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Dresdner Journal : 17.12.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188212177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-12
- Tag 1882-12-17
-
Monat
1882-12
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 17.12.1882
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1712 vor nunmehr etwa 2b Jahren juerst in Napoleon III. einen Anwalt und Förderer fand, da war »S gerade Oester- reich, wo man diefer Theorie den zähesten Widerstand ent- gegensetzte und in ihrer Durchführung den Anstoß zur Auflösung der Monarchie zu erkennen glaubte. In dem deutschen Charakter der Gefammtstaate» erblickte man die beste Bürgschaft gegen die verderblichen Wir kungen einer Gedanken», der sich in der Folge alr einer der revolutionärsten bekundete, welche bi» jetzt die Ruhe Europa» gefährdeten. Heute sehen wir mit einem Male da» Deutschthum innerhalb des Gebiete» der Hab»burgischen Monarchie in der Defensive, und in dem Herzen der Monarchie setzen sich Pilzdildungen an, die, immer weiter wuchernd, da» kräftige Blut der Bormacht de» Deutschthum» im Osten zu vergiften drohen. Lagesgeschichk. Berlin, 15. Drcember. Im Nachstehenden geben wir nach dem „Reichsanz." den Wortlaut der Erklä rung de» Bunde»bevollmächtigten königl. sächs. Staat»- minister» de- Innern v. Nostitz. Wallwitz in der gestrigen Sitzung de» Reichstag» bei Gelegenheit der Berathung der Denkschrift über die Ausführung de» Socialistengesetze» in Entgegnung der Behauptungen de» Abg. Grillenberger: Ich habe lediglich in that- sächlicher Beziehung zu bemerken, daß der vielgenannte Schmidt einen Bericht über den sogenannten Wydener Eongreß überhaupt nie erstattet hat, oder daß derselbe wenigsten» so irrelevant verfaßt worden ist, daß er nicht zur Kenntniß der vorgesetzten Behörde gelangte. Jedenfalls hat weder dieser Bericht, noch eine Angabe Schmidt'» überhaupt dazu gedient, Material zu liefern für die Begründung der jetzt dem Reichs tage vorliegenden Denkschrift. ES ist ferner unwahr, daß der Lohn für die fragliche Existenz aus dem Fond genommen worden sei, der zur Unterstützung der Angehörigen und Hinterbliebenen der Polizeibeamten bestimmt ist. Wenn der Polizeirath Weller, was ich nicht weiß, die» in einem Briefe geschrieben haben sollte, so weiß ich nicht, wa» ihn bewogen hat, die Sparsamkeit seiner Vorgesetzten gerade in dieser Weise zu erklären, aber e» bleibt nicht» desto weniger un wahr. Die Rede de» geehrten Hrn. Abgeordneten, der eben gesprochen, könnte mir noch zu manchen anderen Gegenbemerkungen Anlaß geben, allein ich befinde mich in derselben Lage, der eben mein verehrter Hr. College (der königl. preußische StaatSminister v. Puttkamer) Au-druck gegeben hat. Wir haben gestern von dem Hrn. Abg. v. Vollmar, der wahrscheinlich doch im Auftrage feiner Freunde zu sprechen hatte, gehört, daß sie eine durchaus revolutionäre Partei seien, daß sie in- und auswärts als revolutionäre Partei angesehen werden wollen. Nun, meine Herren, mit Revolutio nären zu diScutiren halte ich mich nicht für verpflichtet. * Berlin, 15. December. Se. königl. Hoheit der Erbgroßherzog von Mecklenburg-Schwerin, soll, wie die „N. Pr. Ztg.* vernimmt, nicht unbedenklich erkrankt sein. — Der General der Infanterie v. Franseky, der seitherige Gouverneur von Berlin, ist nunmehr von hier abgereist. Die „N. Pr. Ztg.* theilt die CabinetSordre vom 23. November d. I. mit, durch welche Se. Maje stät der Kaiser da» Abschiedsgesuch des Generals ge nehmigte. Unter Verleihung des schwarzen AdlervrdenS mit Brillanten drückt der Kaiser den Wunsch aus, daß der General als Chef deS 5. pommerschen Infanterie regiment» Nr. 42 und al» L l» suite deS 1. Magde- burgischen Infanterieregiment» Nr. 26 stehend — in weichen wohl erworbenen Ehrenstellen er auch ferner verbleibe — noch recht lange der Armee angehören möge, für deren Ruhm und Gedeihen er so viel ge- than habe. — Die königl. spanische Regierung hat den Corte» den Entwurf eine» Gesetzes vorgelegt, kraft dessen der am 30. März 1868 zwischen Deutsch land und Spanien abgeschlossene Handels- und Schifffahrtsvertrag, welcher nach erfolgter Kün digung inzwischen bis zum 15. December in Giltigkeit erhalten worden ist, auf weitere zwei Monate ver längert werden soll. Bis zum Zustandekommen diese» GcsetzeS wird die königl. spanische Regierung die bis herige Verlängerung weiter als zu Recht bestehend an sehen. — In der unter dem Vorsitze de» Staatsmini ster» v. Bötticher gestern abgehaltenen Plenarsitzung de» BundeSrathS wurden zunächst den zuständigen Ausschüssen zur Vorberathung übergeben: die durch die Be schlüsse de» Reichstags vom 2. December d. I. dem Reichs kanzler zur Berücksichtigung überwiesenen Petitionen wegen der Zolltarifirung zubereiteter Fische und wegen der Zolllarifirung von Fleischfaserhundekuchen; der Antrag Preußen», betreffend den Entwurf eine» Gesetze» wegen Abänderung de» Zolltarif», der Antrag Württemberg» wegen Abänderung der Vorschriften de» Eisenbahn- betrieb-reglementS über die Beförderung von Patro nen; der Antrag Oldenburg», betreffend die Vergütung der Zollverwaltungskosten; die Angelegenheit wegen der Wlederbesetzung einer bei dem Reichsgerichte er ledigten Rath»stelle. Von der Vorlage, betreffend den Stand der Bauausführungen rc. bei den Eisenbahnen in Elsaß-Lothringen, nahm die Versammlung Kennt- niß. Die Beschlußfassung über den Vorschlag wegen der Wiederdesetzung einer bei dem Patentamte erledig, ten Stelle eine» ständigen Mitgliedes dieser Behörde wurde ausgesetzt. Die von den Ausschüssen gestellten Anträge in betreff der Verzollung von PappcartonS mit Ueberzug von Buchbinderleinen oder Leder und in betreff der Zolltarifirung mehrdrähtiger Wollengarne wurden genehmigt. Die Aufnahme der DegraSfabriken in da» Berzeichniß der nach 8 16 der Gewerbeord nung genehmigungspflichtigen Anlagen wurde, vorbe hältlich der Genehmigung deS Reichstags, beschlossen. Zu 8 11 der Bekanntmachung, betreffend die Prüfung der Apothekergehilfen vom 13. November 1875 (Cen tralbl. für daS deutsche Reich S. 761), war die Ver sammlung mit der Beifügung einer Zusatzbest,mmung wegen der Ertheilung von Prädikaten über den Aus fall dieser Prüfungen einverstanden. Eine auf die ge- fetzliche Neuiegelung des Apothekergewerbes bezügliche Eingabe und eine Eingabe wegen Einführung einer dem Decimalsystem entsprechenden Einheit bei dem Papierhandel wurden dem Reichskanzler überwiesen, ein Gesuch und ein Antrag, betreffend die Revision des Gesetzes über die Beurkundung des Personen standes vom 6. Februar 1875, wurden abgelehnt. Nachdem endlich für die Berathungen im Reichs tage mehrere Commissare ernannt worden waren, faßte die Versammlung Beschluß über die geschäft liche Behandlung einer Reihe von Privateingaben. — Die gestrige Mittheilung der „Nordd. Allg. Ztg * über den Antrag Bremens behufs Correction deS untern Weserlaufes, beruht, wie das genannte Blatt heute er klärt, insofern auf einem Jrrthum, als eS sich bei dem Vorgang nicht um einen neuen Antrag Bremens, son dern um daS Resultat eines BundesrathSbeschlusses aus dem Jahre 1874 handelt, welches in Gestalt einer technischen Arbeit an den Reichskanzler gelangt und von diesem dem Bundesrath mitgetheilt ist. Daraus ergiebt sich, daß eS sich um ein Novum hier nicht han delt, und wird uns zugleich von competenter Seite mit getheilt, daß eS überhaupt nicht in dem geschäftlichen Herkommen deS BundeSrathS liege, daß Vorlagen an die Ausschüsse von einer gutachtlichen Aeußerung des Reichskanzlers begleitet werden. ES würde also, auch wenn eS sich hier um eine neue Vorlage gehandelt hätte, in dem Ausbleiben eines solchen Gutachtens ein Novum nicht liegen. Die Ausschüsse erhalten ihre Vorlagen durch den Bundesrath und demnach ohne specielle Vermittelung oder Begutachtung des Reichs kanzlers. — Die Regelung der Rübenzucker st euer- frage wird, wie die „N. Pr. Ztg.* vernimmt, in der Budgetcomimssion deS Reichstages zum Gegenstand eingehender Erörterungen gemacht und von Hrn. v. Wedell-Malchow als Referenten über Steuern und Zölle eingeleitet werden. — In der heutigen Sitzung deS Abgeordnetenhauses lenkte sich das Hauptinteresse auf die Rede, mit welcher Finanzminister Scholz den Gesetzentwurf, betreffend den Erlaß der vier untersten Stufen der Klassensteuer und die Besteuerung des Ver triebe» von geistigen Getränken und Tabakfabrikaten, dem Hause zur Annahme empfahl. Finanzminister Scholz führte au», daß eS ein dring liches Bedürsniß geworden sei, die geringeren Steuern den schwachen Schultern abzunehmen, zunächst auf diejenigen der Lerkäufer von Genußmitteln zu übertragen und so indirect die Tonsumenten dieser Gegenstände zu besteuern Besonders hob der Redner die in wirthfchastlicher und moralischer Beziehung jo verderbliche Wirkung der Executionen hervor, welche die Betroffenen wegen ost ganz geringer Beträge ruinirten, zu Widersetzlichkeiten aufreizlen und zur Auswanderung zwängen. Da» aclive und passive Wahlrecht, sowie die Tommunalbesteue- rung würden durch den Gesetzentwurf in keiner Weise alterirt. Die Furcht, daß bei diesem Gesetze im Hintergründe wiederum das Labakmonopol erscheine, sei ungerechtfertigt. In dieser Beziehung gelte die Erklärung des Reichskanzler», baß nach Ablehnung de» Monopol» man die» Projekt ausgeben und sich in den Einzelstaaten nach anderweitigen Ersatzmitteln umsehen werde. Diese Ersatzmittel glaube die Regierung in der vorge schlagenen Besteuerung von geistigen Getränken und Tabak ge sunden zu haben, deren Berkaus eine verhältntßmäßig hohe Rente bei relativ geringer Steuerbelastung ergebe. Die recht lichen Gründe, welche sich daraus stützten, daß die geforderten Steuern dem Reiche zuständen, könne er eben so wenig aner kennen, wie die thatjächlichen, welche hauptsächlich aus der Sym pathie sür die betroffenen Berussklassen rejultirien. Di« beach- tenewerlhesten wären die principiellen Gegner, die einer Ein- Jllustrirte Bücher und Kinderschriften. Die Verlag-Handlung von Braun und Schneider in München, die über einen großen Kraftapparat in Bezug auf Mitarbeiter für Text und Illustration verfügt, hat auch den diesjährigen Weihnachtsmarkt wieder reich beschickt. Dahin gehören: .Jugendblätter* zur Unterhaltung und Be lehrung von Isabella Braun. Es ist da- ein Buch, da» sich seit lange beim Publicum eingebürgert hat, und dazu trägt nicht nur sein reicher Bilderschmuck m Holzschnitten und colorirten Lithographien, sondern auch die gute Auswahl der kleinen Erzählungen und Darstellungen au» allen Gebieten de» Wissen» bei. Speciell zur Unterhaltung sür die Kleinen sind au» demselben Verlag gedacht: .Neuer Korb voll Allerlei* mit Versen von Franz Bonn, ein sehr lebendige» Bilderbuch. .Allerlei nette Pflanzen*, heitere Kinder lieber von Schmidt-Tabani», mit farbigen Bildern von dem beliebten Meggendorfer. Bon diesem Illustrator hat die Firma Braun u. Schneider noch herau»gegeben: .Die brave Bertha und die böse Lina*, die erklärenden Verse dazu sind von Franz Bonn. Derselbe Verlag bringt: .Unsere Kleinen*. ES ist ein Bilderbuch, da» Heinrich Braun sehr zierlich in Farbenbildern illu- strirt und Betty Rasch verfaßt hat. Auch sei noch erwähnt: .Ernst und Scherz für'» Kinderherz', von Theodor Bemark. München bei Braun u. Schnei der. Alle diese VerlagSarnkel erfreuen sich einer prak tischen ungemein festen Ausstattung, wie sie für Kin derhände paßt. Einem reifern Alter wendet sich zu das .Töchteralbum*, von Thekla v. Gumpert. In dem rührigen Verlag von Karl Flemming in Glogau erschienen. DaS mit Fleiß zusammengestellte Buch erscheint seit 28 Jahren und hat sich in seiner Gestalt wie in seinem Inhalt stets zu heben gesucht. Rector Kuhls, Lehrer Hummel, Elisabeth Klee und viele Andere sind am Text, bekannte Künstler wie Diethe, KlaudiuS, Prof. Bürkner, Flinzer, Rühlig in den Farbendruckillustrationen thätig. Der Inhalt ist stet» sehr reich bemessen. — In demselben Verlag von Flemming in Glogau erscheint: „ Herzblättchen'- Zeitvertreib*, eS wird ebenfalls von Thekla v. Gumpert redigirt, hat sich säst durch dieselbe Reihe von Jahren lebensfähig er wiesen und bringt auch in diesem Jahre sehr passende Unterhaltungen für Knaben und Mädchen zur Förde rung der Herzensbildung und Klärung der Begriffe. An den Illustrationen von großer Zahl arbeiten Bürk ner, Fröhlich und Andere. Wir fügen diesen illustrirten Büchern hier noch ein nichtillustrirte» hinzu, da eS sich durch eine ge schmackvolle Ausstattung, mehr aber noch durch seinen Inhalt den besten Festgeschenken zugesellt. ES ist für die ganz reife Jugend und besonder» für Erwachfene gedacht; ein .Lessing-Gedenkbuch*, zu einem täglichen Ein- schreibealbum bestimmt und für jeden Tag im Jahre mit einem Sinnfpruch au» Lessing'» Werken geschmückt. Die Auswahl ist trefflich und daS schöne Buch von E. Pierson in Dresden verlegt. führung indirectrr Struern die organische Reform der direkten Steuern Vorzügen. Durch eine solche Reform aber würde man den Resormplan der direkten Steuern im Reiche durchkreuzen, wa» im Jntereffe der Reich-eiuheit und Stärke vermieden wer den müsse. Er, der Minister, weiche insofern von der Ansicht seines Borgängers ab, als er das direkte Steuersystem nicht sür da» .Rückgrat' der SlaatSfinanzen halt« .Helsen Sie uns au» den Marricularbeiträgen Matriculardividenden machen, dann treiben Sie praktische Politik!" so schloß der Redner sei nen beinahe istündigen Bortrag Abg. v. Rauchhaupt erklärte sich namens der konser vativen Partei für die Aushebung der vier untersten Steuer- stusen, obwohl sich über die Grenze noch streiten lasse. Im Urbrigen aber erklärte er sich gegen eine weitere Zerstörung des directen Steuersystem» und äußerte sich über die Licenz- struer so zurückhaltend, daß er eigentlich mehr gegen wie sür die Borlage sprach Tonsumsteuern seien seiner Partei ganz sympathisch, und sie würde eine Erhöhung der Schnapssteuer al» Licenzfteuer bei Ertheilung der Eoncessiou und eine Er höhung der Tabaksteuer gern sehen. Al» DeckungSmittel de» Ausfälle» der vier unteren Stufen schlug er auch den provi sorischen Steuerlaß vor, seiner di« Börjensteuer, über dre sich der Kinanzminister leider nicht geäußert habe. Am Schluffe seiner Rede versicherte v Rauchhaupt, daß seine Partei diese Gelegenheit nicht als ein Feld des Kampfe» um politischen Einfluß aus die Regierung ansehe und sich so gut wie jede andere Partei die freie Kritik der Regierung-Vorschläge Vor behalte. Geh. Finanzrath EilerS ging aus einzelne finanztechnische Bemerkungen der Borredner ein. Abg. vr. Meyer (BreSlau): Hätte der Präsident nicht mitgetheilt, Laß Hr. v Rauchhaupt sür den Entwurf sich ge meldet habe, so würde da» aus feiner Rede Niemand gemerkt haben. Hr. v. Rauchhaupl habe auch versucht, die Liberalen für den Entwurf verantwortlich zu machen, weil sie sich den neuen Reichssteuern gegenüber ablehnend verhallen haben; daS lasse vermuthen. daß er da» Gesetz noch für weit schlechter halte, US er ausgesprochen habe. Zu bedauern sei e», daß von dieser Steuer vor den Wahlen nicht» bekannt gewesen sei; denn damit würde einem dringenden Bedürsniß abgeholsen worden sein. Der letzte Zweck de» Gesetzes, die Aufhebung der unteren Steuerstusen sei ihm ganz sympathisch, doch halte er eine Ueberftürzung nicht sür nothwcndig, und Halle auch die Aushebung der zwei untersten Stufen der Klaffensteuer sür ge nügend. inanzminifier Scholz nahm Veranlassung, nochmal» aus die ganze Lage der Steuergesetzgebung zurückzukommen und auch die bemerkenSwerthe Erklärung abzugeden, daß er an daS Zustandekommen de» LabakmonopolS nach wie vor glaube, wenn eS auch gegenwärtig nicht Gegenstand der aktuellen Re gierungspolitik sei. Abg. Frhr. v. Zedlitz (Mühlhausen) trat hierauf sehr nachdrücklich sür den Entwurf ein. Diese Licenzfteuer sei ihm auch deshalb annehmbar, weil sie die Steuerreform im Reich befördern werde. Doch wünsche er eine bessere Abstufung der Steuersätze und eine stärkere Heranziehung de» Einkommens aus dem Capital. Dem Abschluß der Reichsfteuerresorm stehen zwei Punkte entgegen; einmal die Furcht, daß die Vermehrung der Einnahmen im Reiche zur Beseitigung der direkten Steuern in Preußen jühren könnte; dann die unübersehbare Weite des Rahmens der Steuerreform. Man sollte sich auf die Erleichte rung der Schul- und Communallasten beschränken. Um ^4 Uhr wird die weitere Berathung bis Sonn abend 2 Uhr vertagt. — Unter äußerst zahlreicher Be theiligung begannen heute Vormittag lin Oberlichtfaale deS Rathhouses die Verhandlungen des deutfcheu Handelstages. Die Versammlung wurde vom Staalsminister v. Bötticher als Vertreter der Reichs regierung und von Oberbürgermeister v. Forckenbeck, namens der Stadt Berlin begrüßt. Den Hauptgegen stand der Verhandlungen bildete d'r v. Wedell-Mal- chow'jche Antrag, betreffend die Einführung einer pro- centualen Börsensteuer. Eine Reihe von Rednern sprach sich gegen den erwähnten Antrag aus. Der Präsident der Dresdner Handelskammer Hultzsch er klärte: Obwohl die Dresdner Handels- und Gewerbe kammer den Antrag v. Wedell ebenso, wie es hier geschehe, bekämpfe, werde er sich doch der Abstimmung über die Resolution enthalten, da er ein Mandat dazu nicht habe. Auch der Vertreter der Handels kammer von Plauen i. V. nahm mangels einer In struction an der Abstimmung nicht Theil, welche letztere mit großer Mehrheit die Annahme der Reso lution ergab: .Der Handelktag erklärt, sowohl die Grundsätze, auf denen der Antrag v. Wedell-Malchow beruht, al» auch die Modali täten seiner Ausführung sür unwirthschastlich und kann deren Annahme nicht dringend genug widrrrathen." Nach Wiederaufnahme der Sitzung referirte Or. Georg Siemens, Director der deutschen Bank, über die Einführung de» Checkverkehrs. vr Georg Siemen» befürwortet die Annahme folgender Resolution: .Der deutsche Handelstag wolle aussprechen: 1) Der Check ist ein Zahlungsmittel, kein Umlaussmittel. 2) Die Ausdehnung des Cyeckverkehr» empfiehlt sich aus wirthschaslichen Rücksichten, namentlich im Interesse der Len- tralisation unser- Geldwesens. ») Der Erlaß eines Lheck- gesetze- würde nützlich wirken, wenn darin seslgestelll ist: a.) eine legale Definition der Checks als Sichtanweisung des Ausstellers auf Guthaben desselben bei einem Bankier; b) kurze PräsentationSsrist sür Platzchecks, entsprechend ver längerte sür alle übrigen Checks, auch ausländische; o)Stem- peljreihcit; ä) Regreß in der Korm des Wechjelrecht« gegen den Aussteller und die eventuellen Giranten." Verschollen, aber nicht vergessen. Novelle von Robert Waldmüller-Duboe. (Fortsetzung.) „Die Unsinniges* rief Belcoeur, „sie hatte mir bei allen Heiligen gelobt, bei ihrem Großvater zurück zu bleiben.* „Ei, wir nehmen sie in GotteS Namen mit,* sagte Noailles, „der Platz des Weibes soll ja, wie e» irgendwo heißt, beim Gatten sein. Allons, Henry, Du hast die kleine Angelina schon einmal auf dem Arm gehabt. Schaff' da- gute Weibchen rasch inS Schiff.* Der Brite war in der That bereits ans Land ge sprungen, da er von den Dreien im Schiffe dem Lande am nächsten gestanden hatte. „Welch' eine KindereiI* schalt Belcoeur. „Wozu sich echauffiren!* lachte NoailleS; „spaßen wir im Gegentheil, und zwar, daß alle Welt eS hört, spaßen wir über die Neugier der Weiber, die sammt und sonder- nicht Ruhe geben, bi- sie die russische Corvette in der Nähe gesehen haben.* Und in diesem Ton laut in- Italienische über springend, spottete er mit aufgrstemmten Armen den Bruder Lazzarone und die Schöne, die derselbe auf geladen hatte, in solcher Weise au-, wie ein echter Sohn de- Lande- in ähnlicher Lage etwa sein Mund werk gebraucht haben würde. Angelina hatte inmitten ihrer Aufregung in dem ihr freundlich entgegen Geeilten trotz feine- Lazzaroni- anzugS sofort den Engländer erkannt, der so oft mit NoailleS auf Capodimonte eingesprochen war und der sich einst bei dem fürchterlichen Erdstoß al» Srnator Papenditck (Bremen) will den Antrag dahin modificiren, daß d«r Punkt b) mit v) bezeichnet wird und dic ») und d) dahin gefetzt werden: ») di» Erkennung-Momente der Lhecks in Anweisung und QuitiungSsorm, d) daß der Lheck nicht nur auf einen Bankier, sondern aus Jeden au-geftellt werden kann, bei welchem der Au-steller ein G-lhaben »der Lredit hat Referent vr. Siemens äußerte, der Lheck fei in Deutsch land noch eine exotische Pflanze; in London betrage der wö chentliche Umsatz der Checks (Oloariou üouae) ca bo Millionen Psd Sterl. Die Verhältnisse in Deutschland drängen nach Vermehrung der Werthc,rculaiion»mittel. Nach den Ersahrun» gen in Frankreich, Oesterreich und Rußland müsse von einer Vermehrung der Banknoten dringend abgerathen werden. E» sei demnach die Erweiterung de- Lheck- und WechselverkehrS dringend geboten. Die praktische Durchsührung. die Ausstellung eine» Formular», die Errichtung eines Llearinghause« sei Aus gabe der Privatorganijauon, an bereu Spitz« sich die Reichs bank stellen wöge. Senator Papendieck (Bremen): Die Bremer Handels kammer sei gegen ein Lheckgrjetz In Bremen sei man der Meinung, daß daS Lheckwesen, da» in Deutschland bereit» vor handen sei und in Bremen z. B in ziemlicher Ausdehnung bestehe, anch ohne Gesetz sich entwickeln könne. DaS Lheckwesen müsse sich erst in gehöriger Weise entwickeln, e» müssen in dieser Beziehung erst Ersahrungen gesammelt werden, ehe man da» Lheckwesen in eine GesetzeSsorm dringe. Kaufmann Hinrichsen (Hamburg): In Hamburg spiele der Giroverkehr eine sehr große Rolle; man kam dort auch ohne Gesetz aus, und was in Hamburg möglich sei, lasse sich auch auf anderen Plätzen zur Anwendung bringen. Ec stelle daher den Antrag: der HandelStag erklärt: E» liegt zur Zeit ein Bedürsniß zum Erlaß eines Lheckgejetzr» nicht vor. Gegen diesen Antrag sprachen noch geh. Lommer- zienrath Mendelssohn (Berlin), Direktor Vogler (Quedlinburg) u. A. m. Für den Antrag Hinrichsen stimmten die Handelskammern von Hamburg, Bremen, Plauen, Aachen, Bromberg, Sagan, Hirschberg und Duisburg. Der Antrag des Lommerzienraths Papen dieck sub 1 gelangte hierauf mit allen gegen die Stimme de- Vertreter- der Handelskammer zu Hirsch berg zur Annahme. Im Uebrigen gelangte der Sie- mens'jche Antrag mit der Modificatton zur Annahme, daß es out» a heißt, eine legale Definition des Checks als Sichtanweisung deS Aussteller- auf das sichtbare Guthaben desselben de» dem Bezogenen. Der General- secretär des deutschen Handelslager, Lonful a. D. An necke (Berlin) berichtet noch über die Fortschritte, die das vom vorjährigen HandelStage beschlossene, vom Generalsecretariat bearbeitete deutsche Exportadreß- firmenbuch genommen. Es wurde hieraus die Sitzung gegen H5 Uhr Nachmittags auf morgen Vormittag 10 Uhr vertagt. AuS Elsaß - Lothringen, 13. December, schreibt man der „KarlSr. Ztg.*: Wir hatten schon öfter Ver anlassung, darauf hinzuweisen, wie verschiedenartig sich die drei einzelnen Bezirke des Reichslandes zur Ein verleibung in Deutschland, bez. zum Deutschthum überhaupt stellen. Unterelsaß, das in jeder Beziehung den deutschen Ueberlieferungen am treuesten geblieben ist, hat sich von Anfang an am leichtesten in die neue Lage der Dinge gefunden, weniger leicht ging es m Oberelfaß, während das nach Sprache und Sille mehr nach Frankreich hinneigende Lothringen das größte Widerstreben an den Tag legte. Diese verschieden artige Haltung der Bezirke machte sich gleich bei der Option bemerklich, zu welcher Unterelfaß da» kleinste, Lothringen dagegen da» zahlreichste Contingent stellte; daß dieses Verhältniß bi» heute der Hauptsache nach da- gleiche geblieben ist, geht auS folgenden Ziffern heivor. Im adgelaufenen EtatSjahre wurden in Unter elsaß 14 790, in Oberelsaß 13 298, in Lothringen, welches Oberelsaß an Einwohnerzahl übertrifft, aber infolge starker Auswanderung der männlichen Jugend bloS 12 071 Militärpflichtige in den Listen geführt. Umgekehrt ist die Ziffer der jungen Leute, welche sich der Militärpflicht unerlaubter Weife entziehen, also ohne Entschuldigung von der Musterung wegbleiben, oder überhaupt nicht zu ermitteln sind, »n Lothringen am größten. Sie beträgt nämlich 4208, in Oberelfaß 3564 und in Unterelsaß 2790. Aehnlich stellt sich daS Verhältniß bezüglich der Ijährig Freiwilligen, von denen rn Unterelsaß 166, in Oberelsaß 89 und in Lothringen 48 um den Berechtigungsschein nachfuchten. Rückschlüsse auf den Besuch der höheren Lehranstalten lassen sich daraus ziehen, daß in Unterelsaß 132, rn Oberelfaß 50 und in Lothr.ngen bloS 38 jungen Leuten der Berechtigungsschein auf Grund vorgelegter Schul zeugnisse ertheilt werden konnte. Die verschiedenartige Stellung der drei Bezirke zum Deutschthum tritt schließlich auch hinsichtlich des Besuche» der LandeS- universität zu Tage, welche für dar lausende Winter semester 171 Untereifässer, 42 Oberelfäsfer, dagegen blos 25 Lothringer als immatriculirte Studenten zählt. (Fortsetzung in der ersten Beilage.) ihr Retter hilfreich erwiesen hatte. Von seinen starken Armen getragen, langte sie im Schiffe an. Hier aber fiel sie ihrem Gatten mit Leidenschaft um den Hals. „Vergieb mir, Jörome,* rief sie, „ich weiß, Du bist mir böse. Aber konnte ich denn hier zurücköleiben 7 Wir hatten Beide vergessen, daß ich's ja nicht durfte, nicht durfte!* Belcoeur suchte, indem er seinen Unmuth meisterte, ihr klar zu machen, daß sie sich vor Allem fitzt ruhig verhalten müsse, und zugleich griffen die drei Männer wieder zu den Rudern. Aber die bewegte Scene war den Strandwächtern nicht entgangen. Die Rufe: form»! kerwntovi! — haltet an! klangen von zwei Seiten hinter den Rudernden drein und zu gleich warnte ein über sie hingefeuerter Mu-ketenschuß vor Fortsetzung der Reise. Angelina sank ohnmächtig auf den Boden de» Schiffe». Henry wollte ihr aufhelfen, aber Belcoeur verhinderte ihn daran. „Tort liegt sie ja am sichersten,* sagte er; „ein Thor übrigen», wer den schlechten Schützen drüben zu traute, uns treffen zu können.* Und dann sich zu NoailleS wendend, rief er: „Wo haben Sie meine Pistole, Citoyen?' „Und wo haben Sie die meine, Capitän?* -Ich?" „Siel' „Hätten wir unS mißverstanden, Citoyen?' „So scheint r»!' (Fortsetzung in der ersten Beileg«.)
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