Suche löschen...
Dresdner Journal : 31.12.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188212314
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821231
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821231
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-12
- Tag 1882-12-31
-
Monat
1882-12
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 31.12.1882
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1784 Wien, Freitag, 29. Decrmber, Abends. (Tel. d. Boh.) Die Nachricht der „Kölnischen Zeitung", daß Oesterreich und Italien, durch die Erfahrungen der jüngsten Zeit veranlaßt, einen neuen Zusatz über die Auslieferung politischer Verbrecher zu dem bestehenden AuSlieferuogSvertrage vereinbart haben, wird alS grundlos bezeichnet. Zwischen Wien und Nom seien in letzter Zeit keinerlei Verhandlungen dieser Art gepflogen worden. Paris, Freitag, LV. Decrmber, AbrndS. (W. T. B.) Der Senat genehmigte heute das Budget in der Fassung, in welcher dasselbe von der Dr- putirtevkammer an den Senat zurückgrlangt war. Im Senat wie in der Kammer gelangte darauf ein Decret deS Präsidenten Gr^vy znr Verlesung, welches den Schluß der Session ausspricht. Paris, Sonnabend,3V.Decrmber,Vormittags. (Ter. d. DreSdn. Journ.) Die „N^pudlique fran^aise" theilt mit, daß die Untersuchung vou Gambetta'S Zustand gestern Abend um 4 Uhr eine Ausbreitung der Entzündung nach der Haut hin ergab. Der Zustand der tiefer gelegenen Theile sei noch immer derselbe. Die Complication bewirkte eine leichte Verschlimmerung deS FieberzustandeS. (Bgl. unsere Parker Korrespondenz unter „TageSgeschichle".) Paris, Sonnabend, 3V. Decrmber Mittags. (Tel. v. DreLdn. Journ.) Gambetta hatte eine »iemlich unruhige Nacht; sein Allgemeinbefinden ist heute nicht beunruhigender, al- gestern. Nom, Freitag, 39. Decrmber, AbrndS. (W. T. B.) Der Srnat nahm in srinrr heutigrn Sitz ung mit 105 gegen 5 Stimmen den Gesetzentwurf über den ParlamevtSeld an und vertagte sich so dann biS zum 18. Januar. London, Freitag, 29. Drcember, AbendS. (W. T. B.) Die amtliche „London Gazette" mel det die Ernennung deS LordS Napier of Magdala zum Keldmarschall. New-Aork, Sonnabend, 30. Decrmber, Vor mittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Mayor von New-Aork verweigerte die Erlaubniß, Pas- fionSspirle in New Dort abzuhalten. Drr ehrmaligt Nrdactrur drr „Frrihrit", Most, hielt in Chicago eine Nede, in welcher er zur Er mordung der Wohlhabenden, zur Plünderung der Banken und Magazine auffordrrte. Dresden, 30. Drcember. Die Banditennatur der italienischen Demokratie hat sich aus Anlaß der Nachricht von der in Triest erfolgten Hinrichtung Wilhelm Oberdank'S in recht deutlich sichtbarer Weise zu erkennen gegeben. Die Demonstrationen für Oberdank zeigen, wie dem italienischen Volke auch nur bei einer geringen Er regung sofort jede nationale Würde abhanden kommt. Der Telegraph hat unS hierüber mancherlei verschwiegen. Alle Telegramme über den Eindruck, welchen die Hin- richiung Oberdank'S in den verschiedenen Städten Italiens machte, wurden in Rom inhibirt. Die Zeitungen melden aber, daß tue Ruhestörungen in Turin durch Truppen unterdrückt wurden, welche daS österreichische Lonsulat beschützen mußten. Verschiedene Verhaftungen wurden vorgenommen. In Neapel demonstrirten die Studenten auf dem Danteplatz. Ver gebens wurde die Auslösung des Auslaufs verlangt, biS die Truppen einfchritten und 16 Verhaftungen Vornahmen. DaS Journal der Irredentisten, „Pro Patria", wurde wegen eines Artikels von Jmbriani confiScirt. Die 3 Kriegervereine in Rom demonstrirten gltichfallS. In Mailand mußten 3 Mal Volksauf- läufe durch Truppen zerstreut werden. DaS Wappen deS österreichischen ConsulatS wurde angeblich herunter gerissen. An den Mauern deS königl. Schlosse- fand man Pamphlete angeklebt. In Bologna veröffentlichte der Universität-Professor Giosua Earducci, einer der beliebtesten italienischen Dichter der Jetztzeit, zwei Brandbriefe gegen Oesterreich an die italienische Ju gend. D e EriSpi'sche „Riforma", welche stets irre- dcntische Principien verfochten hat, commentirt die Hin richtung Oberdank'S folgendermaßen: „Die tiefe Trauer darüber wird sich nicht bloS auf Italien begrenzen. Dieser Justizact involvirt von Seiten Oesterreichs ganz ent schieden einen politischen Fehler; denn der Tod Ober- dauk'S wird die Jrredenta höchsten- noch mehr auf reizen. Die Betrübnlß aller Italiener ist zu groß, als daß man sie unS zum Vorwurf machen könnte, selbst dann nicht, wenn sie sich m den violentesten AuS- sie ihm die Hand und führte ihn in ihr Zimmer. Auch hier standen alle Fenster weit offen; blau lag der Golf mit feinen im Abendschimmer rosig leuch tenden fernen Jnfeln vor den Eintretenden. „Wir sind ganz allein", sagte Harriet mit mühsamem Athemholen, indem sie sich auf einen Rohrsessel am Fenster schwankend niederlieb und mit einer bittenden Handbewegung ihrem Besucher seinen Platz ihr gegen über anwieS; „lassen Sie mich versuchen, Ihnen zu sagen, wie mir umS Herz ist..." Und dann fuhr sie nieder blickend fort, ehe Henry sein beklommene-Schweigen bre chen konnte: „Wundern Sie sich nicht,theurer Freund, daß Sie mich scheinbar gefaßt, wenn auch noch unfähig finden, die Eigenthümlichkeit unferrr Lage, ihrer ganzen Bedeutung nach zu überblicken. Als ich gestern mich plötzlich, fast ehe ich noch wußte, daß mein Leben in Gefahr war, von einem beherzten Manne dem Tode entreißen sah, durchzuckte mich's, al- sei ein lange von mir Beweinter zu dieser Hilfeleistung aus dem Grabe erstanden. Merne Sinne schwanden, ehe ich über diese Vision in- Klare kam, und als ich nach House zurück gekehrt, mir dieselbe eben zurückrufen wollte, begann jenes schreckliche Glockengetvse, das die vollzogene Hin richtung der armen Luigia verkündigte. Ihr Kind, die Waise, weinte in meinem Schooß. Ich war wie zer schlagen; denn ich hatte doch immer noch fest an die Begnadigung Luigia'S geglaubt, und hätte ich nicht längst die traurige Kunst erlernt, meine Thränen zu rück zu halten, ich hätte mir die Augen auSweinen mögen. Aber e- ist nicht gut, seiner Natur Gewalt »nthun zu müssen. Al- Ihr Bries kam, als die wohl bekannten Schriftzüge mir die Gewißheit brachten, daß Sie lebten, und al- ich dann weiter — schon müh- drücken Lust macht. Wir beschwören die italienische Presse, bei dieser Gelegenheit lieber die Tugend de» Schweigen- zu üben und wohl zu überlegen, ob e« nicht auch Italiener giebt, die diesen Tod mit auf dem Gewissen haben." So die „R'forma", die gleichzeitig eine die-bezügliche Interpellation des Professor- Borio ankündigt. Diese Betrachtungen vorauSgelchickt, wird man sehr leicht die Vorgänge verstehen, die sich in Rom, Mailand und Turin zugetragen haben. Am 23 d. gegen H8 erschien in Mailand auf dem Dom platze ein Rotte von Gassenjungen, die sich unter Vor tragung einer blutrothen Fahne nach der Galerie Vittorio Emanuele begab. Hier warf sich ihr ein Polizeidelegat mit einer Brigade Questurini entgegen; allein man empfing ihn mit dem Rufe Ober- ckanlc, ubbusso l'^ustriu, inorte azli stupitti crouti!" Infolge dessen gab die Polizei, die eme auße> ordentliche Energie an den Tag legte, da- Nothsignal, daS sofort daS Anrücken von Truppen veranlaßte. ES kam zu einem kurzen Handgemenge und zu vielen Verhaftungen. Gegen 10 Uhr wurde der Ruf „Lvvivu Oberttunk!" von Neuem laut, und eS erschienen zahlreiche Gendar- menepatrouillen, welche das Volk mit gefälltem Ba- yonnet auSeinandertriebeu. Dazu bemerkt die „Perse- veranza", daß die ganze Demonstration schon am Morgen vorbereitet gewesen. Wahr ist, daß an allen Ecken ein Placat prangte mit der Inschrift: „Venäi- cats Oberüuuic!" (Rächt Oberdank!) Aehnllche und noch schlimmere Tumulte Haven sich in Rom und Türm abgespielt. In Rom hatte et der Pöbel auf einen Skandal vor der österreichischen Gesandtschaft abgesehen, allein der Quästor verstand eS, sie durch Militär vom PalaiS Venezia fern zu halten. Auch in Rom mußten zahlreiche Verhaftungen vor genommen werden. Wie verlautet, sind m Palermo und Neapel ebenfalls schwere Unruhen vorgesallen, aber die Presse scheint eS vorzuziehen, sie vorerst todtzuschweigen. Wie dem auch sei, die Aufregung, die der Tod Oberdank'S iu Italien hervorgerufen, läßt sich nicht beschreiben. Viele Familien haben ihm zu Ehren Trauer angelegt, und man denkt bereits daran, sein Andenken auf plastischem Wege zu verewigen. Von der Unverschämtheit, mit der die radicale Presse daS Hau- Habsburg angreift, kann man sich kaum einen Begriff machen. Selbst Regierungsorgane, wie die Tajani'iche „La Stampa" erheben gegen Otster- reich die bittersten Vorwürfe. Kurz, der Name Ober dank ist auf allen Lippen. ES foll nicht verschwiegen werden, daß einzelne vernünftige Stimmen sich gegen diesen Wahn, der die italienische Presse erfaßt hat, erheben. Namentlich die „Opinione" betont die Nothwendigkeit, dem irreden- tistischen Treiben ein Ende zu machen; allein ruhige Beobachter fürchten, daß alle Bemühungen m dieser Beziehung vergeblich sein werden und daß neue irre- dentistische Bubenstreiche zu befürchten stehen. „Das Wort Vendetta", schreibt man dem „Hamburgischen Eorrespondenten" aus Rom, „daS diesmal hier als Weihnachtsevangelium gilt, ist auf den Lippen der Italiener kein leerer Wahn. Man sei also drüben m Wien auf der Hut. Denn jene Mordcamarrlla, die den Arm Oberdank'S bewaffnete, wird jetzt erst recht auf eine Wiederholung sinnen und sicherlich ihre Re vanche planen." Es kann nicht unbeachtet bleiben, daß die franzö sische Presse von dem gegen Oesterreich gerichteten irredentistischen Demonstrationen mit Wohlbehagen Notiz nimmt. Das „Journal des Debats" zieht aus denselben den Schluß, daß in dem Falle Ober dank die nationalen Empfindungen den diplomatischen Combinationen entgegenwuken, und sagt: „Während der letzten Jahre haben die Mehrzahl der die aus wärtigen Angelegenheiten des Quirinals leitenden Mi nister, sowie die autorisirten Organe der italünischen Presse jeden Anlaß benutzt, um durch künstliche Mittel Mißtrauen zwischen den beiden lateinischen Raren zu erwtcken und sie haben keine Gelegenheit vorübcrgehen lassen, um die Wohlthaten der österreichisch - deutschen Allianz zu verherrlichen. Die Erfahrung hat bewiesen, wie schwer eS iür zwei Regierungen ist, Ereignisse, welche in die Tafeln der Geschichte eingegraben sind, aus der gemeinsamen Erinnerung zu verlöschen. Man cher seit der Reise deS Königs Humbert nach Wien elngelretene Zwischenfall hat bewiesen, daß die StaatS- raison nicht ohne Mühe über gewisse persönliche Er innerungen siegt, und die au» Anlaß der Hinrichtung Oberdank'S von e>nem Ende der italienischen Halbinsel zum andern erfolgten Kundgebungen zeigen, daß die nationalen Gefühle eure eigenthümllche Lebenskraft be sitzen, sowie daß die Völker mindestens ein ebenso famer — entzifferte, warum dieses lange Trauerjahr mir nicht erspart hatte werden können..." ihre Stimme wollte versagen und Henry bedeckte feine Augen mit den Händen, „ja, da fehlte mir die Kraft," fuhr sie stockend fort, „so zum Jubeln, wie zum Verzweifeln — obschon für Eins, wie da- Andere Grund genug war — und diese Starre ist noch nicht von mir gewichen." „O über unS Männer!" stöhnte Henry, „o über unS vermessene Spieler um daS Trugbild Erdenglück! o über unS vermeintlich so Starke, die wir die Schwäche selbst sind! Nein, Harriet, Du kannst mir nicht verzeihen, ich fühl' eS. Schicke mich fort. Du wirst über den Pflichten, die Dein Barmherzigkeit- sinn Drr geschaffen hat, mich vergessen, und ich, ich werde ..." Er hielt inne. — Und Du wirst . . .?" fragte sie. Beide schwiegen. Wie der Schmerz in ihm raste, verrieth jeder Zug seines Gesichts. „Henry," begann sie nach einem langen prüfenden Blick aufs Neue, „Du siehst nicht in mein Herz, und ich darf Dir nicht zürnen, daß Du eS nicht zu thun vermagst. Die rasch ist diese Wendung über Dich gekommen! Soll ich Dir nicht nachempfinden kön nen, wie zerrissen eS in Deinem Innern aussehen muß? Ich habe nicht da- Recht, mich über Dich zu erheben. Es sind keine Versuchungen an mich heran getreten. Die erste nuldete sich in dem Augenblicke, als ich Deinen Brief la» und als sich mein Herz mit dem Tugenddünkel de» Pharisäer» von Dir abwenden wollte. Dieser Versuchung habe ich widerstanden, aber sie wa- nicht groß Eine innere Stimme sagte mir, daß ich Dir noch immer gehörte, gute- Gedächtniß besitzen, wie die Souveräne."— In ähnlicher Weife benutzen andere französische Blätter den Fall Oberdank, um den Italienern den Gedanken einer herzlichen Annäherung an Frankreich nohezulegen. Besonder» der „TempS" arbeitet in dieser Richtung mit Dampfkraft und führt den Gedanken au«, daß eme Allianz Italien- mit Frankreich doch daS Natürlichste wäre. Man verfolgt m Frankreich den sehr sichtbaren Zweck, Italien dem deutschen Reiche und Oesterreich zu entfremden: ein Bemühen, welches erfolglos bl-iben dürste, da nicht onzunehmen ist, daß sich die italieni'chen Minister durch Pöbeldemonstrationen beeinflussen lassen werden. Vielmehr soll, wie die „Perseveranza" erfahren haben will, der italienische Botschafter in Wien, Graf Robilant, bereits Gelegenheit genommen Haven, daS Bedauern seiner Regierung aus Anlaß der wegen der Hinrichtung Oberdank'S vorgekommenen Demonstrationen au»zudrücken. Es spr cht dafür, welche Bedeutung man den be züglichen Vorgängen in Italien beilegt, daß durch eine Kundgebung der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" in nicht mißzuverstehender Weise zu er kennen gegeben wird, wie die deutsche Regierung mit ihrem ganzen Einflüsse hinter dem österreichischen Bundesgenossen steht. „Die Hinrichtung deS Triester Bombeuatlen-äters Oberdank", schreibt das Blatt, „wird von einem Theile der nalienisch.'n Presse und den ihrem Einflüsse zugänglichen Schichten der Be völkerung zum Ausgangspunkte von Agitationen ge nommen, gegen deren moralische Berechtigung jeder ehrliche Mensch den entjchiedendsten Widerspruch ein legen muß. Es läßt sich zur Noth begreifen, wenn fanatischer Uebereifer, ungezügelte Leidenschaft für eine gu»e, oder auch nur verm-intlich gute, Sache Alles aufs Spiel setzt. Persönliche Selbstaufopferung hat immer etwa« Heroisches an sich, dem das Urtheil der öffentlichen Meinung Rechnung trägt In der Afsaire Oberdank aber kommen derartige Gesichtspunkte gänz lich in Wegfall. Wir sehen ein Individuum, bar aller Empfindung der Ehre, Männlichkeit, Religion, Moral, die Hand zum feigen Meuchelmorde heben, zum doppelt feigen, weil das m Anwendung zu bringende Mordwerkzeug dem Verbrecher den Weg, seine eigene Haut in Sicherheit zu bringen, offen ließ, und wir forschen m der ganzen Proceßverhandlung umsonst nach einem versöhnenden Zuge. Und gleich wohl finden sich jenseits der Alpen Leute, welche diesen jämmerlichen Feigling, der an moralischer Verkommen heit seines Gleichen sucht, als polnischen Märtyrer auf den Schild heben, feine Handlungsw ise glorificiren und der Heranwachsenden Generation als «achahmungs- würdigeS Muster anpreisen mögen! Ein Dichter und Umversitätsprofessor treibt den Mißbrauch seiner Autorität als Lehrer der akademischen Jugend so wett, daß er sich zu schwunghafter Verherrlichung deS ge meinen Meuchelmordes herbeiläßt und für Oberdank einen Platz in dem Pantheon italienischer National helden beansprucht! Es liegt unS durchaus fern, an die von den Irredentisten betriebene Fructlficirung der Execution Oberdank'S Betrachtungen oder Schluß folgerungen politischer Art zu lnüpsen; allein, auch wenn man nur das rein menschliche Gefühl berück sichtigt, wird man sich doch der Frage nicht erwehren können, ob das Amt der Unwersilätrprofessur dazu da ist, seinem Inhaber Immunität zu sichern, wenn er vom Katheder herab die Corruption aller Rechts-, Ehr- und Sittlichkeitsbegriffe docirt. Hoffen wir und mit uns alle wahrhaften Freunde Italiens und seines Volke-, daß der ernüchternde Rückschlag gegen den widerwärtigen Cultus, den die „Vorgeschrittenen" jen seits der Alpen mit den Manen eines frevlerischen Feiglings treiben, nicht mehr lange auf sich warten lassen möge." Laycsgclchichte Dresden, 30.December. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 20. Stück des Jabres 1882 hier nngetrofstn. Dasselbe enthält lediglich Nr. 1482) Bekanntmachung vom 23. December d. I., betreffent eine Abänderung de» Verzeichnisses der gewerblichen Anlagen, welche einer besondern Genehmigung bedürfen. * Berlin, 29. December. Zu den Zwecken, welche die Reife Sr. königl. Hoheit d°S Prinzen Friedrich Karl nach Aegypten und einem Theile der ostafrlkanischen Küste verfolgt, gehört, wie die „Nat.- Ztg." vernimmt, auch die Sammlung von Material für Pläne deutscher Colonisation. — Die „Nordd. Allg. Ztg." dementirt heute Abend in scharfer Weise die von mehreren Zeitungen gebrachte Nachrichi, daß Graf Herbert BiSmarck in jüngster Zeit ein Schreiben deS wenn auch Du vielleicht nie ganz wieder Deiner Harriet..." ..Theure, Unerschütt-rliche!" rief Henry, indem er, von seinen Empfindungen überwältigt, zu ihren Füßen sank. „Geduld, mein Freund," wehrte Harriet fein Un gestüm mit sanftem Widerstande ob, „wie Vieles haben wir Beide in uns noch zu verarbeiten, ehe wir wirk lich wissen, was wir einander noch sein können. Lassen wir's für heute genug sein. Ich möchte von uns nicht klein denken. Meine Trauerkleider werde ich ablegen und zwar mit heißem Dank an den Lenker unserer Schicksale. Aber die Passionsblume in mir muß zum Verblühen ihre Zeit haben. Leb' wohl, theurer, wiedererstandener Freund! Ueber'S Jahr, will's Gott, wenn meine Locken wieder gewachsen sind, seh' ich Dich in der Heimath wieder." Sie war nicht umzustlmmen, und Alles, was der ganz und voll ihr Wiedergewonnene zu Gunsten einer Abkürzung dieser langen Prüfnngszeit an Gründen vorbrachte, vermochte nichts gegen daS Gefühl, das ihr jene Stundung auferlegte und daS er selbst zuletzt als berechtigt gelten lassen mußte. Bewegter noch als er gekommen war, nahm er Abschied. Eine jener tiefen Empfindungen, die nicht täuschen, sagte ihm, daß er ihr und sie ihm schon jetzt fürs Leben verbunden fei. Aber in ihr — sie fühlte es — war noch nicht Alle-, wie eS fein sollte, hatte noch soeben mit Grau samkeit ein Rest jene- ihr anerzogenen Bedürfnisses der Selbstpeinigung die Herrschaft behauptet, jene» ihrem Blut eingeimpf en fremden Ei-tropfenS, gegen den sie so oft schon, wenn auch vergeblich, in- Feld Reichskanzler- dem Grafen Kaknoky in Wen überbrücht habe. Da- genannte Blatt schreibt: Wir sind ermächtigt, alle Erzählungen über einen in den letzten Wochen stattgehabken Briefwechsel zwischen Fürst BiSmarck und Graf Kalnoky für unwahr zu erklären, und wir können hinzufügen, daß in unserer auswäitt- gen Politik Nicht- vorliegt oder Vorgelegen hat, wa- auf den Gedanken eines derartigen Briefwechsels hätte bringen können. Wenn aber ein Bedürsniß der Art eintritt, so wird man immer keinen Anlaß haben, einen diplomatischen Beamten al- Courier zu benutzen, resp. wichtige politische Geschäfte ohne M twirkung des accrr- ditirten Botschafter« oder neben demselben zu beireiben. Die ganze Fabel rührt von Leuten her, die, wie der Berliner sagt, „da- Geschäft nicht kennen". — Wie der „Boss.Ztg." ein Pr'vattelegramm auS Fulda mel det, habe der preußische Episkopat beschlossen, eine Immediateingabe an den König zu richten, in wel cher um die Zurückberufung der abgesetzten Bischöfe gebeten werden soll. Stuttgart, 29. December (Tel.) Der Landtag ist auf den 9. Januar ein berufen worden. Schwerin, 28. December. DaS neueste, von gestern Abend datirte Bulletin über den Zustand Sr. tönigl. Hoheit deS Erbgroßherzogs lautet, wie man der „Post" schreibt, wenig erfreulich. In der Nacht vom Dienstag aus Mittwoch fand Se königl. Höhnt erst gegen Morgen Schlaf. DaS Fieber erreichte eine größere Höhe, als in den letzten beiden Wochen, fiel aber schon um Mittag bis zur normalen Höhe der Körpertemperatur zurück, indem sich auch in den übrigen Symptomen ein merklicher Nachlaß zeigte. —5. Wien, 29. December. Die Verhandlungen der Donauconferenz in London dürsten binnen Kurzem eröffnet werden. Ueber die Zulassung Rumäniens zur Theilnahme an den Constrenzverhandlungen ist zwar der Meinungsaustausch zwischen den Großmächttn noch in der Schwebe, doch kann dieselbe heule schon als principieü beschlossen betrachtet werden, nachdem fast sämmtliche Mächte sich bereits zu Gunsten de» rumänischen Ansuchens ausgesprochen haben. — Die zur Vorderathung des neuen GewerbegefetzeS vom Herrenhause eingesetzte Commission hat gestern ihre merttorifche Thäligkett eröffnet und die Generaldebatte über den erwähnten Gesetzentwurf zum Abschlusse ge bracht. An den Verhandlungen betheiligte sich auch das der liberalen Partei angehörende CommissionL- Mitzlied Baron Engerth: ein Beweis, daß die ge nannte Partei nicht daran denkt, einen parlamentarischen Strike in Scene zu setzen, wie ihr von einzelnen Blättern imputirt worden war. BloS von den Ver handlungen der Schulgejetzcommission halten sich die liberalen Mitglieder fern, weil ihre Parteigenossen an der Neuwahl dieser Commission, nachdem die Schulgesetznovelle bereits ordnungsmäßig durchberath-n erscheint, nicht theilgenommen hatten und daS Vor- gehen der conservativen Majorität deS Herrenhauses in dieser Angelegenheit für geschäftsordnung-widrig halten. — Der HandelSminister Frhr. v. Pino ist mit einer hohen OrbenSauSzeichnung bedacht worden. Er erhielt nämlich in Anerkennung seiner ausgezeich neten Dienste den Orden der eisernen Krone I. Klasse. Man dürfte nicht fehlgehen, wenn man diese Au«- zeichnunz mit der Durchführung der Eisenbahnver- staatlichung und der Einführung der Postsparkassen, um welche beiden Institutionen sich Baron Pino große Verdienste erworben hat, in Zusammenhang bringt. Prag, 29. December. (Reichend. Ztg.) DaS Unterrichtsministerium lehnte die Eingabe des Prager Siadtrathes um Uebernahme der Klein seltener Communalmittelschule in die Staats verwaltung mit der Motivirung ab, es seren bereits so viele ttchechische Mittelschulen in die Staatsver waltung übernommen worden, doß für eine weitere Uebernahme derartiger Anstalten dre finanziellen Mittel nicht vorhanden sind. Dieser Bescheid deS Unter- richtsminlsters provocirte im Stadtrathe eine sehr er regte Debatte. ES wurde darauf hingewiesen, wie viel die Stadt für Schulzwecke verwende. Schließlich wurde eine Specralcommission eingesetzt zur Berathung einer neuerlichen wohlmotivirten Eingabe an das Unterrichtsministerium. — Die Agitation für die Einführung deS tschechischen CommandoS bei dem bewaffneten Bürgercorps wird selbst mit terroristischen Mitteln fortgesetzt; deutsche Mitglieder, welche die be züglichen Petitionen und Anträge nicht unterschreiben wollen, werden sörmlich in Acht und Bann gelegt. Heftigst anqefeindet, namentlich selten der Jungtschechen, wird der Commandant des Grenadiercorps Or. Ritter gezogen war. Auch jetzt, während sie den Geliebten noch langsam treppab gehen hörte, lag eS wie Fesseln um ihre Füße. Sie wollte ihn zurückrufen — drr Ton erstarb ihr auf der Lippe. Da plötzlich meinte sie, den Wagen ihrer Großmutter zurückkehren zu hören. In diesem Augenblick endlich siegte ihre hin gebende Natur. Sie rch die Thüre wieder auf, stieß Hemy's Namen mit herzhaftem Ton au« der froh ausathmenden Brust, und als der Beglückte, fernen Sinnen kaum trauend, treppan stürmte und, oben an gelangt, sie leidenichaftttch in seine Arme schloß, da stammelte sie: „Vergied auch Du mir; es war ein letzter Rückfall! Nimm mich hin!" (Ende.) Heimath der Kulturpflanzen und Hausthiere. (Schluß zu Nr. S0S.) Der Weinstock hat, allem Anschein nach, seine Ur- heimath an dem Südrand deS kaSpischen Meere-, wo noch heute armdicke Reben wild wachsen und der Wein bau noch ganz in der primitiven Weise betrieben wird, die wir au» dem Alterthum kennen. Noch heute wird dort der Weinsaft in Amphoren gethan, die mit Pech oder Kalk geschlossen und dann in die Erde gegraben werden. Wahrscheinlich wird den Semiten, die in der Nähe der Urheimath de» Weinstock» ihren Ursitz hat ten, der „zweifelhafte Ruhm" geschuldet, den Frucht- saft der Weinbeere aus „der GährungSstufe festgehalten zu haben, wo er ein aufregende» oder betäubende» Getränk abgiebt." Mit drr Ausbreitung diest» Stam me» nach Westen hat auch die Weincultur weitere Au»dehnung gewonnen; au» Syrien ist er nach Klein»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)