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Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Den Lichtbildervortrag des Bater- I ländischen Arbeiterverein am Dienstag eröffnete Herr Hornuff als Vorstand mit Begrüßung der zahlreich Er schienenen, worauf Herr Schuldirektor Ebert die Stellung nahme gegen den Eintritt Deutscher in die Fremdenlegion mit der gegenwärtig aufgelebten Jugendfürsorge in Ver bindung brachte. Sodann zeigte Herr Stadtkaslierer Schubert in Wort und Bild gewissenlose Verlockungen zum Eintritt in die französische Fremdenlegion, die für Menschen unwürdige Behandlung, Beköstigung und Be soldung der Legionäre, die harte, ja grausame Bestrafung wegen geringfügiger Vergehen, das Nichthalten verlocken der Versprechungen und das schreckliche Ende vieler dieser Betörten, sodaß jedermann ein Grauen vor dieser modernen Sklaverei ankommen mußte. Zu den Licht bildern war in dankenswerter Weise der Apparat nebst Bedienung von dem Gewerbeoerein unentgeltlich gestellt worden. In der Volksbibliothek gibt ein Buch noch weiteren Aufschluß über die Fremdenlegion. — Der in den letzten Tagen hier abgehaltene Jugendspiel-Kursus erreicht mit heute sein Ende. Morgen Sonnabend vormittag 1/49 Uhr wird auf der Au? eine Wiederholung der gelernten Spiele von den Kursusteilnehmern stattfinden. — Am gestrigen Donnerstag feierte in aller Stille der Bäckermeister Herr Moritz Linse sein 50 jähriges Meistermbiläum. Im Beisein zweier Vorstandsmitglieder der hiesigen Bäckerinnung, der der Jubilar seit >0. Ok tober 1862 als Mitglied angehört, überbrachte Herr Ober meister Gietzolt demselben in seiner Wohnung die herz lichsten Glückwünsche der Innung und zugleich im Namen des Deutschen Bäckerverbandes „Germania" und des Sächs. Bäckerverbandes „Saxonia", mit der Uebcrretchung eines Ehrendiploms und eines von den drei Korporationen ge- Meten Geschenkes. Leider erlaubte der Gesundheitszustand des Jubilars es nicht, mit demselben eine von der Innung geplante größere Festlichkeit zu begehen. Kipsdorf. Bon der Heuer im 20. Jahrgang er scheinenden Fremdenliste sür die Höhenlustkurorte Kipsdorf, Bärenfels und Bürenburg ist am 10. Oltober die Nummer 10 als letzte Nummer für diese Saison er schienen. Die Fremdenliste weist vom 19. September bis 5. Oktober 108 Parteien mit 222 Personen, sowie 67 Passanten nach. Die Gelamtfrequenz an Winter- und Sommergästen betrug vom 10. Oktober 1911 bis mit 5. Oktober 1912 3546 Parteien mit 6170 Personen sowie 2304 Passanten. Kreischa. Die vorzüglich vorbereitete und vortrefflich ausgesührte Kinderausführung, die Herr Kantor Meißner am vergangenen Sonntag und Dienstag in Blasches Etablissements veranstaltet hatte, war an beiden Abenden überaus zahlreich besucht. Reichen Beifall ernteten die Kinder für ihr« schönen Leistungen. Posfendorf. Nach 14 tägigen Herbstfericn beginnt Montag, den 14. Oktober, an unserer Schule der Unterricht de« Winterhalbjahres, in den Oberklassen früh 8 Uhr. Auch wird der Unterricht in der Fortbildungsschule nun wieder seinen Anfang nehmen, und zwar Montag« und Donnerstags in der gewerblichen, Dienstag» und Freitags in der landwirtschaftlichen Abteilung. — Da« schöne Herbstwettrr, wie wir es seit einigen Tagen haben, ist sür die Kartosselernte äußerst günstig, fördert aber auch die Herbstbestellung der Felder. Rabenau. Verschwunden ist seit einigen Tagen der bei der in Liquidation befindlichen Sächsischen Holzindustrie angestellte Kassierer Wolf. Er soll sich nach dem Auslande begeben haben. — Die Stuhlbauer, die erst im verflossenen Jahr einen vergeblichen Streik ausgefochten haben, be finden sich gegenwärtig wieder in einer Lohnbewegung. Sie begründen ihre Forderungen mit der allgemeinen Lebensmitlelleuerung. Dresden. König Friedrich August ist am Donners tag von Rehefeld wieder in der Billa in Wachwitz ein- getrosfen. Prinz Max von Sachsen gedenkt am morgen den Sonnabend sich ebenfalls zu mehrtägigem Besuche nach Wachwitz zu begeben. — Dis Zwischendeputation der Zweiten Stände kammer für das Volksschulgesetz gelangte in ihrer Sitzung am Donnerstag zu einem Abschluß ihrer Arbeiten. Es wurde noch eine Reihe der bisher ausgesetzten Be stimmungen erledigt. — Die 52. Gesamtsitzung des Landeskullurrates für das Königreich Sachsen findet voraussichtlich am 4. und 5. November d. I. statt. — Ungebetene Kirmesgäste fanden sich in der Wilhelmshöhe in Mühlwand bei Mylau ein. Gegen 8 Uhr abends wurde der Wirt auf ein Geräusch auf merksam gemacht und gewahrte, daß es in seinem Schlaf zimmer lichterloh brannte. Diebe, die dort Geld ver muteten, hatten eine Fensterscheibe eingedrückt und zur Orientierung wohl ein Streichholz angebrannt, mit welchem sie den Gardinen zu nahe kamen. Das Feuer muß schnell um sich gegriffen haben, denn ehe man in das Zimmer gelangte, hatte es schon einen ziemlichen Schaden angerichtet. Das dort verwahrte Geld, welches keine geringe Summe gewesen sein soll, wäre sicher den Dieben In die Hände gefallen, wenn sie nicht den Brand verursacht hätten. Falkenstein, 9. Oktober. Hier fuhr auf der Lauter- bacher Straße ein Automobil infolge Versagens der Bremsvorrichtung in den Straßengraben. Die Insassen wurden herausgeschleudert, kamen aber, bis auf den Chauffeur, der Verletzungen erlitt, mit dem Schrecken davon. Die Schlußlampe des Wagens explodierte, der Kraftwagen fing Feuer und brannte vollständig aus. Bautzen. Eine aufregende Nerbrecherjagd spielte sich am Montag abend in Wendisch Oss g bei Görlitz ab. Zwei aus der Strafanstalt in Bautzen entsprungene Sträf linge, der 18 Jahre alle Schlosser Thun und der gleich altrige Arbeiter Müller, die seit einiger Zeit die Oberlausitz unsicher machten, sollten auf Veranlassung des Amtsvor stehers in Wendisch-Ossig verhaftet werden. Anscheinend freiwillig folgten die beiden Entsprungenen der Aufforde rung zum Mitgehen, bis sie sich plötzlich ihrem Trans porteur entrissen und auf ihn schossen. Dem unverletzt gebliebenen Transporteur eilten alsbald eine Anzahl Männer zur Hilfe, die jedoch nichts ausrtchten konnten, weil die Verbrecher auf jeden, der sich ihnen näherte, schossen. Der Landwirt Rübsam wurde durch zwei Schüsse schwer ver letzt. Unter fortwährendem Schießen entflohen die beiden Verbrecher. 3m Dorfe Kuhna ließ sich einer der Ber- 3»chdflinte geben, mit der er ein paar Schrot- schüsse auf die Flüchtenden abgob. Die dadurch erhaltenen Verletzungen hinderten sie an der weiteren Flucht. Liner der Verfolger erhielt aber noch eine Schußwunde am Arm, da beide Verbrecher über reichliche Munition verfügten. Die empörten Verfolger fielen über die beiden Burschen mit Knütteln und Schaufeln her und richteten ste Übel zu, so daß sie von der Polizei vor weiteren Mißhandlungen geschützt werden mußten. Man nahm den beiden Ein brechern drei Revolver und zwei Dolche ab, sowie «ine Anzahl Uhren, die aus Einbruchsdiebftählen herrühren. Bautzen. Ein Husar des hiesigen Husaren-Regiment» Nr. 20 ist beim Reiten in der Reitbahn schwer verunglückt. Sein Pferd kam zum Stürzen, überschlug sich und trat den am Boden liegenden Reiter so unglücklich, daß ihm der Brustkorb eingedrückt wurde. Der verunglückte Husar wurde in das Garnisonlazarett gebracht. Zittau, 9. Oktober. Die Lohnbewegung in der Textilindustrie von Zittau und Umgegend zieht weitere Kreise. Nachdem der Textilarbctteroerband (Ortsgruppe Zittau) den Tertilindustriellen am 24. v. M. die Forderung, einer 20prozentigen Erhöhung der gegenwärtigen Akkord lohn sätze überreicht hat, ist jetzt vom Gewerkoerein der Fabrik- und Handarbeiter (Hirsch-Duncker) eine Resolution angenommen worden, worin die Lohnverhältnisse der Textilindustrie der hiesigen Gegend als der jetzigen teuren Zeit nicht mehr entsprechend bezeichnet werden. Die Textilfabrikanten nahmen gestern abend im „Reichshofs zu den Lohnforderungen Stellung. Die Samelweber der Mechanischen Weberei von Richard Richter in Ostritz sink» bereits in den Ausstand getreten. Tagesgeschichte. Berlin, 10. Oktober. Der „Reichsanzeiger" veröffent licht einen kaiserlichen Erlaß betreffend die Erklärung de» Schutzes über die in Aequalorialafrika erworbenen Gebiele und eins Kaiserliche Verordnung betreffend die Vereinigung der in Aequalorialafrika erworbenen Gebiete mit dem Schutzgebiete Kamerun. — Dem Befehl des Branddirektor Reichel, aus dem Verein Berliner Feuerwehrmänner auszutreten, ist die ganze aktive Mannschaft der Berliner Wehr gefolgt. Die geforderte Austrittserklärung ist, so weit sich bis jetzt fest» stellen läßt, von etwa 500 Feuerwehrmännern mit der Bemerkung versehen worden: „Auf Befehl des Brand direktors ausgetreten." — Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zweier Staaten pflegt sich in der Regel dadurch zu voll ziehen, daß den beiderseitigen Gesandten, wie es in der Diplomatensprache heißt, die Pässe zugestellt werden. So sind auch jetzt wieder dem türkischen Gesandten in Montenegro und dem montenegrinischen Gesandten in Konstantinopel zum Zeichen des Abbruchs jeglichen Ver kehrs die Pässe zugestellt worden. Da sich das türkische Großwesirat vor kaum Jahresfrist, als da» italienische Botschastspersonal bei Ausbruch des Tripoliskrieges Kon stantinopel verließ, bereit» in ähnlicher Lage befand, so wird sich in diesen, Jahre die Verlegenheit wohl kaum wiederholen, die damals dort herrschte und die au» der völligen Unkenntnis der zeremoniellen Gebräuche hervor ging, die bei einem solchen historischen Vorgänge in der internationalen Diplomatenwelt vorgeschrieben und üblich sind. Nach langer peinlicher Ueberlegung kam ein Be amter des Großwesiers endlich auf den Gedanken, in de» ME" WMeritz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend 78. Jahrgang. Sonnabend, den 12. Oktober 1912 Nr 121 ihnen behändigten Der Stadtrat. Ususlisiisn Der Stadtrat. Weitere amtliche Bekanntmachungen siehe erste Beilage denselben befindlichen Vorbemerkungen zu geschehen. Dippoldiswalde, am I I. Oktober 1912. erhoben werden. Dippoldiswalde, am 10. Oktober 1912. an Ratstt-lle - Zimmer Nr. 8 - zu jedermanns Einsicht aus. Innerhalb dieser einwöchigen Frist kann Einsprache gegen die Richtigkeit oder Voll ständigkeit dieser Liste schriftlich oder zu Protokoll bei dem unterzeichneten Stadtrate nach dem Stande vom 12. Oktober 1912 auszufüllen und spätestens bis zum 16. d. M. bei der Stadlkasse persönlich oder durch zuverlässige Leute, welche etwa noch nötige Auskunft geben können, keinesfalls aber durch Kinder, wieder einzureichen. Die Versäumnis dieser Frist zieht eine Geldstrafe bis zu 50 M. nach sich. Die Aussüllung der Hauslisten hat genau und vollständig nach Maßgabe der auf Die für hiesigen Ort auf das laufende Jahr ausgestellte Schössen- nnd Geschworenen- Urliste liegt eine Woche lang, und zwar vom 14. bis mit 21, Oktober dss. Js., Hauslisten vetr. Die Hausbesitzer oder deren Stellvertreter werden hierdurch angewiesen, die Snfaat« werden mit V Psg-, solche am unser«! Amtshauptmuimschast mit 17 Pfg. die Spaltzell« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nm von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 85 bez. ZV Psg. - Tabellarische und kompHzierteJnserat» mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, io redaktionellen Teile, di Spaltenzeile 30 Pfg. Sonnabend, den 12. Oktober d. I., nachmittags 3 Ahr, soll in Luchau 1 Stück anstehender Sommerweizen (ca. 9 Scheffel Land) und 1 Stück von, Boden getrennter Hafer (ca. 18 Scheffel Land) öffentlich gegen Barzahlung versteigert werden. Sammelort der Bieter: Gasthof daselbst. Dippoldiswalde, den 10 Oktober 19 l 2. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgericht«. H. 604/12, 627/12, 629/12, 633/12, 640/12, 641/12, 642/12. Drucksachen sür Gemeindebehörden fertigt Buchdruckerei Carl Jehne. Dir .«KßMtz.Iewme-' ^scheint wöchentlich vrei- inal: Dienstag, Donners- ;ag und Sonnabend und wird anden oorhergeheu- benWendenausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 75 Pfg., zweimonatlich 24 Pfg., einmvnatlich 42 Psg. Einzelne Nummern D Pfg. - Alle Poftan- lSalten, Postboten, sowie WsereAnsträger nehmen Bestellungen an. Amtsblatt für die Königliche Amtshaupimannschast, das Königliche Amtsgericht und den Ktadlrat zu Dippoldiswalde. Mit achtfeitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestinmiter Stelle und an bestimmten Taget» wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Jetzt« in Dippoldiswalde.