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Liedertexte: „Gurnemanz", Karfreitagszauber aus „Parsifal" Des Sünders Reuetränen sind es, die heut mit heil’gem Tau betrautet Flur und Au: der ließ sie so gedeihen. Nun freut sich alle Kreatur auf des Erlösers holder Spur, will ihr Gebet ihm weihen. Ihn selbst am Kreuze kann ich nicht erschauen: da blickt sie zum erlösten Menschen auf; der fühlt sich frei von Sündenlast und Grauen, durch Gottes Liebesopfer rein und heil: das merkt nun Halm und Blume auf der Auen, daß heut des Menschen Fuß sie nicht zertritt, doch wohl, wie Gott mit himmlischer Geduld sich sein erbarmt und für ihn litt, der Mensch auch heut in frommer Huld sie schont mit sanftem Schritt. Das dankt dann alle Kreatur, was all da blüht und bald erstirbt, da die entsündigte Natur heut ihren Unschuldstag erwirbt. Monolog des Hans Sachs aus Wahn! Wahn! Ueberall Wahn! Wohin ich forschend blick’, in Stadt- und Weltchronik, den Grund mir aufzufinden, warum gar bis aufs Blut die Leut sich quälen und schinden in unnütz toller Wut! Hat keiner Lohn noch Dank davon: in Flucht geschlagen, wähnt er zu jagen; hört nicht sein eigen Schmerzgekreisch, wenn er sich wühlt ins eigene Fleisch, wähnt Lust sich zu erzeigen! Wer gibt den Namen an? ’s ist halt der alte Wahn, ohn’ den nichts mag geschehen, ’s mag gehen oder stehen! Steht’s wo im Lauf, er schläft nur neue Kraft sich an: gleich wacht er auf, dann schaut, wer ihn bemeistern kann! Wie friedsam treuer Sitten, getrost in Tat und Werk, liegt nicht in Deutschlands Mitten mein liebes Nürenberg! „Meistersinger" Doch eines Abends spat, ein Unglück zu verhüten bei jugendheißen Gemüten ein Mann weiß sich nicht Rat; ein Schuster in seinem Laden zieht an des Wahnes Faden: wie bald auf Gassen und Straßen fängt der da an zu rasen! Mann, Weib, Gesell und Kind fällt sich da an wie toll und blind; und will’s der Wahn gesegnen, nun muß es Prügeln regnen, mit Hieben, Stoß’ und Dreschen den Wutesbrand zu löschen. Gott weiß, wie das geschah? Ein Kobold half wohl da: ein Glühwurm fand sein Weibchen nicht; der hat den Schaden angericht’t. Der Flieder war’s: Johannisnacht! Nun aber kam Johannistag! Jetzt schau’n wir, wie Hans Sachs es macht, daß er den Wahn fein lenken mag, ein edler Werk zu tun: denn läßt er uns nicht ruhn, selbst hier in Nürenberg, so sei’s um solche Werk’, die selten vor gemeinen Dingen, und nie ohn’ ein’gem Wahn gelingen.