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Xdouaemeotuprelir l« »L,,» L«»t,ek»- L«i-L«: iLbrlietl! .... 18 blurlc. Abriicli: 4 blurk 50 kf. Liu»«tus I^uwworo: 10 kk. 4ll»„rk»ld üe« üeutocbeo keiebo» tritt?ost- uoü Ltowpelouicb!»^ biuru. luovrateoproloer kür ä«o kaum «iuor xeüp»It«ii«n kvtitrsils 20 ks. Outor „Lin^»,>toät" äis Lsil« 50 ?s. 8«i UbsUen- uuä 2itksrL«Ltr SO ^ussotü»^. Li-,ekeln<>o: mit ^uinubms Usr 8onu- uvä I'eisrtLb» Xbeuct» kür 6su fol^euäeu Mittwoch, den At. Deccmber. 1882. dnsdntrAonrnal. Io8vr»t«ui»ullakiu« »»««tiirtgr I.«ix»ig: n. LranÄrtetter, OowwiiuuollLr üe, l>re»clo«r )ouru»Is; L»wdur, U«rN» - Vioo - L»»»l Lr„1»u-?r»»Ilturt ». » : I/aa«enste,n et ^vA/er, LorUll -VwoH.mkui-x- ?r»U-l.»jp»i8 xr»ukkort ». L. Hüllcd«»: )/««</. ^t/vE,' Le-rUllt /»iva/itie»ltant, Lromou: Lc/livtt«,' vr««l«u: T, ÄanAen » Lurrau <Hit Urbat/l); ^r»olrlart » Ll : T? ^akAer^sebe Luolibuaüluo^; üörM»: t). .Vatter; N»nuov«r: 0. §ct»äe»!«r, k»r1, S»rU»-^-»Liikurt » H.- LluUxart: Dauben Oo.,' N»wdurg t ^et. Lteiaer. Verantwortliche Redactwn: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. NorLU8x«dvrr Lüuiol. Lrpeäitiou äs» Orssäoer )ouruul», Drssäso, Lviugerstrus»« Ao. 20. Amtlicher Mil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem im HauptstaatSarchw angestellten Staat»- archivar vr. )ur. Ernst August Theodor Distel da» Dienstprädicai „Archivrath* unter Anweisung de» Range» in der IV. Klasse der Hofrangordnung, zu verleihen. Se. Majestät der König haben den Posamentirern Gustav Anton Ludwig und Otto Hermann Ludwig allhier da» Prädikat „Königliche Hoflieferanten* Aller- gnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben dem Bandagisten und Mechaniker Johann Carl Friedrich Oeltzsch all- hier da» Prädikat „Königlicher Hoflieferant* Aller- guädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben dem Kaufmann Paul Werner, Inhaber einer Putz-, Mode- und Weißwaarenhandlung in Chemnitz da» Prädikat „Königlicher Hoflieferant* Allergnädigst zu verleihen geruht. nichtamtlicher Theil. Ueb-rsicht: Telegraphische Nachrichten. Zeitungtschau. (Journal de St. PeterSbourg. Neue Zeit.) Tagesgeschichte. (Berlin. Wien. Pari». Rom. Lissa bon. London. St. Petersburg. Belgrad. Kairo.) Eingesandtes. Keuilletou. Tage»kaleuder. Inserate. Erste Beilage. Ernennungen, Versetzungen rc. »m öffevtl. Dienste BetriebSergebniffe der kövigl. Staatteisenbahuen. (Kohlentransport.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Wurzen. Chemnitz. Zwickau. OelSnitz. Plauen i.V Stauchitz.) Vermischtet. Zweite Beilage. Börsrnnachrichten. Telegraphische Nachrichten. Paris, Montag, 18. Drcember, Abends. (W. T. B.) Heute Nachmittag fand in der Patronen- fabrik des Korts Mont-Valerien eine Explosion Statt, bei welcher, wie et heißt, einige 30 Ar beiter schwer verwundet wurden. Ueber die Ur sache der Explosion verlautet noch nichts. Rom, Montag, 18. Decrmber, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirten- kammer kündigte Massari eine Interpellation an über die Politik der Regierung in der ägyptischen Krage und über den Schutz der italienischen Unter- thanrn i« Ausland». Crispi brachte eine Inter pellation über die internationale Politik der Re gierung ein. Der Minister des Auswärtigen er klärte, er «erde dir Interpellationen ausführlich beantworten, sobald die Kammer von dem Grün- buche Kenntniß genommen haben werde. Hierauf wurde die Berathung deS Gesetzentwurfs, betreffend die Verweigerung deS ParlamrntSeideS, begonnen. Konstantinopel, Montag, 18. Decrmber, AbendS. (W T. B.) Dir Pforte hat vorgestern eine Note erlassen, in welcher sie dir Aufmerksam- keit drr Botschafter auf dir wenig correcte Hal tung und nahezu durchweg übelwollenden Corre- spondruzen drr Ttltgraphtnagrnturen und Jour- ualeorrrspoadrutru lrvkt. In dirsrr Rotr heißt eS: Feuilleton. Redigin von Ltto Bauet. Refidrnzthratrr. Am 18. Deeember fand die letzte Gastspielvorstellung deSMeiningenschenHoftheaterS bei auSverkausiem Hause und unter sehr warmer Be theiligung de» Publicum» Statt. DaS schon früher hier von dieser Gesellschaft gegebene Shakespeare'sche Lustspiel „Was Ihr wollt*, oder „Der heilige DrelkönigSabend* mit d-r sehr passenden, oft fein und echt lyrisch gehaltenen Musik von Tausch bildete den heüern Schluß dieser im Ganzen der Tragödie vorherrschend zugewendeien Darstellungen. Ein viel facher Hervorruf veranlaßte den verdienstvollen Leiter der Bühne, Hrn. Jntendanzrath Cronegk zur Aus sprache seine» Dankgefühls und zur Versicherung, mit Genugthuung an eine Wiederholung de» Gastspiel» in künftiger Zeit zu denken. Ist auch durch die gegenwärtige und wie ich höre zum Theil al» interimistisch zu betrachtende Besetzung einiger Hauptrollen von „WaS Ihr wollt* die Vor stellung nicht mit der früheren auf gleiche Höhe zu stellen, so machte sich im Großen und Ganzen doch wieder höchst erquicklich der alte natürlich lebendige Geist, der gesunde, derbe Grundhumor der schauspiele rischen Leistung, sowie der vorzüglichen Jnscenirung geltend. Frl. Bartoschek sang in der Viola da» Lied allerliebst und sprach ebenso frisch und zwanglo» alle dem ConversationSton angehörige Stellen. Sie wird daher in jenem Genre eine sehr ersprießliche Thätigkeit finden, welcher den Hauch poetischer Schwär merei und Vornehmheit, der für diese Rolle vöthig Die Pforte wolle die freie Ausübung de» Berufe» der Ausländer nicht behindern; dieselbe dürfe jedoch die Grenzen de» Gesetze» der Vernunft und der Billig keit nicht überschreiten, welche von der Mehrzahl der Correspondenten unbeachtet blieben, deren in feind seligem Sinne abgefaßte Publicationen die Thatsachen im AuSlande entstellten und, in die Türkei zurück- gelangt, einen mißlichen Eindruck hervorbrächten. Um dieser Lage abzuhelfen, angesichts welcher keine auf Würde und Pflichten haltende Regierung gleichgiltig bleiben könne, würden die Journalcorrespondenlen in dem im Ministerium de» Auswärtigen eingesetzten Specialpreßbureau sich vormerken lassen müssen, um daselbst Nachrichten entgegenzunehmen und ihre eigenen Beurtheilungen und Meldungen nach Maßgabe der Möglichkeit der Veröffentlichung zu berichtigen. Ein jeder Correspondent, der ungeachtet dieser Erläuterungen fortgesetzt unrichtige oder entstellte Nachrichten verbrei ten sollte, würde zuerst eine Verwarnung erhalten mit der Ausforderung, wieder auf den Weg der Wahrheit und Mäßigung zurückzukehren. Im Wiederholungs fälle solle sein Name in der Türkei und im AuSlande bekannt gemacht werden, und bei einer abermaligen Wiederholung würde die kaiserliche Behörde zur Aus weisung deS betreffenden Correspondenten schreiten. Die Psorte bittet die Botschafter, diese Maßnahmen den respectiven Correspondenten bekannt zu geben und dieselben ein für alle Mal auszufordern, sich von dem vernünstigen Wege, den jeder kluge und gewissenhafte Publicist einschlagen solle, nicht zu entfernen. Der Sultan hob daS Verbot der Zulassung einiger französischer Journale in der Türkei auf. DaS Amtsblatt veröffentlicht 12 Concesfionen für den Bergbaubetrieb und andere öffentliche Unternehmungen. Der gegenwärtig in Konstantinopel weilende bulgarische Minister des Aeußern Lulkovich hat die Mission, die Anerkennung deS bulgarischen Ritterordens feiten der Pforte und die Verleihung eines türkischen Ordens für den Fürsten von Bul garien zu erlangen. Kairo, Montag, 18. Decrmber, AbendS. (W. T. B.) Zur Vervollständigung deS Entwurfes über die Organisation der Polizei und Gendarmerie tritt in den nächsten Tagen eine auS dem KriegS- minister, dem Minister deS Innern, Sala Pascha und Colvin bestehende Commission zusammen. Dresden, 19. Decrmber. Die russische Presse beschäftigt sich vielfach mit dem bevorstehenden Jubiläum der 300jährigen Zugehörigkeit Sibirien» zu Rußland: ein Fest, welches wohl auch auf das Interesse Jener zählen kann, welche in der angenehmen Lage sind, fern von seinem Schauplatze weilen zu dürfen. Die russischen Blätter nehmen zumeist mit Rücksicht auf daS in Rede stehende Jubiläum Veranlassung, die Lage Sibiriens zu erörtern, und sieht sich insbesondere da» „Jour nal de St. PöterSbourg* gedrungen, anläßlich einer Reise deS Chefs der Gefängnihverwaltung, deS Geh. RatHS Galkin Wraßki, nach der DeportationS- insel Sachalin, die Hoffnung auSzusprechen, daß diese Reise, wählend welcher dieser hohe Beamte alle Straf stätten für Zwangsarbeiter, gegen 30 verschiedene Ge fängnisse und 70 Etoppenpunkte besichtigt hat, für da» Gefängnißwesen von segensreichem Einfluß sein werde. DaS ganze Land Sibirien aber knüpfl große Er wartungen an den Umstand, daß der Chef der Gefängnihverwaltung sich mit den allgemeinen Fragen sibirischen Lebens und mit den ört lichen Bedürfnissen in ausreichender Weise bekannt ist, entbehren kann. Hr. Görner, besonders für Na turburschen bestens begabt, bleibt dem Bleichenwang jene» altenglische realistische Junkerthum schuldig, da» sonst in der Darstellung dieser Partie durch Hrn. Cronegk so geschickt festgehalten wurde. Bleichenwang muß vermöge seiner Einfalt sagen dürfen: „Man soll im Vorsaal ruhig bleiben — ich muß jetzt meinen Namen unterschreiben* aber er muß auch behaupten können, daß er und sein Geschlecht im Oberhause einen Sitz hat, sobald ein Oberhaus existirt. Die Herren Hassel, Pückert, Stollet, Teller wirkten al» Tobias, Malvolio, Fabio und Narr mit glücklichem Bestreben und Hr.Nesper gab als Orsino ein sehr stimmungsvolles, gehaltreiches Charakterbild. Olivia wurde von Frl. Christien gegeben. O. B. Montag, den 18. December, sand im Börsensaale von Seiten de» königl. ConservatoriumS sür Musik die erste Chorsoirse Statt, welche Ihre Majestäten der König und die Königin, sowie Ihre königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Georg nebst Ihrer königl. Hoheit der Pr'nzessin Mathilde mit Ihrer Gegenwart beehrten. Die in ihrer Gesammtheit durch Präciston, Reinheit, sichere Haltung, feine Nüancirung, Wohlklang und Geschmack de» Vortrag» vortrefflichen Produktionen bewährten w'kder die ausgezeichnete und musikalisch durchbildende Unterrichtsmethode ihre» Di rigenten, de» Hrn. Kapellmeister» Or. Wüllner, sowie den regen Eifer der Schüler. Die» um so mehr, wenn man berücksichtigt, daß die Zusammensetzung de» Lhor« erst vor wenigen Monaten manchen Wechsel erfahren haben mag. Sanz vorzüglich gelangen ,m gemacht hat. „Da» vergessene Sibirien*, schreibt da» „Journal de St. PeterSbourg*, „ist verschiedener Reformen auch in seinen centralen Theilen dringend bedürftig. Die Grenzgebiete aber, Transbaikalien, da» Amur- und Ussurigebiet, da» sich einerseits an Tschita, andererseits an Wladiwostok anlehnt, verlangen vor Allem die Organisation eines Generalgouverne ments. Diese» entfernte Land läßt sich nicht von Jrku au» verwalten, um so weniger, al» e» noch immer eine terra nova ist, wo aber die Unterneh mungslust einiger Privatpersonen schon glänzende Resultate erzielt hat. Lin Blick auf die Karte ge nügt, um sich eine Vorstellung von allen Erforder nissen deS dort neu aufke>menden Lebens zu machen und sich davon zu überzeugen, daß da» nach China hin ganz offen daliegende Land einer centralen mili tärischen und administrativen Macht innerhalb seiner eigenen Grenzen bedürftig ist. Der ehemalige General- gouverneur von Ostsibirlen, Graf Murawjew-AmurSti, hat seiner Zeit bereit» eine solche Maßregel al» un vermeidlich bezeichnet. Auch sein Nachfolger, der gleichzeitig auch der Erbe seiner Ideen und seiner Liebe zum Lande war, theilte diese Anschauungen. Gras Murawjew und General Korssakow sind in Sibirien unvergessen. Uns ist unbekannt, welche Stellung zur Frage ihre Nachfolger genommen haben, bi» auf den jetzigen Generalgouverneur herunter. Die Sibirier erhoffen die Verwirklichung dieser Maßregel al» eine unumgänglich nothwendige und das insbe sondere im Hinblick auf die in jenem Lande neu an zulegenden Ansiedelungen, auf die Entwickelung der Industrie u. s. w.* Die „Neue Zeit* bezeichnet auch in anderer Beziehung die hinsichtlich der angeregten Reformen einzuhaltende Richtung. Sie findet insbesondere daS Schicksal der sogenannten „Fremdvölker*, wie die Ein geborenen genannt werden, der Theilnahme würdig. Dieselben werden immer mehr zurückgedrängt und ähn lich, wie dieses in Amerika der Fall, aus den Aus sterbeetat gisetzt. Allerdings, sagt das Blatt, ist daS nicht mit allen „Fremdvölk^rn* so; die Jakuten z. B. haben einen so großen Einfluß auf die Russen, baß diese deren Sprache und Sitten annehmen und durch Vermischung mit jenen einem neuen ethnographischen Typus, dem sibirischen, daS Leben gegeben haben. Aber die Lage aller übrigen „Fremdvölker* oder „Jnorodzy* sei eine bedrohte. „Die russische Re gierung hat Viele- zur Eileichterung ihre- Schick sals und zur Hebung der Lage dieser Stämme ge- than, sowohl in materieller, als auch in geistiger Be ziehung; aber allem Anscheine nach bringen eS die LebenSverhältnisse Rußlands mit sich, daß selbst gute, von der centralen Administration ausgehende Maß regeln häufig ihr Ziel gar nicht erreichen, oder aber gar — so sonderbar das auch erscheinen mag — zu unerwartet traurigen Resultaten führen. In seinem Buche über Sibirien sührt Jadrinzew eine Menge charakteristischer Details und Beispiele aus dem Leben der Fremdvölker an, zur Schilderung des Verhält nisses der örtlichen Administration zu ihnen. Hier ein Beispiel: Man richtete sür die Eingeborenen Schu len ein und griff zu Zwangsmaßregeln, um diese zu bevölkern. Sofort zeig en sich Mißbräuche: Man be stach die Beamten, um die Kinder von der Schule „loszukaufen*. In einigen Schulen und Internaten der Kirgisensteppe fühlten sich die Jndigenen sogar veranlaßt, armen Leuten ihre Kinder behuss Abgabe in die Schule, die ihnen verderblich erscheint, abzu- kausenl Ein Lommentar ist hier wohl überflüssig. Man sieht, daß, so lange man an die Spitze der sibirischen Reformen die Einführung vervollkommneter öffentlicher Institutionen für die großrussische, beson ders für die sogenannte gebildete Bevölkerung stellt, die Masse der „Fremdvölker* fast ganz der Mittel zu ersten Theil die Ausführungen der an inniger Empfin dung reichen, durch den Ausbau der doppelchürigen Gliederung, Wohlklang und melodiöse Stimmführung herrlich wirkenden Motette von I. M. Bach (Onkel IS. Bach'S, in Arnstadt), sowie zweier altitalienischer Gesänge von T Bai und Palestrina und der altnord- d utschen WeihnachtSlieder von PrätoriuS. J.S. Bach'S doppelchörige Mmette „Komm', Jesu, komm'" bean sprucht ein zahlreicheres Chor; sie gehört übrigen» nicht zu Bach s schönen Motetten, sondern ist vielmehr nur eine kunstreiche Arbeit. Im zweiten Theil machten die deutschen Volkslieder, von I I. Maier (München) ge setzt, einen höchst reizenden Eindruck. Ihr Vortrag zeich nete sich durch Natürlichkeit, Geschmack und Wohllaut au»; dieser entwickelt sich bei einem klemern Chor am vollkommensten, wenn die Gestaltung der Aufgabe nicht zu forcirtem Forte und zur Anstrengung der Stimme antreibt. Sehr lobenSwerth wurde auch H. L Haßler'» schöner Gesang „Ach weh deß Leiden* au»geführt, der sich modulatorisch prachtvoll in seinem zweiten Theil aufbaut, und Schumann's Aeder „Gute Nacht* und dar viel schönere „Im Walde*; denn die Composition d » ersteren „Die gute Nacht, die ich Dir sage* wie d S Jägerliedes „Zierlich ,st der Vogel» Tritt* für Chor ist ein Mißgriff. Ein fehl heitere», frische» Tanzlied von Th. Morley, eine» bedeutenden eng lischen Contrapunktislen de» 16. Jahrhundert», der eine Menge Canzon-tten und Madngeln geschrieben, be schloß die Soiree. In do» Programm waren, um eine Abwechselung und für die Sänger eine Erholungspause zu gewinnen, 2 Claviervorträge eingereiht. Die Herren I. L. Ni- codS und Fr. Wüllner spielten die von Letzterm einer menschenwürdigen Existenz beraubt wird, indem sie von den russischen Einwohnern, den Kaufleuten und Gewerbtreibenden, den kleinen Beamten gedrückt wird und natürlich auch in geistiger Beziehung, mit einigen geringen Ausnahmen, auf sehr nie driger Stufe steht. Bor Kurzem noch theilten die Zeitungen mit, daß Viehseuchen in den Kirgisen- steppen HungerSnoth erzeugt hatten. Solche verein zelte Fälle könnten an und für sich als bedaueiliche Zufälligkeiten gelten, wenn die „ Fremdvölker * nicht unter der Willkür ihrer nächsten Obrigkeit zu leiden hätten. Allerdings ist dieses Uebel nicht neu; schon Speranski kampste gegen den Krebsschaden der sibiris^ en Bestech lichkeit; jetzt aber, wo dar übrige Rußland einiger maßen sortschreitet und die sibirischen Gebiete, wenn auch langsam, doch aumähllch mit den übrigen groß russischen sich verschmelzen, jetzt scheint der rechte Augenblick gekommen für die Frage: Wessen bedürfen die „Fremdvölker* vor Allem? Die„Fremdvölker* wür den auf diese Fiage wahrscheinlich antworten, man möge sie ruhig unter ihrer Verwaltung lassen, die den gesetzlichen Tribut selbst sammeln und entrichten müßte (nicht aber im vierfachen Betrage, bis zu welchem der Tribut durch Gewohnheit und Willkür auf dem weiten Wege bis zum Bestimmungsort anwächst) — man möge ferner den nomadisirenden und seßhaften „Fremd völkern* erträglich-Wohnplätze anwersen und aus ihrem Alltagsleben Alles, was ihrer Abhängigkeit von den kleinen sibirischen Beamten Vorschub leistet, möglichst beseitigen. Schon der Umstand, daß die halbwilden Stämme durch die blose Nachbarschaft der russischen Ansiedler zu leiden haben, muß unser Bedauern er regen. Und nun wird dieser unabwendbare Lauf der Dinge durch ungehörige Erpressungen noch schwerer gemacht. . . . Sibirien aber ist groß und hat Raum für Alle, besonders aber sür bescheidene Ansprüche machende Völkerschaften.* Man sieht, wie daS russische Blatt seine Reform vorschläge im Interesse der Eingeborenen nur mit halbem Herzen vorbringt. In der That dürfte nach den Erfahrungen, welche in den englischen Colonien und m Nordamerika gemacht wurden, nach dieser Rich tung hin kaum etwas von Maßregeln der Gesetzgebung zu hoffen sein. So sehr verschiedene Naturvölker die Theilnahme europäischer Forscher eiweckien, so sind sie doch alle, da sie sich mit den Inter,ssen der Cultur nicht in Einklang zu setzen vermögen, dem Untergange geweiht und müssen der unbarmherzig vvrdringenden kaukasischen Race das Feld räumen. In Sibirien kommt, wie die „Neue Zeit* in Obigem bemerkt, noch ein anderes, die Cultiviiung des Lande» erschwerendes Uebel, der „Krebsschaden der sibirischen Bestechlichkeit* hinzu. Infolge dessen müssen alle Reformen nut sehr vorsichtiger Hand angefaßt werden, damit durch die ouSführenden Organe das beabsichtigte Gute nicht in UebleS verkehrt werde. Schon die Kaiserin Kathar,ne II. hatte den Gedanken, sich der sogenannten „Fremdvölker* anzunehmen und sie an den Wohlthaten einer neuen, allgemeinen Gesetzgebung Theil nehmen zu lassen. Sie berief zu diesem Zwecke einen allgemeinen, durch Ver treter aller zum russischen Reiche gehörigen Välker- stämme beschickten Reichstag nach St. Petersburg, über welches Ereigniß S>r John Draper, englischer Ge sandter zu St Petersburg, in seinem Werke über daS Leben Katharinen's II. berichlet. „Majestät,* sagte der Führer einer Deputation der Eskimo» zu der Kaiserin, als diese ihn um seine Meinung über die beabsichtig ten Reformen befragte, „Majestät, wir leben nach den Sitten unserer Väter, wir weiden unsere Heerden und bedürfen nichts; schützen Sie uns nur vor den Russen, die unsern Frieden stören und unser E'genthum rauben I* Die Aeußerung scheint, wenn wir den Schluß des Artikels der „Neuen Zeit* mit derselben ver gleichen, noch heute aus die Zustände des russischen sehr interessant und kunstvoll gearbeiteten 26 Variationen (op. 11) über ein altdeutscher Volkslied sür Clavier zu 4 Händen, und Hr. Nicod« trug 3, sein Talent in gewinnender Weise bekundende Stücke eigner Com- position vor, von denen ich als das ansprechendste die „Barcarole* hervorheben möchte. Die Gesammtanforderung des Programms an die Leistungsfähigkeit des ChorS erschien mir auch dies Mal überaus stark und anstrengend für die Stimmen. Die Chöre zweier Oratorien hintereinander zu singen, wäre eine leichtere Ausgabe; denn dabei träte nicht der stete Wechsel im musikalischen Charakter und Stil und der dadurch bedingten veränderten Behandlung hinzu. C. Banck. Verschollen, aber nicht vergessen. Novelle von Robert Waldmaller - Duboc. (Fortsetzung.) Die alte Dame, die Großmutter der jungen, trug gepuderter Haar und hatte auch noch den mit der SchnupftabakStose gekrönten Spaz erstock auS dem eben zu Ende gegangenen Jahrhundert herüber genommen; nicht minder die etwas auswärts gebogenen Spitzen der Schuhe, den mit einem Spiegel versehenen Fächer au» Ebenholz und golddurchwirktem Taffet, die am linken Arm hängende Bonbonniere und den weit vor ragenden niedrigen, einer Jockeymütze ähnlichen wnß-n Batisthut, den sic ebenfalls, zur Schonung deS sorglich gewundenen Schneckenhauses auf ihrem zitternden Haupte — d. h. der gepuderten Haarfrisur — an ihrem linken Arm hängen hatte. Ihr noch immer leidlich glattes Gesicht, dem wohl etwa»