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Dresdner Journal : 09.12.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188212092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821209
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-12
- Tag 1882-12-09
-
Monat
1882-12
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 09.12.1882
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W286. Sonnabend, den 9. December. 1882. ^d»vokMk»1i,pr«In Ia> x»«««» d«vt»ob»» L«tek«; Ibbrlieb: .... 18 IlLrlc. sLbrllck: 4 Ll», Ic LV ?k. LiQ/elos l^uo^msro: I0kk. Xo»««rb»Id de, deut«cben lieicbe» tritt?o»t- und Ltsmpsliuicbl»^ üünu. luivrateoprelsvr kür deo R»uw einer ^?«p»It«ven Lelltreil« SO ?f Vvtsr „L-o^e»sndt" di» Teils SO kl. Lei l'-dslleo- und Tiüsrusstr SV ^uk,ebla^. Lrsedvlnen: DL^Iieb mit Xuennbms 6er 8onn- und keiert»^« Xi>sud» tur den tollenden ls^. Dres-net Zonnml. Ivser»<eo»oll»tlme »us^Nrtir LstpstU: ^r Lra«<t«t«tter, LommiisiovLr 6« Dresdner douro»I»; LswdurU Lerli» - Vi»v - N„,I >r„1«u Br»nbNirt ». » : Laa«Et-,n <0 ^t»A/«r, Berit»-Vie» Lindiu^ rr»U-r,,ip»t^-Br»»Ilkllre ». - ItÜLed«»: Dud. B,rit»i /-«raiidendanib, Brems»; H/>/otte,' >r«»i,L D ütanA««', Durra« Latat^t, BrT»kk»rt » >.: da-A-r'seks öuotili»udtunx; SürM«: t/. LtÄker; ll»a»or,r: <7. §c^ü«der, Bert, Berit»-Lr»»Ltarr ». ».- BtoUzsrt: Daud« (Ä., L»md»r^: ^1d. §t«in«r Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. ller»u«xed«rr Lüoial. Lipeditioo äs» Dresdner dooriuU», Dresden, Tvin^^rstr»»»« Do 80. Inserate für die Weihnachtszeit finden im „Dresdner Journat^^ die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß aus Anlaß des Weihnachtsfestes Handel- und Geverß- treibeaden bei Inseraten mit mehrmaliger Wie derholung außerordentliche Bergünstiguuge» ge währt werden. Dresden, im December 1882. König!. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Amtlicher Llml. Dretden, 8. December. Se. Majestät der König haben dem Hofsekretär bei dem Oberhofmarschallamte, Ernst Albert Müller, den Titel und Rang eine- Eanzleirothe» Allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Übersicht: Telegrapvische WitterungSbrrichte. Zeitung-schau. (Opinione. Popolo romano.) Tage-geschichte. (Berlin. Weimar. Hamburg. Wien. Pari- Bern. Rom. London. Stockholm. St. Peters burg. Belgrad. Kairo.) Dresdner Nachrichten. Statistik und Lolktwirthschaft. SingesandteS. TageSkalender. Beilage. 23. Plenarsitzung drS Reichstag» (7. December). Ernennungen, Versetzungen re. ,m öftrntl. Dienste. Lelegraphischt Nachrichten. Köln a. Nh., Freitag, 8. December, Mittag« 1 Uhr. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Wafserstand beträgt jetzt hier 679, in Bingerbrück 420, in Codlenz 600, in Trier 374 Centimeter. Zn Mannheim ist der Rhein zwar auf 72S Centi- Meter gestiegen, aber infolge de» Hellen und trock nen Wetter» wird da» Fallen desselben erwartet. Wien, Donnerstag, 7. December, Abend». (Tel. d. Boh.) Die internationale elektrische Aus stellung in Wien findet definitiv vom 1. August bis 31. Oktober 1883 Statt. Der äußerste An- meldungttcrmin ist der 1. März; Raumzuerkennung am 1. Mai. ES ist keine Jury, keine Preiöverthei- lung in Aussicht genommen; dagegen technisch- wissenschaftliche Commissionen für elektrotechnische Experimente. Ehrenpräsident der AuSstellungS- commisfion ist Graf Wilczek, Präsident Baron Victor Erlanger. Den Ausstellungsgegenständen wird Privilegienschutz, bei der Rückfuhr Zollfrei- heit zugesichert. Pari», Donner»tag, 7. December, Abend». (W- T B) Die Deputirtrnkammer hat in ihrer heutigen Sitzung da» auf Erhöhung der Steuer von beweglichem Vermögen gerichtete Amendement mit 332 gegen 132 Stimmen abgelrhnt. Der Kiuanzminister Tirard erklärte auf eine Anfrage deS Deputirten Häntjen», er halte eine Conver- tirung der Sprocentigrn Anleihe bei der gegen wärtigen Finanzlage nicht für möglich; irgend welche diesbezügliche Verpflichtung könne die Re gierung nicht übernehmen. Feuilleton. Redigtrt von Otto Banck. Verschollen, aber nicht vergessen. Novelle von Robert Waldmüllrr - Duboc. (Fortsetzung.) Er richtete sich plötzlich auf dem Ellbogen auf und stand im nächsten Augenblick auf den Füßen. Sein Sohn war nicht minder behende aufgesprungen. Wenn der Lazzarone sich nicht zum Reden Zeit lassen kann, hilft er sich rasch mit emem oder zwei Fingersprachzelchen Die« thaten Vater und Sohn. Im nächsten Moment waren Beide fort. Sie hatten übrigen» nicht geschwindere Beine, al» die Mehrzahl der übrigen Sternlichtichläfer, die mit ihnen zugleich ihre Nachtlager verließen und sich in hurtigen Sprüngen an» Meer begaben, um dort, der Fregatte gegenüber angelangt, die auf den Strand ge- zogenen Boote flott zu machen. Wenige Augenblicke darauf wimmelte e» auf dem Meere von Fahrzeugen aller Art und jede» derselben steuerte in der Richtung der Fregatte. Denn wa» der Knabe erst am nächsten Tage vor sich gehen zu sehen erwartet hatte, da» Herablassen de» Gehängten in» Meer, da» vollzog sich eben jetzt unter häßlich gellendem Trommelfchlag, so daß ring» die Straßen Neapel» dazu da» Echo anstimmen mußten. Mit einer Kugel von mehr al» einem halben Leutner Gewicht belastet, verschwand der todte Admiral ' in der aufjischenden Salzfluth. Brüssel, Donnerstag, 7. December, Abend». (W. T B) Die Kammer hat, dem Vorschläge de» Minister» de» Innern zuwider, alle Amende- ment» zu dem Gesetzentwürfe, betreffend die Füh rung»bücher der Arbeiter, an die Centralsection zurückverwirsen. London, Freitag, 8. December, Vormittag». (Tel. d. DreSdn Journ.) In England, Schottland und Wale» hat starker Schneefall stattgefunden, infolge dessen empfindliche Störungen de» Bahn- Verkehr» und zahlreiche Unfälle in der vergangenen Nacht vorgekommen find. Eine in der Nordstreet «»»gebrochene große Aeuer»drunst ist bi» jetzt (Vor- mittags) noch nicht gelöscht. Die Magazine von Foster, Porter, Ryland» und Comp. und Selber, Fleming und Comp. find zerstört. Der Verlust wird auf über 2 Millionen Pfb. Sterl, geschätzt. Dresden, 8. December. Die neuesten Nachrichten auS Italien legen die Vermuthung nahe, daß die bisherige Politik deS Ministeriums DepretiS, welche den radicalen Parteien gegenüber eine ost getadelte Rücksicht walten ließ, dem nächst eine veränderte, den conservativen Parteien willkommenere Richtung einschlagen werde. Bei dem von dem italienischen Ministerium bisher beobachteten Tasten und Suchen nach einer parlamentarischen Ma jorität erscheint die Bildung einer Fusion konser vativer und gemäßigt-liberaler Elemente al» das Endergebn,ß deS UmbildungSprocesseS, der sich in dem Parteileben de» Königreich» vollzieht, wenn man auch sür alle in Aussicht stehenden Eombinationen bei den in Italien sich kaleidoskopisch verschiebenden po litischen Gruppirungen noch keine Aussicht auf lange Dauer eröffnen kann. Die bedeutendsten Feinde einer gemäßigtem Politik sind Crispi, Nicotera und ihr Anhang, die Repräsentanten der alten Linken: Fana tiker, welche fortdauernd von Preisgebung der liberalen Grundsätze sprechen und das von den Radicalen aller- wärtS gern gebrauchte Schreckbild einer reactionären Regierung an die Wand malen. „Würde eS nach dem Wunsche dieser Herren gehen*, schreibt mau der „Nordd. Allg. Ztg.* aus Rom, „so müßte DepretiS alle Diejenigen, welche offen und ent schieden dem von ihm oufgtstellten Programm zustim men und sich unter seiner Fahne schaaren wollen, schroff zurückweisen, wenn sie nicht ihren politischen Taufschein von der Linken erhalten haben, und statt derselben sich lieber um die Unterstützung Jener bewerben, welche in Wort und Schrift die Monarchie offen bekämpfen und von dieser mühelos zur Republik hinüberwan dern möchten. Weil Männer, die ihr ganze- Leben im Dienste deS Vaterlandes, der Monarchie ver bracht, mit Gut und Blut sür die Einigung Italien», für die Monarchie Savoyen eingestanden sind, bisher auf der Rechten saßen, müssen dieselben — nach den Ideen LriSpi'S und Genossen — für immer excommuntcirt, wie Aussätzige gemieden werden, selbst wenn dieselben rückhaltlos und aufrichtig dem Programm der Regierung zustimmen. Weil diese Leute der Ansicht sind, daß eS hoch an der Zeit, den revolutionären Leidenschaften mit Ernst und Energie entgegen zu treten, weil sie die Dosis demokratischen OelS, womit die Kammer Italiens gesalbt ist, für mehr al« genügend betrachten, sollen sie zurückgewiesen werden, bloS weil Hrn CriSpl und Consorten vielleicht die Herren Bertoni, Bovio und Costa sympathischer sind, al» Minghetti, Visconti-Venosta u.A. So lange diese Wünsche und sonderbaren Forderungen bloS so zusagen privatim oder in den Spalten der Partei- und persönlichen Organe ausgesprochen wurden, konnte die Regierung dieselben ignoriren unh unbekümmert um dieselben ihre Wege weiter wandeln; al» aber ' Einige mit englischen Matrosen bemannte Boote trieben dann die Fahrzeuge der Neugierigen und Beute lüsternen anS Land zurück, und bald konnte man die letzten dieser Nachen wieder auf den Strand ziehen sehen, worauf Diejenigen, die sich ihrer mit oder ohne Recht bedient hatten, unter mancherlei heftigen Ge sprächen die von ihnen verlassenen Schlafft» llen von Neuem in Besitz nahmen. Die Geschichte deS unglücklichen Admirals Carac- cioli ist den Kennern der neapolitanischen Kriegswirren nicht fremd. Zwar, daß er in seinen jungen Jahren mit Auszeichnung aus der englischen Flotte diente, daß er sich als Befehlshaber der neapolitanischen Flotte später vor Toulon das allgemeine Zeugmh er warb, ein ebenso guter Kriegsmann wie ein vortreff licher Seemann zu sein, daß er, von dem Könige von Neapel bei dessen Flucht nach Palermo mit Mißtrauen behandelt, zu den neapolitanischen Republikanern über ging und mit Hilse der ihnen zugesührten Schiffe mehrere Landung-Versuche der Engländer und Sici- Iraner vereitelte — diese in jener Zeit nicht unge wöhnlichen LebenSphasen hätten keine Veranlassung sein können, dem Klange seine» Namen» Dauer zu geben. Selbst sein Tod nicht, wie bitter derselbe auch einer ganzen Nation in» Herz schnitt. Aber dieser Tod verstieß gegen den Buchstaben einer Capitulation, welche von den Bevollmächtigten Neapel», Rußland» und England» — wahrscheinlich auch der Türkei — unterzeichnet worden war, unhDerjenige, Wilcher diesen Vertrag brach, war der damal» populärste Held eine» Voll», da» fich vor ollen anderen Rationen al» den berufensten Wächter de» Gesetze», al« den treuesten Schildknappen de» verbrieften Recht» angesehen wiss n CriSpi und Genossen mit ihren Anforderungen offen heraustraten und sich sogar zu einem aut-aut ver stiegen, indem sie die Regierung provocirten, zwischen ihrer und der radicalen Unterstützung und jener der gemäßigten Elemente der Kammer zu wählen mußte die Regierung sich offen und entschieden aussprechen, und die» that sie auch. Die Katastrophe brach bei der Wo hl der Budgetcommission au». Da» vom Ministcrprtsidenten Depreti» behus» der Aufstellung der Candidatur sür diese Commission gewählte Comite hatte nämlich eine Candidatenliste zusammengestellt, welche Crispi und Co. nicht behagte, weil dieselbe, die gemäßigten Elemente der gemäßigten Partei in hervorragender Weise be günstigend, gleichsam die Verkündigung einer neuen Majorität war. Dieselben forderten daher eine Ab änderung der Candidatenliste und den Ersatz zweier An hänger der Regierung durch solche der Linken. Diesem Ansinnen setzte nun der Ministerpräsident ein kurzes und entschiedene» „Nein* entgegen und erklärte, daß auch nicht Ein Name der ausgestellten Liste abgeändert werden dürft. Die Radicalen stellten daher ihre eigene Liste aus, eS kam zur Abstimmung, und siehe da: während von den 36 Candldaten de» Minister« 34 beim ersten Wahlgang, die übrigen 2 bei der Stich wahl durchkamen, fielen die Candidaten CriSpl'» und Conforten total durch. Die Niederlage war somit eine gewaltige; aber viel wichtiger, als diese ist der neu vollbrachte Bund der gemäßigten Elemente der Kam mer zu einer großen Majorität und der Anschluß der Regierung an denselben.* Da» wichtigste Ergebniß dieser Abstimmung besteht darin, daß die radicalen Monarchisten, repräsen- ttrt durch Crispi und Nicotera, nicht einmal über 100 Stimmen verfügen und daß sie Anschluß an die äußerste Linke suchen, da» heißt, dieser Zugeständnisse machen müssen, wenn sie in dem Parlament dem Mi nisterium gegenüber Einfluß erlangen wollen. Diesen extremen Elementen würde dagegen der linke Flügel der Rechten, die beiden Centren und der rechte Flügel der Linken gegenüber stehen: also eine starke Ver einigung gemäßigter Elemente, welche einen Achtung gebietenden Einfluß zu äußern vermag. Unter dem Einfluß dieser Fusion sind nach neueren Meldungen im italienischen Ministerium bereits zwei verschiedene Richtungen zu Tage getreten. DepretiS will, wie „Fanfulla* schreibt, eine Umbildung der Palteien, währcnd Zanardelli eine Fusion der verschiedenen Ab- stusungen der Linken anstrrbt. Es haben sich dem nach zwei verschiedene Strömungen gebildet. Eine solgt dem Präsidenten und besteht auS den Ministern Berti, Magliani, Ferrero, Acton und Baccelli. Die Gegenpartei zählt zu ihren Anhängern Zanardelli, Baccarmi und Mancini. Besondere Umstände, welche der politischen Richtung im Parlament sremd sind, tragen angeblich zur Vergrößerung deS Zwiespalte» bei. Die öffentliche Meinung beginnt sich mehr und mehr zu Gunsten der Fusion zu eiwärmen und mit dem Gedanken einer au» den gemäßigteren Elementen gebildeten regierungsfreundlichen Majorität zu befreun den. Die Organe der Rechten deuten die» besser noch an, al» die halbamtlichen Blätter. Minghetti und Sella erklären in der „Opinione*, daß sie die Idee der Fusion definitiv acceptiren und da» Cabmet aus loyale Werse darin unterstützen würden, die Sicherheit im Innern und die Dynastie aufrecht zu erhalten. Die „Opinione* ruft dem Ministerpräsidenten zu: „Wir sind bereit, Hrn. DepretiS zu unterstützen und die in dem Programm von Stradella angeoeu'eten Ideen verwirklichen zu helfen. Er ist übrigens immer ein der Dynastie und den Institutionen ergebener Mann gewesen. Wir sind bereit, ihn aufrichtig zu stützen, wenn seine Bemühungen wirklich daraus ab- zielen, eine Mehrheit zu gründen, welche entschlossen sst, Denen keine Concesstonen zu machen, die das Land wollte. Roch mehr: als jener populärste Held, als Nelson sich dazu hergab, sich zum Henker Laraccioli'S zu machen, zwang er zugleich seine Zeitgenossen, daß sie, um seine Handlung nur überhaupt begreifen zu können, den Schleier von einem Berhältniß lüfteten, w.lche» ihn, den Helden so bedauernSwerih und zu gleich so ohnmächtig erscheinen ließ, wie nur je der Halbgott Herkules in den Banden und an dem Spinn rocken Omphalr'S erschienen sein konnte. Von der Königin in Palermo dazu bestimmt, hatte die wegen ihrer abenteuerlichen erotischen Feldzüge damals weit und breit bekannte Lady Hamilton mit einem Schnell segler die englische Flotte zu Überholen unternommen, und als ihr die- gelungen war, hatte sie ihre seither schon erprobte Macht über Nelson in solchem Grade geltend gemacht, daß er den CapitulationSvertrag sür null und nichtig erklärte Dieser Vertrag hatte m seinem dritten und vierten Paragraphen den sämmtlichen durch die Revolution Compromi'tirten zugesichert: eS solle ihnen sreistehen, sich aus Parlamentärschiffen noch Toulon einzuschiffen oder aber im Königreich Neapel zu verbleiben, „sicher gegen jrde Verfolgung sowohl sür sich wie für ihre Familien.' Auf Grund dieser königlichen Versprechen waren die Waffen niedergelegt, die Castelle geöffnet worhen Jetzt wurden sofort vierundachtz'g der am meisten der dem Aufstande und dessen Fortgang be- theiligt Gewesenen in Haft genommen und da» W-rk he; Rache begann in der schonungslosesten Weift. Daß der Admiral Caraccioli dabei zu einem der ersten Opser auSersehen w.rden würde, war zu erwarten. Dennoch glaubten seine Freunde, als Nelson auf seinem eigenen Schisse Gericht Über ihn halten zu wollen er- auf einen gefährlichen Weg hinziehen wollen.* — Der „Popolo Romano*, da» Organ de» Minister präsidenten Depreti», schrelbt: „E» ist ganz unnütz, daß die radicalen Journale in Wuth gerathen. Die Umbildung der Parteien, wie man die neue parlamen tarische Basi», auf welche die Regierung sich stützen muß, nennen darf, drängt sich von selbst aus durch die Macht der Dinge, durch die neue Zusammensetzung der Kammer, durch die Nothwendigkeit, nach dem Pro gramm zu regieren und die Radicalen bei Seite zu lassen, endlich aber auch durch die Nothwendigkeii, auf Diejenigen nicht zu zählen, welche der Regierung ihre Ideen und ihre Politik ausdrängen möchten. Wenn sich eine Lage von selbst ergiebt, ist jede» künstliche Mittel dagegen überflüssig, und e» genügt nur etwa» Energie dazu, sie zu beherrschen * Voraussichtlich werden die Gegensätze demnächst, sobald die Beraihung de» Budget» erledigt ist, auf einander treffen. Vorerst treten dem Ministerpräsiden ten nur die ihn des VeirathS an der liberalen Partei beschuldigenden radicalen Journale entgegen. Ein großer Theil der Parlamentsmitglieder enthält fich noch einer bestimmten Stellungnahme, weil man der Budgetberathung keine Hindernisse in den Weg legen will. Bei der vorgestern durch die Demission eines ministeriellen Mitgliedes nothwendig gewordenen Neu wahl e>neS Mitgliedes der Budgetcommission erhielt der RegierungScandidat 108, der Landidat der Oppo sition 97 Stimmen; 32 weiße Zettel wurden von Solchen abgegeben, welche vor Feststellung deS provi sorischen Budgets eine Krisis vkkmeiden wollen. Man darf daher einer noch weitern Klärung der Stellung der Parteien entgegensehen. Tagesgeschichte. * Berlin, 7. December. Se. Majestät der Kaiser ist mit Sr. kaiserl. u. königl. Hobest dem Kronprinzen, Prinzen Wilhelm und der übrigen Jagdgesellschaft gestern Abend zur festgesetzten Z-it um Uhr im besten Wohlsein auf dem Bahnhofe in der Friedrichstraße wieder von den Hoffagden in der Göhrde in Berlin eingetroffen. — Ueber die Ankunft Ihrer Majestät der Kaiserin, welche gestern Abend von Codlenz hier eingetroffen ist, theilt man der „Nordd. Allg.Ztg.* mit: Die Genesung der Kaiserin ist noch nicht so weit vorgeschritten, daß sie nicht noch vollständigster Ruhe bedürfte, und darum auch war wohl jeder Empfang abgelehnt. Selbst Se. Majestät der Kaiser war im PalaiS geblieben und kein andere» Mit glied der königlichen Familie auf dem Bahnhof an wesend. — Se. königl. Hoheit der Prinz Karl erfreut sich, entgegen allen anderen über sein Befinden verbreiteten Nachrichten, eines sehr zufriedenstellenden Wohlseins. — Der Botschafter Oesterreich - Ungarns, Gras Emmerich Szechenyi, ist nach mehrmonatiger Abwesenheit, nach Ablauf seine» Urlaube», heute Mittag au» Wien wieder hierher zurückgekehrt und hat die Geschäfte der österreichisch-ungarischen Botschaft wieder übernommen. — Der Bunde»rath trat heute zu einer Sitzung zusammen. — Der Reichstag be- rieth heute zunächst in erster Lesung den Gesetzentwurf, betr. die Abänderung deS Reichtbeamtrngesetz,», sowie in erster Lesung über den Gesetzentwurf, betr. die Ab änderung de» MllitärpcnsionSgesetzeS vom 27. Juni 1871. Beide Entwürfe wurden der ReUctencommission zur Vorberathung überwiesen. Hierauf begann die EtatSberathung, welche Schatzsec-etär Buichard mit einer ausführlichen Rede einleitete (Vgt. den ausführlichen Sitzungsbericht m der Berlage). In der dem Reichs tage übergebenen Darlegung über den Stand der so- cral-demokratischen Bewegung in Deutschland heißt ei: Der Stand der socialdemokratilcheu Bewegung in Deutsch land und den übrigen Luliurstaaten ist bedauerlicher Weise klärte, der englische Admiral beabsichtige den neapoli tanischen College» dem Rachegericht der Königlichen zu entziehen. Aber man täuschte sich. Nelson ließ ein auS neapolitanischen Offizieren zusammengesetze» Kriegsgericht unter dem Vorsitz deS mit Caraccioli persönlich verfeindeten Gräfin v. Thurn rasch zu sammentreten, und als diese» Gericht auf leben»läng- liche Gefangeuschaft erkannte, mußte e» die» Urtherl auf Nelson'» Verlangen in die Straft de» Tode» ver wandeln, die denn auch sofort vollstreckt wurde. Der edle Pietro Colletta schwankt in dem Bericht, den er von diesem Hergänge giebt, soweit Nelson'» Motive dazu in Frage kommen, zwischen der Annahme einet von Nelson lange gehegten neidischen Groll- gegen seinen in jenen Zeitläuften vrelgerühmten Nebenbuhler und dem Hinweis auf Nelson'S willenlose Abhängigkeit von der auf seinem Sch ffe und in seiner nächsten Nähe ver bliebenen Lady Hamilton, welche ihrerseits, wie er wähnt, im Auftrage ihrer gekrönten Freundin handelte. Da der Sieger von Abukir durch diese seine Abhängig keit den Strahlenkranz, in welchem seine Nation ihn und seine Thaten erblickte, schon tief genug verdunkelt hat, so wird eS erlaubt sein, jenen andern Beweg grund, der ihn so sehr viel tiefer noch erniedrigen würde, dahin gestellt sein zu lassen. Ueberdie« war Nelson'» brennender Haß gegen die Franzosen ein Motiv weit näherlirgender Art. In Caracciolr glaubte er am offenkundigsten den ganzen fremdländischen An hang der Franzosen zu brandmarken. Zweite» Capitel. Am nächsten Morgen war in Neapel wieder Lebe« und Treiben. Eine lebhafte Ration in sonniger
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