Dresdner Journal : 04.01.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188301049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18830104
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18830104
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
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Jahr
1883
-
Monat
1883-01
- Tag 1883-01-04
-
Monat
1883-01
-
Jahr
1883
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W2. Donnerstag, den ä. Januar. ^douvewontsprolir Iw U«utici»»o L«iod«: ^ükrlick: .... IS Hsrll. jkiirlieii: 4 L!»i-lc SO kk. Liareloe ttuwuisrir: 10 kk. La»»«rL»Id 6«, äsutvcken k»ieUe8 tritt kost- uo6 LtompelruicUI»^ Umru. Ivserotenprvlser kür den kaum eivsr xe«p»It«nen ketitreils 20 kk Onter „Lio^essvät" Uis 2eils SV kk. Lei 'kadslleo- uuU 2ikksrv»»tr SV Xuk»cU1»b. ZresdnerIournal. krsedelaenr iLbiicU mit ^Ulmadmo 6er 8oao- uoä ksiert«^» ^Vsu6, kür Uoo kol^ooäsn Verantwortliche Redactlvn: Oberredactenr Rudolf Günther in Dresden. 1883. Ivseratevanaakw« »u«^Srt«r L«tp^^: F>. Lran«t»tetter, Oommi«iooLr äs» Dresdner Journals; L»«dor» -L«rU»-Vt«u - S»»,I >r«,>»u-rr»lliNvrt ». H.: ÄaasrnÄei»« F kvA/rr, I«rU»-Vt,»-U»o»darx rr»^ r.»ip«t^ rr»Lkkart ». U.HÜa<!d«a: Äi«^. Ako«««, L-rUll! /ivaiitienNant,' Lrsmsa: L. Lc->iott«,- >r««i«o: F L'tanArn's Lurrav (F'mik Ladat/i),' ^rsokkurt ». » : F' ^a«A?r^«ck6 öuckkaoäluvss; 0vrM»: tk. Akükk«r; U«m>ov»r: 6. §eAü«<i«r, k»rt» L«rlio-Lr»llktur1 ». H StuNx»rt: k)a«tb« F t>'o., L»wdsr^: Fci. Lt«»««r. Nvrilusxvdei-r Lvniel. krpkUitioa äes Oresüner koura»!», Drssäsa, Ho. 20. Amtlicher Theil. Dresden, 30. December 1882. Se. Majestät der König baden AUergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kammermusik»» Bruno Keyl die von Lr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen Loburg und Gotha ihm ver- Uehene Vcrdienst-Medaille für Kunst und Wissenschaft annehme und trage. Dresden, 2. Januar. Se. Majestät der König haben AUergnädigst geruht, dem Waldarbeiter und verpflichteten Lohnboten Friedrich August Beuthner in Markersbach bei Schwarzenberg da» allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Dresden, 3. Januar. Se. Majestät der König haben dem Figurenmaler Friedrich Wilhelm Günther und dem Dekorationsmaler Ernst Gustav Haase bei der Königlichen Porzellanmanufactur zu Meißen da» Verdienstkreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 3. Januar. Se. Majestät der König haben dem Musikdirektor Berndt de» 7. Infanterie- Regiments „Prinz Georg* Nr. 106 da» AlbrechtSkreuz AUergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Trlegraphische Nachrichte». Berlin, Mittwoch, 8. Januar, Vormittags. (Tel.d. Dresdn. Journ.) Die zu den RettungSardei- ten commandirten Pionniere fahren heute ah und werden morgen in Asthrim (in der großherzogl. hessischen Provinz Starkenburg) sein. DaS Gerücht, daß ein Dampfer mit 70 Pionnierrn auf der Fahrt nach WormS umgeschlagen sei, ist unbegründet. Mainz, Mittwoch, 3. Januar, Mittags. (Te'. d. Dresdn. Jour n^) Unter furchtbarem Sturm und Regen ist der Rhein auf 588 cm gestiegen. Die schmalspurige Eisenbahn zur Hrrbeisckaffung von Erbmassen ist bis zum LudwigSbahnhofe fort gesetzt, und werden die Lokomotiven zugleich alS Pumpen verwendet. (Vgl. umstehend die Rubrik „Vermischtes") Mannheim, Mittwoch, 3. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Gestern Nachmittags ist ein großer Nacken auf der Rückfahrt von Oppau, wohin er Lebensmittel überbracht hatte, an Bäume gestoßen, daturck in einen Strudel gerathrn und zerschellt. Von 40 Personen konnten nur 12 gerettet werden. Wien, DienStag, 2. Januar, AbrndS. (Tel. d Bvh.) Zu der heutigen Sitzung des Wiener GrmeinderatbS rrferirte Linder über die Krage der Errichtung tschechischer Schulen in Wien. Der Referent erblickt in der Errichtung der gevlanten Schule rin Symptom für die mit allen möglichen und unmöglichen Mitteln betriebene Slawisirung der westlichen ReichSbälfte. Redner stellte schließ- lick den Antrag, demzufolge der Gemeinderath sein tiefstes Bedauern über die durch die Schul gesetze nickt begründete Entscheidung, die entschie denste Verurtheilung «egen die Consrquenzeu dieses SckritteS und für den Austritt der ge wählten Mitglieder auS dem Landes- und Bezirks- schulrathe der Dank und die Zustimmung ausge sprochen wird. (Beifall und Händeklatschen.) Bäcker beantragt, der Bürgermeister solle ersucht werden, alle ihm zweckmäßig erscheinenden, gesetzlich zu lässigen Mittel zur Austragung dieser Angelegen- heit zu ergreifen. Bei der Abstimmung wurde der Antrag des Referenten mit dem Zusatzantrag Bücher'« gegen wenige Stimmen angenommen. Linz, DienStag, 2. Januar, Abendt 8 Uhr. (Tel. d. Boh.) Die Wassrrhöhe droht wie 1862. Sämmtliche au der untern Dovauländ« gelegenen Häuser find total inundirt. Soeben lief au» OttenSheim eiu Telegramm ein, daß da» Hoch wasser die dortige fliegende Brücke sammt den darauf befindlichen Menschen hinwrgriß. Die ge- sammle Feuerwehr, sowie Militär find in Bereit schaft. Zn EvnS ist ebenfalls höchste Gefahr. Dies Mal kommt daS Wasser tu dir ersten Stock werke. In den überschwemmte» Stadttheilen von Linz herrscht Wassermangel. Dublin, DienStag, 2. Jau»ar, AbrudS. (W. T. B.) Ja dem Proteste grge» Drlanay, welcher »egen Mordversuches gegen de» Richter Lawsoa vor die Asfiseu verwiesen wordeu »ar, hat der Gerichtshof dahin entschieden, daß die Anklage »egen versuchten Morde» nicht durck Beweise er härtet sei. Die Regierung wird Delavay nun mehr morgen unter der Anklage der Verschwörung zum Morde vor Gericht stellen. Dresden, 3. Januar. Die Aufmerksamkeit der englischen TageSpreffe ist im Augenblicke auf das Zululand gerichtet, wo Eng land, allem Anscheine nach, neue Schwierigkeiten bevor stehen, und zwar infolge der Wiedereinsetzung de» König» Eetewayo. Die Berichte au» Durban lauten zwar widersprechend, aber sie deuten jedenfalls an, daß Reibungen nicht auSbleiben können. Der Lorrespondent der „Time»" berichtet über eine Ver sammlung von Häuptlingen, die im Palaste de» eng lischen Residenten abgehalten wurde. Dte dort ange- kündigten Bedingungen waren: Die Absetzung oller Häuptlinge außer Usibepu. Er wird in seiner bis herigen Stellung bleiben, aber soll einen Theil seines Gebiete» gegen ein andre» vertauschen. DaS ge jammte Zululand südlich von Umhlatusie wird zu einem rejervirten Gebiete gemacht, unter einem Eom- missar. Jeder Häuptling soll darin seinen eignen Stamm regieren, mit Berufung an den Lommissar. Die Häuptlinge Dunn und Hlubi erhalten Stücke Lande», die groß genug sind, um für ihre unbemittel ten Anhänger hinzureichen, über die sie als Häupt linge regieren. Der gejammte Rest deS Zululande» wird von Letewayo regiert. Von einem britischen Residenten wird nicht» erwähnt. Die Versammlung war starr besucht; es waren nahezu 1000 Anhänger Dunn'S zugegen, und sie sprachen sich sehr überrascht und entrüstet auS und bezeugten ihre Zufriedenheit mit Dunn'S Herrschaft. Einer fragte, welche Sicher heit dir ZuluS, die den ernannten Häuptlingen treu gewesen seien, gegen ihre Gegner haben würden? Als man ihm jagte, daß dies Alle» geordnet werden würde, antwortete er: „ES ist wieder die alte Geschichte." Zwei andere Häuptlinge beklagten sich darüber, daß sie jtzt ohne Gesetze seien, da die Einrichtungen deS Generals Wolsetey jetzt ihr Ende erreicht hätten. Die Versammlung trennte sich in guter Ordnung, aber nach der Meinung der „Times" ist es klarer, als je, daß die Wiedereinsetzung deS Zulukönigs ein grober Fehler ist und aus der irrigen Ansicht beruht, daß das Zulu volk Letewayo nicht nur frei, sondern auch wieder als König haben wolle. Auch in den ministeriellen „Daily News" klingt anläßlich der Rückkehr Letewayo'» eine gewisse Be- sorgniß hindurch. Man glaubt sogar, daß England sich zu Gebietsabtretungen an den Zu'ukönig werde verstehen müssen. Bei Gelegenheit der Wiederein setzung Eetewoyo'S auf seinen Thron, der dort durch ein auf dem Bvden liegendes Thielfell dargestellt ist, soll nämlich die LoSreißung eines beträchtlichen Stücke» Land am Tugela, des besten und fruchtbarsten, und die Bereinigung desselben mit Natal beabsichtigt sein. Der Tugela würde fernerhin nicht mehr die Grenze bilden. Der Plan, heißt eS, gehe dahin: die zur Wiedereinsetzung deS Zulukönig» ihm mitgegebenen Truppen zugleich zur Besetzung eine» großen Gebiets- theil» nördlich von jenem Flusse zu verwenden. Dort herrschte bisher, zufolge der früher von der englischen Regierung beliebten Anordnung, als einer der Unter- Häuptlinge John Dunn. Wenn nun die Rückkehr Eetewoyo'S zur obersten Macht irgendwelchen Sinn hat, so liegt eS auf der Hand, daß die Stimmung de» ZuluvolkeS am Tugela doch auch berücksichtigt werden muß. Jedermann weiß aber, daß die große Masse der Jnduna» oder Heerführer jene« Landstrich» sich an deu Abordnungen betheiligt hat, welche Letewayo'» Wiedereinsetzung verlangten. WaS wäre also die Folge der LoSreißung eine» großen GebietSstück»? Ein baldiger neuer Krieg! Gegen die südafrikanische Re publik ist freilich gerade jo verfahren worden. Mau gab ihr, wenigsten» in der Hauptsache, die Selbstver waltung zurück, riß aber gleichzeitig ein beträchliche» Stück Grenzland ab, wo sich unter Anderm hübsche Diamantfelder befinden. Die Vermuthung liegt nahe, daß, wie früher Transvaalkrieg und Zulukrieg auf einander folgten, und zwar mit derselben Absicht der allmählichen Nieder«,ßung jede» Staate», der dem Ausbau eine» mächtigen südafrikanisch-englischen Rei ches hinderlich war, jo auch dies Mal die LoSreißung von Zulugebiet nur daS Vorspiel zu einem erneuten Vorstoß im Transvaal sein könnte. Auch de» Oranje- sreistaateS muß hier gedacht werden; dieser liegt ja geographisch so, daß Alles, waS englischerseits in den Nebenländern geschieht, schließlich ihm Verderben bringen kann. Unzweifelhaft, schreibt der Londoner Lorrespondent der „Allgemeinen Zeitung", giebt eS in England bereits eine Schule, die nicht bloS ein südafrikanisches Reich aufbauen will, sondern auch schon Oslasrika in den Bereich ihrer weitgehenden Berechnungen zieht. Dafür diente der ägyptische Krieg, ganz vom Interesse der Staatspapierbesitzer abgesehen. Bei der geringen Entwicklung der englischen HeereSmacht und der un überwindbaren Abneigung de» Volkes gegen die allge meine Wehrpflicht ist solches Sichübernehmen in der ReichSauSdehnung wirklich eine Gefahr für den innern Zusammenhalt im Vereinigten Königreiche. Brechen nämlich gleichzeitig auf einer Anzahl Punkte Kriege auS, so reicht die Streitkraft nicht hin; und eine solche Gelegenheit könnte sich am Ende doch der RebellionS- geist in Irland zu Nutze machen. Nur unter furcht baren Opfern wäre dann das schwankende Gemein wesen wieder herzustellen. Oder man hätte sich im Innern zu einem Home-Rulezugeständniß zu entschlie ßen, das seinerseits wieder große Gefahren mit sich brächte und England zuletzt zwänge, sich zur eigenen Sicherung zu militarisiren und mancherlei FreiheitS- bürgichaften preiszugeben. Jedenfalls ist sicher, daß die, von dem größten Theile der unbefangenen Presse mißbilligte Wieder einsetzung Eetewoyo'S für England eine Reihe erheb licher, jetzt bereits sich sehr deutlich fühlbar machender Schwierigkeiten im Gefolge hat. Wie man der „Allg. Ztg." auS Durban telegraphirt, hat sich Theophilus Shepstone am 1. d. Mts. mit Truppen nach Ekowe be geben, wo Eetewoyo'S Ankunft erwartet wird. Unter den ZuluS herrscht große Unzufriedenheit; sie nennen die Engländer Lügner und kaufen Gewehre und Mu nition in der Delagoabai. Tayesgeschichte. * Berlin, 2. Januar. Der „Köln. Ztg." geht auS Metz nachstehendes Schreiben zu: „Der bekannte Brief deS Bischofs von Metz wird neuerdings wieder lebhaft besprochen, nachdem der „ReichSanzeigei" die Ordensverleihung nun auch veröffentlicht hat. Wenn man au» dem bischöflichen Briefe einen Schluß auf die Unversöhnlichkeit der reich-ländischen Geistlich keit zieht, so muß dies als ein Trugschluß bezeichnet werden; denn bei thatsächlicher Betrachtung de» bischöf lichen Briefes geht au» demselben hervor, daß der Bischof einen Act seiner seelsorgerischen Thätigkeit durch die Ordensverleihung nicht zu einem politischen Act umgeändert wissen wollte, zu welch letzterm für den Bischof als solchen keine,lei Veranlassung vorlag. Ebenso unrichtig ist eS, au» dem Briefe auf die Ab hängigkeit der reich-ländischen Geistlichkeit von fran zösischem Einfluß zu schloßen: derselbe muß vielmehr als eine rein persönlich« und private Auslassung de» Bischofs bezeichnet werden, welche er allerdings ver öffentlichte, um seinem frühern Verhalten gegenüber konsequent zu erscheinen. Wie man sich erzählt, soll bei letzterm der Umstand eine bedeutende Rolle gespielt haben, daß Hr. Dupont deS LogeS seinen politischen An sichten nach Legitimist ist und als solcher sowohl vom Kaiserreich als auch von der Republik eine ihm zu gedachte Auszeichnung von vornherein abgelehnt hat. Dies Alles läßt daS bischöfliche Schreiben in einem etwas andern Lichte erscheinen."— Der„ Nat.»Ztg. "schreibt man auS Kassel: In den voraufgehenden Tagen war das Comits der Frankfurter Versammlung vom 8 Ok tober, welche beschlossen hatte, eine nationale Gesell schaft zur Bekämpfung der Trunksucht inS Leben zu rufen, zu weiterer Förderung der Agitation hier versammelt. ES wurde verabredet, die constituirende Versammlung aus den 29 März (Donnerstag nach Ostern) 5 Uhr Nachmittags hierher e»nzuberufen. Man will ihr Vorschlägen, de,' Titel zu verwandeln in „Deutscher Verein gegen den Mißbrauch geistiger Ge tränke". Einen Statutenentwurf legte der Direktor der Gothaer LebentversicheruugSbank, 1)r. Emming- hauS, vor, der auch den Anschluß der gemeinnützigen Gesellschaft zu Gotha mitbrachte. AuS verschiedenen Entwürfen zu einem Werbungsaufruf wird Direktor Engelbert aus Duisburg (ein hervorragender Praktiker der mnern Mission) in Gemeinschaft mit dem Vor sitzenden geh. Medicinalrath W. Nasse aus Bonn «neu solchen zulammenstellen. Letzterer wird auf allgemeinen Wunsch den Vorsitz einstweilen behalten und ebenso der Herausgeber der Wochenschrift „Nordwest" (die zum Organ erkoren wurde), A Lämmer» aus Bremen, vorläufig' die Eorrespoudenz führen. An der Sitzung nahmen u. A. noch Theil die Aerzte vr. Bär au» Berlin, Prof. Finkelnburg auS Godesberg und Or. Märklin auS Wiesbaden, der Bbg. Seyffardt (Ereseld), Eonsistorialraih Natorp aus Düsseldorf und Bürger meister Klöffler von hier. Oberbürgermeister l)r. Miquel war durch daS neue Hochwasser in Frankfurt am Main zurückgehalten. Wien, 2 Januar. Wie die „N. fr. Pr." auS Triest erfährt, toll Se. kaiserl. und lönigl. Hoheit der Kronprinz Rudolf, den bisherigen Dispositionen zufolge, am 10. Februar von Miramar aus die pro- jectirte Reise nach Dalmatien antreten, die wahrschein lich auch nach Albanien ausgedehnt wird. Prag, 2.Januar. Die GeheimbundSmanie hat in letzter Zeit in gewissen Kreisen der Bevölke rung offenbar große Fortschritte gemacht; denn heute begann vor dem diesigen Landes- al» Strafgerichte schon wieder eine Schlußverhaudlung gegen eine Serie Geheimbündler, die allerdings von wenig gefährlicher Art sind. Als Angeklagte stehen nämlich 12 junge Burtchen, im Alter von 16 bis 18 Jahren, nebst dem Gastwirthe, in dessen Lokalitäten sie sich mit seiner Zustimmung zu geheimen Versammlungen vereinten, vor Gericht. S'e sind durchgehends Tschechen und Lehrlinge oder Gehilfen verschiedener G-werbe, hatten einen geheimen Verein namens „Slovan" gebildet und zwar als „GeselligkeitSverein", der nebenbei den Zweck verfolgte, daß für jede» deutsche Wort, welches die VeremSmitglieder ihrem Munde entschlüpsen lassen Feuilleton. Rrdigirt von Otto Banck. Dit Fischerin von Malamoceo. Novelle von Adolf Stern. (Fortsetzung.) Jedes Mal, wenn Du die» Kreuz au» Deinem Kasten hervornimmst und trägst, wirst Du traurig und wendest Dich von mir ab, Margherita! fuhr er mit merklicher Bitterkeit fort DaS Kleinod bringt un» keinen Segen in» Hau», wir hätten eS längst in Vene dig verkaufen sollen. Du bist meiner Ärmuth und Schlichtheit müde, bist eine Andere al» Du scheinst, und wirst Dich und mich unselig machen, wenn Du so sortsährst. DaS junge Weib bewegte sich während dieser Worte ihres Gatten kaum, sie seufzte tief und sagte dann leise: Sei mild, Tonio! sei nicht ungerecht! Du weist, daß ,ch Dich von Herzen liebe und nie ohne Dich sein könnte. Aber Du weist aus unseren Kindertagen, daß zuweilen die bange Unrast in mir wach wird und daß ich mich dann nach der Ferne sehnen muß, au» der ich hierher gekommen bin, Dein Weib zu werden. Und wa» wolltest Du daheim? sagte er dagegen und ließ einen Blick an der schlanken Gestalt Mar gherita» hinabgleiten, die sich inzwischen vom Boden erhoben hatte und vor ihm stand und sich mit der Hand auf den Bettrand stützte. Die Deinen, welche dich zur Kreuzfahrt mitgeführt, sind im Sturme, dem wir dich entrissen, zu Gott abgerufen worden, deine Heimoth ist hier und nicht über den Bergen! Margherita schwieg und senkte die blauen Augen, die jetzt feucht schimmerten, zu Boden, sie kämpfte offenbar mit sich, ob sie Antonio antworten oder seine zürnende Rede stillschweigend hinnehmen solle. Sie di äugte Worte, die ihr schon auf die Lippen traten, wieder zurück, und sah wieder in den lichter werdenden Morgen hinaus. Der junge Fischer war jetzt rasch vom Lager aufgesprungen und hatte sich ebenso rasch bekleidet. Kurz, aber nicht rauh hob er wieder an: Wir werden an unser Tagwerk denken müssen, Margherita! Du mußt da» Netz flicken, da» draußen am Herde lieg, der Vater, sowie Doso und ich wollen diesen Abend aus die Höhe von San Niccolo-Tolen- tino sahren und hoffen auf guten Fang. Willst du die Fische von gestern Abend zur Stadt bringen? Ich wollte zum Pater Girolamo in Malamocco — ich war lange nicht beichten! sagte Margherita leise und mit gelenkten Augen. Er wird mir vielleicht da» Rechte sagen, waS ich thun und lassen muß, bi» dahin zürne mir nicht, Tonio, du weißt nicht, wie mich der alte Traum bewegt und vom Bett aufgescheucht hat. Deine Träume sind mir selten hold, Margherita! rief der junge Fischer ungestüm. Und sie kom men jetzt ost, immer häufiger, ganz ander» al» sonst! Fra Girolamo in Malamocco sollte Dir einprägen, daß Du auch im Traume mein Weib bist, mir preßt e» da» Herz ab, wenn ich Dich beim Erwachen so verstört und traurig sehen muß und ein Blick auf mich fällt, al» wäre ich Dir ganz und für immer fremd. Du Haft den Blick heute sicher nicht wahrgenommen! erwiderte sie und lehnte sich an seine Schulter. Marc antonio wehrte sie sanft ab und sagte dann: Weil Du schon, der Himmel weiß wie lange, aus mich ge sehen, ehe ich erwachte! Und damit wandte er sich gegen die Thür, um in die Dämmerung hinauSzu- treten. Margherita eilte ihm noch und sah ibn mit bittendem Gesicht an, er widerstand ihr nicht mehr, sondern nahm den Kuß, den ihm ihre Lippen boten, und ging mir erhellten Zügen den Strand hinab. Da» junge Weib aber athmete, sowie sie allein war, hoch auf und eilte wieder zum Fenster, durch welche» jetzt ein purpurner Schein hereinleuchtete und ihr bleiche» Gesicht rosig anhauchte. Sie hörte die Schritte ihre» ManneS draußen über den K>e» und Muschelsand der Düne klingen und sah ihm lange nach. Dann aber wandte sie ihren Blick abermals nach Norden, wo die grauen Frühwolken eben vom Licht de» neuen TageS durchglänzt wurden. Doch wie scharf sie auch spähte, ihr Auge drang nicht über die große breite Fluth hinweg, und kein frischer Hauch, der ihr wie eine tröstliche Botschaft erschienen wäre, wehte an diesem wälschen Sommermorgen von den Bergen im Norden herüber. Bor dem innern Bl'cke Marghe rita» stiegen wechselnde Bilder aus, ihre dunkelblauen Augen ruhtcn träumerisch auf denselben. So ost sie zu sich kam, durchzuckle eS sie, daß Marcantonio Recht habe: sie war undankbar und ungerecht gegen den Mann, der sein einzige» Glück in ihrem Besitz fand, g gen die Seinen, unter denen sie jahrelang empor- gewachsen war, bei denen sie einst Schutz, Frieden, dürftige» Brod und Rettung vor unsäglichem Elend gefunden hatte, da» ihr junges Leden bedrohte. Aber sie wußten alle nicht, auch Tonio nicht, wa» sie tief in der Erinnerung verschlossen hielt, waS ihr Tage» die Seele erfüllte und ihr Nacht» die Ruhe raubte, wie eS heute wieder geschehen war. Gewaltsam riß sie sich au» ihrem wachen Traum und schickte sich an, ihre» ManneS Geheiß wegen de» Netze» zu erfüllen. Sie trat zu diesem Zweck vor die Hütte und steh sich mit dem Netz auf ein paar rohb-hauenen Steindlöcken nieder, welche an der Nordwand de» kleinen Baue« unter einem hölzernen schattengebenden Vordach lagen. Sie beugte sich auf die groben Maschen de» Netzes herab und ergänzte die Lücken derselben mit gewandter Hand und m>t unermüdlicher Geduld, da» Frühlicht glänzte dabei über ihr dunkelblonde» Haar, da» in freien Wellen und nur mit einem rothen Bande lose zusammengeknüpft auf den grbeuqten Nacken herab hing. Ihr Gesicht war von seltner Schönheit, die reine zarte Hautfarbe von Sonne und M.erhauch nur leicht gebräunt, ihre schlanke Gestalt minder klüftig und üppig, al» die der anderen Fiichei fronen vom Lido. Die fremde Abkunft stand ihr nicht nur in ihren Zügen und Augen geschrieben, sondern verrie.h sich auch in ihrer Haltung und ihrem ganzen Wesen. Gleichwohl unterschied sich Margherita jetzt in ihrem Thun von keiner der Nachbarinnen. Marc- anton'S Netz war geflickt, die junge Frau ging in» Hau», zündete auf dem schlichten Herd ein Feuer von trocknem Seegras und Holzspähnen an und be reitete im kleinen metallenen Kessel eine Morgensuppe, die eben bereit war, als ihr Mann und ein älterer Flscher mit stattlichem grauen Vollbart sich der Hütte raschen Schrittes wieder näh'rten. Sie hörte mit schar fem Ohr, daß Tonio nicht allein kam, und ein flüch tiger Schatten von Unmuth ging über ihr Gesicht,
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