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Dresdner Journal : 13.12.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188212132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821213
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-12
- Tag 1882-12-13
-
Monat
1882-12
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 13.12.1882
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1K85 hat für diese» Weihnacht-fest einen Ausverkauf arrangirt, und der Damenwelt wäre damit Gelegenheit geboten, verschiedene in die Tapisseriebranche einschla gende Artikel zu wesentlich reducirten Preisen zu er werben. E» werden nicht nur alle älteren Dessins, sondern auch verschiedene Neuheiten in Plüsch- und Brocatstofsen, vorzugsweise aber eine große Zahl von Holz-, Leder- und Korbwaaren auSgeboten, die zu Stickereien eingerichtet sind. HK Bor wenigen Tagen ist aus dem hiesigen Eentralschlach'.hofe die neue, seit dem 15. Mai d. I. in Angriff genommene Verkauf-Halle für Schweine fertig gestellt und der Benutzung überwiesen worden, nachdem die erste Halste derselben schon Mitte August interimistisch in Gebrauch genommen war. Da- nach Angaben des Direktors Pache und der umsichtigen Borstaud-mitglieder der hiesigen Fleischerinnung durch den Architekten Mehlig durchweg au- Stein und Elsen au-geführte großartige Gebäude, das nahe an 100000 M. zu stehen kommt, hat einen Flächenraum von 2300 Hm und bietet in 192 sogenannten Buchten, die durch eiserne Säulen und Bretwände geschieden sind, für etwa 1500 Stück Kleinvieh bequem Raum. Die vom Ingenieur Pöge entworfene Eisencoustruction wurde von der sächsischen Maschinenbouanstalt geliesert und hat ein Gewicht von 1783 Etr. Da- zur Be dachung nothwrndige Pfannenblech, über 2400 qm Fläche bittend, wurde au- München bezogen; GaS- und Wasserleitungseinrichtungen wurden m praktischer Weise lediglich durch Dresdner Firmen auSgesührt, wäh rend die zur Betäselung der Gänge nothwendigen Cha- matten auS Taubenheim bei Meißen stammen. Das Oberlicht, welche- die Halle Tag- über erhellt, fällt durch nicht weniger als 186 Fenster, welch letztere zur Herstellung einer geeigneten Temperatur und guter Ventilation durch eine einfache, aber höchst prak tische Vorrichtung mittest eiserner Zugstangen innerhalb 10 Minuten sämmtlich geöffnet sein können. Das BeschleusungSsystem ist in allen seinen Theilen so correct ducchgeführt, daß mit Hilfe von 8 Hydranten die ge lammten Buchten in kurzer Zeit einer gründlichen Reinigung unterzogen werden können. Bietet so da» ganze Gebäude, daS in seiner Größe etwa nur von dem überdachten Perron des böhmischen Bahnhofes Überboten werden dürfte, eine seinem Zwecke vollständig entsprechende Einrichtung, so ist auch daS Aeußere des selben in jeder Beziehung in einer dem Preise der Ausführung entsprechenden Schönheit gehalten und gereicht sowohl dem Erbauer wie den Bauherren zur Ehre. o Auf der österreichischen Nordwestbahn haben über Nacht info'ge heftigen Schneefalles Störungen de- Betriebe- stattgefunden und hat infolge dessen der gestern Abend 8 Uhr in Wien abgegangene Courier- zug heute Morgen in Tetschen den Anschluß nach Dresden-Berlin-Hamburg-Köln nicht erreicht. Die Passagiere kamen Mittags Hl2 Uhr auf dem böh mischen Bahnhofe an. s Vom 17. d. M. ab wird, laut einer amtlichen Mittheilung auS München, der Gesammtverkehr auf der österreichischen Südbahnstrecke Kufstein- Peri, welcher seit Mitte September geschlossen gewesen, wieder ausgenommen. s Laut einer Mittheilung der rechtsrheinischen Eisenbahndirectivn zu Köln ist die Unterbrechung der Strecke Wesel-Menzelen, welche in diesem Blatte kürz lich gemeldet wurde, beseitigt und findet nunmehr auf dem böhmischen und Leipziger Bahnhofe der Ver kauf directer Billets nach England, Belgien und Holland via Wesel-Boxtel resp. Vlissingen ungehin dert Statt. Die letzte Verbindung ist bekanntlich 4 Uhr 20 Min. Vorm, ab Leipziger Bahnhof, An kunft in London am andern Morgen 7 Uhr 58 Min provinMlnachrichttn. X Zwickau, 11. December. Aus dem, von dem Vereine für freiwillige Armenpflege in unserm Nachbarorte Niederplanitz, welcher nunmehr seit 4 Jahren durch Unterstützung insbesondere solcher Per sonen, die durch unverschuldete UnglückSsälle in augen blickliche Noth grrathen sind, in gedachter Gemeinde mit vielem Segen wirkt, erstatteten Jahresberichte geht hrrvör, daß die Wirksamkeit des Vereins auch im ver gangenen Jahre vielfach in Anspruch genommen worden ist, gleichzeitig ergiebt sich aber auch aus den Mit- theilungen die erfreuliche Thatsache, daß diejenigen Fälle, in welchen eine Unterstützung wegen Verdienst- losigkeit der betreffenden Personen nöthig wurde, sich gegen die Vorjahre bedeutend verringert haben. Der Verein, welcher seine Unterstützungen nur in Naturalien zu gewähren pfl°gt, vertheilte an würdige Bedürftige außer einer Anzahl Weihvacht-gaben ea 150 Pfund Brod, eine größere Quantität Kartoffeln, Stoff zu Hemden und Kleidern, gewährte 12 Eonfirmanden Kleidung und unterstützte mehrere Familien, in denen der Typhu» herrschte, wochenlang mit Fleisch und Gemüse und eine Anzahl alte Leute im Winter mit warmer Fußbekleidung. Die Einnahmen de- Verein» betrugen 426 M und die Ausgaben 345 M. Mülsen Tt. Niclas, 11. December. (Zw. Wchbl.) Gestern Nachmittag H2 Uhr ist daS Fabnklocal für Hetftenfablikation des Hrn. Sch. in Eallnberg total niedergebrannt. Da- Feuer foll durch Firniß- sieden entstanden sein. Schwarzenberg, 11. December. (Zw. Wchbl.) Heute früh in der 5. Stunde brannte m Raschau da- frühere sogen. Adelgut, da- aber jetzt nur noch als Wohnhaus benutzt wurde, ab. Plauen i. V., 10. December. (Vgtl. VlkSztg.) Heute sind e- 50 Jahre, daß unser jetziger Kirchner, Hr. Johann Gottsried Dunger, in den hiesigen Stadt- dlrnst eintrat (zuerst 13 Jahre als RathSregistrator, dann als Kirchner 37 Jahre). Nachdem bereits früh am Morgen Cantor Gast mit seinem Kirchenchor den Jubilar mit Gesang vor seiner Wohnung begrüßt, begaben sich Vormittag- zu Hrn. Dunger, der von einer großen Schaar Kinder und Kindeskinder, die zum Theil auS weiter Ferne gekommen waren (Archi- diakonus Dunger au- Zwickau, Hofbaumeister Dunger, Gymnasialoberlehrer l-r. Dunger aus Dresden mit ihren Familien) umringt war, um mit dem Familien oberhaupte diese- schöne und seltene Fest zu seiern, die Kircheninspection, Superintendent Landmann, Ober bürgermeister Kuntze, Bürgermeister Wieprecht als Vertreter der Stadt, ArchidiakonuS Martin und die Vorsitzenden der verschiedenen Ausschüsse deS Kirchen- vorstandeS, um den verehrten Jubilar zu begrüßen. Superintendent Landmann richtete eine herzliche An sprache an Hrn. Dunger, hervorhebend, daß der Jubi lar durch unermüdlichen Fleiß und unwandelbare Treue während seiner 50jährigen Amtirung sich un unterbrochen der vollkommensten Zufriedenheit seiner vor gesetzten Behörden erfreue und daß Se. Majestät der König dem Jubilar auS Anlaß seiner 50 jährigen Amtirung im Dienste der Stadt- und Kirchengemeinde, sowie in Anerkennung der während dieser langen Zeit von ihm an den Tag gelegten Treue und Tüchtigkeit im Be rufe und seine- loyalen Verhalten-, da- Verdienstkreuz allergnädigst zu verleihen geruhte. Der Kircheninspec- tion sei der angenehme Auftrag der Ueberreichung der Decoration geworden, und indem Redner diesen Auf trag mit Freuden erfülle, füge er herzliche Glück- und Segenswünsche hinzu. Oberbürgermeister Kuntze schloß sich den Ausführungen deS Vorredners an und über reichte zugleich im Auftrage des StadtratHS und der Stadtverordneten ein sehr schön auSgearbelteteS Be- glückwünschungSschreiben. Hierauf beglückwünschte Archi diakonuS Martin als Senior der hiesigen Geistlichkeit den Jubilar und übergab ihm namens des Kirchen- vorstandS als Ehrengeschenk eine goldene Uhr nebst Kette. Sichtlich erfreut und bewegt dankte der so ge ehrte Jubilar für die ihm zu Theil gewordene An erkennung, in bescheidener Weise bemerkend, daß er nur glaube, sich bemüht zu haben, seine Pflicht zu erfüllen und er nur »m höchsten Grade dankbar fein könne, wenn man seinen guten Willen, den er allerdings ge habt, in einer für ihn so ehrenden Weise anerkenne. Eme große Menge von Beglückwünschungen, Geschenken und Telegrammen waren von allen Seilen eingelaufen, darunter auch ein kalligraphisch schön auSgesührteS Schreiben der hiesigen RathSbeamten. Waldheim, 11. December. (Anz. f. WaldH. u. Hariha.) Gestern Abend wurde auf hiesigem Bahn hofe der 24 Jahre alte Bahnarbeiter Karl Eduard Otto auS Ziegra von dem 6 Uhr 58 Mm. eintreffen- den Personenzuge überfahren, wodurch derselbe nicht nur eine schwere Verletzung am Kopfe erlitt, sondern auch an beiden Füßen so beschädigt wurde, daß nach der Uebersührung mS Krankenhaus der eine Fuß total und von dem andern die Hälfte amputirt werden mußte. Wie sich der schwere Unfall ereignet, ist noch nicht sestzustellen gewesen, vermulhet wird, daß der Unglückliche in der Schlaftrunkenheit den Perjonenzug mit dem Güterzug verwechselt und sich so auf das falsche Gleis begehn hat. Aerztlrcherseits ist Hoff nung vorhanden, daß Otto am Leben bleibt und daß er auch den ernen Fuß wieder gebrauchen können wird. Hartha, 11. December. (Anz. f. WaldH. u. Hartha.) Am 9. d. Vormittags ist die dem Weber meister Strehl gehörige, m Pacht befindliche Anger- mühle, in welcher die Rauerei betrieben wurde, mit sammt dem Wohnhau», Schuppen und Kuhstallgrbäude, total niedergebrannt. Infolge de- schnellen Um sichgreifen de« FeuerS konnte nur wenig gerettet wer den und eS ist außer den gerade vorhandenen nicht unbedeutenden zum Rauen bestimmten Waaren auch viel Meublement und da« Ackerqeräth verbrannt. Die Calamitosen haben versichert. Die Entstehungsursache ist noch unermittelt, doch dürfte nach den stattgehabten Erörterungen böswillige Brandstiftung nicht vorliegen. Roffeu, 10. December. (Zw. Wchbl.) Gestern Abend zj9 Uhr wurde der Bahnwärter Kirchhübel auf seinem Posten bei dem Uebergange an der Dresdner Straße, in unmittelbarer Näh; deS köntgl. Seminar-, durch den nach Dre-den fahrenden Zug überfahren und ihm der Kopf vom Rumpfe vollständig abge trennt, so daß der Körper aus dem Bahndamme liegen geblieben, der Kops aber heradgerollt ist. Der Verunglückte hinterläßt eine Wittwe, eine Tochter, deren Mann im Kriege geblieben ist, und ein körper lich gebrechliches Enkelkind, für welche er in treuer Liebe sorgte. Der alte Mann genoß hier allgemeine Achtung, welche er sich durch sein freundliche», ent gegenkommendes Wesen erworben hatte. Ob er, wie erzählt wird, dadurch seinen Tod gefunden, daß er, nachdem die Barriöre geschlossen war, noch zwei Frauen durchlassen, oder den Uebergang wehren wollte, wrrd die wertere Untersuchung ergeben. Löbau, 10. December. (Bautzn. Nachr.) Gestern Nachmittag wurde daS Dors Kleinschweldnitz seit Kurzem zum zweiten Male von einem Feuer helm- gesucht. ES brannte da- in der Nähe de» Rittergutes gelegene Gemeindehaus nüder. Bernstadt, 10. December. (Bautzn. Nachr.) Am Morgen de» vorigen Freitag wurde der OrtSwächter de» Dorfes KunnerSdorf a. d. E., Traugott Richter, ein 70jähriger Greis, im obern Theile de» OrteS, im Flußbett der Pließnitz todt aufgesunden. Er hatte durch einen Sturz über die niedrige Barriere, auf die er sich wahrscheinlich in einer Anwandlung von Müdig- leit niedergesetzt hatte, beim Ausfallen auf einen im Flußbett liegenden großen Stern einen Schädelbruch erlitten, der wohl augenblicklich den Tod zur Folge gehabt haben dürfte. Vermischtes. * Die Pariser Blätter bringen die Nachricht von dem am 9. d. erfolgten Tode des berühmten Advo- caten Charles Lachaud. Derselbe war »m Jahre 1818 geboren und begann seine juristische Thätigkeit in Tülle, wo der VergiftungSproceß der Madame Lafarge ihm zum ersten Male Gelegenheit bot, sich auLzu- zeichnen. Seitdem gab es kaum noch einen bedeuten- dern Proceß, bei welchem Lachaud nicht genannt wurde. Lachaud «ar Royalist, später Bonapartist; eine eigent liche politische Rolle hat er jedoch nie gespielt. * Man schreibt dem „Hamb. Corr." aus Rom: Für die innere Lage hier ist eS bezeichnend, daß sich fast alle Augenblicke arg verstümmelte Cadaver finden, ohne daß es der Polizei möglich wäre, deren Iden tität festzustellen. Augenscheinlich spielt die Vendetta dabei eine hervorragende Rolle. Solche Funde wer den heute z. B. aus Capodimonte (Neapel) und Pa lermo signalisirt. Möglicherweise sind die Ermordeten Ausländer, denn wenn anders, ist eS unbegreiflich, daß ihr Verschwinden nicht sofort aufsällt. Üm die Re- cognoScirung zu verhindern, sind die GesichtStheile gewöhnlich biS zur Unkennrlichkeit verstümmelt. Da ist wieder so eine Kehrseite von dem .Lande voll Sonnenschein", das sich unsere Jtaliaenthusiasten viel poetischer vorstellen, als eS leider in Wirklichkeit ist. * Eine gräßliche Katastrophe wird dem „Hamb. Corr." aus Italien signalisirt: Bei Monte - Fe^rato im Lucchesijchen erfolgte ein Bergsturz, gerade in dem Moment, al» eine Postkutsche vorüverfuhr. Die gigan tische Erdlawine begrub die ganze Straße, die nach der Station Sesto führt und mit ihr jenes Vehikel, daS 7 Pasfagiere enthielt. E; ist daS fchon der vierte Bergsturz, der auf dieser Strecke ersolgt ist. * Die letzte Feuersbrunst in der City war wohl die furchtbarste, welche London seit dem verheerenden Brande in Toley-street im Jahre 1861 kennt. Ein ganzes Straßenviertel, begrenzt von London wall, Wood-streei, Addle-street und Philip-Lane, ist ein fast gänzlicher Raud der Flammen geworden. Das Feuer brach in dem Souterrain des GeschäflSlocal» der Herren Forster, Porter u. Co. (ConfectlvnSgeschäft en gros) in Wood-street aus und wurde gegen 3 Uhr Morgens von einem Polizisten bemerkt, der sofort Alarm schlug und die Feuerwehr requirirte. Ehe jedoch die Spritzen herbeikommen konnten, hatte daS Feuer schon eine solche Gewalt erlangt, daß die Flammen zum Dache herau-schossen. Ungeachtet der ' rastlosen Thätigkeit von 30 mächtigen Dampsjpritzen konnte da» Feuer nicht localrsirt werden und ergriff sehr bald die anstoßenden Magazine der Firmen Peter RylandS u. Co.. Silber u. Fleming, Sargord, Butler u. Nichol, Werner u. König, Gladmont u. Gladmont u. Co, Symond» u. Co., Hartley u. Couchman, Boxenden Brothers, und mehrerer anderer kleinerer Firmen. Diese Magazine waren von oben bis unten mit Waaren oller Art vollgepfropft und boten dem verheerenden Elemente reichliche Nahrung. An eine Rettung von Eigenthum war nicht zu denken. In dem Magazin von RylandS u. Co. lagerten Hunderte von Ballen der kostbarsten Seidenstoffe, welche alle ein Raub der Flammen wurden. Die engen Straßen, sowie die zuweilen 6 di» 7 Stockwerke hohen Ge bäude, in denen daS Feuer wüthete, erschwerten die Löjchanstrengungen in hohem Grade. Glücklicherweise herrschte Windstille und die Dächer waren mit Schnee bedeckt; sonst dürste infolg- der massenhaft niederfallen- den Funken die Feuersbrunst bei Weitem größere Dimen sionen angenommen haben. Erst gegen 10 Uhr Vor mittags wurde der Brand gelöscht. Bon den ganzen Gebäuden sind nur die Brandmauern stehen geblieben, von denen einige im Laufe des Tage» einstürzten und die gegenüberliegenden Häuser arg beschädigten. Auch wurden die anstoßenden Gebäude durch .Feuer und Wasser arg mitgenommen. Die Ursache de» Feuer» ist nicht bekannt. Ein Verlust an Menschenleben ist nicht zu beklagen, wa» sich dadurch erklärt, daß die Geschäftshäuser in der Ciiy de» Nacht» fast unbewohnt sind; doch wurde em Feuerwehrmann schwer verletzt. Der angerichtete Schaden beziffert sich auf etwas über 1 Million Pfd. Sterl, und ist angeblich durt» Ver sicherung völlig gedeckt. Angesichts dieser Feuersbrunst weist em Artikel der „Times" darauf hin, daß von allen großen Städten Europa- London am stiefmütter lichsten im Löschwesen bedacht ist. Sollte mau eS glauben, daß für diese Stadt, welche eine Stroßen- länge von 30000 englischen Meilen hat, em Areal von 121 Quadratmeilen bedeckt und einen Werth von beiläufig 1200 Millionen Pfd. Sterl, oder 24 Milli arden Mark darstellt, daß für diese Stadt nur 500 Feuerwehrmänner und 170 Feuerspritzen vorhanden sind, und daß das Gesammtfeuerwehrioventar nicht mehr als 30000 Pfd. Sterl, kostet? Pari- ist nicht halb so groß, als London, und doch besitzt eS 1600 Feuerwehrmänner; New-Jork hat deren 900 und Chicago fast ebenm viel. Und was das Merkwürdigste in dieser Stadt deS Goldet »st: London verausgabt kaum 100000 Psd. Sterl, jährlich, also nicht mehr, als Chicago, aber drei Mal weniger als New Jork, welches mit seinem Jahresbudget von 300000 Psd. Sterl, allen Städten deS Weltalls vorangeht. Im Uebrigen ist London nicht ungewarnt geblieben. Schon im Jahre 1872 verlangte der jetzige Chef der Feuer wehr, Capitän Shaw, daß ihm 66 Dampf- und 264 Handseuerspritzen zur Verfügung gestellt würden; heute aber, also 10 Jahre später, besitzt die Stadt kaum 50 Dampf und 120 Handfeuerspritzen, obschon sie seit jener Zeit riesig angewachsen ist. Statistik und Volkswirthschaft. - et». Dre-den, I». December Bei den vom 14. bi» 1k. d. MiS. in Berlin ftattfindenden Verhandlungen de« drutlchen HandeldtageS n»ri> die Dresdner Haodel»- und Gewerbekammmer durch den Präsidenten Hultzsch, den Bicepräsidenten Lüder und den Aammerje retär Steglich ver treten jein. Die LageSorduung ist eine sehr reichhallig«; rin bejondereS, actuelleS Interesse beanspruchen die in Aussicht ge nommenen Borträge und Beralhungen über die Anlage vvn SchifssahrtScanälen, über den Bau von Secundärbahnen. über die Lmjührung der Warrant» (Lagerpsandscheine) und über den Lewelbebetlieb im Umherziehen. R. Dre-den, 1L. December. Die Generaldirection der .Sette", deutsche ElbschijssahrtSgeselljchast hat gutem Vernehmen nach nunnnhr die osficielle Einladung der Sster- reichischen NordweftschissfahrtSgesellschast zur Aus nahme der Verhandlungen über eine Verständigung bezüglich der Tarisangelegenheiten erhalten und werden die Pourparler- wahrscheinlich in der zweiten Hälste dieser Woche hier oder in Prag stattfinden. Letzlerer Ort würde insofern den Vorzug verdient haben, al- daselbst die Lonserenzen zwischen den preußischen und österreichischen Eijenbahnverwal- tungen wegen künftiger Tariseinigung auch zu diesem Zeit punkte stallfinden sollten. Inzwischen ist aber nach einem Pri vattelegramm der ,B. B. Z." die von der Verwaltung der preußischen StaatSbahne.l für heute nach Prag rinberujene Eonserenz mit der Aordwestbahn verschoben norden, da die Vorverhandlungen noch nicht zum Abschluß gediehen sind. — Die vorgestrige außerordentliche Generalversamm lung der Leipziger Lreditbank, E. G, genehmigte nach längerer Debatte die Erhöhung der Stammeinlagen der Mit glieder von 300 aus Koo M., die Anstellung eine- »weiten stän digen DireclorS und willigte ebenso in die Befugniß de» Direc- mich jetzt an einen kühlen Platz und laß mich dann eine Weile in Ruhe." Der Knabe war eS zufrieden; „ich bin ganz mein eigener Herr, Signore," sagte er, ohne viel Aufhebens von dem Vorschläge deS Fremden zu machen, denn seit er da» Geldstück in der Tasche hatte, konnte er auch zur Noth füglich eine Weile feiern; aber da» gute Gesicht de» Fremden hatte ihm gefallen und — genug, einige Tage oder Wochen mit ihm herumzu- schlendern, da» war ja gar nicht so Übel. So spazierte Rafaelo denn mit ihm nach der schönen Palme hinüber, die an der Stelle steht, wo die Sirada-nuova in die Mergellina übergeht, und da die Blendung hier nich: zum rechten Genuß der Wohl- that deS ohnehin spärlichen Schatten- kommen ließ, so stiegen Beide nach dem nahen weißen Kirchlein Sta. Maria-del-Parto hinauf — so benannt nach Sanna- zar'S Gedicht äs partu Virgiuis — und Rafaelo be kam auf ein Stündchen Urlaub, damit er das, wie er gleich anfang» gesagt hatte, von ihm noch versäumte Frühstück an irgend einer Maccaronibude der Nach barschaft nachholr. Drinnen in dem bescheiden engen Kirchlein war eS kühl und die ein- und ausfliegenden Schwalben gaben dem stillen Orte vollend» einen Schimmer von Trau lichkeit. Henry setzte sich auf eine vor dem Denkmal Sonnazar'» stehende Holzbank, zog sein kleines neues Testament aus der Tasche und schickte sich an, dem Sonntag auf englische Weise fein Recht werden zu lassen. Aber die Empfindungen, von denen fein Jnnere» gestern und heute durchschüttert worden war, brachen, nun fer allein war, mit verdoppelter Heftigkeit über ihn herein. Er hatte doch nicht da» ganze neapolita nische Volk im Auge gehabt, als er gestern für Ca- raccioli plaidirte, und auch heute nicht, als er den Bruch der Kapitulation in seinen Wirkungen auf die Tausende der jetzt dem Rachegericht Verfallenen zu überdenken meinte. Nein, ihn verfolgte das Bild des unglücklichen Einen, den er auf Nelson'» Schiff mit blitzenden Augen fernen Richtern hatte gegenüber stehen sehen und gegen dessen edle Haltung selbst die Heldenmiene Nelson'S so sehr im Nachthell gewesen war. Und dann brannte er ihm in den Eingeweiden bei dem Gedanken an die schon fast erreicht gewesene Umstimmung Nelson'S, al» eS von ihm abhing, eS bei dem ersten glimpflichen Ausspruch der Richter zu be lassen, und an die grausame Härte, mit der die Hamil ton ihn gleich darauf in den wenigen Minuten zu er füllen wußte, während welcher er auf ihr Verlangen ihren Gegenvorstellungen Gehör gischenkt hatte. Von Neuem blickte er in das Testament und ver suchte zu lesen. „Und er brachte mich ,m Geist in die Wüste." „Und ich sähe da- Weib sitzen auf einem rosin- farbenen Thier; da« war voll Namen der Lästerung und hatte sieben Häupter und zehn Hörner." „Und da» Weib war bekleidet mit Scharlach und Rosinfarbe, und übergoldet mit Gold- und Edelgestei- nen und Perlen und hatte einen goldnen Becher in der Hand voll Greuel und Unsauberkeit..." Er vermochte nicht weiter zu lesen. Wie gut hatte der Verfasser der Apokalypse die Welt gekannt! Wie greifbar hatte er die Züge der Verführung geschildert! „Einen goldnen Becher in dec Hand voll Greuel und Unfauberkeit ..." Und doch gab e» noch immer groß angelegte Na- türen, die nicht früher, bi» e- zu spät war, den greuel- erfüllten Becher in der Hand de» Weibe» gewahrten! Er wollte sich nicht vermessen, aber an dem Schmerz, mit dem er an Nelson dachte, glaubte er zu fühlen, daß ihm da» Berständniß für die Entschuldigungen abgehe, mit denen Jener sich vor sich selbst zu rechtfertigen gewußt habe. Vielleicht, sagte er sich, bin ich eben eine nicht groß genug angelegte Natur. (Fortsetzung folgt.) Genealogische Literatur. Die weltbekannten, all jährlich im Verlage von JustuS Perthe» in Gotha erscheinenden sogenannten Gothaischen Kalender,das genealogische, das gräfltche und da» freiherrliche Taschen buch, liegen für da» Jahr 1883 in der gewohnten sorgfältigen Bearbeitung und Ausstattung vor. Beim genealogischen Taschenbuch?, daS bekanntlich die Genea logie der europäischen Regentenhäuser, deutschen Stan- deSherren, der übrigen österreichijchen, deutschen, eng lischen, sowie der meisten französischen, italienischen und einiger russischen Familien herzoglichen und fürst lichen Range» enthält, ist daS schon der 120, beim gräflichen Taschenbuche der 56., beim freiherrlichen der 33 Jahrgang. Zwei Drittel deS genealogischen Ban des füllt wieder daS diplomatisch-statistische Jahrbuch, das handlichste, umfassendste und verläßlichste Rach schlagebuch über politische Einrichtungen, Hof- und Staatsbehörden, diplomatische Vertretung, Heer-, Finanz und Verkehrswesen aller Staaten, nach den neuesten Daten richtiggestellt. Dieselbe Genauigkeit in der Vervollständigung und Richtigstellung ist auch an dem gräflichen und freiherrlichen Taschenbuch zu rühmen. Da» Titelbild des genealogischen Taschenbuchs stellt den Kaiser Wilhelm mit Sohn, Enkel und Urenkel dar, dem gräflichen ist da» Bild deS königl. preußischen GeneralquartiermeisterS Grafen Alfred v. Waldersee, dem freiheitlichen dasjenige de» österreichischen Gene rals der Lavallerie Leopold Frhrn. v. EdelSheim- Gyulai beigegeben. Chemie. Vr. Russel vom chemischen Labora torium im St. BartholomeuShospital zu London, ein Mitglied deS ComitsS, welches infolge Aufforderung der meteorologischen Abtheilung der Londoner könig lichen Gesellschaft seit einiger Zeit ausgedehnte Experi mente bezüglich der Zusammensetzung be» Londoner Nebels macht, veröffentlicht sehr wichtige und be- merkenrwer'.he Resultate seiner Forschungen, indem er insbesondere die große Anhämung von Kohlensäure in der Luft von London während eine« Nebel» nachweist. In einigen Fällen überstieg die gefundene Menge von Kohlensäure zweieinhalb Mal da» gewöhnlich in der Luft vorhandene Quantum. DaS Resultat wird al» wichtig bezeichnet, nicht nur weil e» die Anwesenheit abnormer Quantitäten diese» gesundheitsschädlichen Gases während eine» Nebel» constatirt, sondern weil e» auch darauf hinwnst, daß die Proportionen an derer Verunreinigungen in der athmosphärischen Luft bei einem Nebel in demselben Maße eine Steigerung erfahren dürften.
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