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Dresdner Journal : 09.12.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188212092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821209
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-12
- Tag 1882-12-09
-
Monat
1882-12
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 09.12.1882
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Ml schienen sind. Die intransigenten Blätter machen ihm Ihn!» direct, theil« durch zarte Anspielung einen Bor wurf darau», daß er beim Ausbruch deS Commune- aufstande« nicht, wie andere Pariser Deputaten, seine Demission al« Abgeordneter gab, sondern in Versailles blieb. Trotzdem ist er aber später 2 Mal von dem radicalen 5. Arrondissement (Studentenviertel) al- Deputirter gewählt worden. Sein Begräbniß wird jedenfalls unter großer Beiheiligung stattfinden. Meh rere Mitglieder der äußersten Linken haben gestern beantragt, die Regierung solle dem Verstorbenen die Ehre eines Begräbnisse- auf Staatskosten gewähren. Der Ministerrath dürste diesem Wunsche willfahren. Pari-, 7. December. (Tel.) Clomageran und Bardoux find vom Senat zu lebenslänglichen Sena toren gewählt worden. — Die weitere Verhandlung gegen Bontoux und Feder wurde infolge der Plai- doyer- auf nächsten Mittwoch verschoben. — Da- Leichenbegängniß LouiS Blanc'S wird auf Staats kosten erfolgen. — Der Wasserstand der Seine ist noch weiter gestiegen. Für die durch die Ueberschwem- mung Betroffenen verlangt die Regierung von der Kammer einen Credit von 1 Million FrcS. (Vgl. die Rubrik „Vermischtes" in der Beilage.) Bern, 6. December. Der „Bund" schreibt: Die jüngsten politischen Vorgänge in der Schweiz haben in der ausländischen Presse, der freisinnigen sowohl als der regierungsfreundlichen, die denkbar un günstigste Beurtheilung gesunden. Mehrfache Kund gebungen hielten entschieden dafür, daß dieselben der fortschrittlichen Entwickelung unser- StaatSwesenS ent- gegenarbeiten. Unser Wiener Correspondent schreibt uns darüber; „Die neuesten Vorgänge in der Schweiz, ich meine die Abstimmung über den ErziehungSsecretär und die Wiedereinführung der Todesstrafe in einigen Cantonen, werden auch hier theilnehmend besprochen. Man sieht mit verwunderndem Bedauern ein Gemein wesen, das wir in manchen Stücken als Musterland zu betrachten gewohnt waren, die dunkeln Wege deS Rückschritts betreten." Unzweifelhaft hat die Schweiz infolge der angedeuteten Ereignisse im Auslande an Achtung nicht gewonnen. Rom, 2. December. Ueber das Wegelagerer- thum in Italien berichtet man dem „Hamb. Corr.": Die Sicherheitszustände verschlimmern sich hier von Tag zu Tag, und eS wäre endlich an der Zeit, daß die Regierung das Leben und dar Eigemhum der Unterthanen gegen das üppig auswuchernde Banditen thum in wirksamer Weise sicher stellte. Auf Sardinien ist eS so weit gekommen, daß die Räuber, die dort stet» zu Hunderten auftreten, e» wagen, die Casernen der Gendarmerie zu „blokiren", um gleichzeitig auf einer andern Stelle ungestört die schändlichsten Ver- gewaltigungsacte vorzunehmen. Vergebens ist die Gar nison von Cagliari und Sassari um das Doppelte verstärkt worden. Die Wurzel des Uebels liegt eben nicht in den großen Plätzen, sondern auf dem flachen Lande, wo das bitterste Elend dem Bauer nur zu oft den Carabiner und Dolch in die Arme drückt. Der selbe Contadino, der am Morgen friedlich da» Land beackert, durchstreift bei Nacht mit geschwärztem Ge sicht die Berge, um sich durch Mord und Brand seinen Unterhalt zu verschaffen. Wehe dem Carabiniere, der dabei zufällig oder absichtlich seinen unheilvollen Weg kreuzt! Auf Sardinien gestaltet sich der Brigantaggio zu einer socialen Pest, die ähnlich wie die Camorra in Neapel und die Mafia in Sicilien fast alle Gesell schaftsschichten inficirt hat. So läßt eS sich begreifen, wenn wir jetzt in Turin den Exdeputlrten Grafen Certosa di Bonvillaret und in Sicilien den ReichS- baron Torillo wegen Wegelagerei vor dem Forum deS AssisenhofS erscheinen sehen. Wer kann es da dem gemeinen Mann verargen, wenn er in unseliger Ver irrung von der Hacke und dem Pfluge zu Dolch und Flinte greift, um sich auf Kosten der Gesellschaft vor Noth und Elend zu schützen? Vom Hunger bi» zum Verbrechen ist kein langer Weg. Dazu kommt noch die Aussicht, später mit dem zu- sammengetragenen Raube das Weite suchen zu können. Gesetzt, da» Wegelagererthum würde hier wie im Amerika mit dem Strick bestraft, so würde sich Mancher be sinnen, bevor er den holperigen Pfad des Verbrechens einschlügt. Aber die unverzeihliche Milde, mit der man hier den Raubsport bestraft, das verbrecherische Interesse, um nicht zu sagen, das Mitgefühl, das man im Volke für dergleichen Jnculpaten stets an den Tag legt, der Nimbus, mit welchem sie selbst die Presse umgiebt, daß sind die Motive, welche dem Brigantaggio immer neue immer waghalsigere Elemente in die Arme führen. Zum Schluß noch die neuesten Raubthaten: In Palermo wurde ein angesehener Bürger am Hellen lichten Tage von unbekannter Hand durch den Rücken geschossen, und aut Sardinien wird die Ermordung det BergschreiberS und anderer Beamten, da- Verhältniß der Münze zum Bergbau, die Stellung der Freiberger Rathet zu demselben wurden in kurzen Umrissen dar gestellt. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts trat ein Rückgang im Bergbau ein, dein man angeblich auf ver schiedene Weise entgegenzuwirken suchte; politische Ver hältnisse und sociale Uebelstände, die sich namentlich in wiederholten Unruhen und Arbeitseinstellungen der Häuerknappschaft zeigten, begünstigten diesen Rückgang, der erst mit der Entdeckung der Schneeberger Silber- gruben (1471) einem neuen Aufschwung Platz machte. Der Vortragende schloß mit dem Bedauern, daß e- da» unvollständige Quellenmaterial unmöglich erscheinen lasse, über die Ausbeute während de» Mittelalter» zahlenmäßige Angaben zu machen, wie auch über die Lage der einzelnen Grubenanlagen sich nicht» Gewisser ermitteln läßt. Die wichtige im Freiberger RatHS- archiv befindliche BergrechtShandschnst de» 14. Jahr hundert» und da» älteste, um 1476 beginnende Berg- urthelbuch wurden den Anwesenden vorgelegt. —h. Orffentliche Vorträge. Am 6. December sprach im gemeinnützigen Vereine: RathSarchivar vr. Richter über „Blüthe und Verfall de» deutschen Zunft wesen»". Wenn wir abweichen von dem birher üblichen Gebrauch, nur über je einen Bortrag der beiden Tyklen vor und nach Weihnachten zu berichten, so geschieht e» mit Rücksicht auf den Zusammenhang, den obige» fkhemavit viel berührten Fragen der Gegenwart hat — eine- Edelmanne- gemeldet; in Tivoli bei Rom drangen 6 Banditen in die Pfarrwohnung, knebelten die Geist lichen und schlugen sich mit den heiligen Geräthen unbehelligt in die Berge. Die berittene Bande, die nun schon ein Semester im silesischen Walde ihr Wesen treibt, ist noch immer nicht eingefangen London, 5. December. Man schreibt den „Hamb. Nachr.": Als eine öffentliche Feier war die gestrige Einweihung deS neuen Justizpalastes sehr in teressant, und sobald mit dem neuen Jahre die sämmt- lichen Gerichtshöfe dort ihren Sitz haben werden, wird in der Justizverwaltung eine wesentliche Vereinfachung dadurch eintreten, daß nicht mehr rin Theil der Ge richtshöfe in Westminster, ein anderer in dem 2 Meilen davon entfernten LincolnS-Jnn und ein dritter in der fast ebenso weit entfernten City ist. ES war immer eine große Unbequemlichkeit für die Advocaten und die andern Betheiligten, die oft großen Zeitverlust herbei- führte. Aber eS ist nun auch zu hoffen, daß mit dem neuen Justizpalast auch ein anderer Geist in die Justiz verwaltung komme und daß auf diesem Gebiete ein schneidende Reformen auf dem Wege der Gesetzgebung durchgebracht werden. Die bisherigen localen Einrich tungen der verschiedenen Gerichtshöfe haben seit Jahr hunderten bestanden, und mit ihnen lebte der alte Schlendrian vergangener Zeiten sort. Ob eine neue Aera jetzt Heraufziehen wird, bleibt abzuwarten, wenn auch Jeder wünscht, daß die alten Ueberlteferungen zum Abschluß gebracht werden, und nunmehr ein neues Capitel beginne. Das neue Justizgebäude ist zwar monumental, aber es ist in seiner äußern Archi- teltur zu bunt, um schön genannt werden zu können, und für seinen Umfang scheint e» uns zu niedrig. Es wird dem Beschauer sich sofort der Gedanke auf- drängen, daß die Fenster zu klein sind, um den inne ren Räumlichkeiten genügend Licht zuzuführen, und beim Betreten des Innern wird diese Vermuthung zur Gewißheit. Der gothische Stil, der bei der innern Einrichtung deS Parlamentsgebäudes so nachtheilig gewirkt hat, hat dieselben Mängel auch un neuen Justizpalaste zur Folge. Die Räume sind schlecht eingetheilt, die Corridore eng und finster. Selbst die große mittlere Halle scheint zu eng im Verhältniß zu ihrer Länge. Freilich ist man zu sehr an die geräu mige großartige Westmlnsterhalle gewöhnt, und dies mag vielleicht zu einer vorurtheilsvollen Ansicht füh ren. Vielleicht war auch gestern ein stichhaltiges Ur- theil unmöglich, weil zu beiden Seiten der Halle die Sitze für die Zuschauer errichtet waren und viel Raum in Anspruch nahmen. Ueberall scheint man aber auch in den verschiedenen Genchtsfälen, um archi tektonische Wirkungen zu schaffen, sehr viel werthvollen Raum geopfert zu haben. Aber die Hauptsache bleibt, daß die Verwirrung in der englischen Rechtspflege auf höre und durch eine Codificirung deS Rechts größere Ordnung geschaffen werde. Doch dies ist eine so un geheure Arbeit, daß man sich scheut, auch nur den Anfang zu machen. ES wäre schon gut, wenn das Parlament, wo wenigstens für die nächste Session ein ständiger Ausschuß für Rechtspflege geschaffen ist, sich ernstlich der Sache annehme, um auch vor allen Dingen die englische Rechtspflege weniger kostspielig zu machen. Beispielsweise sei nur erwähnt, daß der seit Monaten schwebende VerleumdungSproceß, den der Bildhauer Belt gegen Hrn. LaweS angestrengt hat, der ihn be schuldigt Hot, sich mit anderer Leute Federn zu schmücken, indem er andere Künstler die Arbeit verrichten lasse, die er für seine eigene auSgebe, bereit- nahezu 20000 Pfd. Sterl, gekostet hat. Belt würde den Proceß gar nicht durchführen können, wenn ihn nicht Freunde mit Geld unterstützten. So soll ein Herr chur 7000 Pfd. Sterl., ein anderer 2000 Pfd. Sterl, und ein dritter 1000 gegeben haben. Stockholm, 7. December. (Tel.) Der Groß herzog und die Großherzogin von Baden treten morgen Abend die Rückreise an. Dieselbe geht über Malmö, Kopenhagen, Korsör, Nyborg, Fridericia und Hamburg nach Berlin. St. Petersburg, 7. December. (Tel.) Die „St. PeterSb. Ztg." meldet nach einem Bericht von Augen zeugen, daß in Großsessau in Kurland Pastor Krü ger nach beendetem Gottesdienste am 3. d. von Ge- meindemttgliedern beschimpft wurde, weil er einen au» dem Dienst entlassenen lettischen Volkslehrer nicht wieder anstellen wollte. Der Pastor wurde, als es ihm gelang, aus der Kirche zu flüchten, mit Schmutz beworfen, darauf ergriffen und geschlagen; Leute, die ihm beistehen wollten, wurden zu Boden geworfen und mit Füßen getreten. Um Mitternacht loderten im Pastorat 3 Gebäude gleichzeitig auf; das Pastorat ist blS auf die Gesindewohnung gänzlich nieder gebrannt. Nicht einmal die Kleider konnten gerettet werden. Gegen den Kirchenvorsteher Baron Behr AuL dem reichen Material, das der Vortrag bot, ver mögen wir an dieser Stelle nur die HauptgesichtS- punkte hervorzuheben, die die enge Verbindung der Zünfte mit dem ganzen Volksleben jener Zeit darthun. Au» den Leibeigenen oder Hörigen, die auf den WirthschaftShöfen der freien Grundherren unter Leitung eines „Meisters" daS Handwerk übten, ent wickeln sich allmählich freie Genossenschaften oder Zünfte, die ihren Meister selbst wählen, und besonders in den Städten als Einungen (Innungen, Zechen, Gilden Zünften) zu größerer Macht gelangen. Diese Bil dungen gehen im 12. und 13. Jahrhundert vor sich. Gegen diese durch erworbenen Reichthum mächtig ge wordenen Beisassen, d. h. die aus Handwerkern be stehende beherrschte Gemeinde wenden sich nicht allein reich-gesetzliche oder landesherrliche Verbote, sondern vor Allem die bisher in den Städten herrschenden Altbürger, die Geschlechter, und rufen die da» ^.Jahr hundert ausfüllenden Zunftkämpse hervor, die mit wechselndem Erfolge geführt werden. Kraft und Leben, genossenschaftliche und bürgerliche Ehre erwuchs den Zünften au» diesen Kämpfen. So tief bürgerte sich der Gedanke an die Nothwendigkeit de» ZunfiwcfenS in die Köpfe der deutschen Bürger ein, daß im 15 und 16. Jahr hundert, in der Blüthezeit de» Handwerks, Alles zu Zünften sich zusammenthat. In derselben Zeit bildete sich auch die Zunftverfassung au». Die Zunftgenossen (Zunftbrüder, Zechbrüder, Cumpane) haben ihren auf 1 Jahr oder lebenslänglich gewählten Zech- oder Zunftmeister, ihren Seckel- oder Ladenmeistrr, ihren Jungmeister, der wurden ähnliche Ausschreitungen begangen. — Auch in Rujen in Livland haben orthodoxe Bauern gegen den Pastor revoltirt, wurden aber von dem bewaffne ten Gesinde verjagt und verhaftet. Belgrad, 7. December. (Tel.) Die Eröffnung der Skupschtina konnte nicht stattfinden, weil noch nicht eine genügende Anzahl Deputirte eingetrofien ist. Kairo, 7. December. (Tel.) Der Minister de» Innern, Riaz Pascha, hat seine Entlassung eingereicht. — Gegen Ali Fehmi Pascha, Sami Pascha, Tulba Pascha und Abdellal Pascha, welche heute vor da« Kriegsgericht gestellt waren, ist auf Todesstrafe er kannt, letztere aber in lebenslängliche Verbannung um gewandelt worden. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement deS CultuS u. öffentlichen Unterricht-. Zu besetzen: die Schulstelle zu Grünbach. Lollator da- kgl. Ministerium des Luliu» und öffentlichen Unterricht». Einkommen, neben Amiswohnung, SSO M Außerdem werden für Ueberstunden in der Volksschule los M., sür den Unter richt in der Fortbildungsschule 72 M. und sür Heizung der beiden Schulzimmer rvo M. gewährt. Bewerbungen sinv dir zum 27. Dec. an den königl. Bezirksschulinspeclor Perthen in Auerbach einzureichen. Dresdner Nachrichten vom 8. December. AuS dem Pvlizeiberichte. Auf der Radeberger Straße erlitt ein Fuhrmann gestern Vormittag infolge HufschlagS eines Pferdes einen doppelten Ärmbruch. — In der Dresdner Papierfabrik verunglückte ver- wrchene Nacht ein Arbeiter. Durch eme Maschine wurde ihm der rechte Arm zermalmt. L. E» ist eine bekannte Thatsache, daß man au» naheliegenden Gründen in allen solchen größeren Hand- lungen, die ihre Waarenvorrälhe direct aus erster Hand beziehen, in der Regel am voctheilhaftesten kauft. Eine derartige Firma ist die Tuchwaarenhandlung von Hesse (Marienstraße 22), die nur reinwollene und durchweg sogenannte nadelfertige Stoffe aus den renommirtesten und leistungsfähigsten Fabriken Deutschlands, Eng lands, Frankreichs und der Niederlande bezieht. Be sonders reich zeigt sich die Auswahl m niederländischen Paletotstoffen, sowie in englischen und französischen Cheviots und Kammgarnstoffen, letztere zu hochfeinen Röcken. Nächstdem sind es echt engliche Reisedecken im Preise von 12 bis 30 M. und Bettvorlagen oder Corpets von 3 bis 7,bo M., in denen die Firma un gewöhnlich starken Umsatz erzielt. Zu Festgeschenken würden sich seidene Taschentücher, Cachenez rc., der nahen Ballfaison halber Westen in seinen Pique-, diversen Wollen- und Seidenstoffen rc. besonder» eig nen. Damentuche in den neuesten Modefarben finden sich massenhaft, und schließlich bleibe nicht unerwähnt, daß die Handlung die Echtheit und Haltbarkeit der Farben garantirt. L. Die jährlich mehr sortschreitende Vervollkomm nung säst aller technischen Hilfsmittel bei Herstellung von Luxuspapieren und Schreibutensilien und die be deutende Concurrenz, welche alle Culturvölker — die Deutschen, Franzosen, Engländer und Amerikaner voran — m dem bezeichneten Industriezweige ent wickeln, haben bei denkbar größter Billigkeit eine solche Mannichfaltigkeit und Eleganz in den betreffenden Ar tikeln gezeitigt, daß man eine weitere Steigerung in den letztgenannten Punkten kaum für möglich halten sollte. Ein Besuch der WeihnachlsauSstellung in der Papierhandlung von Woldemar Türk (Altmarkt, RathhauS) überzeugt von der Wahrheit deS eben Ge sagten. Unter der außerordentlich reichhaltig auSge« statteten Ausstellungsserie Nr. I, Briefpapiere und Couverts, wird vor allen Dingen eine Neuheit von künstlerischem Werthe, „Neue Briefe mit alten Bil dern" mteressiren, die Vignetten von A. Dürer, Burgk- mair, L. Cranach, Frany. Boucher, H. S. Beham, Atdegrever, Jost Amman und anderen alten Meistern mehr in gelungenster Nachahmung enthalten. Eine zweite Neuheit bilden die in den südlichen Aipen- thälern OberitalienS (am Gardasee rc.) au» dem fein sten Olivenholz hergestellteu Schreibgarmturen, al» Schreidzeuge, Tintenfässer, Federständer, Papierbehäl- ter, Federschalen, Lineale, Federhalter, Falzmesser rc., die, weil geschmackvoll und bei sehr mäßigen Preisen, al» angenehme Weihnachtsgeschenke sehr empsehlenS- wcrth erscheinen. Schließlich sei darauf hingewlesen, daß Hc. Türk einer Sp^claUtät seines Geschäfte-, der Anfertigung eleganter Visitenkarten in Druck und Lithographie, besondere Aufmerksamkeit widmet. —soll. Unter den vielen Almanachs, die vor dem Jahresschlüsse auSgeboten werden, hat sich besonders Botendienste that. Zur Berathung wichtiger Ange legenheiten wurden die Mitglieder zu einer „Morgen- spräche" oder zum „gemeinen Bier" berufen, da» jähr lich ein bis zweimal in der „Trinkstube", dem Zunft hause abgehalten wurde. Dabei prüfte man Rech nungen, vollzog die Wahl der Vorsteher, entschied über Aufnahmen und übte vor Allem die Zunftgencht-bar- keit, durch die alle GewerbSangelegenhelten entschieden wurden. Nicht minder stand den Zünsten die Sitten polizei gegen lüderliche Brüder und die Gewerbepolizei zur Prüfung der gefertigten Arbeiten zu. Der sich daraus ergebende Zunftzwang wollte demnach ursprüng lich nur den Gewerbebetrieb der gemeinsamen Polizei- lichen Aussicht der Zunst unterwerfen und da- Wohl der Bewohner schaffen. Erst später artete der Zunft zwang zur MonopoUsirung deS Handwerke- au». Al-- dald treten neben den gewerblichen Zwecken auch Neben zwecke auf. Dre enge Verbindung nu! der Kirche läßt die Zünfte einen eignen Schutzpatron, eine Kapelle oder wenigstens einen Altar und eigne- Leichengeräth sich schaffen. Zum Schutze ihrer Stadt bewaffnen sich die Zünfte und schlagen nicht allein siegreiche Schlachten gegen die Geschlechter. Alle bürger lichen Rechte sind abhängig von der Aufnahme in eine Genossenschaft und diese erlangt dadurch poli tische Bedeutung. Darum wird zur Aufnahme eine freie, eheliche und ehrliche Geburt de- Lehrling- ver langt, darum begeht man feierlich die Aufnahme und die Lo-sprechung de- „Lehrknoben". Von trotzigem Stolze ist daher auch der Geselle erfüllt, wenn er sich der Almanach in losen Blättern von Konrad Wei-ke (Amalienstr. 11) großer Beliebtheit zu er- freuen. Er weist bereit» den 21. Jahrgang auf und bringt ca. 2500 historisch-biographische Notizen, die so wohl der ältern, meist aber der Neuzeit entlehnt sind und gewiß für Jeden Tag für Tag etwa- Interessan te» bieten, dabei ist die Ausstattung eine einfache und geschmackvolle, so daß dieser Almanach gern in jedem Zimmer Aufnahme finden wird. — Der Bericht über die gestrige Sitzung der Stadtverordneten befindet sich in der Beilage. (Fortsetzung in der Beilage.) Statistik uud Volkswirtschaft. - «. Die agronomische Bedeutung der neuesten Arbeiten der geologischen LandeSuntersuchung de« Königreichs Sachsen findet durch vr. FeSca, Docenten am landwirthschastlichen Institute der Universität in Göttingen, in eiuem Ausiatze besondere Würdigung, welchen da» „Journal sür Landwirthschast' im s dietjährigen Hefte enthält. Bei früheren kartographischen Ausnahmen beschränkte man sich in Sachsen, wie eben auch in Preußen, aus dir Förderung der Interessen de» Bergbaues, der Mutter geologischer Wiffenschaft. Als man jedoch die Ausnahme auch aus das Flachland au», dehnte, hatte man Ablagerungen vor sich, we'che mit Aus nahme der tertiären Braunkohlenlager ein bergmännisches In teresse nicht haben, Hingtgen infolge ihrer physischen Lage, ihrer Structurverhältniffe u. s. w. besonder- zum Ackerbau ge eignet sind; naturgemäß wurde daher die Lhätigkeit der geo logischen Landesanstalten im volkswirthschastlichen Interesse aus bodenkundliche Studien hingelenkt. Aber mit der „Erforschung' der Bodenverhältnisse ist nur der erste Schritt gethan; soll die selbe Nutzen bringen, so müssen sich di« gebildeten Landwirthe mit den Resultaten der Landesuntersuchung bekannt machen. Dem geuannten Berichterstatter haben von der in Arbeit be griffenen Karte die Sektionen Borna, Liebertwolkwitz und Lau- sigk nebst dazu gehörigen Erläuterungen Vorgelegen und drr- jelbe zeigt in einzelnen Darlegungen, wie viele und wie wich tige Ergebnisse zum Nutzen der Landwirthschast bei richtiger Betrachtung dieser Karten zunächst sür specielle Kenntniß der Bodenverhältnisse hervortreten. AlSdann sährt derselbe bezüg lich der erläuternden Textihesen sort: „Die agronomische Lharakteristik berücksichtigt außerdem die physische Lage (Höhenlage, Neigungswinkel und ReigungSrichtung der Häng«), sowie die LagerungtverhSltnisse (Untergrund-Verhältnisse); es ist mit Rücksicht aus die localen Verhältnisse ausgnührl, wie sich die gleichwerthig zusammengesetzte obere Bodenschicht mit dem Wechsel der Lage und der LagerungSverhältniffe ver schieden verhält Die Arbeiten sind mit Verständniß sür die Praxis geschrieben und sür den praktischen Landwirth in hohem Maße belehrend, weil stets das Streben im Auge behalten ist, die Abhängigkeit der Verschiedenheit der Bodenqualität vom geologischen Bau nachzuweisen ' Besondere» Lob wird den in methodischer, wie in technischer Hinsicht al» vorzüglich bezeich neten Karlen noch wegen der Genauigkeit zugesprochen, daß mch: Durchschnittszahlen, sondern Grenzwerth- darin vermerkt find, d. h. wurde z. B. Löß aus leicht durchlässigen Sanden in einer Mächtigkeit von 0,8 bi« 0,b w schwankend beobachtet, so finden sich in der mit zarter brauner vertikaler Schrasfirung perfehe- nen Lößfläche die rothen Ziffern 8 bi« t» eingetragen: „Wenn gleich (heißt es ferner) bis jetzt in Leipzig Bodenuntersuchungen in dem Umfange, wie sie da» Berliner Laboratorium für Bodenkunde geliefert, nicht anaestellt sind, so zeugen die vor liegenden Publikationen doch für ein wichtige« Verständniß der Bedürsniffe der praktischen Landwirthschast, und es ist nur zu wünschen, daß die Bodenuntersuchungrn noch weiter autgedehnt werden: denn unsere Methoden dafür sind zwar entwickelung«- fähig, stehen aber noch längst nicht auf der Höhe, wie die» für die agronomischen Landesaufnahmen wünschenswerth ist.' Frankfurt a. M., 7. December Sestern Abend hat wie da» „Franks Journ.' meldet, in Verfolg der ronstituirrn- den Versammlung de» deutschen LolonialvereiuS eine BorstandSsitzung unter dem Vorsitze der Präsidenten, Fürsten v. Hohenlohe Langenburg, stattgefundrn, in welcher der Oberbürgermeister Vr Miquel und vr. A. Brüning zu Blee- Präsidenten und der geh Tommerzienrath de Reusville zum Schatzmeister gewählt und der Präsident der Mannheimer Handelskammer, Drsfins, der Bankdirector L Collin in Stutt gart und Theodor Stern hier al» Mitglieder de» Borstande» cooptirt wurden. Zugleich geschahen einleitende Schritte zur Errichtung eine» Berein»dureau« in Frankfurt a. M , fo daß schon von heute ab die Zusendungen an da» Bureau de» deut- j-ben Lolonialverein» in Frankjurt a. M. zu richten sind. Wien, 7. December. (Tel ) Die Direktion der Süd bahn macht bekannt, daß am 17. d M. der gesammte Verkehr aus der Brennrrbahn wieder eröffnet werden wird. Lingesandtes. Feine Parfums, Toilettenseifen, 3 St. in Kästchen, elegante Cartonagen mit ParfumS ge füllt, echt köln. Wasser, feme Bürsten und Kamm- waaren, Toilettenhandsplegel rc. eignen sich zu passen den Weihnachtsgeschenken, die größte Auswahl bietet wie alljährlich auch dieses mal die Parfumeriehand- lung de» königl. Hoflieferanten Oscar Baumann, Frauenstraße 10. Rowland's Odonto macht die Zähne weiß und conservirt dieselben, gibt ihnen einen Glanz wie Per len, stärkt das Zahnfleisch und gibt dem Athem einen angenehmen Wohlgeruch. Man verlange Rowland'» Odonto von 20 Hatton Garden, London. Zu erhalten bei Parfumeuren. einen „Altgesellen" für seine Versammlungen „die Ladentage oder Auflagen", wenn er sich einen Schutz patron erwählt oder wenn er Fehdebriefe an andere Stände schreibt und gegen seine Meister strikt. Den selben Stolz zeigt der zum Meister gewordene Geselle bei der Auswahl der Frau, deren Unbescholtenheit wichtig für seine ganze Lebensstellung ist. — Alle» in Allem genommen hat in jener Blüthezeit der Zünfte der Zwang eine große erziehliche Bedeutung und ver liert dieselbe erst, al» seit dem 17. Jahrhundert eine Mißbildung der Zünfte eintritt, Lhicanen den Streb samen bedrücken, Privilegien gerettet werden sollen und gewerblich wie politisch die Genossenschaft sinkt. — Da» dürftige Referat, da- wir gaben, kann den reichen Inhalt nur andeuten. eh. Literatur. Von Brockhau»' „ ConversationS- lexikon", dessen Erscheinen in der 13. vollständig umgearbeiteten Auflage einen ungewöhnlich großen Abonnentenkreis gefunden hat, ist bereit» der Schluß de- 3. Bandes erschienen. Die fleißige Durchführung ist somit bi» Carlow fortgeschritten und hat diese kurze Streck« de» Alphabet» in 45 Hcften zurückgrlegt. Zu dens,Vorzügen diese- Lexikon« sür da« große Publicum gehört die Art seiner Führung, die sich nach keiner Seite hin der besonderen Bevorzugung einer Materie hingiebt. Für die Befriedigung de« allgemein«« Wissen« wird durch diese gleichmäßige Bettheilung deH Interesses viel Raum gewonnen.
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