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Dresdner Journal : 02.12.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188212028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-12
- Tag 1882-12-02
-
Monat
1882-12
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 02.12.1882
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N28V Somabend, den 2. December. 1882. ^doovemevtoprolor l» L.ied,: ILKrUcNr.... 18 jttrrlicti: 4 U»rlc KV ?k. Li0L»Io« Kuwmorir: IVkk. Lo—»rkiUV äei äsuticdeu Keichs» tritt kost- und 8tswp«lLU»ol»1»^ tlinio luoervtenprelov r ^2« 6«o kioum eivsr ße«p»Iteosll ?«titrsil« LV kk. v»t«r „Lio^»un6t" äis 2sil« SV kk. 8« 1»d«Ueo- uuU 2r§«rnsutr KV 1b ^ukocül»^. DresdnerIourM. Lrvodsloeur T^Iictr mit 6er 8onn- vo6 Fd»o6i kür 6«o sol^soäea 1"«^. Verantwortliche Redactron: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresde«. I^tpiÜU: F>. O>wwi»^0QLr ä«« vr««6osr ^ourn»Ii; L»wdor» L»rII» - Vi»» - >»»,! Lr„1», rr»otlk»rt ». N.: «aarensteen <S ^0A/«r, I«rU»-Vi«ll-U»wdurU. kr»U-l,«ip«lU rr»»il1^r1 4. ».-»itord«: Lko««,' NsrUo: /nvai,lt<n<tanit, >r«w«: LLe^/otte, Nrrii»»! F Ltan-r«', Lurea» Lai-alt»-,' knurkkarl ». X.i L ^aeAe-^»ek« LucddaoUIuv^; StrU»: </ ^tMee; N»4»or«r: v. §e^ü«ier, ?»rt» LsrUo - rr^okeme ». N »t»«»»rt: Da«Le<0 6o , Ueuodarx: FL Lt«»»«'. v «r» uIx« d« r: Nvoiel Lrpeäitioo 6s» l>r«,6oer ^oarviU», vrs»6sll, Lvio^orrtr»«« Ko. LV Inserate für die Weihnachtszeit finden im „Dresdner Journal" die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß aus Anlaß des Weihnachtsfestes Handel- md Gewerb- treibeuden bei Inseraten mit mehrmaliger Wie derholung außerordentliche BergSapignnge« ge währt werden. Dresden, im December 1882. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Innsbruck, Donnerstag, 3V. November, Meads. (Lorr.-Bur.) Der Landtag nah« ein stimmig die Anträge des Comitös betreffs der Hilfsaktion an. Der Statthalter wahrte für die Negierung und dir Reich-Vertretung freie Hand gegenüber den Landtagtbrschlüffrn. Ein» Sglirdrige Deputation wurde beauftragt, dem Kaiser den Dank des Landtags zu unterbreiten. Die Session wurde mit begeisterten Hochrufen auf den Kaiser grschloffeu. KremS, Donnerstag, SV. November, AbendS. (Tel. d. Boh.) Heute Nachmittag stieß daS Dampf, schiff „Rudolf", alS eS den Schlepper „Almas" von Linz herunter remorquirte, bei der Durch- fahrt durch die Brücke bei Steiu an daS zwölfte Brückenjock und zerriß dasselbe mit zwei Brücken- felder«. 2 AravenSpersoven, welche eben über die Brücke gingen, stürzten auf de» „AlmaS"; eine Krau blieb todt, die andere wurde gerettet. DaS Schiffspersonal ist nicht beschädigt. Der Schaden ist groß. Paris, Donnerstag, SO. November, AbendS. (W T. B.) Vie Deputirtenkammer bat heute daS Marinebudget genehmigt. Der Marinemivistrr JaurSguiberrp theilte mit, daß Brazza wahr- scheinlich zum Gouverneur von Gabon werde er nannt werden. Kerner kündigte der Marinrmiui- strr die Absicht an, demnächst eine Vorlage über die weitere Entwickelung und Befestigung drS französischen Protektorates über Tonkin eiazu- bringen. Marseille, Donnerstag,3V. November,AbendS. (W. T. B.) DaS Urtheil des hiesigen Arrondisse- mrntgerichtS, welches den Klaganspruch der Stadt Marsrill« auf Rückgabe deS der Kaiserin Eugenie vom Kaiser Napoleon geschenkten Schlosses zurück- we>st, ist vom Apprllhofe in Air bestätigt worden. Rom, Donnerstag, 30. November, AbendS (Tel. d. Boss. Ztg.) Der radikale Depntirte Talle- roni verweigert« in der Deputirtenkamm«r den Schwur. Lom Präfidentrn aufg«ford«rt, die Aula zu verlassen, erklärte er, von seinen Wählern ent- sandt, nur der Gewalt weichen zu wollen. Er wurde darauf vom Quästor der Kammer unter all seitigem Applaus hinauSgeführt. London, Donnerstag, 3V. November, RachtS. (W. T. B) In der heutigen Sitzung deS Unter- Hauses erfolgte zunächst dir Beantwortung von Interpellationen. Der Oderfecretär für Irland, Lrevelyan, ant wortete auf ^ine Anfrage Dyke'-, fall- Reden, wie sie Davitt, Healy und Redmond jüngst gehalten, fort- dauerten, fei keine Hoffnung auf Frieden und Ord nung in Irland und eß sei dann auch unmöglich, den Verbrechen Einhalt zu thun. Wenn solche Reden in Versammlungen der nationalen Liga gehalten würden, sei e- nvlhig, dieselben zu verbieten. Redmond werde wegen seiner Rede gerichtlich verfolgt werden. Wa» die Reden Davut'» und Healy'» anbrlange, fo sei nicht beabsichliut, gegen dieselben klagbar zu werden; Damit und Healy sollten aber Laution für künftige- aute« Berhalten stellen und entgegengesetzten Falle- gesang lich eingezogen werden. — Der Admiralität»secretär Campbell Bannerman erwidert auf eine Anfrage Lhurchill'», in Zanzibar befänden sich da- Kanonen boot „Seagull" und 2 kleine Dampfschiffe; auf der ostindlschen Flottenstation, die Madaga-kar mit um fasse, seien 2 Torvetten, 3 Sloop» und 4 Kanonen boote, augenblicklich befinde sich auch an der Westküste von St. Augustin da- VermessungSboot „Fuwn". — Der Sekretär im Departement der Eolonien, Ashley, antwortet Forster, er habe nicht- davon gehölt, daß die Boeren de- TranSvaallande» im südlichen Bech- nanaland eine Art Regierung errichtet oder jüngst von Mankarvane die Abtretung eine- großen GebietStheile» verlangt hätten. Bulwer sei telegraphisch angewiesen worden, die Arrangement» wegen der Rückkehr Lete- wayo'- in da- Zululand zu beschleunigen. Parnell will Lie Lertagung drS HauseS be- avtragra, damit die irische Landartr ditcutirt werde; da sein Antrag aber nicht von 4V Mit gliedern unterstützt ist, wird vom Hause die Be- rathung der Geschäftsordnung fortgesetzt. Schließ lich nahm daS Haus ohne Abstimmung den An trag betreffs der ständigen Ausschüsse an. London, Freitag, 1. Derember. (Tel. d. Dre«dn. Journ.) Der Generalpostmrister Fawcett ist an der DiphteritiS erkrankt. Die Blätter melden auS Kairo, daß Baker Pascha, da die britische Regierung eS abgelrhnt hat, ihn als Befehlshaber der ägyptischen Armee anzurrkennrn, nur die Gendarmerie befehligen wird. Eia englischer General «erde mit dem Oberbefehl Ler Armee betraut werden. Bezüglich drSProcesseS Arabi wird ein Compromiß erwartet» drmzufolge der Proceß gänzlich niedergeschlagen wird. Konstantinopel, Donnerstag, 30. Novem ber, AbendS. (W. T. B.) Infolge der gegen Fuad Pascha wegen Verschwörung etngeleitrten Untersuchung find 120 im Palaste bedienstete Tscherkesfinnen rivgeschifft und in ihre Heimath geschickt worden. (Bgl. bre „TageSgelch-chte".) Konstantinopel, Freitag, 1. December. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Achmed Befik Pascha ist zum Premierminister, Arify Pascha zum Präsidenten deS StaatSrathS, Hussein HaSni Pascha zum KriegSmlnister ernannt worden. Kairo, Donnerstag, 3V. November, AbendS. (W. T. B.) Heute fand wiederum rin Minister- rath Statt, welcher sich mit der Krage wegen des ProcrffeS gegen Arabi beschäftigte. Ein Beschluß wurde nicht gefaßt. Nubar Pascha ist hier ein- getroffen. Dresden, 1. December. Die beiden großen, der französischen Regierung nahestehenden Journale „TempS" und „Journal de» DäbatS" lassen anläßlich der auswärtigen Politik England» eine Sprache vernehmen, welche deutlich die Trübung erkenne», läßt, welche da» französisch-englische FreundschaftSverhältniß durch die neuesten englischen LolonisationSprojecte erfahren hat. Zunächst wid met ein Londoner Telegramm de» Pariser „Temp»' der au»wältigen Politik de» britischen Labimt» eine ziemlich detaillirte Kritik, welche von dem Gedanken beherrscht wird, daß da» Labinet Gladstone die Pläne Beacon»field'» wieder aufnehmen und au» dem ara bischen Meerbusen ein Annex de» indischen Meere» machen wolle. Auf die ägyptische Action England», wenigsten» so weit deren Folgerungen zwischen den EtaatSmänneru und Diplomaten der Westmächte streitig sind, geht der „Temp»" zur Zeit nicht ein, sondern macht statt dessen ein seinen augenblicklichen Zwecken dienlichere» Aigument mobil, nämlich die That ache einer von England mit dem frühern Khedive Jimail abgeschlossenen geheimen Convention, kraft w lcher England da» Besitzrecht Aegypten» auf den westlichen Küstensaum de» rothen Meere» bi» zum Cap Gardafui anerkannt habe. Auch die Politik England» gegenüber dem Imam von Zanzibar w,rd vom „TempS" zur Unterstützung seiner eingangs erwähnten These heran gezogen. ES scheint, als ob das zu den Leitern der auswärtigen französischen Politik Beziehungen pflegende Blatt au» den von ihm hervorgehobenen Thatsachen eine Art von moralischer Berechtigung Frankreich» zum Einschreiten auf Madagaskar deduciren will; wenigsten» spricht r» in Beziehung auf gewisse, namentlich bezeichnete Stämme jener Insel von einem „na'ürtichen Proteeiorate Frankreich»" und dem „unerträglichen Joche" der Hova», von einer „energuchen Action", welche „dem durch die Umtriebe der Königin der HavaS, Ranavolo, provocirten Bruche" folgen müsse rc. Trotz Alledem hält sich der „TempS" überzeugt, daß die ausgezeichneten Beziehungen Fi ank- reich« und England» keine Störung erfahren werden. Da» von den Londoner Blättern in die Pläne Frank reich« mrt Madagaskar gefetzte Mißtrauen dürfte durch die Enunciatron de» „Temp»" erheblich verstärkt werden. Einer ähnlichen Polemik gegen England begegnen wir m dem „Journal des Däbat»". Da» Blatt macht in»besondere die Angelegenheit von Madagaskar zum Gegenstände einer eingehenden Besprechung. E» sührt Bcjchw rde darüber, daß sofort, al» zwischen den Vertretern Frankreich» und den einheimifchen Behörden von Madagaskar Schwierigkeiten entstanden, man in England sich beeilte, rin internationale» Vigilanzcomitä einzusetzen, welche» au»fchließUch dazu bestimmt war, eine lärmende Agitation gegen die der französischen Regierung zugefchriebenen Eroberung»projecte in Scene zu sitzen. Hat man in Frankreich je ein Mal Aehn- lrche» unternommen? Hat sich in Frankreich ein Lo- nutä zum Schutze der Unabhängigkeit von Afghanistan, zur Berlherdigung der Rechte der Zulu», zu Gunsten der Boeren gebildet? In Frankreich habe sich keine Stimme gegen die Errichiung der die Begründung der englischen Herrschaft auf Borneo bezweckenden Nieder lassung einer englischen Handelsgesellschaft auf dieser Insel erhoben, obwohl da» reichste Land der Welt dadurch in englische Hände übergehe. Sobald aber Frankreich neue GebietStheile zu erwerben versuche, würden alte englische Doctnnen mit ungemeiner L'b- haftigkeit wieder hervorgesucht. DaS „Journal der DäbatS" erinnert an die Differenzen anläßlich der Insel von Raiatea und die Frage von Tonkin. Hinsichtlich Tonkin'- könne sich England nicht einmal auf einen formellen Vertrag berufen, wie bei Raiatea und die Inseln Oceanien». Man beklage sich daher über die Nachtheile, welche der Handel von Hongkong erleiden, und über den Mißkredit, unter welchem die Niederlassungen der Europäer in China leiden würden. WaS endlich Madagaskar und den Congo belangt, begnügen sich die Engländer Mangels anderer Argu mente auf ihre Lolonialpolitik da- in unserm Theater berühmte AphoriSma anzuwenden: „diese- Bündel muß un» gehören I" Frankreich hat offenbar die Absicht, be»üqlich Aegypten», Madagaskar» und de» Congogebiete» seine Ansprüche aufrecht zu erhalten. Wie unser Pariser rH-Correipondent schreibt, erklärte der französische Minister de» Au»wäitigen, Duclere, in dem am 28. November stattqehadteu Mimsterrathe, daß er im Princip an dem Rechte Frankreich« auf eine Theil- nahme an der ägyptischen Fmanzcontrole festhalte. Bezüglich Madagaskar», wo ernt französische G.sell- schäft bekanntlich eine Landconcession beansprucht, be- schloß der Minist-rrath, die Rechte der Franzosen mittelst Kriegtsch ffen zu schützen, und sind bereit» entsprechende Befehle an die Marine ertheilt word»u. Auch der Asnkareisende B azza soll zur Durchsükrung de» Congoorrtrage» ein Kriegsschiff al» Reserve er halten. Ebenso ist die Verschiedenheit der Aufnahme, welche die madagassische Gesandtschaft in London und in Pari» findet, ein Zeichen der Spannung, welche in den Beziehungen zwischen England und Frankreich mit wachsender Stärke eintriit. Die Gesandten sind, wie die, Dai'y New-'anzeigen, beider britischen Regie rungbeglaubigt, und die„Dar!y New-"ermuntern die selben, recht bald sich beim Earl Granville um eine Audienz zu bemühen. Granville hat beim Empfange de» in dem oben erwähnten Artikel de« „Journal de« D6batr" „Bigilanzcomitä" genannten Counts-, welche« sich in London gebildet hat, um den französischen An sprüchen entgegenzuarbeiten, febr ermuthrgende Worte gesprochen und der britischen Regierung volle Freiheit de» Handeln- Vorbehalten; soweit er wisse, exfftire kein Vertrag, welcher Frankreich da- Recht eine« Piotecto- rate- einräume. Morgen wird der Earl Granville die madagassische Gesandtschaft empfangen. — Da» Jour nal „Pari»' findet e« merkwürdig, daß der Earl Granville behaupten könne, e« existire kein Vertrag, der Engländern oder Franzofen das Rech» gebe, Grund besitz auf der Insel zu erwerben und sich dort anzu- siedeln, da doch der Vertrag von 1868 Frankreich die, se» Recht für ferne Untertha ien einräume und eben durch dre Verletzung diese» Vertrag« der ganz: Streit entstanden sei. Der weitere Verlauf der Angelegenheit muß abge- wart« werden. Im Ganzen war die auswärtige Po litik Frankreich- seit 1870 eine erfolglose, über seiner Colonialpolitik hat aber von ;eher ein Unstern gewaltet. E» kann nicht verwundern, wenn England abermals eine beträchtliche Erweiterung seine» ColonialdesitzeS erzielt: ein Bemühen, bei welchem e» namentlich bei der gegenwärtigen Lage Frankreich» kaum fehl gehen kann, da da» den Franzosen in allen Colonialunter nehmen anha tende traditionelle Ungeschick ihm hierin em trefflicher Bundesgenosse ist. Lagesgeschichte. * Berlin, 30. November. Ce. Majestät der Kaiser begab sich heute Vormittag gegen 11 Uhr zum Empfange de» Kronprinzen von Oesterreich Ungarn, Erzherzog Rudolf, nach dem anhaltischen Bich Hofe, woirlost, da Se. laiserl. königl. Hoheit jeden osficiellen Empfang dankend abgelehnt hatte, nur der Prinz Wil helm, Prinz Alexander und die hier anwesenden Herren der österreichisch-ungarischen Botschaft zur Empfang»- begrüßung anwesend waren. Der Kaiser sowohl wie der Prinz Wich lm hatten österreichische, der Kron prinz Rudolf dagegen preußifche Uniform und der gleichen Orden angelegt. Nach erfolgter Begrüßung geleitete der Kaiser den Kronprinzen Rudolf in einer zweiipännigen geschlossenen Hoseg iipage bi« nach dem königl. Schlosst. Um H4 Uhr fand im runden Saale de» lönigl. Palm» au« Anlaß der An wesenheit de» Kronprinzen von Oesterreich ein größere» Diner Statt. Abend» H7 Uhr erfolgte Feuilleton. Nedigir« von Ltt» Nauck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Donnerstag den 30. November zum ersten Male: „Dar Andreasfest." Romantische Oper in 3 Acten. Dichtung von Rod. Fels. Musik von Karl Grammann. Da» Sujet dirfr« neuen Werke« ist vortrefflich in Verbindung mit dem bekannten Abenteuer Kaiser Maximilian'» I. erfunden und sehr geschickt und dühnengemäß im Text behandelt. Am Schluß de» zweiten Acte» würde die Handlung allerding» noch ein andere« Motiv darbieten: daß Walter al« verlorener Mann den Entschluß faßte, de« Kaller« Rettung mit Gefahr seine« Leben» zu wagen. So würde sein Ver- dienst werden, wa« jetzt nur Spiel de» Zusall» bleibt. Durch die Oper „Thu»nelda" ist un» Grammann'» Talent, seine melodiöse von warmer Empfindung und Noblesse erfüllte Erfindung, feine dramatische Concep- twn, seine sehr gewandte Technik genugsam bekannt und an dieser Stelle in vvll«m Maße anrrkannt worden. Da» „Andrea»fest' bekundet seine schätzen»« werthe Begabung und sein ernste» künstlerische» Be streben von Neuem. Im ersten, mit frischem charak teristischen Leben beginnenden Act treten al» beson der« gelungen und wirkung«voll die melodiöse Arie der Agne«, die erste Abtheilung der Arie Walter« und da» Duett Beider hervor; letztere« mit dem auch den Haupiinhalt de« Vorspiel« bildenden Melodiemotiv, welche« auch später mit feinsinnigem Gefühl wieder holt ausgenommen wird. Drr zweite sehr stimmnng». voll mit einem alten Chorliede Heinrich Isaac'» (1539) „JSbruck ich muß dich lassen' anhebend, da» auch im dritten al» Sololied von Walter angestimmt wird, zeichnet sich vor dem ersten durch viel maßvollere Instrumentation au», denn durch da» gesanglich wirk same Gebet der Agne», mit dem Würfelspiel und mit Anna'» Worten „Bin ich wirklich ihm verfallen?" folgt die dramatisch effektvollste Scene der Oper, in der Musik innerlich wahr und schön zum Ausdruck gebracht, und die angeregte Stimmung wird bi» zum Schluß de» Acte» und mit dem Eintritt der geistlichen Chorsätze glücklich innegehalten. Im dritten Act lassen sich nur anziehende Emzelnhriten in der Arie Maxi milian'» und Effecte de» instrumentalen Colorit» her- vorheben, welche« letztere überhaupt im ganzen Werke mit momentaner Auffassung vom Componisten mehr angestrebt wird, al« eine organisch aufgebaute, in festen Linien formvoll sich steigernde Entwicklung der Motive. Die Lomposition de« „AndreaSfeste«' ist ein Fort schritt Grammann'». In richtiger Eikenntniß, daß Da», wa» in Schöpfungen eine» originalen Meister» geistig wahr und schön ist, in der Nachahmung materiell, falsch und leer wird, hat er sich von dem Einfluß Wagner'» fast befreit; aber nicht völlig von der Ver- Wendung jener TonmUtel, mit denen jener in seiner Behandlung außerordentliche und schöne Wirkung er zielt. So nicht von einer unruhigen, übermäßigen, nach Effect suchenden Modulation, einer mit dissoniren- den Tonverbindungen, Vorhalten rc. übrrsüllten Har- monisi ung, einer überladenen Instrumentation (Act 1 und 3), die im gesuchten Kleinen mehr nur Schnur- rigkeit al» Wirkung bietet. Dazu tritt eine großen- theil» zu volle Stimmenführung im Satz der Thöre, unzweckmäßig für die Bühne und namentlich im Männerchor, da» dadurch Klarheit und Wohllaut de» Klange» «inbüht. Und eine allgemeine Bemerkung fei hier angefügt. Unsere musikalischen Gedanken mit besonderm harmo nischen Reiz und schärferer Würze reich auSzustatten, dadurch interessanter und neu erscheinend zu machen, liegt in der Zeit, im Zeitgeschmack, der nicht bk» Fortschritt, sondern auch aufregende Veränderung be gehrt, ist Berhängniß der Epigonen. Aber e» kommt doch darauf an, daß di-fe Au»druckSweife dem Ge danken eigen und natürlich ist, nicht vielmehr al» ge suchte Zuthat abschwächend, bedrück nd und entstellend wirkt, ob nicht eme einfachere Einkleidung ihre geistige Bedeutung reiner und bedeutender zum Ausdruck dringt. Und ein anderer Fall tritt gar oft ein und ist und bleibt mit Vorsicht zu prüfen. Ob nicht die Gedanken unter folcher au-schmückender Hülle — selbst mit Täuschung für ihren Urheber — nur ihre ganz ge wöhnliche Physiognomie zu verbergen fuchrn. DaS Sprichwort „Kleider machen Leute" hat in drr Kunst eine flüchtigere Geltung al» im Leben. Die Oper war unter Direction de» Hrn. Kapell meister» Schuch mit höchster Sorgfalt einstudirt und wurde von allen Mitwirkenden vorzüglich auSgefühit, so auch von Seiten de» Lhor» und der Kapelle, welche ungemeine Schwierigkeiten der Partitur mit Meister schaft beh rrschte. Vor Allem trat Frl. Malten durch poet sche und gesanglich zum Herzen sprechende Ge staltung der Partie der Agne» hervor; besonder» vollendet in Spiel und Au»druck in der dramatisch be wegten Scene de« zweiten Arte«. Richt minder zeich- nete sich Hr. Gude hu» in Gesang und Spiel durch eine charakteristisch kräftige und effektvolle Au«führung de« Walter au». Mit lobenSwerthem Gelingen schlossen sich die Leistungen der Herren Degele (Kaiser), Fischer (Waffenschmftd), Decarli in der Rolle de« bösen, intriganten Adam, Frl. Nanitz in der kleinen Partie der Hanna und die llebrigen an. Die Jnscenirung war überau» reich und geschmack voll arrangirt (Hr. Ueber Horst). Die außerordent liche Schw rigkeit der Darstellung der Martintwand bei Innsbruck war mit glänzendem E folg gelöst; die Dekoration mit der sich erhebenden Morgenbeleuchtung der A'pengipfel ist von ungewöhnlich schönem Effect, ebenfalls die Schlußdecoraiion. Die Oper wurde sehr beifällig ausgenommen, die B rtreter der Hauptrollen und der Lompon'st zu wiederholten Mulen gerufen. L Banck. Gewechselte Rollen.*) Novellen« von Z. v. Nr atz. I. „Also wieder ein Heirathsantrag! Der wievielte in diesem Jahre? Bute laß sie mich einmal an den Fingern nachiählen. Zuerst der Hauptmann, dann der blasirte Regierung-assessor, zuletzt der kahlköpfige Professor — ' „Bitte, schweige, Luciel" „Wie Du willst! E» ist mir nur ganz unbe greiflich, Dich so verdrießlich zu sehen. Du l'eber Gott, ist e« denn ein Unglück, begehrt zu »erden? ") Nrchdrvck ilutrrsitzt.
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