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Hamburg in düs'! Ausland übergeführt zu werden. Mehrere solcher Kähne sind schon talwärts abgegangen. Der Getreideverkehr auf dem Wasserwege ist zur Zeit schwach, da noch immer viel Getreide mit der Eisenbahn eingeht. Chemnitz. Bürgermeister vr. Hübschmann hier dem der Oberbürgermeisterposten von der Stadt Plauen angetragen worden war, wird in Chemnitz verbleiben. In einer am Donnerstag abend stattgefundenen geheimen Sitzung der Stadtverordneten hat man durch Bewilligung einer persönlichen Gehaltszulage einen Weg gefunden, die bewährte Arbeitskraft sür Chemnitz zu erhalten. Lengenfeld. Der Monteur Paul, der der elektrischen Stromleitung zu nahe kam, wurde vom Strome getroffen und so schwer verletzt, datz er in das Krankenhaus ge bracht werden mutzte. An seinem Aufkommen wird ge zweifelt. Marienberg. Dem Bezirksarzt vr. Grundmann ist vom l. April d I an die Stelle als Landestierzuchtdirektor übertragen worden. velsnitz, 16. März. Im Lugau-Oelsnitzer Kohlen revier hat, nachdem die von der Bezirksleitung des Alten Bergarbeiteroerbandes nachgesuchten Einigungsverhand lungen in der Lohnfrage durch Vermittelung des Berg- amtes seitens der Unternehmer abgelehnt worden waren, die Bertrauensmännerversammlung der Bergarbeiter be- schlofsen, kommenden Montag in den Streik einzutreten. Mylau. Der 15 Jahre alte Brauerlehrling Konrad kam beim Malzwenden zu Falle. Er wurde von der elektrischen Wendemaschine erfagt und so schwer verletzt, bah der Tod sofort eintrat. Löbau, I4.März. Ein räuberischer lleberfall ereignete sich gestern nachmittag kurz nach 1 Uhr ans der Chaussee von Löbau nach Görlitz Auf Zöblitzer Flur wurde die Wirtschafterin Lina Krause aus Cunnersdorf bei Löbau von einem Unbekannten angesallen und ihrer gesamten Barschaft von 42 Mark beraubt. Der Mann war ihr entgegengrkommen und hatte unter Bedrohung mit einem Messer Geld von ihr verlangt Die eingeschüchterte Frau lieferte in ihrer Angst alles Geld, das sie bei sich trug, dem Täter aus und lietz ihn entkommen, ohne Hilfe herbcizurufen oder die Verfolgung aufzunehmen. Tagesgeschichte. Berlin. In der Ministerkonferenz über die Wehr vorlagen am Donnerstag wurde das grundsätzliche Ein verständnis mit den Vorlagen ausgesprochen und die Not wendigkeit ihrer baldigen Durchführung anerkannt. Zur Deckung sollen in keinem Fall neue indirekte Steuern an gefordert werden. — Zur Deckungsfrage der Wehrvorlage teilt die „Nordd. Allgem. Ztg." offiziös mit, datz die Wieder aufnahme der Erbschaftssteuer bedenklich erschien Da gegen soll der kontingentiert- Spiritus der vollen Ber- brauchsabgabe unterworfen, also die Liebesgabe aufge hoben werden. — In parlamentarischen Kreisen ist angeregt worden, die Reichserbanfallsteuer durch einen Initiativantrag im Reichstag zur Diskussion und Abstimmung zu bringen. — Da» Reichsbankdirektorium teilte dem deutschen Handelstag mit, datz seinem Wunsche entsprechend die neuen Hundertmarkscheine aufhören und die alten wieder eingeführl werden sollen. Berlin, 16. März. Nachdem am Donnerstag die Besprechungen des Reichskanzlers mit den einzelstaatlichen Ministern stattgefunden hatten, reichte der Staatssekretär des Reichsschatzamtes Wermuth gestern morgen sein Ent- lassungsgesuch ein. Dieses ist von Sr. Majestät dem Kaiser genehmigt und der Unterslaatssekretär tm Reichs- schatzamleKühn zum Nachfolger Wermuths ernannt worden. — Das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk hat dem preutzischen Kriegsmintster 100000 M. zum Ankauf von Flugzeugen zur Verfügung gestellt. — Beim Schutz von arbeiiswilligen Bergarbeitern in Sevinghausen erschotz ein Schutzmann in der Notwehr zwei seiner Angreifer. — Die Südweslafrikanische Nordsüdbahn Windhuk— Keetmannshop ist nach einer telegraphischen Meldung am 3. März in voller Länge von 507 km dem öffentlichen Verkehr übergeben worden. — Nach einer Meldung aus Konstantinopel ist der griechische Bandenführer Strati, der im vorigen Jahre den Ingenieur Richter aus Jena gefangen nahm und ihn monatelang in den Bergen des Olymp gefangen hielt, bis er ihn gegen ein erhebliches Lösegeld freigab, in Alexandrien festgenommen worden. Teltow, 15. März. Heute vormittag 11 Uhr 30 Min. stürzte der Wrightflieger Pilot Witte in Teltow tötlich ab. Witte war zwei Runden bei starkem böigen Wind geflogen und wollte niedergehen. Bein. Landen über schlug sich die Maschine und wurde total zetrümmert. Mitte war sofort tot. Bochum. Die Vorstände der glotzen Bergarbeiter verbände haben einen Aufruf erlassen, in dem sie die Streikenden und die ganze Bevölkerung ausfordern, für die Aufrechterhaltung der Ordnung mit zu sorgen, damit den Sichrrheitsorganen und dem Militär kein Vorwand zu blutigen Angrissen geboten werde. Die von den Vor ständen abgehaltene Konferenz sprach die Erwartung aus, datz die Sicherheiisorgane und das Militär besonnen bleibe. Wattenscheid, 14. März. Heute abend wurden in Sevinghausen Arbeitswillige belästigt. Das auf der Zeche „Fröhliche Morgensonne" liegende Gendarmerie kommando rückte zum Schutze aus. Bei dieser Gelegen heit wurde hinterlisttgerwrise aus den Futzgendarm Clemens geschvssen, der von einem Schüsse ins Gesicht und von einem anderen am Ohr getroffen wurde. Ein dritter Schutz drang durch den Helm. Der Gendarm machte von seiner Waffe Gebrauch und erschotz zwei der An greifer. Dortmund, 16 März. Heute ist abermals «in er hebliches Abflauen der Streiklust im Dortmunder Revier festzustellen Auf den Zechen „Kaiserstuhl l" und „Kaiser stuhl ll" fuhren fast 200 Bergleute mehr an Im Land kreis Dortmund stieg die Zahl der Arbeitswilligen um 1200. Nach den Zählungen des Oberbergamts ging die Zahl der Streikenden auf 164 000 zurück, was eine Zu nahme der Arbeitswilligen um 18 200 Köpfe bedeutet. Belästigungen von AibeHswilligen und sonstige Aus- schreitungen kamen bis jetzt nicht vor. Auch im Revier Bochum flaut der Streik weiter ab. In den nicht mili tärisch besetzten Bezirken der Polizeidirektion Bochum und des Landkreises Bochum sind heute 4045 Mann mehr angesahren als gestern, wo die Zunahme der Arbeits willigen 2000 Mann betrug. Die Zahl der arbeitenden Bergleute in diesem Bezirk hat sich demnach gestern und heute um 6000 Mann erhöht. Köln. Der unter dem Verdacht der Spionage ver haftete englische Sprachlehrer Allan, ein Bekannter des in Aachen unter demselben Verdacht verhafteten Ingenieurs, wurde aus der Haft entlassen. Wiesbaden. Der hier wohnhafte Kaufmann Karl Beckel, der für die Firma Dyckerhoff L Wiedmann in Saloniki tätig war, ist nach hierher gelangten Meldungen seit dem 8 März spurlos verschwunden. Die Nach forschungen sind bisher erfolglos geblieben. Mühlheim am Rhein, 16. März. Gestern abend gegen I I Uhr überraschte der Poften vom Fort I I bei Mühlheim drei Arbeiter bei einem Einbrüche in die Kantine. Zwei versuchten zu entfliehen, während der dritte sich ergab. Der Posten versolgte die Fliehenden und schotz sie nieder, da sie nach dreimaligem Anrufe nicht stehen blieben. Beide waren sofort tot. Trautenau. Die deutsche Heeresverwaltung hat bei den Etrichwerken 40 Flugapparate in Auftrag gegeben, davon 16 nach dem Typ „Taube". Die Ablieferung soll im Mai dieses Jahres erfolgen. Württemberg. Die Thronbesteigung eines katholischen Fürsten in Württemberg, die nach dem Ableben des jetzt regierenden Königs zu erwarten steht, hat die dortige evangelische Synode veranlatzt, einen besonderen Gesetz entwurf anzunehmen. Die evangelische Landessynode in Stuttgart beriet über den Entwurf eines kirchlichen Gesetzes betreffend die landesherrlichen Kirchenregimentsrechle in dem Falle, datz der König einer anderen als der evange lischen Konfession angehört. Die Synode nahm die ent scheidende Bestimmung in der Form an, datz an Stelle der Mitglieder des Geheimen Rates der evangelischen Kirche angehörende Staatsminister oder Chefs der Ver- waltungsdepartements in die Kirchenregierung berufen werden. Parks, 15. März. Während gestern nachmittag auf der Promenade von Nizza die Blumenschlacht des Mitt- fasten tobte, warf der Flieger Morin und sein Begleiter Konfetti aus der Luft herab. Infolge eines Motordesekts stürzte das Flugzeug plötzlich ins Meer. Die Flieger wurden durch Boote gerettet. Liner von ihnen hatte sich das Nasenbein gebrochen. — Der Marineminister Delcasse verfügte, datz die Unterseeboote nunmehr gleich den Flottillen der Topedobootzerstörer die Schlachtschiffe begleiten und an allen Gefechtsübungen auf offener See teilnehmen sollen. — Die französische Deputiertenkammer hat mit 524 gegen 2 Stimmen eine Bestimmung zum Wahlgesetz angenommen, durch die kuverlierte Stimmzettel und be sondere Wahlkabinen eingeführt werden. Rom, 15. März. Alle Kinder der höheren und der Volksschulen zogen heute früh mit ihren Lehrern und Lehrerinnen nach dem Platze vor dem Quirinal, wo sie dem Königspaar eine stürmische Freudenkundgebung dar brachten. Gleich darauf erschien auch auf dem Platze ein Zug von Bauarbeitern, welche dem Königspaar die Huldigung des Teiles der Arbeiterschaft darbringen wollien, dem der Attentäter angehört. Ferner begaben sich die s ädtischen Körperschaften, geführt von dem Bürger meister Nathan, und mit ihnen einige Sozialisten in das Palais, um dem König zu huldigen. Der König lietz die Arbeiter durch einen Adjutanten ausfordern, Vertreter zu ihm zu schicken. Bier Vertreter der Arbeiter wurden daraus vom König empfangen, der einem jeden der Leute, die in ihren Arbeitskieidern erschienen waren, die Hand drückte. Einer der Arbeiter beteuerte, datz keiner seiner Kollegen aus dem Maurergewerbe den Urheber des Auentates kenne, worauf der König erwiderte, er wisse das. Ein anderer warf sich dem König zu Fützen, um diese zu küssen. Der König hob ihn schnell auf. Beim Abschied schüttelte er nochmals jedem die Hand und sagte, die Kundgebung der Maurer habe ihn besonder» an genehm berührt; er habe mit Freude die patriotischen In- schrillen auf den Schildern, die sie trugen, bemerkt. Schiietz- lich zogen die Arbeiter unter Hochrufen ab, die Kinder folgten mit Gesang. England. Die Verhandlungen zwischen den Kohlen- arbeiten« und den Grubenbesitzern sind am Freitag ab gebrochen wordeni London. Wegen des Kohlenstreikes sind die Besuche des Königs an den auswärtigen Höfen, die für den Früh ling in Aussicht genommen waren, sür 1912 endgültig aufgegeben worden, da die Pflichten, die der König und die Königin in England zu erfüllen haben, sie daran hindern, im Sommer oder im Herbst in» Ausland zu gehe«. Denn auch wenn der Ausstand bald beendet werden sollte, werden Not und Unruhe noch einige Zeit andauern. — Premterminister Asquith setzte die Konferenz in Kenntnis, datz die Regierung, obwohl sie ihr äutzerstes getan habe, zu ihrem Bedauern zu dem Schlutz ge- kommen sei, datz es unmöglich sei, eine Einigung zu er- zielen und datz deshalb andere Matznahmen getroffen werden mützten. Asquith fügte hinzu, mit Rücksicht, datz die Menge der am Ausstand Beteiligten von Tag zu Tag ernster das Gedeihen des Landes bedrohe, werde die Regierung das Parlament um gesetzgeberische Matznahmen ersuchen, auf Grund deren in den ArbeitsvSrträgen der unter Tage arbeitenden Bergleute ein vernünftiger Minimal- lohn eingefügt werden muh. Ohne die Regierung auf das bestimmte Format festzulegen, deutete Asquith an, datz die Distriksminimallöhne lokal festgesetzt werden sollten durch vereinigte Ausschüsse der Arbeitgeber upd Arbeit nehmer mit einem unabhängigen neutralen Vorsitzenden an der Spitze, der entweder von den Parteien, oder, wenn nölig, von der Regierung erwählt werden solle. Die Vorschläge der Regierung sollen auch Bestimmungen zur Sicherung der raschesten Erledigung aller Streitfälle enthalten. Tanganrog, 16. März. Auf der Zeche „Italtanka" ereignete sich heute eine schwere Gasexplosion. 49 Leichen sind geborgen. Zehn Arbeiter erhielten schwere Brand wunden. China. Aus Hongkong meldet die „Deutsche Kabel- gramm Gesellschaft": Entlassene Soldaten, im Verein mit Piraten, bemächtigten sich der Forts, die den Eingang zum Kantonflusse beherrschen. Die fremden Kriegsschiffe bewachen die Seeverbindung nach Honkong und Kanton. Die deutschen Kanonenboote „Tiger" und „Tsingtau" liegen vor Kanton; die Stadt ist ruhig. Zwischen der Regierung und den Piraten wird verhandelt. Für die Dauer der Verhandlungen sind die Feindseligkeilen ein gestellt worden. Vermischtes " Eine fidele Pilgerfahrt nach Lourdes. Lhrendom- herr Collin in Metz fordert in seinem „Lorrain" mit folgenden Worten zu einer Männerpilgersahrt nach Lourdes am 5. Mai auf: „Man beklagt sich mit Recht, datz es heute keine Charaktere mehr gibt: auf Reisen wie diese und in Gesellschaft von Leuten wie unsere Lourdesmänncr bilden sich ein sicheres, sittliches Temperament und feste Ueberzeugungen. Daruni, ihr Mamas, macht ein wenig eure Portemonnaies auf; tut jeden Sonntag die zwei oder drei Mark, die ihr mit Recht eurem Jungen für sein Amüsement verweigert, in eine Lourdessparbüchse, das wird ihm für seine Reise langen. Es ist eine an ständige Art, um ihm das Vergnügen, die Bildung und die Erbauung einer sehr interessanten Reise zu verschaffen: Metz, Marseille, Lourdes, Bordeaux, Paris; seid vernünstig und knausert nicht mit dem Geld sür das Billett. Es kostet freilich dieses Jahr 6 Mark mehr; die verflixten Eilenbahngesellschaften haben ihre Preise erhöht... Aber was machen 6 Mark aus bei einer solchen Reise? Unter uns geiagt, ich wette, das drei Viertel und noch mehr der Pilger deswegen keinen Schoppen weniger trinken werden." Daher schlietzt Domherr Collin seinen Ausruf mit den Worten: „Ich sehe schon, wie wir, fidel und fromm, durch ganz Frankreich sausen und unsere Familien, unsere Gemeinden, unser Lothringen im Herzen mit uns nehmen. Abgemacht also bis nächstens." — Man weitz ja, datz es auf solchen frommen Pilgerreisen oft recht „fidel" hergeht und sehr viel« die Gelegenheit benutzen, nur eine schöne Reise zu machen, bei der sie glauben, sich auf diese so einfache Weise den Himmel zu verdienen; aber so offenherzig wie der gute Domherr Loliin es macht, wird diese Tatsache nicht immer ausgesprochen. ' Wer andern eine Grube gräbt . . . Eine lustige kleine Geschichte erzählt der „Gaulois": Lin sehr bekannter Pariser Bildhauer, der auch durch seinen Witz berühmt ist, war am Donnerstag auf 12 Uhr zu einem Frühstück geladen. Er ging über den Boulevard Saint Germain; plötzlich brach ein Platzregen los, der Künstler muhte sich in einen Hausgang flüchten. Die Automobile streiken, alle oorüberfahrenden Droschken waren besetzt; was sollte man tun? Drautzen geht ein würdiger älterer Herr mit einem prächtigen groben Regenschirm einher. Dem witzigen Bildhauer kommt ein Einfall: er stürzt aus den Fremden, packt ihn am Arm, drängt sich unter den Schirm und ruft mit der Miene ehrlichen Entzückens: „Aber wie ich mich freue, Sie zu treffen! Seit zwei Wochen will ich Sie besuchen. Welch glücklicher Zufall! Ich mutz mit Ihnen sprechen, kommen Sie doch ein Stück mit." Und ohne dem guten alten Herrn Zeit zu lassen, sich zu fassen, plaudert unser Bildhauer weiter, erzählt Anekdoten, berichtet von einer nicht existierenden Familie, die beiden teuer sei; kurz, er kommt durch diele List unter dem Schutze de» Schirmes seinem Ziele immer näher. Un mittelbar vor dem Hause, wo der Bildhauer erwartet wurde, richtet er plötzlich mit glänzend gespieltem Erstaunen seinen Blick genauer auf da» Gesicht des Nachbarn und ruft mit erheuchelter Verlegenheit: „Oh, pardon, Monsieur, ich sehe, datz ich mich geirrt habe." „Da» scheint mir auch", erwidert kühl und gelassen der Fremde. „Rein, ich bitte Sie tausendfach um Verzeihung, entschuldige« Sie meine Indiskretion, ich ahnte gar nicht ... Ich bin Bildhauer, mein Name ist L L» würde Mich freuen, wenn Sie mich im Atelier besuchen wollen, ich danke Ihnen, auf Wiedersehen." Und auf seinen wohlgelungenen Trick nicht wenig stolz, stürmte der Künstler in da, Hau» und erzählte lachend seinen Freunden die Geschichte von