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Dresdner Journal : 24.12.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-12-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188212247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821224
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821224
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-12
- Tag 1882-12-24
-
Monat
1882-12
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 24.12.1882
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Beilage zu ^7 299 des AlUPNÄA. Sonntag, den 24. December 1882. Dresdner Nachrichten vom 23. December. — Ihre Majestäten der König und die Königin beehrten gestern Nachmittag die Ausstellung des sächsischen Kupstverein» auf der Brühl'schen Terrasse mit einem Besuche. — Im Locale de» sächsischen Kunstvereins auf der Brühl'schen Terrasse (geöffnet täglich von 10 ln» 4, Donnerstag» von 10 bis 3, Sonntag» von 11 bi» 3 Uhr) sind ferner neu aufgestellt: I. Oel- gemälde. Bildniß in halber Figur von Prof. Pohle; zwei Genrebilder von M. BudinSzky (Wien); Schlach tenbild von B. Albr. Schuster; Landschaften von Jul. Hahn, P. F. PeterS (Stuttgart), Osk. Schütz, Rud. Schuster (Berlin) und Schoyerer (München); zwei Blumenbilder von Anna PeterS (Sruttgart); außer dem em dreitheiliger Wandschirm von Elise Prehn (Kiel). 1l. Plastik. Reliefbildniß in GypS, mod. von Cristofani. Aus dem Polizeiberichte. Vorgestern Abend ließ ein Unbekannter durch einen Dienstmann 4 Stück 10 Pfund schwere Aale in einem hiesigen Fifchwaaren- geschäft zum Verkauf auSbieten. Die Inhaberin desselben glaubte annehmen zu müssen, daß die Fische hier irgendwo gestohlen seien, und verlangte da» prrsön- liche Erscheinen deS Unbekannten, welcher, davon unter richtet, die Flucht ergriff und dadurch die Richtigkeit dieser Vermuthung bestärkte. Der Dieb der Fische ist gestern noch ermittelt worden. — Der derzeitige Führer der Droschke Nr. 382, Ernst. Aug. Buch- Horn, hat gestern Abend statt einer geringwerthigeren Münze ein Goldstück von einem unbekannten Fahr gast erhalten und dasselbe heute früh an die Behörde abgegeben. — Auf dem Lentralgüterbahnhofe ver unglückte gestern Abend ein bei einem hiesigen Spe diteur beschäftigter Arbeiter. Er glitt bei dem Fort schieben einer beladenen Lowry aus und kam derart zu Falle, daß ihm dieselbe über den rechten Arm fuhr und einen complicirten Bruch desselben herbeiführte. — Gestern Abend versuchte ein Arbeiter in das Bureau der Steinkohlenniederlage am Packhof einzu brechen, um die Kasse, welche gegen 1000 M. Geld barg, zu stehlen. Der Mensch hatte schon mit einer Hacke eine Thüre aufgewuchtet, al» er ergriffen und verhaftet wurde. — Die OrtSpakrt- und Geldbestellung wird am 24. und 25. December, die Landbriesbestellung am 24. und 26. December wie Wochentag» stattfinden, am 25. December dagegen wird die Landbriefbestellung gänzlich ruhen. Die Schalter der Postanstalten wer den Sonntag, den 24. December wie Wochentag» ge öffnet bleiben, nur während de» HauptgolteSdiensteS am Vormittage und von 7 Uhr Abends an werden sie geschlossen sein. — Im „Anz.* werden die Besucher der Abend- gottesdlenste in der Frauenkirche darauf aufmerk sam gemacht, daß der AbendgotteSdienst morgen, den 24 December, nicht um 6 Uhr, wie gewöhnlich, son dern um 5 Uhr beginnen wird aus Rücksicht auf den heiligen Weihnachtsabend, der diesmal mit dem 4. Advent zusammenfällt. Auch werden auS gleichem Grunde in diesem Gottesdienste 2 brennende Christ- bäume auf dem Altarplatz aufgestellt sein. provlnzialnachrichttn. Leipzig, 22. December. (L. Tgbl.) Heute Vor mittag verunglückte auf hiesigem Magdeburger Bahn hofe der daselbst beschäftigte Bahnarbeiter Wilhelm Hoffmann au» Lindenau dadurch, daß er beim Zu sammenkoppeln zweier zusammenrückender Wagen zwischen die Puffer gerieth und auf der Stelle getödtet wurde. Er war 31 Jahre alt, verheirathet und Vater eines KindeS. Chemnitz, 22. December. (Lhemn. Tgbl.) Diesen Nachmittag ist in einem Grundstück an der Llmbacher- straße ein 4 Jahre alter Knabe in die offen gestan dene Düngergrube gefallen und darin ertrunken. — Gestern Abend in der 10. Stunde wurde polizeiliche Hilfe nach einer in der Jakobstraße gelegenen Woh nung verlangt. Es ergab sich, daß ein daselbst wohn hafter Wachevogelhändler mit seinem Hauswirth und dessen Ehefrau in Streit gerathen war und schließlich die Letztere mit einem Stück Holz über den Kopf schlug, so daß dieselbe eine schwere Verletzung er hielt und sofort in ärztliche Behandlung genommen werden mußte. Da nach Aussage des Arzte» die Feuilleton. Redigitt von Otto Banck. * Für da» Jahr 1887, da» 60. Todesjahr de- berühmten Physiker« und der nach ihm benannten Volta'schen Säule, ist feiten der französischen Unter richtsministeriums eine internationale Eoncurrenz um den „VoltapreiS* in der Höhe von 50000 FrcS. ausgeschrieben. Von dem UnternchtSminister wurde soeben an den Präsidenten der Akademie der Wissenschaften zu Pari- ein auf diese Angelegenheit bezügliches Schreiben gerichtet, dessen Inhalt etwa folgendermaßen lautet: ..In Anbetracht, daß die Volta'sche Säule zu Anfang unser» Jahrhundert» für den bewunderungswürdigsten wissenschaftlichen Apparat angesehen worden, daß durch sie, bez. später entdeckte Quellen die Elektriciiät bei der Anwendung der Wärme die höchsten Temperaturen zu erzielen vermag, bei Be- leuchtungSzwecken Lichtcentren von einer Stärke ver leiht, die alle künstlichen Lichtquellen übersteigt bei der Chemie eine Kraft erzeugt, welche zum Nutzen der Gavanoplastik und der Metallarbeiten au»gebeutet wer den kann, der Physiologie sowie der praktischen Arznei- wlssenschaft Mittel an die Hand giebt, deren vorzügliche Wirkung constatirt ist, daß durch sie die elektritische Tele graphie und da» Telephon geschaffen worden, daß in ihr da» empfindsamste und unter gewissen Umständen energischste mechanische Hilf-mittel gefunden wird, und daß sie demzufolge die kräftigste Stütze im Dienste der Industrie bereit- ist oder werden zu sollen scheint, Verletzung bedenklicher Natur sei, wurde der Thäter festgenommen und der Staat-anwaltschast übergeben. — In einer hiesigen Maschinenfabrik war vor einigen Tage« "ein Arbeiter damit beschäftigt, an einer still- siebenden Schraubenschneidemaschine den Treibriemen aufzulegen. Al- er mit dieser Arbeit ziemlich fertig wat, fetzte sich die Maschine in Bewegung, erfaßte hierbei den Arbeiter an der rechten Hand und zog ihm den Arm über die Riemenscheibe. Auf den Hilferuf de- Arbeiter- sprangen schnell einige Mit arbeiter herbei, brachten die Maschine zum Stehen und befreiten den Verunglückten auS seiner gefährlichen Lage. Derselbe hatte aber doch den rechten Vorder arm gebrochen und mußte nach dem Stadtkranken hause gebracht werden. — Gestern Vormittag kam in einer hiesigen Webwaarensnbrik eine Arbeiterin mit der rechten Hand den Kammrädern ihre- mechanischen Webstuhle- zu nahe, wodurch ihr 2 Finger zer quetscht worden sind, welche im Stadtkrankenhause, wohin die Verunglückte gebracht wuroe, amputirt wer den mußten. Meerane, 22. December. (Meer. Wchbl.) Gestern Abend ist die Ehefrau de» Weber» und Handels mannes Gottesmann, wohnhaft im Rosenthal, auf dem Wege jvon Crimmitschau nach hier am Gablenzer Berg von 2 Männern angef^llen und ihrer Baar schaft von ungefähr 9 M., die Erträgnisse langen mühsamen Schaffens, beraubt worben. So die Aus sagen der Frau Gottesmann. Hoffentlich gelingt e- den Behörden, Licht in die Sache zu bringen. Waldheim, 22. December. (Anz. f. WaldH.) Von 2 schweren, recht beklagenSwerthen Unglücksfällen haben wir heute auS der Nachbarschaft zu berichten: Auf dem Rittergut Ehrenberg stürzte am Mittwoch Nach' mittag der daselbst als Tagelöhner beschäftigte 37 Jahre alte Handarbeiter Karl Gottlob Wehrmann aus Wald heim, als er eben beschäftigt war, für seine Pferde das Futter zu fassen, durch irgend welches Zusammentreffen eine Treppe so unglücklich herunter, daß er auf der Stelle todt blieb. Die Untersuchung ist hierüber im Gange und wird ergeben, ob und inwieweit ein Ver schulden dritter Personen vorliegt. — TagS darauf wurde in der Papierfabrik zu Krieb stein der Ma- schinengehilfe Gießner auS Wallwitz von einer Welle erfaßt und erfttt so schwere Verletzungen, daß sein Tod nach 2 Stunden eintrat. — Vergangne Nacht wurde in hiesiger Stadt von den Wächtern eine un bekannte geistesgestörte Frauensperson aufge griffen und in Gewahrsam genommen. Allem Ver- muthen nach ist die Unglückliche auS einer Anstalt entwichen und daher bis auf Weiteres im hiesigen Krankenhause untergebracht worden. -L- Meißen, 23. December. Heute früh 9 Uhr fand die Eröffnung der Meißner Schifserschule im Beisein deS Localschulvorstandes, Schiffseigners C. G. Krögis, Statt. Da die Elbschiffsahrt aber noch im Gange ist, waren nur 3 Schüler erschienen, und eS wurde darum der Beginn des Unterrichts bis über 8 Tage ausgesetzt. — In unserer Stadt hat sich vor Kurzem ein „Verein sür SpiegelglaSversiche- rung* gebildet. Von der constituirenden Versamm lung wurde der Tuchhändler und GewerbevereinSvor- stand Hofmann, von dem die Anreaung zur Grün dung des Vereins ausgeht, zum Vorsitzenden gewählt. Bautzen, 21. December. (Bautzn. Nachr.) Gestern früh gegen 3 Uhr brach in der LouiS Ehler'schen Schankwirthschaft in WeigSdorf bei Cunewalde und zwar in der an das Wohnhaus angebauten Scheune Feuer auS, infolge dessen beide Gebäude eingeäschert wurden. Der Calamitose ist versichert. Von auswärts waren zur Hilfeleistung die Spritzen der freiwilligen Feuerwehren von Schönberg, Cunewalde und Ober cunewalde herbeigeeilt. Man vermuthet böswillige Brandstiftung. Vermischtes. * In Brüssel hat man sich beeilt, den Proceß Peltzer noch vor dem Feste zu Ende zu bringen Wie der Telegraph meldet, bejahte am 22. d. Abends die Jury alle an sie gerichteten Schuldftagen, und der Gerichtshof sprach darauf gegen Leon und Armand Peltzer die Todesstrafe aus. Auf den Ausfall deS UrtheilS waren in ganz Belgien viele Wetten geschlossen worden. Einige von der Veriheidigung berührte Punkte dürften einer besonder» Erwähnung werth sein. Die Anklage hat zu insinuiren versucht, daß Leon Peltzer von seinem Bruder Armand brieflich oder durch Tele gramm aufgefordert sei, nach Europa zu kommen, um kurzum, in Anbetracht deS Umstands, daß es von hohem Interesse ist, Gelehrte aller Nationen behufs einer Eoncurrenz um die Entwicklung der nützlichsten Verwendungsarten der Elektricität zusammenzurufen, bestimmt der Minister für den öffentlichen Unter richt und die schönen Künste in Gemäßheit deS DecretS vom 11. Juni 1882 Nachstehendes: Artikel 1. Der Preis von 50000 FrcS, festgesetzt durch Decret vom 11. Juni 1882 für diejenige Entdeckung, welche die Elektricität zur ökonomischen Verwendung für nachstehende Zwecke: als Quelle der Wärme, des Lichtes, chemischer Wirkung, mechanischer Kraft, Be förderung von Depeschen oder Krankenbehandlung ge eignet macht, gelangt im December 1887 zur Ver- theiluug. — Artikel 2. Es können an der Concur- renz Gelehrte aller Nationen theilnehmen. — Ar tikels. Die Bewerbungsfrist währt bis zum 30. Juni 1887. — Artikel 4. ES wird erner vom Unterrichts minister zu ernennenden Commission übertragen, dre eingelieferten Arbeiten zu prüfen und festzustellen, in wieweit dieselben den gemachten Bedingungen ent sprechen. — Artikel 5. Der Bericht der genannten Commission gelangt im „Journal officiel* zur Ver öffentlichung* Wir bringen diese Bekanntmachung in voller Ausführlichkeit, da sie sich auch auf die Ausländer bezieht. * Wie ein Capitel auS dem SrnsatirnSroman liest sich die Schilderung eines Abenteuers, welche- die schwedische Barke „Antoinette*, Capitän Nylen, unlängst, den Berichten schwedischer Blätter zufolge, bei Rtu-Guinea zu bestehen hatte. Da» genannte Schiff, den Mord gegen Bernay« au-zusühren. Dagegen be- werft die Berthridiguna: Man muß sich vergegenwär tigen, unter welchen Umständen Lson Peltzer nach New-Mork geht. Er will, so schreibt er seinem Bruder Armand bei der Abreise von BuenoS-Aire», aufhörrn, Lson Peltzer zu sein; er will verschwinden, bi» er durch Arbeit seinen Charakter wieder hrrgestellt hat, seine Briefe auS New-Mork athmen Traurigkeit und Reue, er hofft, durch ehrenhaften Lebenswandel und Arbeit sich die Verzeihung seiner Familie zu verschaffen. Lson Peltzer soll nicht mehr existiren; er will von nun an nur Frederik Albert sein. Und Armand, der diese GemüthSstimmung deS Bruders kannte, soll ihm mit dem Anträge gekommen sein, nach Europa zurück zukehren, um eine Menschen zu morden. In der That führt auch Lson in New-Mork ein geregeltes Leben; aber die Lust zu schwindeln, zu speculiren packt ihn, als Murray ihm mit dem DampfschifffahrtSproject kommt, eS erwacht die alte SpeculatwnSlust, der Schwindelzeist. Amerika ist das gesegnete Land der Abenteurer, verwegenen Unternehmer, Speculanten, wie eS sie sonst nicht giebt. Ist e» also so gewagt, anzunehmen, daß Lson in Amerika den Versucher ge funden hat und daß dieser, von seinen Eigenschaften überrascht, gesagt hat: „DaS ist mein Mann?* Er will mit einem gewissen Murray zusammengetroffen sein, mit dem er schon in Manchester kleine Geschäfte gemacht hat. Warum sollte Murray ihn wegen einiger Hundert Pfund Sterling, die er durch ihn verloren Hot, nicht zu einer kolossalen Unternehmung heranziehen, als er die Anlage Lson'S für dergleichen Geschäfte erkannt hatte? Nachdem Lson in verschiedenen Häfen Hollands und Deutschlands sich umgesehen, tritt er wegen seiner Ver gangenheit unter falschem Namen, wie er schon einmal in Manchester sich unter der Firma Rykam versteckt und unter diesem Deckmantel seinen Bruder Armand beschwindelt hat, mit dem ihm bekannten Bernays in Beziehung. Sie correspondiren ausführlich über das Projekt. Warum Lson die Mitwirkung de- Bernays für den Fortgang seines ProjectS in Antwerpen nölhig erachtet, ist schon erwähnt. Lson hat ernsthast vor, sich in Brüssel unter dem Namen Vaughan länger aufzuhalten, dort ein Bureau zu errichten, er hat des halb da» Haus in der Rue-de-la-Loi gemiethet und möblirt es. So sorgfältig er sich hütet, daß seine wahre Persönlichkeit bekannt wird, so wenig macht er aus jenem Project ein Hehl, er erzählt in Brüssel, daß er einen Advocaten aus Antwerpen erwartet, er hat Bernays die Adresse seiner Wohnung geschrieben, am verhängnißvollen 7. Januar erkundigt er sich nach dem Polizeibureau, um sich einregistriren zu lassen. Alles Umstände, die mit der Annahme eines vorbedachten Mordes unvereinbar sind. Lson hat die Scene der Ermordung bei einem Besuche des Gerichts und der Geschworenen an Ort und Stelle dargestellt. Die Vertheidigung hebt hervor, daß die Merkmale, die der Vorgang im Zimmer hinterlassen hat, die Wunde rc., nicht dagegen sprechen. Lson hat dem von ihm Ge mordeten zu helfen gesucht, dann aber nur an seine Flucht gedacht. Er ruft seinen Bruder Armand nach Maestricht, dort gesteht er ihm, der Lson von Paris nach Amerika zurückgetehrt glaubt, was geschehen ist. Es erfolgt ein furchtbarer Auftritt. Armand über sieht sogleich die ganze Gefahr, die aus der Ermordung für sie Beide hervorgeht; erst nach den inständigsten Bitten Lson'S läßt er sich herbei, seinem Bruder hilf reich zu sein. Auf Armand's Veranlassung schreibt Lson den Brief auS Basel, der die Auffindung der Leiche ermöglicht; Armand kann eS nicht ertragen, daß die Familie des Gemordeten in Ungewißheit bleibt, daß sein einstmaliger Freund unbestattet bleibt. Ohne diese Erklärung ist die freiwillige Aufdeckung der That unbegreiflich. Lson bringt sich nach Wien in Sicherheit; als aber der Verdacht gegen ihn und seinen Bruder immer festere Gestalt annimmt, sühlt er sich verpflichtet, sich als Thäter zu bekennen und zu stellen. Armand glaubt einen Augenblick, daß die Gefahr sür sie sich mindert, und schreibt ihm, nicht zu kommen. Lson kommt nach Brüssel, wird aber von seinem Bruder am Bahnhofe sofort wieder zurückgefchickt und mit 100 FrcS. ver sehen. „Elender, nimm Dir das Leben*, soll Armand zu ihm gesagt haben, und Lson, der seines Bruders Strafe in seiner Hand hatte, wenn dieser ihn wirklich zum Morde gedungen hätte, nimmt das ruhig hin. In Erwartung weiterer Nachrichten und Geldmittel von Armand wird Lson dann bekanntlich in Köln verhaftet. Als beide Brüder zum ersten Male uner wartet einander gegenübergestellt worden, bricht Ar- ein schöner Dreimaster, war auf einer Reise von New- Lastle nach Manila begriffen und, weil schwer beladen, kein besonders schneller Segler, während die Besatzung Alles in Allem nur auS 14 Köpfen bestand. Bald nach dem Abgang von New-Lastle hatte die „Antoi nette* zunächst einen schweren Sturm zu bestehen, durch welchen das Fahrzeug weit aus seinem Cour» vertrieben wurde, so daß der Capitän sich genöthigt sah, zwischen den berüchtigten Salomoniinseln und Neu-Guinea durchzusteuern. Als die Salomon-inseln erreicht waren, wurde die „Antoinette* von einer Wind stille überfallen, welche das Schlimmste befürchten ließ, da die Windstillen in jenen Gewässern nicht nur meistens mehrere Tage anhalten, sondern die Wilden auch gerade solche Gelegenheit sich zu Nutzen machen, um ihre Uebersälle auSzuführen. Nicht lange dauerte eS denn auch, al- eine au- etwa 400 Köpfen be stehende Bande von schwarzen Gesellen in zwötf Ka- noeS auf da- Schiff zugerudert kam. Die Vertheidi- gungSmittel an Bord bestanden auS einem englischen Rifle und 10 Revolvern, zu denen freilich nur etwa 70 Patronen vorhanden waren. Da man auf der „Antoinette* wußte, daß e- hier nur „siegen oder auf- gefressen werden* heißen konnte, machte man sich auf die schärfste Gegenwehr gefaßt. Um die Schaarrn zu schrecken, feuerte Capitän Nylen aus beträchtliche Ent- sernung ein paar Schüsse auf dieselben ab, erreichte aber hiermit die entgegengesetzte Wirkung, indem die Angreifer, da die Schüsse nicht getroffen hatten, dadurch nur kühner gemacht wurden. Die m größerer Nähe abgefeuerten Schüsse verfehlten zwar ihr Ziel nicht, mand in Zorn auS. Lson antwortet nur: „Mein armer BruderI* Der Schluß der Rede det Berthei- diger» Martre Robert war von einem mächtigen Ein druck begleitet. E» sprach dann noch Martre Lejeune kurz, mehr durch sarkastischen Ton, beißende Ironie und Mienenspiel, al- durch den Inhalt seiner Rede wirkend. Er richtete seine Kritik gegen die Experten in Handschriften, gegen die seit 2000 Jahren die Justiz ein gewisses Mißtrauen hegt. Darauf ergriff derGe- neralstaatSanwalt noch ein Mal das Wort, um auf die Vertheidigung zu antworten. Er hält seine Anklagen aufrecht, aber ohne die Einwürfe der Ver- theidiger zu entkräften oder neue Beweise zu bringen. Den ausgezeichneten Vertheidigern der Gebrüder Peltzer gegenüber, schreibt die „Wes.-Ztg.*, hatte der öffentliche Anftäger einen schweren Stand, und man kann nicht sagen, daß derselbe sich seiner Aufgabe ge wachsen gezeigt. Der Kernpunkt de- ProcesseS liegt in der Frage, ob Armand in ungezügelter Leidenschaft für Frau Bernays seinen Bruder zum Morde de- Bernays gedungen hat, um die Frau heirathen zu können. Die Staatsanwaltschaft hat denn auch nicht verfehlt, in der Anklageacte die Annahme aufzustellen, daß ein leidenschaftliches, wenn nicht ehebrecherische-, jedenfalls ein unziemliches Verhältniß zwischen den Beiden bestanden habe. Durch Dutzende von Zeugen hat sie bi» zu einem sträflichen Umgänge hin ihre Anschuldigungen durchzuführen gesucht. Mit einem unglaublichen Aufwande von Scharfsinn hat die Ver- therdigung da» Lügengewebe der skandal- und rach süchtigen Domestiken zerrissen, und die Ehrenhaftigkeit de» Verhältnisses zwischen Frau Bernays und Armand Peltzer ist erwiesen. WaS sagt darauf der öffentliche Ankläger? „Die Vertheidigung kämpft gegen Wind mühlen. ES handelt sich gar nicht darum, ob Frau Bernays Ehebruch getrieben hat, oder nicht; ist Armand von einer zügellosen, verbrecherischen Neigung zu Frau Bernays besessen? — ist die Frage. Man verlangt von un-, daß wir dies beweisen. AbereinesolcheLeidenschast läßt sich im Hellen Sonnenlicht nicht zeigen. Wie sollte Armand eine solche schuldige Liebe, seine Schmach und Schande laut eingestehenl Schon der verbrecherische Charakter dieser Leidenschaft mußte zur Geheimhaltung veran lassen. Die Zeugen sprechen von auffälligen That- fachen, Umständen, setzen sie mit einander in Verbin dung und schließen daraus, daß Armand eine unge zügelte Leidenschaft für Frau Bernays hat. WaS wollen Sre mehr? Den brutalen Ehebruch? Darauf plaidire ich nicht; aber ich bleibe bei der ungeregelten Leidenschaft Armand's. Solche Dinge können nicht bewiesen werden; man fühlt sie, sie gehen auS dem Augenschein hervor.* Mit solcher Beweisführung, schließt die „Wes.-Ztg.*, wäre denn freilich Jeder an den Galgen zu bringen, namentlich wenn man eS mit dem Augenschein nicht genau nimmt. Nachdem die Ehrenhaftigkeit der Frau Bernays nicht angetastet werden kann, eS feststeht, daß sie Armand's angeblicher Leidenschaft kein Gehör schenkt, wird ihre Tugend die Ursache deS Verbrechens. Armand wird zum Mörder, weil die Frau ihn zurückstößt. Und dennoch sucht die Anklage einen Beweis der Schuld darin, daß die Cor- respondenz zwischen Armand und Frau Bernays nicht vorgelegt ist. ES ist aufs Ueberzeugendste dargethan, daß eine Correlpondenz nicht existirt, weil Armand, von Bernays eingeladen, ein beständiger Gast in sei nem Hause war. Zur Klarstellung der Sachlage trägt die Rede wenig bei. * Ueber das auS Dortmund telegraphisch gemeldete Grubenunglück liegen nach der „Wests. Ztg.* folgende nähere Mlttheilungen vor: Der Schauplatz des Un glücks war die Zeche „Fürst Hardenberg*. Die Be legschaft der MittagSfchlcht, welche ein Viertel Ueber- schicht zu verfahren hatte, war am 21. d. gegen 3 Uhr früh im Ausfahren begriffen, als bei der dritten Auf fahrt das nördliche Seil riß und der heraufgehende Korb fast auS voller Höhe mit 25 Mann in die Tiefe stürzte. Sämmtliche 25 Bergleute waren sofort ein Opfer ihres Berufe-; denn sie stürzten 462 m tief mit solcher Wucht herab, daß der Fahrstuhl auf der Sohle deS Schachtes die Breterlage durchschlug und alle Insassen in dem sumpfigen Untergrund be grub. Die untenstehenden Bergleute, welche auf das Niederfahren de- FörderkorbeS warteten, wurden durch da- Gepolter deS herunterstürzenden Korbe- gewarnt, so daß von diesen Niemand Schaden litt. An Ret tung der Verunglückten war natürlich nicht zu denken, und alle Anstrengungen mußten sich darauf beschrän ken, die Leichen zu Tage zu fördern. Zu diesem Zwecke mußte die Sohle entsumpft werden, aber und al- die schwarzen Schurken einen ihrer Kameraden nach dem andern getroffen sahen, wurden sie denn doch stutzig. Bald aber war die geringe Munition verschossen, und die Räuber gingen sofort wieder energisch zum Angriff über. Indessen hatten sie sich die Besteigung und Eroberung deS in der Entfernung viel niedriger erscheinenden Schiffes doch zu leicht gedacht. Zwar durfte keiner von der Mannschaft wagen, sich oberhalb deS SchiffSbordS blicken zu lassen, um nicht von den Wurfspeeren der Wilden getroffen zu werden, dagegen wurde aber auch jeder Negerkopf, welcher sich ober halb der Verschanzung blicken ließ, sofort von dem wuchtigen Hiebe eines Matrosen getroffen. Etwa eine Viertelstunde hatte der Kampf so bereits gedauert, als die Wilden einige KanoöS nach dem Bug deS Schiffes dirigirten, welcher schwerer zu vertheidigen war, da derselbe mit einer sogenannten Back, emem kleinen Deck überbaut war. Diese Kriegslist sollte aber keinen Erfolg mehr haben; denn ganz unerwartet füllten sich die Segel der „Antoinette*. Erst langsam, dann schneller und schneller fetzte sich da- Schiff in Be wegung, und bald trieb die ganze Gesellschaft hinter der „Antoinette*. Capitän Nylen, überzeugt, daß er jetzt vollständig Herr der Situation sei, ließ hierauf sein Schiff wenden, segelte mitten in die Flottille der Schwarzen hinein und bohrte noch mehrere KanosS in Grund, so daß die Räuber die- Mal eine Lection er hielten. welche sie wohl so bald nicht wieder vergessen werden, während d e ganze Mannschaft der Barke voll kommen unversehrt geblieben war.
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