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Kurt Weill Frauentanz (Sieben Gedichte des Mittelalters.) Wir haben die winterlange Nacht Mit Freuden wohl empfangen, Ich und mein Ritter wohlbedacht, Sein Wille ist ergangen. Wo zwei Herzenliebe An einem Tanze gan, Sie lassen ihr Äugelin schießen Sie sehent einander an. I. II. III. Wie wir es beide uns gedacht, So hat er’s an ein End’ gebracht, Mit mancher Freude und Liebe viel, Er ist, wie ihn mein Herze will. (Dietmar von Aiste) Sie lassent ihr Äugelin schießen Recht als ihn nit darum sei, Sie gedenken in ihren Sinnen, Ach, lag’ ich dir nahe bei. (Dichter unbekannt) Ach war’ mein Lieb ein Brünnlein kalt Und sprang aus einem Stein, Und war ich dann der grüne Wald, So tränk ichs in mich ein, Und wollt’ es nimmer lassen, Wollt’s ganz und gar umfassen. So gestern und heut und alle Zeit Bis in die ewige Seligkeit. (Dichter unbekannt) Dieser Stern im Dunkeln, Sieh, verbirgt er sich, Schöne Frau, so tue, Wenn du siehest mich. So laß Du Deine Augen gehn An einen andern Mann, So weiß doch niemals jemand, Was unter uns zwein ist getan. Eines Maienmorgens schön Tat ich früh aufstehn, In ein schön Baumgärtelein Wollt ich spielen gehn, Da fand ich drei Jungfrauen stehn, Die eine sang vor, die andre nach: Harbalorifa, harba, harbalorifa. (Der von Kürenberg) Da ich sah das schöne Kraut In dem Baumgärtlein Und ich hörte den süßen Laut Von den Mädchen fein. Das erquickte das Herze mein, Daß ich mußt’ singen nach: Harbalorifa usw. Da grüßt ich die Allerschönste, Die darunter stund, Ich ließ meinen Arm allum sie gehn, Da zur selben Stund, Ich wollt sie küssen auf den Mund; Sie sprach: Laß das, laß das, laß da, Harbalorifa usw. (Herzog Johann v. Brabant) VI. Ich will Trauern lassen stehn, Auf die Heide solln wir gehn, Vielliebe Gespielen mein, Da sehen wir der Blumen Schein. Ich säge dich, ich sage dir Mein Geselle komm’ mit mir. Süße Minne werde mein, Mache mir ein Kränzelein, Das soll tragen ein stolzer Mann, Der wohl Frauen dienen kann. Ich sage dir, ich sage dir. Mein Geselle komm’ mit mir. VII. Ich schlaf, ich wach, ich geh, ich steh, Ich kann dein nit vergessen, Mich deucht, daß ich dich allzeit seh, Du hast mein Herz besessen. Wie hübsch sein dein Gebärden. Für dir hab’ ich nun gar kein Ruh Auf dieser Welt und Erden.