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Erläuterungen: Richard Wagner (1813-83), der größte Musikdramatiker, hat für den Konzertsaal wenig geschrieben. Für den Konzertzweck am besten geeignet sind nur die Ouvertüren und Vorspiele zu seinen Bühnenwerken und die selbständigen Orchesterwerke: Sieg fried-Idyll, Kaisermarsch und Faust-Ouvertüre. Die Ouvertüre zu „Rienzi" Wagners erster Oper (noch im Stile der „großen“ Effektoper Meyerbeers, Uraufführung 1842 unter Reissiger in Dresden), schildert den Freiheitskampf Roms unter dem Tribun Rienzi, ohne daß sie gleichzeitig Rienzis tragischen Untergang andeutet. Ein mehrmals wiederholter langgezogener Trompetenton eröffnet das Stück, immer von dem dunklen Blutrache-Motiv der Bässe beantwortet. (Das Trompetensignal wird schon im Bulwer- schen Roman „Rienzi“ erwähnt, nach welchem Wagner seinen Text dichtete.) Es folgt die edle Gebetsmelodie: Rienzi betet für die Freiheit. Im Hauptteil der Ouvertüre, der eine immer schnellere Bewegung annimmt, spielen die Themen der Kampf- und Jubel chöre des Volkes und der berühmte Schlachtruf: Santo spirito Cavaliere (Der heilige Geist sei unser Streiter) die führende Rolle. In der größten Tonstärke klingt das Werk rauschend aus. Ouvertüre zu „Tannhäuser" Die Ouvertüre zu „Tannhäuser“ (1845) zerfällt in drei deutlich sich trennende Ab schnitte: die Pilgerchormusik als ersten und dritten und die Venusbergmusik als zweiten. Der Gegensatz zwischen der Welt der Frömmigkeit, der Kirche und der Welt der höchsten Sinnenfreude, der ja in der Oper selbst eine bestimmende Rolle spielt, kommt schon in der Ouvertüre zu stark ausgeprägtem Ausdruck. Karfreitagszauber aus „Parsifal" Parsifal, der zum Gralskönig Geweihte, vollzieht seine erste amtliche Handlung: die Taufe Kundrys. Er blickt auf die umgebende Natur: „die Aue dünkt ihn heute so schön“. Das ist „Karfreitagszauber“, meint Gurnemanz zu ihm. „Des Sünders Reuetränen sind es, die heut mit heil’gem Tau beträufet Flur und Au: der ließ sie so gedeihen. Nun freut sich alle Kreatur auf des Erlösers holder Spur, will ihr Gebet ihm weihen.“ Ein von tief religiöser Stimmung durchzogener Orchestersatz. Siegfrieds Rheinfahrt Ein Orchesterzwischenspiel in „Götterdämmerung“. Es schildert Siegfrieds Fahrt vom Brünnhildenstein hinab durch die Feuer Loges zum Rheine. Das Thema von Brünn hildes zärtlicher Zuneigung ist der Abschiedsgruß der zurückbleibenden Brünnhilde. Aus der Tiefe herauf antwortet Siegfrieds Hornruf. Nach den Themen der Wälsungen- liebe — Siegfried ist Wälsunge — und des Entschlusses der Liebeshingabe beherrscht der Ausdruck der Fahrtenlust Siegfrieds den Satz. Vorspiel zu „Die Meistersinger von Nürnberg" Das Meistersinger-Vorspiel von Richard Wagner kann man als das Fest-Vorspiel be zeichnen. Nicht nur eines von vielen, sondern das Muster. Die festlichen, wuchtigen Akkorde des Meistersingerthemas eröffnen. Die Sehnsuchtsmelodie Stolzings und die Fanfare der Meistersinger folgen. Stolzings Liebesseligkeit wird dann von dem in verkleinerten Notenwerten erscheinenden Meisterthema abgelöst. Die Verkleinerung des Themas soll die zunftmäßige Tüftelei der Arbeit der Meister kennzeichnen. In be- wunderswertem Kontrapunkt kombiniert dann Wagner die drei Hauptthemen: Liebes seligkeit, Fanfare, Meisterthema. Die Fanfare wird in imponierender Schlußsteigerung vom Bläserchor übernommen. In höchstem Glanze erscheint nochmals das Meisterthema. Dr. Kreiser.