seiner Kommens erzählt«. Nach einer kleinen Weile zog der Schneider seine Börse und zählte sein ganzes Geld auf dem Tische auf, um es in einzelne Posten einzuteilen. Als der Mann den letzten Hrller aufgezählt hatte, rief der Fremde aus: „Det stimmt!" strich da» Geld blitzschnell ein und sprang mit seiner nicht eben kleinen Beute zur Tür hinaus. Der Bestohlene, der selbstverständlich ebenso schnell dem Dieb« nachwollte, konnte aber nicht vom Fleck, denn der gerissene Gauner hatte den ehrwürdigen Bratenrock des Schneidermeister» an die Bank — angezweckt. Al» sich der also Gefoppte endlich befreit hatte und die anderen Gäste merkten, was vorgesallen war, hatte sich der leichtsüßige Dieb längst au» dem Staube gemacht. Letzte Nachrichten. Dresden. Der König nahm gestern am Gottesdienst in Wach witz teil Später fand Familientasel statt. — Nach der heutigen Hochwildjagd kehrt der König nach Dresden oder Wachwitz zurück. Annaberg. Der drei Wochen währende Streik der Kupferschmiede im oberen Erzgebirge, der die Orte Anna- berg, Buchholz, Schwarzenberg usw. betraf, ist beigelegt. Berlin. Vor 20 Jahren wurde auf der Brandstelle einer Windmühle eine verkohlte Leiche gesunden. Jetzt hat ein Arbeiter der Windmühle auf dem Totenbette ge» st «den, daß er seinerzeit mit dem Kompagnon die Mühle in Brand gesteckt und dabei oon jemand überrascht worden sei. Sie hätten nun auf den Unbekannten eingeschlagen und ihn in die Flammen geworfen. Der Kompagnon wurde verhaftet. Altenburg. Der Herzog ist zur Teilnahme an den Festlichkeiten nach Merseburg abgereist. Halle. Der Kronprinz und die Kronprinzessin sind I l Uhr 30 Min. in Merseburg zu den Feierlichkeiten ein- getroffen. München. Eine Dame, die den Kochstein besteigen wollte, stürzte infolge Nachgebens des Bodens ab. Ein Feuerwerker, der gerade den Berg revidierte, fing sie auf und wurde von ihr zu Boden gerissen und rutschte mit der bewußtlos gewordenen Dame den 30 m tiefen Abhang hinab, konnte aber zum Glück noch Hall gewinnen und sich und die Dame retten. Pari». Die Verluste der Kolonne Mang in Marokko sind sehr bedeutend. Die Gegner erweisen sich al» sehr gefährlich. In Sorge ist man um da» Schicksal gesangrner Europäer, wenn diese nicht nach der Küste geschickt, sondern etwa als Geiseln im Lager behalten werden. Paris. Muley Hafid kam im Automobil mit wenig Dienerschaft von Vichi nach Paris zu kurzem Aufenthalt. Er reist inkognito und trägt europäische Kleidung. Rom. Die „Tribuna" meldet, daß der Ossiziersfliegrr Manzini bei einem Erkundigungvflug mit seinem Eindecker in» Meer gestürzt und ertrunken ist. Prognose. Keine Wetteränderung. NtWie HchMritlkschül liefert We.