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WeWtz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Dienstag, den 10. September 1912 78. Jahrgang. Nr. 107. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eitles Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. ' DK. »«Ußeritz'-ZelwNL'' rrlcheim wöchentlich drei« mal: Dienstag, Donnerr- Laa und Sonnabend und wird anden vorhergehen« denWenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Psg., zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 "Psg. Einzelne Nummern ÜV Psg. — Alle Postan- Salten, Postboten, sowie -msereAusträger nehmen Bestellungen an. Inserate werden mit if Psg., solche aus unser« Amtshauptmannschaft mit12Pfg.die Spaltzeil« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (mu von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 85 bez. zv Psg. - Tabellarisch« und komplizierte Inserat« mit entsprechendem Aus schlag. - Eingesandt, in redaktionellen Teil«, di Spaltenzeile 30 Psg Im diessährigen Kaisermanöver, an dem eine bayerische Kavallerie-Division teil' nimmt, und bei der vorausgehenden Aufklärungsübung werben im Königreich Sachsen vor- aussichtlich auch bayerische Feldgendarmerie-Patrouillen verwendet werden. Sie sind durch einen metallenen Ringkragen kenntlich und haben die in der Manöver-Ordnung und im Anhang zur Feldgendarmerie - Ordnung vorgesehenen Pflichten und Befugnisse. Für das Publikum kommen folgende Bestimmungen in Frage: Die Patrouillen, zu denen Unteroffiziere und Gefreite der Kavallerie befehligt werden, sollen in erster Linie verhindern, bah die Truppen-Ucbungen (Versammlung, Marsch, Gefecht, Biwak, Besprechungen usw) durch Publikum gestört werden. Sie unterstützen die Landgendarmerie bei Aufrechterhaltung der Ordnung, im besonderen bei Abhaltung des Publikums vom Betreten bestellter Fluren bei Anweisung geeigneter Aufstellungspunkte. Ihren An- Weisungen ist von Seiten der Zivilpersonen unbedingt Folge zu leisten. Die Patrouillen haben die Befugnis, in Ausübung ihres Dienstes, wie die Wachen, Zivilpersonen vorläufig feslzunehmen. Der Verwendungsbereich der bayerischen Kavallerie-Division ftn Königreich Sachsen läßt sich im voraus nicht genau angeben. Dresden, am 2 September 1912. Ministerium des Innern. Mit Rücklicht auf den weiteren Rückgang der Maul- und Klauenseuche im Deutschen Reiche wird die Verordnung vom 29. Mai dieses Jahres -- 667 ll V — (Dresdner Journal und Leipziger Zeitung Nr. 123) wieder aufgehoben. Dresden, den 6. September 1912. Ministerium des Innern. Das im Lrnndbuche für Reinhardtsgrimma, Blatt 106, aus den Namen des Landwirts Oskar Bruno Heinrich eingetragene Grundstück soll Montag, am 28. Oktober 1912, nachmittags 3 Ahr^ — an der Gerichtsstelle — im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück ist nach dem Flurbuche 46,2 Ar groß und auf 4560 M. — Pf. einschl. 20 Mark Zubehör geschätzt. Es besteht aus Wohngebäude mit Kuhstall, Futterraum und Keller, sowie aus einem Holz- und Geräteschuppengebäude, ferner aus Feld und Wiese von sehr guter Bodenbeschafsenheit. Das Grundstück liegt im Ortsteile „Neue Häuser" von Reinhardtsgrimma, etwa 1,5 Icm vom Hauptorte entfernt. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts, sowie der übrigen das Grund stück betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zurzeit der Ein tragung des am 12. Juli 1912 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Grund buchs nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaub haft zu machen, widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Wer ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht hat, mutz vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeiführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes tritt. Dippoldiswalde, den 29 August 1912. Königliches Amtsgericht. Es sind a, neu verpflichtet worden: I ., Gutsbesitzer Scheftler als Gemeindeällester in Luchau, 2 ., „ Lommatzsch-Hausdorf als stellvertretender-Standesbeamter für den zu ¬ sammengesetzten Standeramtsbezirk Hausdorf; b, wieder verpflichtet worden: 1 ., Gemeindevorstand Legler, Poulsdorf 897 aä. Königl. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, am 3. September 1912. Die Verlegung russischer Truppen von der deutschen Grenze. Heber die Frage der Verlegung der russischen Truppe« von der deutschen Grenze besteht bekanntlich zwischen den Bundesgenossen Rußland und Frankreich eine nicht zu unterschätzend« Differenz. Frankreich fühlt sich durch die betreffenden Anordnungen des russischen Kriegsministers in seinen politischen Beziehungen beeinträchtigt, und es wird sogar behauptet, datz der französische Minister präsident Poincaie während seines Besuches in Peters burg die Angelegenheit zur Sprache gebracht und den Wunsch ausgesprochen habe, datz Frankreich eigentlich auf eine starke Besetzung der russischen Gebiete an der deutschen Grenze bestehen müsse, um den Zweck des fran zösisch-russischen Bündnisses zu erreichen. Schließlich ist dies ja eine Angelegenheit, welche in erster Linie Rußland angeht, aber Deutschland hat doch auch ein sehr großes Interesse an der Behandlung dieser Angelegenheit. Früher lagen in den westlichen Grenzgebieten Rußlands nicht weniger als vier Kavallerie-Divisionen und acht Infanterie- Divisionen. Jeder, der nur eine Idee von einer Kriegs- vorbereitung hat, mußte aus dieser großen Konzentrierung russischer Truppen in der Nähe der deutschen Grenze auf den Gedanken kommen, datz Rußland durch diese Maß regel sich auf einen Krieg gegen Deutschland eingerichtet hatte. Ob Rußland dabei einen Angriff von Deutschland in Gemeinschaft mit Oesterreich befürchtet hat, wollen wir jetzt ununtersucht lassen. Jedenfalls ist es aber Tatsache, datz Rußland von seinen westlichen Grenzen nach und nach vier Infanterie-Divisionen und zwei Kavallerie- Divislonen zurückgezogen und in die Bezirke von Moskau und Kasan verlegt hat. Es wird nun jetzt die Meinung verbreitet, datz Rußland das fehlerhafte in der Anhäufung von Truppen an der deutfchen Grenze erkannt und mehr für die Ausstellung großer Truppenmassen im Osten seines Reiches besorgt sei, da die Erfahrung gelehrt habe, datz Rußland viel eher auf eine Kriegsgefahr im Osten und im Südostcn seines Reiches als im Westen zu rechnen habe. Diese Meinung kann zutreffen, aber in der Haupt sache wollte wohl Rußland durch die Verlegung großer Truppenmassen von seiner Westgrenze kundgeben, datz es von der Friedensliebe Deutschlands überzeugt sei. Die wiederholten Begegnungen zwischen dem Kaiser Wilhelm »und dem Zaren Nikolaus dürften in diesem Punkte wohl die nölige Klarheit geschaffen haben. Rußland ist ja auch zum Frieden in Europa geradezu gezwungen, denn das russische Reich mit seinen noch immer sehr minder wertigen Heereseinrichtungen und seinen schlechten Finanzen und den ungünstigen politischen und sozialen Verhältnissen in seiner Bevölkerung wird doch nicht so wahnwitzig sein und einen Krieg mit zwei Militär mächten ersten Ranges, wie es Deutschland und Oester reich sind, anfangen! Sicher ist aber auch, datz Rußland gegenüber Persien und der Türkei bestimmte Pläne ver folgt, und deshalb finden schon seit Jahr und Tag große Anhäufungen russischer Truppen in den Gebieten des Kaukasus stall. Rußland braucht aber auch Truppen- verstärkungen in Finnland, wo man noch immer die Ge fahr eines großen Ausstandes fürchtet. Das russische Heer ist übrigens so groß, datz man die Ansammlungen russi scher Truppen mit einem ganz anderen Maßstabe rechnen mutz, als die Truppenanhäusungen in anderen Ländern und deren Grenzgebieten. Freilich ist es eine ganz andere Frage, ob Rußland trotz seiner 24 Kavallerie- Divisionen, die angeblich auf einer Art Kriegsfuß stehen, und trotz seiner zahlreichen Infanterie-Divisionen wirklich so kriegsbereit und leistungsfähig ist, wie es nach dem Vorhandensein dieser großen militärischen Organisationen aussieht. Der Krieg Rußlands mit Japan hat über die Schlagfertigkeit und Leistungsfähigkeit des russischen Heeres der Welt die Augen geöffnet. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Im Interesse der Obsiprodnzenten und Konsumenten macht der Bezirksobstbauverrin schon jetzt auf die Mitte Oktober dieses Jahres geplante Be zirksobstausstellung, mit der auch die in den Vor jahren sich gut bewährte Einrichtung eines Obstmarktcs verbunden werden wird, aufmerksam. — Bei dem am gestrigen Sonntag abgehaltencn Reiterschicßcn der hiesigen Privilegierten Schützengesellschast schoß sich Herr privatisierender Baumeister L. O. Schmidt zum König und Herr Bierhändler H. Kästner zum Marschall. — Der hiesige Jünglingsvcrcin wird im Laus« des Winterhalbjahres belehrende Vorträge über: Napoleon 1812 — 1813; französische Fremdenlegion; Weltschöpfung und Weitende usw. halten, worauf hierdurch besonders aufmerksam gemacht wird. — Kalliope Musikwerke A.-G. Dippoldiswalde. Der Umsatz des laufenden Jahres hat sich nach Mitteilung der Verwaltung gegen das Vorjahr gehoben. Da der Schwerpunkt des Geschäftes in dieser Branche aber in den letzten Monaten des Jahres liegt und außerdem das laufende Geschäftsjahr durch die notwendige Neuorgani sation als Uebergangsjahr zu betrachten ist, läßt sich das mutmaßliche Ergebnis zurzeit nach nicht beurteilen — Reich an Kalendermerkwürdigkeiten ist das Jahr 1913, denn in diesem Jahre treffen die wechselnden kirchlichen Feiertage aus die zeitigsten Termine, des ganzen zwanzigsten Jahrhunderte. Bereits am 4 Februar haben wir Fastnacht, Karfreitag am 21., Ostern am 23. und 24. März, Himmelfahrt am 1. und Pfingsten am 11. und 12. Mai. Erst im Jahre 2003 treffen diese Tage wieder ebenso zeitig ein. — Schmalspurbahnen sind auf den sächsischen Staatsbahnen zurzeit 21 in Betrieb, die längste Linie ist mit 51,80 lrm Wilsdruff —Meißen— Triebischthal — Lommatzsch—Eärlitz mit 27 Stationen für Personen-, 23 für Güterverkehr. Was den Personenverkehr anbelangt, so steht Zittau—Oybin und Bertsdors—Jonsdorf mit 557078 abgercistcn Personen obenan, sodann folgen Hainsberg—Kipsdorf mit 538 221, Wilkau—Carlsfeld mit 532 324, Potschappel—Nossen mit 462 858, Oschatz— Döbeln, Oschatz — Strehla und Mügeln — Nerchau — Trebsen mit 386757, Mügeln—Geising-Altenberg mit 329 702 Personen. Oberbärenburg. Nachdem hier in letzter Zeit von privater Seite für drei kacholisch« Familien eine Kapelle gebaut wird, hat sich ein Komitee gegründet, um für die -36 evangelischen Familien der hiesigen Gemeinde ein kleines Gotteshaus zu erbauen, zumal die Entfernung zu den nächktgelcgenen Kirchen eine sehr große ist. Tharandt. Der Sladtgemeinderat verhielt sich ab lehnend gegenüber einer Eingabe van A. Müller in Dresden, ob Tharandt die Universität Dresden fördern helfen werde. Bürgermeister Voigt brachte zum Ausdruck, daß es um die Tharandter Forstakademie geschehen sei, sobald- Dresden eine Universität erhalte. Dresden. Die Zwischendeputationcn des Land tages sind wie folgt einberufen worden: a. Die Zwischen deputation der Zweiten Kammer für das Nolksschulgesetz für den 17. September, b. die Zwischmdcputation der Zweiten Kammer für das Gemeindciteuergesetz, das Kirchen- und das Schulsteuergesetz und das Gesetz zu dem Kirchengesetze über den Haushalt der evangelisch-lutheri schen Kirchgemeinden für den 24. September, c. die Zwischendeputatton der Ersten Kammer zur Beratung dieser Gesetze für den 27. September d. I. Die Zeit der Einberufung des Landtages selbst hängt von den Fortschritten der Arbeiten der Zwischendeputattonen ab. — 7. September. Ein schweres Unglück trug sich heule mittag auf dem Dresdner Bahnhof zu. Bei der Vornahme van Malerarbeiten geriet unter der Ueber- dachung der Südhalle der 18 Jahre alte Anstreicher Karl Ziegel aus dem Erzgebirge mit seinem Körper an die elektrische Hochspannung. Er vermochte sich nicht zu be- freien und konnte erst durch dritte Personen aus seiner Lage befreit werden. Er war am ganzen Körper ver- bräunt. Ein Arm und ein Bein mußte ihm sofort ampu tiert werden. An seinem Aufkommen wird gezweifelt. — Saatenstand im Königreich Sachsen Anfang September. Ein so trostloses Erntewetter, wie im abge laufenen Berichtsmonate vorherrschte, ist seit langer Zeit nicht zu verzeichnen. Es gab nur wenig Tage, an denen cs nicht geregnet hat, in der übrigen Zeit waren die Niederschläge so ergiebig, daß im Lause des Monats August bis 167 mm Regenmenge gemessen morden ist. Unter diesen Umständen ist es erklärlich, datz ein großer Teil des Getreides in wenig befriedigender Güte ringe-