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Weißeritz-Iritiing Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend 75. Jahrgang Dienstag, den 9. Februar 1909 Drucksachen für Gemeindebehörden fertigt Buchdruckerei Carl Zehne. das deutsche Volk den Besuch des englischen Königspaares in Berlin mit Freuden begrüben. lawinen, die alles, was nicht niet- und nagelfest war, mit sich rissen, mehr oder weniger demoliert worden. In Cranzahl wurde die Albert Roschersche Familie durch eine unter lautem Getöse niedergehende Lawine in der Wohnung überrascht, sodaß eine Frau mit drei Kindern aus dem durch das Fenster eingedrungenen Schnee mühsam heraus geschaufelt werden mutzten. Ein kleines vierjährige» Mädchen, das auf der Diele gespielt hat, konnte nur als Leiche geborgen werden. Das Schneider Sützsche Wohn häuschen hat man mit Ketten an starke Bäume angehängt, um es vor dem Einsturz zu schützen. In Neudorf wurde vom August Keglerschen Gute eine Scheune weggerissen. Die nun hereinstürzenden Schneemassen durchbrachen das Wohnhaus und verschütteten eine in der Wohnung be schäftigte 30 jährige Frauensperson derart, daß sie vom Geröll vollständig bedeckt wurde und man nur durch hör bares Wimmern auf ihre Spur stütz. Ein auf ihr ruhen der eiserner Ofen hatte ihr beide Beine zerschmettert. Auch vom Karl Roscherschen Gute wurden einige Mauern durch brochen, weiter wurde vom Ernst Bauerschen Haus ein Schuppen weggerissen. Dort wurde die Strahe auf eine Länge von l 50 Metern derart überschwemmt, datz sie ge sperrt werden mutzte. In Hammer Unterwiesenthal wurde das Haus des Arbeiters Kaufmann vollständig wegge- rissen. Zwei Töchter im Alter von 22 und 27 Jahren, sowie ein Kind sind verschüttet worden und elendiglich umgekommen. Den kleinen Leichnam hat man aufge funden, während nach den Leichen der beiden erwachsenen Töchter noch gesucht wird. Die im selben Haus wohnende Frau verw. Groß stand bis zum Hals im Wasser, aus dem sie mit knapper Not gerettet wurde. Durch ein von den Wassermasten mit fortgesührtes gröberes Werkstück ist ihr leider ein Bein zerschmettert worden. In der Nähe von Scharsenslein wurde ein Stall samt Vieh von den Fluten fortgeführt. Elstra. Der l 7 jährige Sohn des Wirtschaftsbesitzers Karl Berndt hatte sich im Steinbruche, wo er beschäftigt ist, eine Dynamitpatrone angeeignet und diese mit nach Hause genommen. Daselbst hat nun der junge Mensch mit einer Stricknadel die Patrone in der Stube bearbeitet, sodatz das Geschoß zur Entladung kam, wobei dem unvorsichtigen Burschen drei Finger der linken Hand zur Hälfte abgerissen wurden. Leisnig. Die städtischen Kollegien haben die Auf hebung der bisher bestandenen Gemeindesteuer-Skala und die Einführung der Besteuerung der einzelnen Einkommen nach der Staatseinkommensteucr-Skala beschlossen. Danach werden die Einkommen bis zu 2500 Mark mehr oder weniger entlastet und die Einkommen bis zu 400 Mark (bisher 180 Mark) bleiben gänzlich steuerfrei. Für das laufende Jahr sind nach dieser Neuerung ,65 Proz. der Staalssteuern als Gemeindesteuer zu erheben. Frankenberg. Die diamantene Hochzeit feierte im nahen Sachsenburg, umgeben von 7 Kindern und 29 Enkeln, der frühere Dorsschmied, jetzige Rentier Karl Heinrich Schlegel mit seiner Frau Amalie Therese geb. Metzner. Schlegel war 25 Jahre lang Gemeindevorstand (bis Ende 1899) und versah 51 Jahre das Amt eines Schlachtsteuereinnehmers. Mittweida. Am Mittwoch beging der Mittweidaer Schuloerein, eine Korporation, die in ihrer Art In ganz Sachsen wohl einzig dastehen dürfte, das 75 jährige Be tehen. Ehe das sächsische Schulgesetz vom 6. Juni 1835 n Kraft trat, war Mittweida den Vorteilen dieses Gesetzes bereits zuoorgckommen, indem sich am 3. Februar 1834 ein „Schuloerein" bildete. Sein Streben ging dahin, das damals sehr im Argen liegende Schulwesen unter Auf bringung persönlicher Opser zu heben. An der Gründungs- Versammlung haben damals 33 Bürger teilgenowmen, die eine Subskription einleiteten, welche für Schulzwecke den 23 140 w. Reisstangen. 17. Februar 1909, vormittags 9 Ahr: 68 rm w. Brenn scheite, 500 rm h. u. w. Brennknüppel, 190 rm h. u. w. Zacken, 1302 rm h. u. w. Aeste. Kahlsckläge u. Windbruchsflächen: Abt. 5. II. 25. 86. 106. 110. Nl. Durch- forstungs- u. Einzelhölzer: Abt. I. 3. 4. 5. 7. 22—26. 28-31. 33-35. 38-41. 44 bis 48. 50. 52. 54. 58. 60-63. 65—67. 70-72. 78-80 82-85. 88.89.94-96. 102. 103. 106. 107. NO—N3. König!. Forstrevierverwaltung Altenberg zu Hirschsprung. König!. Forstrentamt Frauenstein. ! Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Ueber die om gestrigen Sonntag stattgefundene Versammlung des Herrn Landtagsabgeord neten Andrä-Braunsdorf berichten wir in nächster Nummer. — Der Rohrbruch unserer Wasserleitung ist nunmehr gesunden und wird an der Wiederherstellung rüstig ge arbeitet. — Fast ebenso rasch wie es gekommen, ist das Hoch wasser am Donnerstag wieder zurückgegangen, trotzdem cs an mehreren Orten die Höhe von 1897 nicht unwesent lich überschritten. Innerhalb 24 Stunden war alles vor über und der angerichtete Schaden ist nun allmählich zu übersehen, er ist, wie das zu erwarten war, ein ganz be deutender. — Auf den am nächsten Mittwoch von Herrn Fried rich Robert in der „Reichskrone" veranstalteten Llchtbilder- Vortrag sei hierdurch ebenfalls hingewiesen. Dresden. Eine sächsische Eemeindesteuer-Reform- Vorlage dürfte voraussichtlich dem nächsten Landtage unterbreitet werden. Versuche, diese überaus schwierige Materie von Gesetzeswegen zu ordnen, sind bereits wieder holt gemacht worden, doch führten sie bisher nicht zum Ziele. Einer der letzten Landtage hat auch schon eine Regierungsvorlage auf Reform der Gemeindesteuern ab gelehnt. Nun soll der zum I. April Ins Ministerium des Innern als Oberregierungsrat berufene Dresdner Stadtrat vr. Koch die Unterlagen für eine neue Regierungsvorlage bearbeiten, vr. Koch, der früher Direktor der städtischen Grund- und Hypothekenbank war und seit einigen Jahren als Stadtrat die finanztechnischen Fragen der Stadt zu lösen hatte, gilt als ein hervorragender Kenner der bei der Gemeindesteuer-Reform in Frage kommenden Materie. — Vorsichtshalber wurde am Sonnabend die Jnterims- brücke über die Elbe in Dresden wegen Hochwassergefahr für jeden Verkehr gesperrt. — Um die neueingerichtete ständige Lehrerstelle in Borsdorf sind 129 Bewerbungen eingegangen. — Der Geflügelzüchterverein in Hartenstein, der Zweitälteste im Königreich Sachsen, beging die Feier seines 50jährigen Bestehens. — Nachdem das Gesuch des Stadtrates in Crim mitschau, datz der Zwickauer Militärkapelle das Konzertieren in Crimmitschau untersagt werde, ohne Berücksichtigung geblieben ist, hat der Rat beschlossen, Konzerte auswärtiger Kapellen mit einer städtischen Steuer von 3 bis 30 Mark zu belegen. Das Stadtverordnetenkollegium lehnte diese Vorlage mit grober Mehrheit ab, da man der Meinung war, datz die Stadtkapelle zwar eines gewissen Schutzes bedürfe, aber die Saalinhaber schwer geschädigt werden würden, da zu befürchten sei, datz alsdann die Konzerte in den Ortschaften der Umgebung abgchalten werden würden. Döhl«n-Zauck«rode. Line ziemlich umfängliche Neu anlage einer elektrischen Kraft- und Lichtstromleitung läßt jetzt das Königliche Steinkohlenwerk durch die Firma Siemens L Halske-Bcrlin Herstellen. Die Leitung zieht sich vom Carola-Schachte Döhlen nach dem AlbertSchachtc- Zauckerode hinüber, soll auch später weiter aurgebaut werden, sodatz dann alle Schächte untereinander verbunden sind. Wie man hört, bezweckt man damit eine Betriebs vereinfachung und gleichzeitig eine Erhöhung der Betriebs sicherheit. Die elektrische Zentrale ist ans dem Carola- Schachte eingerichtet. Aus dem oberen Erzgebirge. Aus dem Ueber- chwemmungsgebiete des oberen Laufes des Zschopau- und Sehmaflusses sind schreckliche Einzelheiten über Unglücks- sälle zu melden. Sämtliche Städte und Dörfer stehen teil- weise unter Wasser. Eine grotze Anzahl Häuser werden Der Besuch des englischen Königspaares in Berlin. Schon seit einer Reihe von Jahren hat man es in der Folge der fürstlichen Besuche und Gegenbesuche als eine Lücke empfunden, dah der König von England seit seinem Regierungsantritte noch keinen Besuch in der Hauptstadt des deutschen Reiches gemacht hat. Das Fehlen dieses Besuches mutzte schon in Hinblick auf die nahen verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen der englischen Königsfamilie und dem deutschen Kaiserhause ausfallen, und es sind dann noch in Hinblick auf die bekannten un erquicklichen Beziehungen zwischen England und Deutsch land allerlei bedenkliche Auslegungen an das Fehlen des englischen Gegenbesuches in Berlin geknüpft worden. Es wäre jetzt verfehlt und nicht am Platze, wenn man angesichts des Besuches des englischen Königspaares in Berlin, der nun am 9. Februar in Berlin stattfinden und auf vier Tage ausgedehnt werden soll, noch allerhand Unter suchungen über die Ursachen des verspäteten Königs besuches anstrllen wollte. Angesichts der Tatsache, datz der Gegenbesuch des englischen Königspaares nunmehr stattsindet und auf eine längere Zeit ausgedehnt werden soll, mutz man folgerichtig damit rechnen, datz alle die Verstimmungen und Mißverständnisse, welche offenbar seit langen Jahren nicht nur zwischen England und Deutsch land, sondern auch zwilchen dem englischen Königshofe und dem deutschen Kaiserhause gespielt haben, nunmehr als beendigt angesehen werden können. Ohne Zweifel wird auch der Besuch des englischen Königspaares in Berlin, und die herzliche Ausnahme desselben in der deutschen Reichshauptstadt dazu beitragen, die guten Be- Ziehungen zwischen Deutschland und England noch mehr zu festigen, und etwa noch vorhandene Wölkchen des Arg wohnes zu zerstreuen. Es ist in den Jahren der Ver stimmung zwischen England und Deutschland gerade von England aus mit so vielen irrtümlichen Voraussetzungen inbezug auf die deutsche Großmachtpolitik gerechnet worden, daß der staatskluge König von England und seine Be gleiter sich nun wohl durch den Augenschein und die nähere Beobachtung des deutschen Volkrcharakters und der deutschen Verhältnisse von dem Gegenteile dessen überzeugen können, was so ost in England von gewisser Seite der deutschen Politik unterstellt worden ist. Die deutsche Re gierung und das deutsche Volk denken auch nicht im Traume daran, gegen irgend ein anderes Land einen Er oberungskrieg zu führen, und am allerwenigsten könnte man daran denken, diesen Eroberungskrieg gegen England zu unternehmen, welches vom Meere umgürtct ist, und für Angriffe in seiner Lage einen natürlichen Schutz auch ohne die übermächtige englische Flotte besitzt. Freilich, die Grotzmachtsstellung Deutschlands beansprucht für seinen Handel und Verkehr, für seine Industrie und seine hohen technischen Leistungen den ersten Platz mit auf dem Welt märkte, das sind friedliche Ansprüche und sachliche Erobe rungen, die sich das deutsche Volk von keinem andenn Volke streitig machen lassen kann, und wenn deshalb in England gegen Deutschland eine andauernde große Der- stimmung vorhanden sein sollte, so muß man wünschen und hoffen, daß der Besuch des englischen Königs in Berlin und sein Gedankenaustausch mit dem deutschen Kaiser und dem deutschen Reichskanzler dazu beitragen werden, auch diese Verstimmungen in England zu beseitigen. Zwischen zwei großen Staatswesen wie England und Deutschland finden sich ja auch schließlich immer noch mehr gemeinsame Interessen als Gegensätze, wenn die Interessen der Gemeinsamkeit nur richtig gesucht und eifrig von den Staatsmännern gepflegt werden. Es besteht daher d>e berechtigte Hoffnung, daß der Besuch des englischen Königs paares in Berlin nicht nur die Beziehungen zwischen England und Deutschland einer weiteren Besserung zu- führen, sondern auch eine neue Stütze in der Friedens- s Ho!zversteigerung Altenberger Staatsforstrevier. Hotel „altes Amtshaus" in Altenberg. 16. Februar 1909, vorm. V2IO Ahr: 269 w. Stämme, II h. u. 32652 w. Klötzer, 7125 w. Pfähle, 955 w Derbstangen i. g L-, In dem Verfahren, betreffend die Zwangsversteigerung des im Grundbuche für Niederfrauendorf Blatt 93 auf den Namen Hedwig Antonie verehel. Becher geb. Wagner eingetragenen Grundstücks ist der auf den 10. Februar 1909, vorm. l/ill Uhr, anbe raumte Versteigerungstermin aufgehoben worden. Dippoldiswalde, den 8. Februar 1909. Das Königliche Amtsgerichts Inserate werden nttt 1l Pfg., solche aus unserer Ämtshauptmulmschast mit 12 Pfg. die Spal^ell« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. ZV Pfg. - Tabellarisch« und komplizierte Inserate mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, di« Spaltenzelle 3V Pfg Dit ,Meitziltz.Z«it«na' erscheint wöchentlich drei- mal: Dienstag, Donners- tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- ÜenAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 2b Pfg-, zweimonatlich 34 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern tO Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie «nsereAusträger nehmen Bestellungen an. polilik der Großmächte sein wird. Deshalb kann auch I von reißenden Wasserströmen durchflutet oder sind von den . - Yon den Abhängen niedergehenden ungeheuren Schme- Nr. 16. in» — -I--.-.— Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannlchafi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtsettigem „Illustrierten Unlerhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtfchastlicher Monats-Beilage. 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