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P f— Der hiesige Frauenverein beabsichtigt, am 9. Juni dies« Jahre» eine Gewinn-Lotterie zu veranstalten Deuben. Die Angaben der Echokoladenarbeiterin K au» Rippien, die einem hinterlistischen Ueberfall zum Opfer gefallen sein wollte, haben ihre Aufklärung ge funden. Das Mädchen leidet an krankhaften Zuständen und wurde in einem solchen Anfalle auf der Straße be sinnungslos aufgrfunden. Das vermißte Portemonnaie hat sich wiedergefunden. Dresden, 2. April. In einer heute vormittag statt gehabten Versammlung der Arbeitnehmer im Schneider- gewerbe wurde beschlossen, den Frankfurter Beschlüssen nicht beizutreten und die Arbeit bis auf weiteres nicht wieder aufzunehmen. — Bor dem Kgl. Landgericht Dresden hatte sich Ler Arbeiter Kurt Bruno Zimmermann wegen Sittlich keitsverbrechens zu verantworten. Der 22 Jahre alte, au» Kreischa gebürtige, in Dresden wohnende Ange klagte ist wegen gleichen Deliktes bereits mit l Jahr 6 Monaten Gefängnis vorbestraft. Die nichtöffentliche Beweisaufnahme ergab, daß Zimmermann am 2. Januar dieses Jahres in Dresden sich wiederum an einem zwölf Jahre alten Schulknaben in unzüchtiger Weise vergriffen hat. Das Urteil lautete auf 2 Jahre Gefängnis und fünfjährigen Ehrenrechtsverlust; sechs Wochen gelten als verbüßt Freiberg. Am I. April vollendete sich ein Zeitraum von 40 Jahren, daß einer unserer Mitbürger, Bürgrr- schullehrer em. Klingsohr, in den Ruhestand trat. Er sah sich mit Rücksicht auf seine damals sehr angegriffene Gesundheit zu früher Amtsniederlegung genötigt, darf sich aber gegenwärtig, nachdem die Zahl seiner Lebensjahre sich verdoppelt hat, eines normalen Gesundheitszustandes erfreuen. Manche älter« Schülerin unserer Mädchenbürger- schule, heute bereits im Großmütterchenalter stehend, dürfte sich wohl noch pietätvoll ihres ersten Lehrers erinnern. — Dom König!. Landgericht wurde der Arbeiter Emil Julius Heinke au« Rippien wegen schweren Rück falldiebstahls in drei Fällen und einfachen Rückfalldieb- stahls in vier Fällen und Genußmittelentwendung in ein.m Falle zu zwei Jahren Gefängnis und vier Wochen Haft, sowie zweijährigem Ehrenrechtsverluste verurteilt. Grünhainichen, 2. April. In der vergangenen Nacht brach im Hause des Spielwarenfabrikanten Wagner Feuer aus. In dem Gebäude wohnte die Familie Triebe. Den beiden ältesten Söhnen der Familie gelang es, sich mit knapper Not, nachdem sie sich schwere Brandwunden zugezogen hatten, zu retten, während der fünfjährige Sohn Alfred in den Flammen seinen Tod fand. Werda«. Die am Freitag in Ruppertsgrün vor genommene Sektion der Leiche des Gasthofsbesitzers Ungethüm hat ergeben, daß der Tod durch Schläge mit einem Beil und einem stumpfen Instrument an den Kopf verursacht worden ist. Während der Sektion wurde in Lem Hause des verhafteten Arbeiters eine Haussuchung vorgenommen, da die goldene Uhr Ungethüms vermißt wird. Ein Polizeihund mußte an dem am Halse der Leiche befindlichen Strick Witterung nehmen und suchte dann aus einem Haufen verschiedener Kleidungsstücke ein Hemd und ein Jackett des Verhafteten heraus. Stolpen. In der letzten Stadtgemeinderatssitzung wurde u a. beschlossen, für die neu zu errichtende Turn halle eine an der Promenade gelegene, zirka 1650 Quadratmeter große Sladtparzelle als Bauplatz in Aus sicht zu nehmen. — Tagesgeschichte. Berlin. Die Wehr Vorlagen werden dem Reichs tag bei seinem Wiederzusammentritt nach Ostern gleich zeitig mit der vom Bundesrat angenommenen Deckungs- Vorlage zugehen. — Der Enkel Bismarcks, Fürst Otto von Bismarck, wurde am Montag in der Kapelle des Mausoleums zu Friedrichsruh konfirmiert. — Bisher sind bei den Gerichten im Ruhrgebiet über 1500 Prozesse aus Anlaß des Bergarbeiterstreiks anhängig gemacht worden. — Die Wünsche der Handelswelt wegen Einführung qiner vereinfachten Frankierung für die von einem Absender in größerer Zahl gleichzeitig tingelieferten Brief sendungen (Massenauflieferungen) werden jetzt in Er füllung gehen, da die Reichspost, zunächst für mehrere große Orte, die Ausstellung von Maschinen vorbereitet, die gegen einfache Barfrankierung die Briefsendungen mit der Freimarke bekleben, die Marken zugleich ent werten, sowie diese Marken und die Sendungen auto matisch zählen. — Die Ernennung des Herzogs Adolf Friedrich von Mecklenburg zum Gouverneur von Deutsch-Ost- afrika als Nachfolger des Freiherrn ».Rechenberg steht, wie die „Tägl. Rundsch." erfährt, in sicherer Aussicht. Eine Entscheidung ist allerdings noch nicht getroffen, sondern wird erst Ende April mit dem Ablauf des Ur- laubs des Freiherrn v. Rechenberg fallen. Der Herzog war lange Zeit als künftiger Gouverneur von Togo be stimmt und hatte sich auch selbst schon damit abgesunden, obwohl seine Wünsche zunächit Ostafrika galten. Mittler weile ist aber der Widerstand, der seiner Ernennung zum Gouverneur von Deutsch-Ostafrika wegen seiner geringen Erfahrung auf dem Gebiete der Kolonialoer waltung ent gegengesetzt wurde, an den maßgebenden Stellen schwächer und schwächer geworden, sodaß mit seiner Ernennung sicher zu rechnen ist. — Dem amerikanischen Repräsentantenhaus«: ist eine Gesetzesvorlage zugegangen, die der Regierung dir Frei heit gibt, dir Miliz auch ins Ausland zu entsrnden. Es ist da« eine wettere Vorbereitung für den Einmarsch der Amerikaner in Mexiko. Kassel, 1. April. Auf der Baustelle d« Niedertal. sperre in Hemferth leiteten zwei junge Schlosser aus Uebermut den elektrischen Strom an die Türklinke der Baubude. Als ein Schmied seine Hand auf die Türklinke legte, wurde er vom Strom emporgeschkeudert und ihm eine Hand abgerissen. Ein Stellmacher, der helfend ein- greisen wollte, wurde auf der Stelle getötet. Elberfeld. Auf dem Speicher eines Hauses, da» einem Umbau unterzogen wird, sind unter dem Fußboden die Skelette zweier Kinder und eines Erwachsenen ver scharrt aufgesunden worden. In dem Hause wohnte früher «in inzwischer verstorbener Arzt. Sachverständige gaben da« Gutachten ab, daß ein Verbrechen vorliegt. Raue«. Ueber den Einsturz des Turme« der Funkenstation melden die Abendblätter weiter: Der heftige Sturm, der an vielen Dächern Schindeln abdeckte und Bäume überall entwurzelte, brachte den riesigen Turm, der kürzlich von l 00 auf 200 Meter erhöht worden war, ins Wanken. Mit donnerähnlichem Krachen, welches das Sausen des Sturmes übertönte, stürzte er zu sammen; die obere Hälfte ist nach recht«, die untere nach links zu Boden gestürzt. Die Lifengerlppe bilden einen gewaltigen Trümmerhaufen, die Eisenteile sind vielfach in kleine Stücke zersplittert. Die Unfallstelle ist in weitem Umkreise abgesperrt. — Nach Mitteilung von Augenzeugen stürzte zunächst die obere Hälfte des Turmes der Funken- station, dann folgte nach einigen Minuten die untere Turmhälfte, die nach Westen zu in sich zusammenslürzte. Im Gebäude befanden sich einige Mechaniker und Arbeiter beim Mittagessen. Sie merkten schon einige Minuten vor dem Einsturz, daß dieser bevorstehe und flüchteten recht- zeitig ins Freie. — Der Einsturz hat, so wird weiter be richtet, im Umkreise geradezu Sensation heroorgerufen, da der Turm gleichsam als Wahrzeichen der ganzen Gegend galt und man stolz darauf war, diese große technische Errangenschaft in nächster Nähe zu haben; er zählte man sich doch selbst unter den Bauern mit ehr furchtsvoller Scheu, daß von hier bis nach Afrika tele- graphiert wurde. Als während des schweren Sturmes der Turm mit einem furchtbaren Krach einstürzte, glaubte man zuerst an einen Donnerschlag, bi« man auf das Verschwinden jenes Wahrzeichens aufmerksam wurde. Von allen Seiten, namentlich aus Nauen, eilte man herbei, um die Trümmerstätte zu sehen, indessen war der Ort in weitestem Umfange abgesperrt. Wie man von zufälligen Augenzeugen hörte, erfolgte der Einstnrz in zwei Teilen, indem zuerst die Verlängerung von 100 Metern auf die Drähte herabstürzte und diese durchschlug, worauf der untere Teil de« Mastes keinen Halt mehr hatte und gleichfalls nachgab. Der Schaden läßt sich augenblicklich noch nicht bestimmen, doch dürstendie bis zu eine Million gehenden Schätzungen weit übertrieben sein. Ob die auftäuchenden Befürchtungen, daß man von einem Wiederaufbau des Turmes absehen und für die Tele funkenstation einen anderen Ort wählen werde, zulresfen werden, läßt sich noch nicht sagen, da die Direktion jede Auskunft verweigert. Prag. Mit Rücksicht auf die schwebenden Einigung«- versuche nehmen die Bergarbeiter des böhmischen Kohlen gebietes eine ruhige abwartende Haltung in allen Revieren ein Die Lage hat sich am Sonnabend gebessert. In Mährisch-Ostrau und Orlau beschlossen die Bergarbeiter versammlungen, die weiteren am 10. April stattstndenden Verhandlungen des Einigungsamtes abzuwarten. — Gegen da« Vordringen der Tschechen in Wien geht, wie die „Deutschösterreichischen Nachrichten" melden, der Wiener Magistrat nunmehr energisch vor. Nachdem er erst vor wenigen Tagen einer tschechischen Bank, die sich in das Handelsregister nur tschechisch eintragen, trotz dem aber eine deutsche Firma am Gebäude anbringen ließ, diese Firmenführung verboten hatte, hat ein Magistratsbeamter nun auch die Generalversammlung eines tschechischen Kreditverein» aufgelöst, weil sich die Mitglieder weigerten, deutsch zu verhandeln. — In einer in Teplitz abgehaltenen Versammlung der sozialdemokratischen Bergarbeiterunion wurde be schlossen, den Streik in Norstwestböhmen abzubrechen. Frankreich. Paris schwimmt in Seligkeit, da am Montag der englische Thronerbe, Prinz Eduard Albert, dort auf rin Semester zu Studienzwecken eintraf. Der Prinz wird sogleich nach seiner Ankunft im Llysee einen Besuch abstatten und Präsident Falliere« wird zu Ehren des hohen Gastes ein Galasrühstück veranstalten. Die guten Franzosen sind nicht nur ganz außer dem Häuschen über die hohe politische Bedeutung des Stundienaufent- halte» des Prinzen, sondern hoffen auch bestimmt, dieser werde schnell dieselbe Popularität erringen, wie sein un vergeßlicher Großvater, der verstorbene König Eduard. Mailand, I. April. Seit gestern früh stehen die den Lago Maggiore umgebenden Wälder in Flammen. Viele Hektar Walde« sind schon der Zerstörung zum Opfer ge- fallen. Der Brand findet in den großen Waldbeständen, die sich weithin in das Land ausdrhnen, reiche Nahrung. Die Bevölkerung der umliegenden Ortschaften flüchtet in großer Verwirrung. Auf zwei angrenzende Ortschaften hat da» Feuer bereit» übergegrisfcn. Durch den heftigen Sturm wird der Brand besonders angefacht. Man steht dem Flammenmeer machtlos gegenüber. Jetzt beginnt man mit der Aufschüttung von Erdwällrn, um die Weiter ausbreitung des Waldbrandes einzudämmen. London, l. April. Die bisher veröffentlichten Zahlen über das Ergebnis der Abstimmung der Kohlengruben arbeiter zeigen eine bedeutende Mehrheit für die Wieder- »ufnntzm« d«r MLeit. Ich Ganzen sind lÄhch 2043? EMmeü für und 14699 MM die MeLtrarkfnäyme der Ardelt abgegeben worden. In Ler Hauptsache standen jene DistrMe, in Lenen bisher abgestimmt wurde, b«. sonder« in dem Rufe der Unnachgiebigkeit der Arbeiter. In Nord-Wakes z. B. haben von 24000 Arbeitern 15000 gegen die Fortsetzung des Streike« gestimmt. Da gegen erklärten sich in Lancashire und Eumberland dl« Leute für die Fortsetzung des Streiks. Man erwartet, daß mindesten» 20000 Arbeiter bereit sein werden, in di« Gruben zu fahren. In Warwickshire ist der Streik voll- ständig zusammengrbrochen. Die Arbeiter haben birher nach ziemlich zuverlässigen Berechnungen für 12 Millionen Pfund Sterling, d. h. also 240 Millionen Mark Löhne verloren! London. In der Nacht zum Sonntag wurden mittel» Einbruch» au» dem Juwelrngeschäft von Paul Ettlinger in der Regentstraße Schmucksachen im Werte von 300000 Mark gestohlen. Die Einbrecher hatten durch mehrere dicke Mauern der nebeneinander stehenden Häuser große Löcher gebohrt, bevor sie in das Juwelen- geschäft gelangt waren Ls müssen wenigstens vier Personen an dem Raube beteiligt sein. Zu derselben Zeit wurden aus einer Privatwohnung in Marylebone Schmucksachrn im Werte von 40000 Mark gestohlen. vesfentliche Sitzung des Stadtverordneten- Kollegiums zu Dippoldiswalde am 29. März 1912. Anwesend sämtliche Mitglieder mit Ausnahme der entschuldigten Stadtverordneten Klotz und Schiffner. Da» Kollegium nimmt Kenntnis davon, daß im laufenden Jahre wieder 4977 M. 10 Pf. an Kirchrn- anlagen aüfzubringen sind, erklärt sein Einverständnis mit dem Ratsbeschlusse, die Unterstützung der Witwe Schieritz infolge Ablebens eines Kindes am 1. Mai d. I. um 40 M. pro Jahr zu kürzen, und gibt seine Zustimmung zum Ankauf hier lagernden Pslastersteinmaterials vom Steinsetzmeister Schwandt. Weiter genehmigt man die Zulassung von Hohenlohe- Zinkröhren mit Zinnelnlage als Ersatz für die jetzt vor geschriebenen Bletmantelröhren für Wasserleitungsanlagen. Weiter erklärt man sich einverstanden, vom städtischen Flurstück Nr. 580 soviel Areal, als für einen dort ge planten Neubau gebraucht wird, an Baumeister Fritsch zu verkaufen und zwar zum Preise von 2 M. pro Quadrat meter und unter der Bedingung, daß die Bebauung binnen Jahresfrist erfolgt. In die Kommission zur Durchsicht der eingegangenen Bewerbungsgesuche um die Bürgermeisterstelle werden diesseits gewählt die Stadtverordneten Jäckel, l)r. Lange und Schiffner. Die vorliegenden Sparkassensachen wurden in einer der öffentlichen Sitzung voraus gehenden gemeinschaftlichen Sitzung erledigt. Das Stadtverordneten-Kollegium. Hugo Jäckel, 2. Vizevorsteher. Literatur. f Nach den Erlebnissen des vorigen Jahres mußte sich die Spannung, mit der dem Ausfall der Wahlen und der Tätigkeit des neuen Reichstags entgegengesehen wurde, hauptsächlich auf dessen Stellung zu den Wehrvorlagen richten. Das Unerwartete ist eingetreten. Schon seit Wochen ist "das Parlament an der Arbeit und niemand in ihm kennt anscheinend den Wortlaut der Novellen. Nur ab und zu sickern Nachrichten von der Schaffung eines dritten aktiven Geschwader« aus der Matertalreseroe und einigen Neubauten, sowie von der Vermehrung der Unterseeboote durch; auch von einigen Maßnahmen, die gegenüber dem jetzigen Zustande eine Schwächung der Flotte bedeuten würden, war schon in der Presse die Rede. Da» Hauptinteresse wendet sich in letzterer der Deckungs frage zu, über die auch ein Beschluß der bundesstaatlichen leitenden Minister herbeigeführt wurde Alle» im allen lauten die Nachrichten über das, was im Schoße der Re gierung ruht, trotz ihrer Unbestimmtheit unerfreulich. Insbesondere scheint die Lösung der Finanzfrage von pessimistischen Anschauungen auszugehen, die von den ersten Autoren aus dem Gebiete der Volkswirtschaft nicht geteilt werden. Unter diesen Umständen wird der großen Oeffentlichkeit ein Aufsatz der „Flotte" willkommen sein, der „Die Verstärkung der deutschen Wehrkraft" vom Stand punkt der Finanzwissenschast behandelt und in dem Professor Mar Sering von der Universität Berlin den Nachweis liefert, daß die deutsche Nation reich genug ist, um ohne Schädigung der Volkswohlfahrt die Durch führung einer wirksamen militärischen Sicherung de» Reiches zu gestatten. Ein weiterer Aufsatz wendet sich der Unterseebootswaff« zu, dir dem Vernehmen nach in der Novelle berücksichtigt werden soll. Lr gibt einen Abriß der Entstehung derselben und «inen Ueberblick über ihren gegenwärtigen Stand und ihre Verwendung. Nicht ge ringeres Interesse verdienen Aufsätze über „Die finanziell« Vorbereitung eine» Krieges", „Die Post und Telegraphie im Kriege", sowie über einzelne hervorragende Leistungen einzelner Linienschiffe unserer Flotte. Wie gewöhnlich ist das Heft reich illustriert und von einer Uebersicht über wichtige Vorgänge bet allen Flotten eingeleilet. Kirchen-Nachrichten. Gründonnerstag, 4. April 1912. Dippoldiswalde. (Tert: 1. Kor. 10, 16. 17. Liev Nr. 250.) Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Pastor Rietzsch. Nach der Predigt findet Beichte und Fei« de» heiligen Abendmahles statt.