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78. Jahrgang. Donnerstag, den 7. November 1912 Nr. 132. Amtsblatt für die Königliche Amtshauxtumimschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseMgem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage» Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Inserat« «erden mit I» W-, solche ar« unsere Amtshauptmmmschast mit 12Psg.die Spaltzeil« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen aus der ersten Seite (mu von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. ZV Psg- - Tabellarische und komplizierteJnserat» mit entsprechendem Aus schlag. - Eingesandt, i» redaktionellen Teile, di Spaltenzetle 30 Psg. D^ -«eikeritz-Ztitunt'' erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird anden vorhergehen- denAbendenausgegeben. Preis viertelsührlich 1M. 25 Psg-, zweimonatlich 34 Psg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern LV Psg. — Alle Postan- galten, Postboten, sowie msereAusträger nehmen Bestellungen an. WHeritz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Neu verpflichtet wurden: Hausbesitzer und Strohhutzirher Ullrich-Kautzsch als Gemeindeältester für den Gemeindeverband Bärenklause-Kautzsch. Tischlermeister und Hausbesitzer Ernst Hermann Kohl-Borlas als Gemeindevor stand daselbst. 897cA. Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, am 4. November 1912. Die Schweineseuche unter dem Schweinebestande des Herrn Gutsbesitzer E. Liebscher in Reichstädt Nr. 27 ist erloschen. Dippoldiswalde, am 5. November 1912. 1752 b o. Königliche Amtshauptmannschaft. Drucksachen für Gemeindebehörden fertigt Buchdruckers! Lar! Jehne. Die Araber in Tripolis. Wenn auch Tripoli«, das jetzige Lydien, endgültiger Besitz Italiens ist, so ist über das Schicksal oder vielmehr die Zukunft der dortigen Araber noch lange nicht ent schieden. England, das einen eigentümlichen Scharfblick für politische Konstellationen hat, die für die Zukunft An laß zu Bedenken geben könnten, hat in diesen Tagen durch die Aegypter eiligst die Oase Kufra besetzen lassen. Di« Engländer wissen, daß die Araber nicht so rasch, und mir nichts dir nichts den Italienern Folge und Gehorsam leisten würden. Die Araberchess sind sich noch nicht darüber einig, ob sie den Kampf gegen die Italiener weitersühren wollen, oder nicht. Für die Italiener iit es sehr wichtig, über diesen Punkt im Klaren zu sein. Falls die Araber in ihrem Widerstande beharren, wäre der wirt schaftlichen Arbeit der Italiener in Tripolis ein großer Stein ans Bein gebunden. Aller Boraussicht nach wird die Sekte der Senussi, die einen großen Einfluß auf die Araber in Tripolis ausübt, nicht weiter gegen die Italiener kämpfen. Sie hat es übrigens bisher auch nicht getan, mit Ausnahme von einzelnen Stelten in der Zyrenaika. Die türkischen Offiziere erfreuen sich bei den Arabern großen Ansehens, und es wird sehr viel darauf ankommen, in welcher Weise sie die Einheimischen beein flussen. Schließlich wollen die Araber auch danach trachten, ihre im Kriege erworbenen Kenntnisse der Kriegs kunst weiter zu verwerten. Ihre Vorräte an Lebens mitteln reichen noch sür zwei Jahre aus. Die Abreise der türkischen Truppen wird immer wieder hinaus- geschoben. Vielleicht wünscht Italien, daß sie noch einige Zeit im Lande verbleiben, da die neuen Herren dem Frieden und der Loyalität ihrer Untertanen nicht recht trauen. Den Wasserweg können die türkischen Truppen zur Heimreise jetzt nicht benutzen, da sie von der griechi schen Flotte gefangen genommen werden würden. Den Landweg über Aegypten einzuschlagen, dagegen wird England Protest erheben, da die Türkei gegen Griechen land Krieg führt und Aegypten und England auch im gegenwärtigen Krieg neutral bleiben wollen Die beste Lösung für die den Italienern feindlich gesinnten Araber wird die sein, daß sie zum Teil nach Aegypten, zum Teil nach Tunis auswandern. Diejenigen, die an die Küste zurückkehren, müssen schon in den sauren Apfel beißen^und sich mit den Italienern zu vertragen suchen. Aber in den nächsten Jahren werden mehr oder weniger blutige Revolten immer noch an der Tagesordnung bleiben, und Sache der Italiener wird es sein, mit Geschick und Takt sich möglichst die Freundschaft der Araber zu erwerben zu suchen. Denn vom Verholten der Italiener den Ein heimischen gegenüber wird wohl am meisten deren Ge horsam und Botmäßigkeit den neuen Herren gegenüber abhängen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 5. November. Heute vormittag traf Herr Kreishauptmann Or. von Oppen, Dresden, zu einem Besuche der Stadt Dippoldiswalde und zur Be- iichtigung ihrer Einrichtungen hier ein. Zum Empfange hatten sich am Bahnhofe eingesunden Herr Bürgermeister Jahn, Herr Amtshauptmann vr. Sala und Herr Stadt- oerordneten-Vorsteher Schissner. Nach einem kurzen Früh stück fand im Sitzungszimmer des Rathauses unter einer Ansprache des Herrn Bürgermeisters Begrüßung durch die Herren Mitglieder der städtischen Kollegien und im An schlusse daran sofort eine Besichtigung des Altertums. Museums im Rathause, sowie der Diensträume statt. Hierauf begab sich der Herr Kreishauplmann nach der Müllerschule und dem Elektrizitätswerke, sowie weiter auch nach dem städtischen Mietwohnhause an der Rabenauer Straße, nach dem Krankenhause, der Nicolaikirche, der Stadtkirche und der Bürgerschule. Ferner benutzte der Herr Vertreter der Staatsregierung auch di« Gelegenheit seiner Anwesenheit, um den beiden größten Industrie- Unternehmungen der Stadt, der Strohhutsabrik von H. H. Reichel und der Fabrikanlage der Firma Kalliope Musikwerke A G. einen Besuch abzustatten. Gegen Abend speiste derselbe sodann in Gemeinschaft mit den Herren Mitgliedern der städtischen Kollegien und den bei den Besichtigungen zugegen gewesenen Herren, insbesondere auch mit den Herren Vertretern der erwähnten Industrie- Unternehmungen im Ratskeller und verweilte auch nach dem Essen noch längere Zeit daselbst. Er nahm hierbei vor allein Gelegenheit, seiner besonderen Befriedigung über alles das, was er in Dippoldiswalde in Augenschein ge nommen hatte, Ausdruck zu geben. Dippoldiswalde. In seiner Sitzung am Montag hat der hiesige Kirchenvorstand mit 9 gegen 7 Stimmen beschlossen, die Nikolaikirche zu katholischen Gottesdiensten zur Verfügung zu stellen. — Die diesjährigen Herbst-Kontrollversamm lungen, zu welchen sämtliche Reservisten (einschl. Dispo- sitionsurlauber, auf Zeit anerkannte Ganzinvalide, Halb- invalide jMilitär-Rentenempsängerj und zur Disposition der Ersatz-Behörden entlassenen Mannschaften) der Jahres- klassen 1905 — 1912 zu erscheinen haben, finden im Be zirk des Meldeamtes Dippoldiswalde u a. statt: in Glas hütte, Gasthof „Stadt Dresden", am 14. November, 9,30 Uhr vorm.; in Lauenstein, „Schützenhaus", am 14. No vember, 2 Uhr nachm; in Altenberg, Hotel „zur Post", am 15. November, 9,30 Uhr vorm.; in Schmiedeberg, Gasthof, am 15. November, 2 Uhr nachm.; in Dippoldis walde, „Reichskrone", am 16 November, 10,30 Uhr vorm. und 2 Uhr nachm. Die Mannschaften werden auf die bei den Stadt- und Ortsbehörden, sowie an Plätzen im Orte aushängenden öffentlichen Bekanntmachungen, welche die Zeit und Ort der Kontrollversammlungen genau ent halten, ganz besonders aufmerksam gemacht. Diese Be kanntmachungen gelten als Befehle. Die Militärpapiere Kriegsbeorderungen und Paßnotizen sind mitzubringen Uncntschuldigtes Fehlen wird bestraft. Fußmessungen finden statt. — Das letzte Konzert des Männergesangvereins, dessen Reinertrag in Höhe von 75 Mark dem Schul- ausschuß zur weiteren Ausstattung der Schule übergeben worden ist, steht in der Bürgerschaft noch in so frischer und guter Erinnerung, daß eine Empfehlung fast über- flüssig erscheint, sondern es genügt gewiß schon der Hin weis, daß sich der Verein auch dies Jahr auf das tradi tionelle Kirmeskonzert rüstet, das diesmal in der „Reichskrone" stattsindet. Dem fröhlichen Charakter des Festes entsprechend wird das Programm mehr heitere Nummern enthalten, wie auch die Anfügung eines Ein akters sicher der Festlaune keinen Abbruch tun wird Die Einwohner können sich und ihren Gästen im Konzert am Sonntag einen genußreichen Abend verschaffen. — Die seinerzeit wegen Krankheit des Herrn Sup. Hempel verschobene Hauptversammlung der Geistlichen findet am 12. November statt. Herr Geh. Konsistorialrat Freiherr von Weick hat seine Teilnahme an derselben zugesagt. — Die Gewinnliste der Lotterie des Altenberger Albert-Zweigvereins liegt in unserer Geschäftsstelle zur Einsicht aus. Bürenstein. Unser Ortspfarrer Herr Pastor Zitz mann wird uns noch im Lause dieses Monats verlassen, da er zum Divistonspfarrer in Leipzig gewählt und vom König!. Kriegsministerium bestätigt worden ist. Sonn tag, den 17. November, wird er voraussichtlich schon seine Abschiedspredigt halten. Ungern sehen wir Herrn Pfarrer Zitzmann scheiden und wünschen wir ihm auch für seinen neuen Wirkungskreis Gottes reichsten Segen! Döbra. Zum Pfarrer unserer Parochie wurde Herr Predigtamtskandidat Martin Türke, zurzeit Mitglied des Predigerkollegs in Leipzig, vom Kirchenvorstand ein stimmig gewählt. Frauenstein. Die aus dem hiesigen Gerichtsgefängnis entwichenen Peter Frings aus Freiberg und Johannes Gruppengießer aus Loßnitz sind in der Nähe von Frei berg wieder festgenommen und dem Gefängnis in Frei- berg zugeführt worden. Potschappel, 5. Oktober. Aus dem Bahnhofe Pot- schappel wurde in der 3. Morgenstunde auf die Kasse der Fahrkartenausgabe ein Raubversuch unternommen. Der Beamte wurde durch das Klirren der Fensterscheiben ge weckt und schaltete den elektrischen Strom ein. Der Be amte sah sich nun einem Manne gegenüber, der ein Beil in den Händen hatte. Er war durch das plötzliche Ent flammen der elektrischen Lampen verwirrt. Als der Be amte Alarm schlug, ergiff der Einbrecher die Flucht. Unter Zurücklassung des Beiles entwischte er durch ein Fenster des Frauenabortcs. Dresden. König Friedrich August ist am Diens tag nach Schloß Sybillenort gereist und wird am 11. No vember wieder nach Dresden zurückkehren. Muida, 4. November. Heute abend gegen 3/47 Uhr ist auf dem hiesigen Bahnhofe der Hilfsbahnsteigschaffner Porstmann beim Abspringen von dem ausfahrenden Vienenmühle—Freiberger Gülerzug Nr. 7189 gefallen und tödlich überfahren worden. Gahkenz bei Oederan, 4. November. Die Pferde de» Gutsbesitzers Oswald Otto scheuten vor einem Auto und schlugen dabei nach hinten aus. Der Gutsbesitzer wurde von den Pferden derart verletzt, daß er aus der Stelle starb. Roßwein. In Choren hat ein polnischer Arbeiter des Rittergutes seinen Arbeitskollegen 1400 Mark bare» Geld, eine Uhr, Garderobe und fünf Auslandspässe ge stohlen und ist damit flüchtig geworden. Chemnitz. Um der Neunzehnhainer Talsperre neue Zuflüsse zuzusühren, hat der Rat in der Gegend von Lengenfeld verschiedene Grundstücke angekauft, so die Lorenz- sche Schürzensabrik in Marterbüschel, das v. Herdersche Rittergut Niederforchheim, die Hungersche Oelmühle und die Zeistngfche Brandwarenfabrik in Forchheim. Durch diesen Ankauf soll das Wasser des Seidenbaches nebst Zulauf für die Wasieranlage gesichert werden. Wermsdorf. Am Morgen des Reformationsfeste» bemerke Förster Bartsch aus Mahlis im Walde zwei Männer, die sich mit dem Zerteilen eines Rehes be schäftigten. Auf Anrufen ergriffen die Wilderer, die da» Reh anscheinend in der Schlinge fingen, die Flucht. Ein auf die Spur gesetzter Polizeihund stellte bald die Flüch tigen, die sich als Wermsdorfer Einwohner entpuppten. Aue. Ein Betrüger, der auf besondere Weise seine Mitmenschen prellte, wurde hier dingfest gemacht. Der Mann, ein 26 jähriger Maschinentechniker, der jetzt bet einer Schaustellung beschäftigt ist, hatte sich in Bärenstein in Böhmen deutsches Geld in österreichische Zehn- unb Zwanzigkronenstücke eingewechselt. Diese Münzen suchte er nun hier als Zehn- und Zwanzigmarkstücke an den Mann zu bringen. In vielen Fällen ist ihm dies auck gelungen. Daß er das Betrugsmanöver in einem Restaurant gleich dreimal hintereinander versuchte, wurde ihm zum Verhängnis. Er wurde dem Amtsgericht zu» geführt. Tagesgeschichte. Berlin. Der türkische Botschafter hat dem Aus wärtigen Amte in Berlin das Gesuch um Friedensver mittelung unterbreitet. — Zur Vorgeschichte der Entschließung des türkischen Kabinetts, den Beistand Europas anzurusen, wird in Paris erzählt, daß der Sultan, die Prinzen der kaiser lichen Familie, der Großwesier und die Mitglieder der Regierung durch die optimistischen Depeschen der Generale vollständig irregesührt waren. Line Wendung in der Stimmung der maßgebenden Kreise trat erst seit dem Ein- trefsen des englischen Kreuzers vor den Dardanellen ein. Durch die kurz darauf erfolgte Unterredung de» englischen Botschafters mit dem Großwesir und dem Minister de» Aeußeren Noradunghian erhielt die Pforte ein klarere» Bild von der allgemeinen Kriegslage und der Aussichts losigkeit einer allerletzten Kraftanstrengung bei Tschadtaldscha zum Schutze der Hauptstadt. Der Sultan erklärte sich, wie es heißt, unter Tränen bereit, Rodosto räumen zu lasten, seine Zustimmung zur Dislokation der Armee zu